Spätfrühling im Land unterm Großen Bären
Reisebericht: 16.06. – 29.06.2025
Was bewegt die Menschen wohl nach Skandinavien zu fahren?
Ist es die Mitternachtssonne, oder sind es die kalten Polarnächte?
Sind es die Wikinger, die Steine, die Wälder oder die Seen?
Das gute Essen mit dem frischen Geschmack der Natur, oder die Entspanntheit und das Lebensgefühl der glücklichsten Menschen der Welt?
Auf viele Fragen gibt es noch mehr Antworten und ich bin mir sicher, jeder wird nach der Reise seine Antwort gefunden haben.
Meine, habe ich meinen mitreisenden Freunden erzählt.
Ein Reisebericht von
Michael Rass
Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt
Am Anfang war man vielleicht noch etwas aufgeregt, hat man alles eingepackt, nichts vergessen, alles versorgt zu Hause, die Tiere, die Kinder und was es sonst noch zu versorgen gibt, Ach ja, die Blumen nicht vergessen. Bügeleisen und Ofen aus, Haustürschlüssel, im Geiste ging man nochmal alles durch, dann schloss sich die Haustür, das Taxi wartete und der Bus am Flughafen.
Es kann losgehen.
Vergessen die Alltagssorgen, ab jetzt sitzen, schauen, erholen, genießen.
Ab und zu was Essen und trinken, WC nicht vergessen und alles war harmonisch und völlig streßfrei.
Auch für unseren Busfahrer Andreas, der uns bis Stockholm begleitete.
Diesmal waren wir 3 Busse von Eberhart die gleichzeitig Richtung Norden unterwegs waren. Die Rundreise Schönes Schweden und die Radreise Schweden.
Immer wieder traf man sich unterwegs und letztendlich gingen wir alle zusammen am Abend in Kiel an Bord, genossen ein herrliches Buffett und erwarteten den nächsten Tag.
Typisch schwedisch
Eine ruhige See wurde uns in der Nacht geschenkt, ok, vielleicht mal ein bisschen Schaukeln, aber das gehörte dazu, man wurde sozusagen „in den Schlaf gewogen“. Es gibt’s nichts Schöneres.
Der Morgen war wolkig und die Temperatur angenehm warm beim Einlaufen in Göteborg und als unser Schiff am Kai festgemacht hatte schien bereits die Sonne.
Der Bus stand schon bereit als wir das Terminal verlassen hatten, somit ging es gleich auf große Fahrt.
Das hieß, zuerst nur eine kleine Fahrt, hinauf zur Masthuggetkirche mit herrlichem Ausblick über Göteborg. Die Kirche konnten wir nur kurz besichtigen, der Pastor meinte, wir sollten vorher das Schild an der Eingangstür lesen. Da stand nämlich Begräbnins drauf und Funerl Service, was soviel bedeutet, wie „Besucher momentan nicht erwünscht.
Wir hatten aber Glück, erstens waren noch keine Trauergäste da und zweitens tat ein bisschen Freundlichkeit und Entschuldigung seine Wirkung und so wurde uns erlaubt, kurz die Kirche zu besichtigen. Draußen vor und um die Kirche befreite eine ganze Putzkolonne den Unrat von Wegen und Wiesen. Alles musste sauber sein.
5 Provinzen durchfuhren wir am heutigen Tag auf unserer Route von Ost nach West.
Goldgelbe Rapsfelder und dazwischen immer wieder Rehe mit ihren Jungen, kleine roten Häuschen mit ihren weißen Giebeln, tiefe dunkle ausgedehnte Waldlandschaften und riesige Ackerbauflächen mit entsprechend großen Bauerngehöften.
Vorbei an Jönköping der Streichholzstadt, Husquvarna der ehemaligen Waffenschmiede, die man heute von Rasenmähern und Motorsägen kennt, den Vätternsee entlang hin zu den berühmten rot-weißen Zuckerstangen in Gränna.
Ein bißchen Bewegung kann nie schaden, besonders wenn man lange im Bus saß. Würde jeder Arzt empfehlen. Und das Wetter spielte mit Sonnenschein ja auch noch richtig mit.
Also kleiner Besuch, etwas abseits der Hauptstrasse im Hopfenanbaugebiet von Schweden. Zwar keine Hallertau, aber immerhin sorgt er für ein gutes heimisches Bier. Ein kleiner Spaziergang hinunter zum kleinen Hafen und über den Wasserfall und durch den malerischen Ort aus dem 13. Jahrhundert wieder zurück zum Bus.
Der kleine Ausflug tat jeden gut und die Eindrücke waren überwältigend. Die hungrigen Mäuler erwartete zur Stärkung das 3-Gänge-Mittagsmenu aus der Bordküche.
Die Schleusenanlage von Berg bei Linjöping sind ein Highlight und eine architektonische Meisterleistung im gesamten Götakanal, wo ein Höhenunterscheid von knapp 100m überwunden werden musste.
Besondere und schöne Momente mit Freunden teilen, das ist das Geheimnis einer schwedischen Fika, und genau das machten wir jetzt auch.
Frischer Kaffee und frisch gebackene noch warme Zimtschnecken in unbeschreiblich schöner Natur genießen. Das hatte einfach was und bedarf keiner weiteren Worte.
Noch 200km bis Stockholm. Die typische Landschaft in diesem Teil Schwedens ist landwirtschaftlich geprägt mit Viehwirtschaft, Pferdezucht und Getreideanbau, bis dann kurz vor Stockholm, in Södertälje, die Industrie wieder das Zepter führt. Linker Hand , das kilometerlange Fabrikgelände von Scania.
Die Stadtgrenzen der beiden Orte Södertälje und Stockholm konnte man nicht mehr erkennen. Schier endlos schien der Weg hinein nach Stockholm, bzw nach Solna.
Ein neues Hotel. Strawberry Arena - lustiger Name „Strawberry“. Dahinter verbirgt sich ein „Märchen“. Die Amerikaner würden sagen, „vom Tellerwäscher zum Millionär“, die Schweden denken größer. „Vom Erdbeerpflücker zum Milliardär“.
Als 12jähriger hatte Petter Stordal Erdbeeren seiner Eltern am Markt verkauft, heute ist er 1,6 Milliarden Dollar reicher und Arbeitgeber von 17.000 Menschen. Seinen Werdegang können Interessierte im Internet nachlesen.
Die Strawberry Hotelkette nennt er sein Eigen. Und Strawberry deshalb, weil es Ihn an seine Anfänge erinnert.
Tolles Hotel, tolle Atmosphäre, freundliche Leute und eine überaus vorzügliche Küche auf Sterneniveau. Natürlich alles frisch und regional.
Perfekter kann ein Tag nicht zu Ende gehen.
Der Weg durch Ödemorden
Koffer verstaut, der Fahrer gewechselt, Andreas durfte heim und Evgenij trat mit frischem Mut die Fahrt nach Stockholm zum Treffpunkt mit unserer Stadtführerin am Stadthaus an.
Diesmal kam nicht Alexa als vertraute Stimme, sondern eine super arrangierte Benedikta, die uns ihre Stadt mit Herzblut und Humor näher brachte.
Am Stadthaus mit den interessanten Deckengemälden, die goldenen Figuren der Kunst-Musen, und die Darstellung des Universums in Form von Monde und Sternen.
Kleine Stadtrundfahrt über einige der 14 Inseln, Vorbei am Skansen, Grönalund-Vergnügungspark, Nationalmuseum, Historischen Museum mit der größten Wikingerausstellung der Welt, Abba-Museum und der berühmten Villa, die ein gewisser Lennert Bernadotte einst bewohnte, bevor er dach Deutschland auswanderte und sich von dem Geld eine Insel kaufte und sich dort niederließ.
Das Wasamuseum sollte ziemlich pünktlich erreicht werden, das Benedikta uns den Film in deutscher Sprache zeigen wollte, wie die Wasa 1961 geborgen wurde.
Durch sie erfuhren wir viel über die tatsächlichen Gründe, warum der einst schwimmende Palast untergegangen war.
Auftraggeber war König Gustav II Adolf und nach seinen Vorstellungen musste das Schiff gebaut werden. Als loyaler Untertan widerspricht man seinem König nicht.
Eine spätere Untersuchung zum Unfallhergang konnte keinen Schuldigen feststellen und 30 Besatzungsmitglieder verloren ihr Leben.
12.00 Uhr mittags, am Königsschloss herrschte reges Treiben. Menschen sammelten sich an verschiedenen Punkten. Hochrangige Offiziere fuhren mit dem Auto ins Schloss.
Punkt 12.15 Uhr erklang der erste Akkord der Musikkapelle, die mit Schwung und Elan und im Schlepptau die Soldaten zur Wachablösung führte. Tausende Schaulustige beobachteten interessiert das halbstündige Spektakel, das jeden Tag um die gleiche Uhrzeit wiederholt wird.
Wer noch Lust hatte, eine Empfehlung war das kleine Kaffee am Stortorget in der Altstadt mit den besten Kardamom- und Zimtschnecken. Ein idyllischer Flecken Erde mit einem Stilmix aus verschiedenen Epochen. Reinsetzen, Bulle aussuchen, Kaffee holen, und einfach genießen.
Aber aufpassen, die Möwen sind bestens gelaunt und schnell und auch keine Kostverächter. Auch sie wissen, wo es die besten Zimtschnecken gibt. Und unbeaufsichtige Zimtschnecken wurden kurzerhand, oder besser schneller Schnabel, vom Teller geholt und unter den anwesenden Vögeln brüderlich geteilt.
Zum Glück gab es ja noch das köstliche Bordküchenmenü, sodass am Ende niemand verhungern musste.
2 Stunden führte uns der Weg durch eine gigantische Waldlandschaft, die im Mittelalter noch reiner Urwald war und in dem es nur eine spärliche Hütte zum Übernachten gab, falls sich Reisende dort zur nächtlichen Ruhe begeben mussten. Dass dabei so mancher brave Mann überfallen wurde, konnte man sich denken. In dieser Wildnis musste man einfach nur überleben.
Vielleicht heißt deshalb das Gebiet Ödemorden.
Zwischen Gävle und Söderhamn lag direkt am See das Värdshus von Tönnebro, mit den typischen Wandmalereien aus der Hälsinglandregion.
Ein gemütlicher Ort für eine typische schwedische Fika. Draußen sitzen auf der Terrasse am See, das Zwitschern der Vögel, die wärmende Sonne und die kontrastreichen Farben des beginnenden arktischen Sommers. 45 Minuten vergingen hier wie im Flug.
Zum Abendessen in Sundsvall, das gleiche Essen wie gestern in Stockholm. Hähnchenbrust mit gegrillten Bohnen und Kartoffeln. Nur geschmacklich kein Vergleich. Aber egal, jeder wurde satt.
Manche vertraten sich noch die Beine und erkundeten den Ort, andere gingen gleich schlafen und erwarteten den nächsten Tag.
Der Weg nach Norden
Das erste Highlihgt nach einem ausgiebigen Frühstück bot der herrliche Blick vom Stadtberg hinunter auf die Stadt, wo so mancher seinen gestrigen Abendspaziergang Revue passieren ließ.
Ein weiterer Höhepunkt der Reise war die 129 km lange Fahrt entlang der „Hohen Küste“ zwischen Härnösand und Örnsköldsvik.
Im 14. Jahrhundert führte das, was man heute E4 nennt, direkt an der Wasserlinie entlang. Es war faszinierend zu sehen, wie sich im Laufe der Zeit die Küste mehr und mehr hob und das die nächsten Jahrhunderte noch tun wird.
Die Erdkruste wird sich weiter wölben, das Land mehr aus dem Wasser heben und in ein paar Jahren fahren die nächsten Reisegruppen wieder einige hunderte Meter höher über das Land.
Die Landhebung gilt als die Höchste der Welt, knapp 300m bis heute und jedes Jahr kommen ca. 8 - 10mm dazu.
Die Högakusten, seit den letzten Jahren nicht nur mehr ein Naturschauspiel, sondern auch ein kulinarischer Hotspot.
Gibt es doch dort seit 2013 die nördlichste Gin Destilliere Schwedens und die nördlichste Whiskydestilliere der Welt. Von letzterer sollte, wer Whisky mag, unbedingt probieren. Ihr werdet über den Geschmack erstaunt sein. Verstecken hinter den großen Brüdern, brauchen die sich sicher nicht.
Die Högakusten-Brücke selbst bildet den Höhepunkt dieses Abschnittes. Mit fast 2km Länge, 40m Höhe und 18m Breite, mit 4 Fahrspuren und eine Brückenspannweite von 1200m ist sie die größte Seilbrücke der Welt. Dieses imposante Bauwerk verlangte natürlich einen speziellen Halt am Rastplatz mit bestem Blick auf die Brücke.
Über Örnsköldsvik mit den beiden Wahrzeichen, die Ganzjahres-Spungschanze, an der 1994 die Paralymics stattfanden und das bunte Tingsställehaus mit den schwebenden Balkonen, erreichten wir nach 2 Stunden Fahrt das ehemalige Eisenwerk in Olofsfors bruk.
Das wiederbelebte Museumsdorf lud zu einem Rundgang ein. Das ehemalige Gebäude, indem die Brennöfen standen, war heute geöffnet und frei zugänglich. Mühsam und hart war die Arbeit, bot aber ein sicheres Einkommen.
Nach gelungener Besichtigung bot die Bordküche die nötige Stärkung für die Weiterfahrt durch die ewigen Wälder Schwedens.
Mitten im Irgendwo lag das Kirchdorf Lövanger. Eines der 16 gut erhaltenen Kirchdörfer aus dem späteren Mittelalter, als die Könige Steuern von ihren Untertanen erhoben. Aber nicht nur Steuern mussten hier gezahlt werden, es wurde auch Handel betrieben, Jobs gewechselt und die Kirchgänger konnten sich vor dem Nachhauseweg noch etwas ausruhen.
Einige der Häuser standen offen, die besichtigt werden konnten. Heute natürlich modern eingerichtet mit Küche, Heizung, Bad und Dusche. Diese Häuser kann man mieten und seine freie Zeit dort verbringen. Damit unterstützt man den Unterhalt und Erhalt des Kirchdorfes.
Ein Sockenmueum und die alte Schule konnten ebenfalls besichtigt werden.
Immer wieder setzte auf unserem Weg Richtung Norden kurzeitig weicher, sanfter Regen ein, aber immer wenn wir ausstiegen um etwas zu besichtigen, hatte der Herrgott ein Einsehen mit uns und beendete den Regenguss.
So auch im alten Fischerdorf Jävre, an der E4 gelegen. Den Leuchttum sah man schon von Weitem, drum herum die alten urigen Fischerhütten. Oben am Turm, beim Leuchtfeuer, hatte man einen herrlichen Ausblick in die Umgebung und auf die Ostsee.
Bea´s berühmte Fischräucherei, mit den angeblich besten Lachsschnitten Schwedens hatte geöffnet. Es roch noch nach Buchenholzrauch und in der Theke lagen sie, die Lachsschnitten und der Sik, der edle heimische Süßwasserfisch neben der Regenbogenforelle. Tunnbröd und Hjötronmarmelade von überaus guter Qualität mit 72% Fruchtanteil zu einem Preis, wo man kaufen muss, wenn man den Geschmack mag.
Lulea, wir sind im Reich der Ureinwohner angekommen. Es eilte etwas, da wir heute auswärts Essen mussten. Unten am Strand bei Hemmagastronomi. Tolles Ambiente und ein noch besseres Essen verwöhnte unsere Gaumen. Angefangen mit dem „kleinen Gruß aus der Küche, ein Käsekrokant mit Zitronencreme, die Vorspeise ein Weißlachs und die Hauptspeise, Rentiersteak so wie es sich gehört mit einer köstlichen dunkelbraunen Soße, Kartoffelgratin und Gemüse. Die Nachspeise, mein bisher bestes Creme Brullee. Dazu brauchte es natürlich ein gepflegtes Lager aus der hiesigen Brauerei. Nicht experimentierfreudige Personen bestellten ein Stiegl Bier aus Salzburg. Auch was Besonderes, so kurz vor dem Polarkreis.
Ein kleiner Abendspaziergang rundete den Tag ab und 2 kleine Kinder sprangen abends noch in die Ostsee um der Dusche daheim zu entgehen.
Der Tag der Elche
Heute stand die längste Etappe unserer Reise an.
Überwiegend Sonne, aber frischere Temperaturen begleiteten uns den ganzen Tag.
Lulea ohne Gamelstad geht gar nicht. Ist es doch das größte noch erhaltene Kirchdorf der Welt und Unesco-Welterbe. Ein kleiner morgendlicher Spaziergang durch den Ort erfreute das Herz. Zwar war die Kirche nicht zu besichtigen, was sehr schade war, denn aus der Kirche klang berührende Orgelmusik.
Kurz nach unserem kleinen Ausflug ein Aufschrei von Evgenij….Elch!!!!!
Leider konnten wir ihn im dichten grünen Wald nicht gleich ausfindig machen, dann war der Bus auch schon vorbei. Leider kein sichtbarer Beweis.
Einige Minuten später, wir waren gerade auf die E 4 zurückgekehrt, als erneut der Ruf „Elch links“ zu hören war.
Lief uns doch tatsachlich, außerhalb des Schutzzaunes, ein junger Elch am linken Straßenrand entgegen. Ein aufmerksamer Gast hatte sofort seinen Fotoapparat schussbereit und drückte auf den Auslöser. Sichtbarer Beweis Nummer 1.
Wälder, Wälder, Wälder und ab und zu ein paar Bäume säumten links und rechts die Schnellstraße nach Norden.
Am Raneaälv diesmal eine stolze Elchkuh rechts im Wald stehend. Genug Zeit für ein Foto. Sichbarer Beweis Nummer 2.
Es ist schon erstaunlich, manchmal fährt man 14 Tage durch Skandinavien und sieht nicht einen Elch, und dann 3 in einer Stunde.
Als kleine Zugabe für liebe Gäste gab es einen kleinen Abstecher nach Törehamn zu jener berühmten gelben Boje, an der das härteste 900 Meilen Rennen der Ostsee endete. Ein schöner gelungener Ausflug, wo jedem das Herz aufging.
Eine kleine Fahrerpause gab es in Tornio, jener geteilten Stadt, wo es alles 2mal gibt.
2 Sprachen, 2 Uhrzeiten, 2 Währungen, 2 Preise, 2mal Silvesterfeier.
Dann der Abzweig nach Rovaniemi und kurz danach stand wieder ein Elch im hohen Gras. Foto war leider nicht mehr möglich, aber jeder hat ihn gesehen. Somit sichtbarer Beweis Nummer 4.
In der offiziellen Heimatstadt des Weihnachtsmannes Rovaniemi ist die Überschreitung des Polarkreises und die Audienz beim Joulupukki, der Symbolfigur des weihnachtlichen Schenkens, ein MUSS.
Das kleine idyllische Weihnachtsdorf, das ich aus der Vergangenheit noch mit einer Holzhütte als Poststation und einem Souvenierladen kannte, hat sich im Laufe der Jahre in eine eigene Stadt verwandelt. Es hat so gar nichts mehr mit gemütlichem Weihnachtsdorf zu tun.
Moderne Bauten, Glasiglus, Hotels, Camping, Restaurants, Museum, Schneewelten und Vieles mehr. Und es kommen immer mehr Hütten für immer mehr Besucher dazu.
In einer emanzipierten Welt darf natürlich das weibliche Geschlecht nicht zu kurz kommen, wegen der Diskriminierung. Also musste kurzerhand auch eine Hütte für die Frau des Weihnachtsmannes gebaut werden.
Vielleicht in Kürze wegen des derzeitigen Genderwahns, auch eine für diverse Weihnachtsfiguren.
Santa selbst ist nicht immer in seiner Hütte erreichbar. Ein Hinweisschild zeigte „Santa will be back at 15 o´clock.
Dafür gibt es mittlerweile ein zweites Gebäude um ihn zu treffen. Schichtbetrieb sozusagen.
Als ich dort ankam, ging er gerade in seine wohlverdiente Pause. Es ist schon anstrengend, so viele Stunden da zu sitzen, den Leuten die Hände zu schütteln und einen kleinen Smalltalk mit Ihnen zu machen. Nach 1 Minute ist das Foto geschossen und Santa ist um 30€ reicher, manchmal auch um 40, wenn das Bild größer ist.
Am Ende des Besuchs bei Santa Claus gab es diesmal die Polarcirclepolse mit Senf und Brot, bevor es weiter nach Sodankylä ging.
Am Übergang von der Taiga in die Tundra lag der kleine verträumte Ort, der durch den Film Master Cheng in Pohanjoki bekannt wurde.
Die Vegatation wurde knorriger und die Bäume kleiner, die Landschaft flacher.
Ein kleiner Fotostopp noch in Harianna am See, dann über die Goldgräberstadt Tankavaara zu Finnlands beliebtesten Wintersportort Saariselkä.
Wer wollte konnte nach dem Abendbuffet noch einen Abendspaziergang machen, oder in der Hotelsauna die finnischen Saunaregeln studieren
Im letzten Paradies Europas
Im Samiland, dem Land der Sage,
wo zur Wolke streben heil'ge Berge,
wo die Flüsse über Goldsand strömen,
wo das Gold erglänze in den Herzen.
Mangel ist dort nicht an Rentiermoose,
heilig Wild eilt federnd durch das Buschwerk,
eitel Seligkeit des Jägers harret,
ewig junge Frauen, ewig junge Männer
essen, lachen, ruh'n auf ihren Fellen.“
(Auszug aus dem Prolog der Oper Aslak Hetta von Armas Launis 1884-1959)
Über uns der Himmel, der Blick schweifte über ein Land, wo im Sommer die Sonne niemals schlafen geht. Wir standen hoch über Saariselkä und unsere Blicke verloren sich im Horizont.
Heute war die Sonne den ganzen Tag eingehüllt in Wolken. Unser Glück, es regnete nicht und somit war die Reise doch sehr angenehm. Besonders für die, die vorne im Bus saßen war es nicht zu heiß und man brauchte keine Angst haben, dass man ins Schwitzen geriet.
Die Bärenhöhle ist immer ein Besuch wert. Ein paar Treppen hinauf zum Eingang der Höhle und wer fit genug war, lief nochmal 300m weiter bergauf zum Aussichtspunkt auf den Inarisee. Die frische Luft versorgte die Lungen mit genügend Sauerstoff, sodass ein befreiendes Gefühl bis zur nächsten Pause in Karasjok anhielt.
Über Kaamanen mit dem berühmten Parkplatz zur Heizölkontrolle bis Jouni Nuorgam, hier links ab auf die 92, die berühmte Wellenpiste hinüber nach Karasjok. Langen gerade Strecken mit grandioser Aussicht dahin, und ein sanftes Auf und Ab, wie ein Schiff auf Wellen.
Die Ampeln standen auf Grün, als wir die Grenze in Karigasniemi nach Norwegen passierten. Die gestern verlorene Stunde wurde uns jetzt wieder zurückgegeben.
Noch ein paar Kilometer bis Karasjok, das Samenzentrum schlechthin. Hier befindet sich das Sametinget - das Parlament, das Sami-Radio, und das gesamte Kulturzentrum der samischen Bevölkerung.
Bei einem kostenlosen Besuch im Samimuseum mit den dazugehörenden Gebäuden im Freigelände konnte man sich einen Eindruck verschaffen, wie die einst unterdrückte Urbevölkerung Skandinaviens gelebt hat. Und noch heute kämpfen sie ums Überleben, zum einen gegen die Ausbeutung des Landes durch die Konzerne und zum anderen mit den Kräften der Natur und den immer wärmer werdenden Temperaturen.
Was haben wir heute für Tiere gesehen?- ein Reh, das über die Straße lief, Schafe auf der Weide und ein Lama im Gehege.
Die Landschaft wurde immer karger. Vereinzelt grasten Rentierherden mit den Jungtieren auf ihren Sommerweiden entlang des Porsangerfjordes.
Wir waren in der Heimat der Seesamen angekommen, die schon vor Jahrtausenden hier das Land bevölkerten und vom Fischfang lebten.
Einen kleinen Eindruck davon konnte man am Nordmannset, in der Silberschmiede von Tana Bru gewinnen. Hingen doch an der Decke jede Menge Stockfisch.
Wie Pfannkuchen stapelten sich gewaltige Schieferplatten entlang der Straße bis Honningsvag und erzeugten bizarre geologische Formationen. Vor Jahrmillionen aus dem Meer erhoben, ein gewaltiges Kunstwerk.
In Honnigsvag lagen 3 Kreuzfahrtschiffe am Kai. Die Vermutung lag nahe, dass heute Abend der Nordkapfelsen überfüllt sein wird. Zum Glück kam es dann anders. Die Kreuzfahrtschiffe legten ab, als unser spanischer Fahrer Jose um halb 8 abends unseren Bus bestieg und uns ans Ende von Europa brachte.
Überall das gleiche Problem in Europa. Mangel an Busfahrern. Jose arbeitet die Saison über in Norwegen, verdient gutes Geld und im Winter ist er wieder in seiner Heimat.
Einsamkeit ist das charakteristische Bild der Insel Mageroy. Mittendrin vereinzelt Rentierherden, Mütter mit ihren gerade geborenen Jungen.
Motorradfahrer, Radler – keine E-bike-Fahrer, mit unmengen Gepäck und natürlich die Camper waren unsere ständigen Begleiter hinauf zum Kap.
Am Nordkap standen jede Menge Wohnmobile herum, Bus nur einer und jetzt auch wir. Irgendwie verteilten sich die Leute auf dem Felsen. Erstaunlicherweise wenig Gedränge. So konnte jeder sein Bild mit der Weltkugel machen.
Im Inneren der Halle Souvenierladen, Filmvorführung, Museum, nördlichste Kapelle der Welt und Postamt. Irgendwie konnte jeder auf seine Kosten kommen.
Bevor man sich aber ins Abenteuer Nordkap stürzte, gab es ein herrliches 3-Gänge-Menü mit gebratenem Huhn.
Das Wetter spielte einigermaßen mit, es regnete nicht, war auch nicht zu kalt und die Sonne kam ab und zu durch die Wolken, was eine sagenhafte Stimmung mit Licht und Schatten machte.
Ein gelungener Nordkapausflug, war das Resümee der Gruppe.
Weites Land, von Russland bis zum Nordmeer
Blaue Berge am Horizont, glänzende Schneefelder, leuchtend weiße Birken, dazwischen vereinzelt friedlich grasende Rentiere und ein Hase der uns über den Weg lief - die Finnmark
Ganz besonders war der kleine Ausflug über die Hängebrücke über den reißenden Guahtemuorijoka. Im Teamwork baute man einen kleinen Schneemann, der dann vor der Brücke positioniert wurde zum Fotoshooting.
Nach einem kurzen Abstecher an der Nordlichtkathedrale in Alta, die 2013 eröffnet wurde, erwartete uns im Sonnenschein die Prähistorie.
Die Anfänge der Zivilisation in Skandinavien nach der Eiszeit wurden dokumentarisch in vielen Felsritzungen verewigt. Noch heute findet man immer wieder Felsritzungen in Alta. Ein kleiner Teil davon ist für die Öffentlichkeit zugänglich.
Interessant waren vor allem die sich im Laufe der Zeit verändernden Zeichenstile, aus den jeweiligen Epochen ihrer Entstehung und der Lebensweise der Menschen.
Interessant waren auch die Anordnungen der Zeichnungen über die Jahrtausende der Landhebung.
Gleich im Anschluss nach unserem prähistorischen Ausflug gab es eine Zeitreise in die 1940iger Jahre, als die Tirpitz hier im Norden durch 120 Royal Air Force Bomber versenkt wurde. Unscheinbar am Wegesrand lagern ein paar Teile zur Erinnerung an eine dunkle Zeit für Alta.
Spät erreichten wir unser Hotel mit dem klangvollen Namen „Willkommen Inn Hotel Lyngskroa“
Von außen sah man dem Hotel nicht die heimelige Atmosphäre mit dem großen offenen Kamin und der stilvollen Einrichtung an.
Maria, die junge Chefin, hieß uns aufs Herzlichste Willkommen und verwöhnte uns zum Tagesausklang mit einem köstlichen 3-Gänge-Menü
Spätfrühling in Lappland
Strahlender Sonnenschein erfreute das Gemüt, als man die dunklen Vorhänge zurückzog, die den Raum während der Zeit der Mitternachtssonne abdunkeln sollte.
Ein herrlicher Tag stand bevor und so soll es auch die nächsten Tage bleiben. Ein Traumwetter für den absoluten Höhepunkt der Reise, die Faszination Lofoten.
Aber bis dahin gab es noch Einiges zu entdecken.
Zum Beispiel auf Heja in 234m Höhe, beim Samen. Das Feuer war schon entzündet, der Rauch stieg über das Laavu in den Himmel und drinnen erwartete den Besucher Kaffee und Rentiersuppe.
Draußen vor dem Zelt diente ein altes Navigationsgerät in Form einer Säule als Wegweiser. Die verschiedensten Orte auf der Welt wurden mit den Himmelsrichtungen und den Kilometerangaben angegeben und sogar der Weg zum Mond wurde gezeigt.
Gourmets kamen hier auf ihre Kosten, denn die Familie bot getrocknetes Rentierfleisch aus der eigenen Züchtung zum Kauf an.
Ebenso eine Rentierwurst aus einer kleinen Metzgerei in Tromsö, die mit der normalen Industriewurst mit max. 27% Rentieranteil nicht zu vergleichen war.
Die Gipfel der Berge waren weiß, das Eis in den Seen zum Großteil geschmolzen, Spätfrühling in Lappland. Die Blätter der Birkenbäume begannen zu sprießen, der Löwenzahl funkelte golden im satten Grün der Wiesen. Überall blühten die Pflanzen in den schönsten Farben. Und dazu der Kontrast des blauen Wassers der Flüsse, Seen und der arktischen See.
Senkrecht, majestätisch erhoben sich die Felsen aus dem Meer, bunte Fischerboote spiegelten sich im glasklaren Meer, eine friedliche Stimmung, wo man am liebsten für immer bleiben möchte.
Die Lofoten, ein Flecken Erde im Nordmeer. Unbeschreiblich schön bei Sonnenschein. Unvergesslich und auch phänomenal die Farbenpracht, die man nicht erklären kann, sondern die man gesehen haben muss.
Feinste Sandstrände, glasklares Wasser, türkisblaues Meer, Erinnerungen an Karibik und Malediven.
Der krönende Abschluss eines wundervollen Tages war der köstliche Kabeljau zum Abendessen im Statles Rorbur Restaurant in Mortsund.
Die roten Hütten leuchteten in der goldenen Abendsonne, die Landschaft in warmen Pastelltönen getaucht und langsam kam die Flut zurück.
Ein Privileg hier noch in der Mitternachtssonne spazierengehen zu können und die grandiosen Aussichten zu genießen.
Das Leben auf den Lofoten
Heute stand ein Höhepunkt der Reise über die Lofoten an. Die Fahrt mit dem Hybridschiff zum Trollfjord an.
Hybridschiff deshalb, da es bis zum Trollfjord und wieder zurück nach Svolvear mit Diesel fährt und nur im Fjord selbst elektrisch, also praktisch geräuschlos.
Dafür störte ein vorbeifahrendes Speedboot mit adrenalinsuchenden Passagieren für kurze Zeit die Ruhe im Fjord.
Traumhaftes Wetter, traumhafte Kulisse, schöner kann es einfach nicht mehr sein. Wolkenloser Himmel, strahlender Sonnenschein, schneebedeckte Berggipfel, spiegelglatter Fjord, und die riesigen Felswände links und rechts, die bis 1700m in die Höhe ragten.
Einen bleibenden Eindruck hinterließ dieser schmalste Fjord Norwegens in unseren Köpfen.
Am Rückweg nach Svolvear dann der Besuch am Adlerfelsen. Majestätisch zogen sie am Himmel ihre Kreise und warteten bis von den Booten etwas Futter abfiel.
Leider konnte Evgenij, unser Busfahrer, nicht daran teilnehmen. Er genoß seine Freizeit mit entspannenden Angeln im Meer.
Eindrucksvoll war auch der Besuch des Wikingermuseum.
Stürmisch bließ der Wind über den Berghang, auf dem das Haus stand.
Dario, ein italienische Student, der hier die Saison über als Guide arbeitet, brachte uns die Lebensweise, die Geschichte und auch einige Hintergründe über das Wikingerleben, auf seine ganz natürliche Art nahe.
Während er so erzählte, genossen wir seine Geschichten über die Nordmänner im nachgebauten Langhaus des Häuptlings von Borg, bei einer köstlichen Lammsuppe mit Gemüse, die über offenem Feuer in der Mitte des Hauses, aus dem Kupferkessel gereicht wurde. Dazu frisches Brot und Sauerrahm, Wasser und wer wollte auch Met. Dieser allerdings musste separat bezahlt werden - 120NOK pro Glas.
Unser Chefkoch an Bord identifizierte die Suppe als wahre Köstlichkeit, wo sich so mancher Koch eine Scheibe abschneiden sollte und den Met als einen Göttertrunk. Er kennt geschmacklich keinen vergleichbaren Met.
Leider konnte er dort nicht käuflich erworben werden, wegen der Steuer. Also bei Gelegenheit ab in einen Alko-shop und nach Walhalla-Met suchen.
Im Anschluß hatte jeder noch Gelegenheit sich im Museum umzuschauen, die verschiedenen Handwerker bei der Arbeit zuzusehen, oder einmal einen echten Wikingerhelm aufzusetzen, oder ein Kettenhemd anzuziehen, die Schwerter, Äxte und anderes Werkzeug in die Hand zu nehmen und zu fühlen wie es wäre, ein Wikinger zu sein.
Am Ende der Führung konnte man noch den Film sehen, über das Drama der Familie Borg, die nach Island auswanderten um in Freiheit weiter leben zu können.
Denn nicht jeder war damit einverstanden, dass Harald Schönhaar der König von ganz Norwegen sein soll.
Ein Tag mit vielen schönen Momenten ging zu Ende. Der Himmel hatte sich gegen Abend etwas zugezogen und Wind kam auf.
Lofoten, wie seid ihr doch schön,
umringt vom Meer, die luftigen Höh´n.
Wo Berge und Wellen sich küssen,
und Möwen und Fischer sich grüßen.
Ob bei Schnee oder Sonnenschein,
das Fleckchen Erde wird viele erfreu´n. © Michael Rass
Eine gewaltige Natur
Heute hieß es Abschied nehmen von der Zauberwelt der Lofoten mit ihrem unvergesslichen Charme. Abschied von den majestätischen Gipfeln, von einem Fleck Erde, der durch sein Zusammenspiel von Licht und Schatten so viel Spannung bietet, wie kaum ein anderer.
Der Abschied fiel nicht sonderlich schwer, war es doch sehr windig und die Berge wolkenverhangen. Zeitweise sogar mit etwas Nieselregen.
Aber dieses Schauspiel dauerte nur eine gewisse Zeit, dann ab Flakstad mit seinem schönen langen feinen Sandstrand kam die Sonne wieder durch und begleitete uns den ganzen Tag über.
Wunderschön, wenn die Sonne die bunten kleinen Häuser von Reine beschien und die kleinen Fischerboote im Sonnenschein leuchteten. Die farbige Blumenpracht des Frühlings setzte dem Ganzen noch die Krone auf.
Das typische Postkartenmotiv von den Lofoten, wir hatten es mit eigenen Augen gesehen und erleben dürfen.
Kulinarisch sollte man sich die köstlichen warmen Zimtschnecken in der Bringen Kaffeebar nicht entgehen lassen.
Dann der Abschied von den Lofoten. Etwas Wehmut kam vielleicht bei dem ein oder anderen auf, als wir das Archipel der Lofoten verließen und uns die Silhouette der Bergkette zum Letztenmal grüßte. So mancher Troll zwinkerte uns zum Abschied aus der Felswand zu.
Auf der anderen Seite erwarteten uns die schneebedeckten Gipfel des Saltfjell.
Anfangs noch in Wolken gehüllt, aber später dann im prallen Sonnenschein.
Um unsere Gruppe mit einem kleinen Dankeschön zu verwöhnen, gab es einen kleinen Abstecher zu einem einzigartigen Naturschauspiel.
Der größte Gezeitenstrom der Welt, den Saltstraumen. Gigantische Naturgewalten die hier herrschen, wenn das Wasser alle 6 Stunden mit etwa 40km/h pro Stunde durch den 150m breiten Sund rauscht. Wegen der Artenvielfalt unter Wasser ist dieser Strom ein Paradies für Angler, Vögel und auch Taucher.
Weiter ging es dann die Kulturstrasse 87 und 812 entlang übers Saltfjellgebirge.
Eine landschaftlich ganz besonders reizvolle aber doch eher einsame Gegend. Der Ort Misvear ist noch ein Stück altes, ursprüngliches Norwegen.
Das ist es, was Norwegen so spannend macht. Zum richtigen Zeitpunkt gefahren erlebt man bestimmt 2 bis 3 Jahreszeiten. Die Birken hoch im Norden und oben auf den Hochebenen lagen noch in der Winterruhe, während sie weiter unten im Tale bereits die ersten grünen Blätter hervorbrachten.
Die Wiesen standen in voller Blütenpracht mit den Farben des Frühlings und die Bauern im Süden mähten das Gras.
Die Gipfeln des Saltfjells schneebedeckt und der Svartisengletscher funkelte in der warmen Frühlingssonne.
Links von uns die bekannte Bahnstrecke der Nordlandbahn, wo der berühmte Polarexpress von Trondheim nach Narvik verkehrt.
Ein grandioses Erlebnis, die Fahrt hinauf zum 683 m hoch gelegenen Polarkreiszentrum auf der Saltfjell-Hochebene. Die Temperatur ist mittlerweile auf 18 Grad Celsius angestiegen.
Interessant war der Film über die Mitternachtssonne und der Klimaentwicklung im Laufe der Jahre. Da die Erdachse sich im Laufe vieler Jahre um 2,5 Grad hin und her bewegt, muss sich zwangsläufig auch auf ganz natürliche Weise unser Klima verändern, da die Sonnenenstrahlung in bestimmten Regionen dann intensiver wird. Politik scheint uns das zu verheimlichen (entschuldigt den Seitenhieb). Also keine Panik wegen Klimaerwärmung. Hatten unsere Vorfahren auch schon mitgemacht, nur nicht aufgezeichnet.
Neben den obligatorischen Souveniers gabs im Polarkeiszentrum auch wirklich gute Sachen. Z.B den frisch gerösteten Kaffee, das Rentierfleisch zum mitnehmen im angrenzenden Restaurant, oder die Moltemarmelade mit hohem Fruchtanteil.
Mo i Rana, von den Einheimischen schlicht Mu genannt, verdankt seinen Reichtum den Eisen- und Walzwerke für die Schwerlastindustrie.
Nach dem Abendbuffet hatte jeder noch einmal Gelegenheit bei einem Spaziergang durch Stadt die hellen Nächte zu genießen und die Gemälde der Street Art zu bestaunen.
Zurück durch das Nordlandtor
Nachdem die Helgelandküste 2024 aus dem Programm genommen wurde und gesondert angeboten wird, war die Fahrt heute recht entspannt, aber doch mit einigen interessanten Höhenpunkten versehen.
Strahlender Sonnenschein, warme Temperaturen, kontrastreiche Farben und der Sommer hatte hier bereits Einzug gehalten. Der Löwenzahn war abgeblüht, Pusteblumen säumten den Weg und die Bauern fuhren die erste Maad ein.
Kühe grasten im satten Grün der saftigen Wiesen.
Bauarbeiten entlang der E6, die zukünftig noch breiter wird, mit mehr Tunnels, damit man noch schneller ans Ziel kommt. Leider geht dabei der Charme Norwegens immer mehr und mehr verloren. Die grandiose Natur wird man nur nach vage wahrnehmen können. Aber noch war es nicht soweit.
Ein Abstecher zum Laksforsen in Torfors ist unbedingt zu empfehlen. Im Sommer kann man Lachse sehen, die über die künstlich angelegte Treppe die 17 Höhenmeter überwinden um zu ihren Leichplätzen zu kommen.
Übrigens, der Laksforsen ist der wasserreichste Wasserfall Europas und hinterließ einen mächtigen Eindruck.
Ein weiterer Höhepunkt, war das Verlassen des Nordlandes. Am Nordlandtor überfuhren wir die Grenze nach Tröndelag im Süden. Das Tor selbst ist eine stilisierte Form des Nordlichtes. Ein Souvenbierladen bot neben dem „ gewöhnlichen Kitsch“ auch wirkliche samische Handwerkskunst und Rentierwurst zum Kauf an.
Mittagspause mit der Verpflegung aus der Bordküche machten wir in Grong. Und wer den köstlichen Walhallamet im Wikingermuseum auf den Lofoten verkostet hatte, der konnte ihn jetzt im gegenüberliegenden Vinmonopolet kaufen.
Der letzte große Höhepunkt der heutigen Etappe, war der Besuch des Schlachtfeldes von Stiklestad, wo Olaf Haraldson, genannt der Heilige 1030 im Kampfe fiel. Seine Kirche am Sterbeort ist täglich von 11 bis 18 Uhr geöffnet und im nahe gelegenen Infocenter im Scandichotel gab es eine Ausstellung zu Olaf dem Heiligen.
Wir erreichten unser Tagesziel Trondheim und unser Abendessen hatten wir heute extern in der Innenstadt.
Frati, ein außergewöhnliches Lokal von enormer Größe und bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Auswahl an alkoholischen Getränken an der Bar unüberschaubar und im Keller des Hauses die hauseigene Brauerei und Destilliere.
Eine Küche auf Sternenivau mit frisch zubereiteten Speisen. Wer Pizza mochte, die gab es wie selbstverständlich aus dem Holzofen.
Wir hatten, Heilbutt, Lamm und ein unbeschreiblich gutes Tiramisu. Wer keinen Fisch mochte, für den Gab es Alternativen, ebenso für diejenigen, die kein Lamm wollten.
Das einzige Manko war, das Restaurant lag zu weit vom Hotel entfernt. Für ältere Herrschaften, unmöglich zu Fuß dorthin zu gehen. Also fuhr uns der Bus dorthin und holte uns anschließend wieder ab. Da der Bus aber dort nicht parken konnte, gab es für den Fahrer leider kein Abendessen.
Er versorgte sich aus der Bordküche.
Im Reiche Peer Gynts
Nach anfänglichem Regen, der uns wieder die Regensachen aus dem Koffer holen ließ, schien beim Aussteigen im Zentrum von Trondheim schon fast wieder die Sonne. Die Regenschirme und Regenkleider waren umsonst.
Genügend Zeit für die Erkundung Trondheims blieb allemal, einige liefen hinauf bis zur Festung Kristiansen, von wo aus man einen herrlichen Blick auf die ehemalige Hauptstadt Norwegens hatte.
Andere gingen gleich über die alte Holzbrücke und links in die Bäckerei mit Kaffeerösterei und probierten die guten Zimtschnecken, oder ein köstliches Eis. In Norwegen ein MUSS.
Wieder andere fanden Erlösung in der mächtigen Kathedrale. Kostete zwar nicht wenig Eintritt, aber ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle. Allein schon wegen der scheinbar schwebenden Orgel und der gigantischen Rosette über dem Hauptportal.
Ein Rundgang durch die Altstadt bei Klein Venedig war nicht möglich, da die gesamte Straße wegen Bauarbeiten gesperrt war.
Wer mit offenen Augen durch die Stadt spaziert ist, denen sind vielleicht die Kanaldeckeln aufgefallen, mit dem Bild der beiden Könige von Trondheim.
Die Fahrt hinauf zum 1000m hohen Dovrefjell war überwältigend. Unendliche Weiten, und die schneebedeckten Gipfeln des Trollheimen im Hintergrund.
Die umherschweifenden wilden Moschusochsen bekamen wir leider nicht zu Gesicht. Dafür das Erinnerungsdenkmal an 1814, den Gunnarlovsvarden und den Dovre Gubben, den Alten vom Dovre Fjell und König der Trolle.
Peer Gynt traf ihn in seiner Halle und tanzte den Tanz der Trolle mit ihm.
Der Ort Dombas lockte mit Souvenierläden und einem kleinen, eher unscheinbaren Stand, der Wurst, Fleisch und Salami aus der Region anbot. Qualitativ sehr hochwertig und geschmacklich kaum zu übertreffen.
Dombas ist von Norden kommend das Tor in das Gudbrandsdal, der Kornkammer Norwegens mit historischer Vergangenheit.
Das landwirtschaftlich bewirtschaftete Gebiet spiegelt seinen Reichtum in den Bauernhäusern wider.
Der ganz spezielle Baustiel der früheren Bauernhöfe machten das Tal bekannt.
In Vinstra war die Heimat des Abenteurers Peer Gynt.
In Kvam ließen die norwegischen Bauern ein schottisches Söldnerheer in den Hinterhalt laufen.
Hier kapitulierte die deutsche Wehrmacht, die den König an der Flucht nach England hindern sollte, vor den Angriffen der Norweger.
Hier war die Heimat des Wikingerkönigs Dale Gudbrand, der dem Tal den Namen gab.
Hier flohen die 2 besten Skiläufer der Birkebeiner vor den balgischen Verfolgern über die Berge und brachten so den Königssohn Hakon in Sicherheit, der später für lange Zeit Norwegen den Frieden brachte. Noch heute erinnert der alljährlich stattfindende Birkebeinerlauf an dieses historische Ereignis.
Kurzer Besuch in Ringebu, bei einer der größten und best erhaltensten, der noch verbliebenen 28 Stabkirchen Norwegens.
Über Hundorp, der ehemaligen Heimat des Wikingerkönigs Dale Gudbrand, ging es weiter den Mjösasee entlang bis nach Lillehammer und hinauf zur Olympiaschanze von 1994 und 2016. Jens Weisflog gewann hier seine Medaillen im Skisprung.
Ein persönliches Schisprungfoto vor der Schanze sorgte für fröhliche Gesichter.
Die restlichen Kilometer nach Hamar waren bald geschafft.
Heute stand wieder ein externes Abendessen im Restaurant Viktoriahaven an.
Also die Küche in Norwegen braucht sich vor der internationalen Sterneküche nicht verstecken. Alles frisch gemacht, was natürlich etwas längere Wartezeiten zwischen den Gängen in Anspruch nahm. Das geschmackliche Erlebnis aber entschädigte für jede Minute des Wartens.
Ha det bra, Auf Wiedersehen
Der letzte Tag in Skandinavien. Abends werden wir wieder auf der Fähre sitzen, die uns zurück in die Heimat bringen wird.
Der letzte Tag begann mit Regen. Auch gut, so fällt der Abschied zumindest nicht ganz so schwer. Hatten wir doch die ganze Fahrt über bestes Reisewetter. Und die seltenen kleinen Schauer hatten immer aufgehört, als wir aus dem Bus ausstiegen.
Ein kleiner Blick auf das imposante Eishalle mit 220m Länge und 25.000qm Dachfläche, ähnelt einem umgedrehten Wikingerschiff. 10.600 Menschen finden darin Platz und wenn mehr Platz benötigt wird, dann vergrößert man einfach auf 20.000 Personen.
Der Verkehr ließ es zu, dass wir rechtzeitig in Oslo eintrafen. Die Gäste hatten noch Zeit für einen Toilettengang an der Akerhusfestung, bevor uns Jutta ihre Stadt zeigte.
Jutta ist Deutsche, lebt aber schon seit über 40 Jahren in Oslo.
Gerade am heutigen Samstag fand die große Pride-Parade in der Stadt statt. Start der Parade war am Hauptbahnhof um 12.00 Uhr Mittags. Viele Straßen waren schon gesperrt, auch Evgenij musste auf Polizeianweisung seinen Bus einmal wenden um über den Stadtunnel auf die andere Seite zu gelangen.
Zum Glück wurden beim Tunnelbau, einige Sehenswürdigkeiten der Stadt an die Wand gemalt, sodass wir sehen konnten, was über uns war.
Und zur Pride-Parade kam auch noch ein Rockkonzert dazu, wo nochmals viele tausende Besucher erwartet wurde.
82% der Fahrzeuge in Oslo waren 2023 bereits Elektrofahrzeuge. Heute, 2 Jahre später 2025, sind es schon 95%.
Ein kleiner Spaziergang durch den Vigelandpark eröffneten uns die Gedanken des Gustav Vigeland zum Thema Kreislauf des Lebens.
Unscheinbar und von Vielen sicher nicht bemerkt, waren die 3 kleinen weißen Steine, die eine lange schwarze Linie unterbrachen. Dies war der Eintritt in das Labyrinth des Lebens mit all seinen Facetten, Wendungen, Entscheidungen und Umkehr.
Einen kleinen Spaziergang gab es auch hinauf zum Schloss, wo die Königsfahne wehte. Eigentlich ein Zeichen, dass König Harald anwesend sein sollte, aber wie man erfuhr, weht aus Sicherheitsgründen die Fahne ständig über dem Schloss. So weiß man nie, ist der König anwesend oder nicht.
Bedenklich ist das Wort Sicherheitsgründen….. denn laut Jutta, steigt momentan die Kriminalität in Norwegen.
Anmerkung von mir: Ich erinnere mich an die Worte des Vaters von König Harald, dem Volkskönig Olaf V, der sich oft unters Volk mischte und sich mit dem Volk solidarisch zeigte. Er sagte, ich glaub, es war 1982: Wozu brauch ich Bodygards, mich schützen 5 Millionen Menschen.
Und was noch auffiel, seit kurzem, vielleicht 1 Monat, tragen die Polizisten jetzt öffentlich Waffen. Ein sicheres Zeichen, dass die Kriminalität auch hier im einst friedlichen Norwegen steigt.
Sehr gut gelungen ist die Skulptur eines Gemäldes des Dresdner Künstlers Caspar David Friedrich. „Das Eismeer“
Der Eiskristall, von einer italienischen Künstlerin entworfen, im Wert von 2 Millionen Euro, steht vor dem mit Carraramarmor gebauten Opernhaus und dem „gebeugten“ Munch-Museum mitten im Oslofjord.
Leider mussten wir uns jetzt von 2 Fluggästen verabschieden, die vom Hauptbahnhof mit dem Zug zum Flughafen hinaus fuhren und weiter mit dem Flugzeug nach Zürich flogen.
Unsere Fahrt hingegen ging weiter gen Süden nach Svinesund bei Halden. Hier, an der Esso-Tanke, gab es den Tax Refund-Shop, den einige Reisende brauchten um die Mehrwertsteuer zurück erstattet zu bekommen.
Seit Oslo hatten wir wieder Sonne und sie schaffte frohe Gemüter. Ein schöner Abschluss einer spannenden Reise in den hohen Norden, wo wir die satten leuchtenden Farben des Frühlings erlebten und ebenso den Sommer mit dem frisch gemähten Gras
Über den Sommer legt an Wochenenden das Schiff in Göteborg immer eine Stunde früher ab, was für uns hieß, die Freizeit in Olso fiel aus, denn wir mussten auch 1 Stunden früher am Check In sein.
Das Abendbuffett hatten wir diesmal um 20.00 Uhr, dadurch konnten wir am Ablegemanöver teilnehmen und die herrlichen Momente auf Deck 11 im strahlenden Sonnenschein mit einem Getränk in der Hand genießen.
Die Aromen Skandinaviens berührten noch ein Letztesmal unsere Gaumen, dann versank die Sonne im Meer.
Es wurde Nacht und über dem Schiff legten sich die Klänge des Windes und der Gesang des Meeres.
Erinnerungen
Ein wunderschöner Urlaub mit wunderbaren Menschen an Bord, neigte sich dem Ende entgegen.
Die Reise zurück in die Heimat verlief so ruhig und entspannt, dass der eine oder andere in tiefen Schlaf verfiel, mit melodischen Geräuschen untermalt, und die Erlebnisse der letzen 13 Tage verarbeitete.
So manches schönes und einzigartiges Erlebnis kam dabei nochmal Erinnerung.
3 Elchbegegnungen innerhalb 2 Stunden und ein Joker-Elch, den leider nur der Busfahrer sah, obwohl er direkt im Straßengraben gestanden haben soll.
Gut 100 Tunnel die durchfahren werden mussten.
6530 Kilometer bis ans Ende Europa und wieder zurück nach Dresden.
Das „Märchendorf“ mit dem Hopfenanbau bei den rot-weißen Zuckerstangen.
Benedikta, die uns den Weg durch Stockholm zeigte.
Die Vasa, der schwimmende Palast, der nie in den Kampf zog und lieber 300 Jahre am Meeresboden einen Schönheitsschlaf hielt.
Die hohe Küste mit dem wunderschönen Kirchdorf Levanger.
Bea´s Räucherfisch in Jävre
Das größte Kirchdorf der Welt und UNESCO Kulturerbe in Gamelstad bei Lulea.
Das Treffen mit dem Weihnachtsmann am Polarkreis in Finnland.
Das einmalige Erlebnis am Nordkap an der Weltkugel zu stehen und ganz für sich allein die besonderen Augenblicke mit den kurzen Sonnenlöchern zu genießen.
Der kleine Schneemann in Lappland an der Hängebrücke
Die spektakulären Lofoten und die Suche nach der richtigen Moltebeerenmarmelade.
Unsere geräuscharme Fahrt mit der Hybrid-Elektrofähre zum Trollfjord.
Seeadler hautnah erleben.
Die wunderbare mit frischen Zutaten gekochte Lammsuppe im Lofotr Wikingermuseum, dazu den Walhalla Met
Der Hafenmann in Mo I Rana und die Graffitikunstwerke an den Wänden.
Die spektakuläre Fahrt über das Saltfjell, den Weg, den auch der berühmte Polarexpress von Trondheim nach Narvik nehmen muss.
Das Polarkreiszentrum hoch droben auf 683m.
Die Fahrt durch die Kornkammer Norwegens mit den reichen Bauernhäusern.
Peer Gynt, Pillarguri, das Milchmädchen mit der Lure, und Dale Gudbrand.
Die grandiose Olympiaschanze in Lillehammer und das riesige „umgedrehte Wikingerschiff“ in Hamar.
Oslo und er Vigelandpark mit den Skulpturen des Kreislauf des Lebens und des trotzigen Jungen
Das skandinavische Buffet an Bord der Stena-Line
Und zum Schluss die Menschen im Bus, wo man sich wünscht, sie auf einer neuen Reise wieder zu treffen.
Ein Dankeschön an euch Allen, denn ihr habt die Reise so gestaltet, dass man mit Wehmut im Herzen aber mit einem Lächeln im Gesicht aus dem Bus gestiegen ist.
Von einer wunderbaren Gruppe Abschied nehmen fällt immer schwer.
Skandinavier sind die glücklichsten Menschen auf der Welt heißt es. Wir wurden Teil dieses Lebensgefühl, denn schöne Momente mit netten Menschen teilen, macht doppelt glücklich.
Auf bald, und bleibt´s gesund,
euer Michael
Ich möchte unsere Fahrt mit einem Gedicht von Franz von Werner beenden
Felseninsel — Küstengürtel —
Dunkle Wälder um die Raine,
Und in hundert Buchten streiten
Um die Herrschaft Flut und Steine.
Land der Seen, Elfen, Fjorde!
Letzte Wart in Nordens Meeren,
Wolle Gott dir Heil im Frieden,
Wie einst Ruhm im Kampf bescheren!
Gothenburg, Franz von Werner, 1877