Reisebericht: Kreuzfahrt Norwegen zum Nordkap mit AIDA

20.06. – 04.07.2010, 15 Tage Kreuzfahrt mit AIDA Vita Kiel – Bergen – Hellesylt – Geirangerfjord – Bodö – Lofoten – Nordkap – Haugesund – Aarhus


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Vor uns lag eine erlebnisreiche Reise in den Norden Europas, eine Reise in das Licht zur Zeit der Mitternachtssonne. Alle Gäste und wir selbst waren voller freudiger Erwartung, diese einzigartige Tour zum Nordkap und nach Island zu unternehmen.
Ein Reisebericht von
Kerstin Hugel
Kerstin Hugel

20.06.2010: Hamburg Stadtrundfahrt – AIDA Luna

Am frühen Morgen reisten wir über Döbeln, Leipzig, Magdeburg und Braunschweig nach Hamburg. Nach einer sonnenreichen Fahrt regnete es in Hamburg. Wir unternahmen eine Stadtrundfahrt mit Hindernissen, da durch verschiedene Veranstaltungen einige Straßen gesperrt waren. Unsere beiden Stadtführer Michael und Michael verstanden es mit viel Witz und Humor, uns die schönsten Seiten von Hamburg zu zeigen. Die Rundfahrt endete direkt in Graasbrook am Terminal der AIDA Luna und wir konnten sofort einchecken. Während alle unsere Gäste ihr zu Hause für die nächsten 14 Tage inspizierten, trafen wir uns ein erstes Mal mit der Ausflugsmanagerin Heidi Rothe. So konnten wir weitere 80 Ausflüge unserer Gäste sofort nachbuchen.
Für einige Gäste war es die erste Kreuzfahrt und sie staunten über die Größe des Schiffes. Die AIDA Luna ist 249 Meter lang und 32 Meter breit und verfügt über 1.025 Kabinen. Sie wurde auf der Meyerwerft in Papenburg gebaut und ist das dritte AIDA Schiff von insgesamt sechs neuen AIDA Schiffen. Es wurde am 04. April 2009 in Dienst gestellt und hatte in Palma de Mallorca seine Taufe. Derzeit ist nach der AIDA Blu ( 09.02.2010 Hamburg ) auch das neuste AIDA Schiff Aidasol im Bau.
Bei ruhiger See und schönem Wetter ließen wir den Tag ausklingen.

21.06.2010: Unser erster Seetag

An Hand des Bordmanifestes konnte jeder an den verschiedenen Attraktionen an Bord teilnehmen. Eine Schiffserkundung stand wohl für jeden unserer Gäste am heutigen Tag auf dem Plan. Wie überall auf den Schiffen notwendig, fand 10.20 Uhr die große Seenotrettungsübung statt. Alle Passagiere fanden sich mit ihren Schwimmwesten auf Deck 5 ein. Unsere Gruppe traf sich anschließend mit dem Hotelmanager zu einem Sektempfang in der AIDA Bar. Auf einem Schiffsrundgang zeigte uns Andy die verschiedenen Decks, das Theatrium, natürlich die Restaurants und anschließend die Örtlichkeiten, wo alle ihre zusätzlichen Pfunde wieder los werden können (Fitnessstudio und Wellnessbereich ). Eine Ausflugspräsentation im Theatrium weckte die Neugier auf unseren ersten Ausflug in Bergen. Alle Fußballfreunde treffen sich übrigens immer in der Anytime Bar.

22.06.2010: Bergen – Hardangerfjord

Wir erreichten Bergen, die regensreichsten Stadt Europas. Im Durchschnitt gibt es 250 Regentage im Jahr. Aber heute war uns der Wettergott holt. Es war trocken, leicht bewölkt und freundlich. Unsere Gäste nahmen an unterschiedlichen Ausflügen teil oder entdeckten Bergen individuell. Die meisten unternahmen einen Ausflug in die faszinierende Naturlandschaft rund um den Hardangerfjord. Dieser Fjord ist der mit 170 Metern der zweitlängste Fjord Norwegens. Er liegt an der südwestlichen Atlantikküste Norwegens im Fylke Hordaland. Norwegen wird ja auch das Land der Fjorde genannt. Fjorde gibt es auch in Kanada, Neuseeland und in der Arktis. Doch nirgendwo weisen die Fjorde derart markante Formen auf. Hier in Norwegen senken sie sich viele hunderte Meter unter den Meeresspiegel und steigen dann an der Mündung wieder empor.
Zuerst unternahmen wir eine kleine Stadtrundfahrt in Bergen. So erfuhren wir, dass Bergen auch heute noch hanseatischer ist als man denkt. Geblieben sind Jahrhunderte alte Handelshäuser im Ortsteil Bryggen, historische Zeugnisse dieser einst glorreichen Zeit. Dieser Stadtteil ist von der UNESCO unter Schutz gestellt. In Bergen wurde auch der wohl berühmteste norwegische Komponist Edvard Grieg (1843 - 1907) geboren. Seine Werke werden auch als „in Musik umgesetzte Natur“ bezeichnet. Einzigartige ist seine farbenreiche lyrische Tonsprache - „Solveigs Lied“ aus der Peer Gynt Suite wohl sein bekanntestes Werk.

23.06.2010: Hellesylt – Geirangerfjord

Auch heute trifft wohl wieder der Spruch zu: „Wenn Engel reisen - 63 an der Zahl. ...“ Hellesylt empfing uns mit Morgensonne. Alle freuten sich auf unseren gemeinsamen Eberhardt-Ausflug. Mit den Tendern der AIDA wurden wir an Land gebracht. Das liebliche Dörfchen Hellesylt liegt direkt am Eingang zum Geirangerfjjord. In zwei eigenen Bussen starteten wir zunächst über den alten Postweg nach Stryn. Unsere Guides, Maria und Heike, begleiteten uns mit interessanten Geschichten aus ihrer norwegischen Heimat. Vorbei an vielen Watten (bedeutet Wasser oder See) in den Tälern und über das bergige Land führte unser Weg in das kleine Städtchen Stryn. Auf einem kurzen Spaziergang erfuhren wir auch, dass Stryn Stadtrecht erhielt, obwohl es eigentlich eher ein Dorf ist. Warum? Es gibt hier ein Vinmonopol, das heißt ein staatlich kontrolliertes Geschäft für Bier und Schnaps. In Norwegen, wo man es mit dem Alkohol sehr ernst nimmt, bekommt jeder Ort und sei er noch so klein, das Stadtrecht, wenn er ein Vinmonopol besitzt. Vorbei an Husmannsplätzen (große Höfe), bewaldeten Gebieten und kleinen Ortschaften bestaunten wir die einzigartige Bergwelt. Hier leben ja auch die Trolle, so jedenfalls die alten Sagen der Norweger. Wir sollten aber aufpassen, wenn uns doch einmal welche begegnen, so müssen diese unbedingt drei Finger und einen Daumen haben. Sonst sind es keine echten norwegischen Trolle.
Um zum Sommer-Skizentrum inmitten der schneereichen Höhen am Stryn zu gelangen, nahmen wir die alte Straße. Es ist der älteste Weg vom Innenland zur Küste, den auch schon die Germanen nutzten. Archäologische Funde wie alte Wohnplätze und Rentierfanganlagen bezeugen dies. Zunächst führt diese Straße im Tal vorbei am Hornindals-Watten. Dieser See ist 25 Kilometer lang und bis zu 514 Meter tief - der tiefste See Europas. Dann schlängelt sich die Straße in unzähligen Serpentinen hinauf. Im weit oben gelegenem Sommer-Skizentrum wird nur in den Monaten von Juni bis ca. Oktober, also gerade in der schönen Zeit des Jahres Wintersport getrieben. Sessel- und Schlepplifte bringen die Skifahrer gewöhnlich zum Gletscherplateau des Tystigbreen. In diesem Jahr ist allerdings ungewöhnlich wenig Schnee gefallen. So waren die Lifte zwar nicht in Betrieb, aber Wagemutige versuchten sich mit ihren Snowboards. Auch wir genossen einen kleinen Spaziergang im Schnee. Die Sonne stand über den vor uns liegenden zum Teil mit Schnee bedeckten Hängen aus Granit, zum Teil mit brüchigem Schiefer, der See war gefroren. Eine ideale Kulisse auch für unser Gruppenfoto.
Danach ging es mit dem Bus weiter. Wir durchfuhren auf der alten Schotterstraße diese Hochgebirgslandschaft. Unsere Guides erzählten uns, wie gern die Norweger den Sommer hier oben verbringen. Das Wandern gehört zu ihren Leidenschaften. Alle Einheimischen nutzen nach dem längeren Dunkel des Winters die schöne Zeit des Jahres und sind draußen in der Natur so oft es nur geht. Man trägt hier oben bei seinen Wanderungen immer rote Kleidung. Warum? Es ist im Sommer auch Jagdzeit und zur Sicherheit empfiehlt es sich, auffällig rote Jacken zu tragen ...
Unser nächstes Ziel ist Dalsnibba. Dieser Gipfel mit seinen 1.495 Metern ist wohl wegen seiner Aussicht weithin bekannt und berühmt. Eine private Mautstraße, Nibbevei genannt, führt von der Djupvasshytta auf den Gipfel. Im etwa 7 Kilometer entfernten Geirangerfjord liegt unsere AIDA. Sie nahm, nachdem einige morgens in Hellesylt abstiegen, die Fahrt durch den Fjord und liegt nun unter uns vor Anker.
Nun geht es zurück nach Geiranger, die Mautstraße hinunter mit dem Blick auf den See Djupvatnet (tiefster See mit über 1.000 Metern), das Wasser schimmert blaugrün, aber der See ist zum Teil noch schnee- und eisbedeckt.
In Geiranger besuchen wir am Nachmittag das Fjordzentrum. Ein Film mit beeindruckenden Naturaufnahmen lässt uns, den Tag Revue passieren. Dann geht es zurück. Mit Tendern erreichen wir die AIDA und freuen uns auf die abendliche Fahrt. Das Schiff legt aber nicht gleich ab. Es wurden noch einige Gäste ausgerufen. Als endlich alle an Bord waren, der letzte Tender wieder auf Deck 5 verankert ist, nimmt die AIDA ihren Weg durch den eigentlich nur 15 Kilometer langen Geirangerfjord. Er ist die Fortsetzung des Sunnylvsfjords, dieser wiederum ein Seitenarm des Storfjords. Vorbei an den „Sieben Schwestern“, die wohl faszinierendsten Wasserfälle hier am Geirangerfjord, genießen wir die mehrstündige Fahrt durch den Fjord, bevor wir am späten Abend wieder das offene Meer erreichen.

24.06.2010: Unser zweiter Seetag

Immer weiter nördlich bringt uns die AIDA: Morgen werden wir das Nordkap umfahren und am Abend in Honningsvag anlegen.
Gegen Mittag passieren wir den Polarkreis. Der nördliche Polarkreis ist der Breitenkreis, auf dem die Sonne am Tag der Sonnenwende nicht mehr auf- bzw. untergeht. So erleben wir in den nächsten Tagen die vielbeschriebene Mitternachtssonne. Der Polarkreis liegt im Jahr 2010 auf genau 66º 33`39`nördlicher Breite. Wir haben somit zum Nordpol einen Abstand von 2.602 Kilometern und der Äquatorabstand beträgt 7.383 Kilometer. Gegen Abend sind steuerbord, noch aber 56 Seemeilen entfernt, die Lofoten zu erkennen. Mit der Umrechnung 1 Seemeile = 1.852 Meter sind diese also gut 80 Kilometer entfernt. Somit können wir unter Berücksichtigung der Erdkrümmung zunächst nur die Spitzen ausmachen. Später und am morgigen Tag bietet sich uns ein faszinierender Blick auf die bis zu 1.200 Meter hohen Berge der Lofoten. Zum Teil sind sie schneebedeckt, die Landschaft karg und kahl. Lofoten - der Name bedeutet „Luchsfuß“, lo - altschwedisch für Luchs und foten der Fuß. Diese Kette von 80 Inseln liegt 100 bis 300 Kilometer nördlich des Polarkreises und ist durch den Vestfjord vom Festland getrennt. Die wichtigsten Inseln sind durch Brücken oder Tunnel miteinander verbunden.
Da für uns auch heute die Sonne scheint, nicht selbstverständlich für den Norden, vergisst der eine oder andere ins Bett zu gehen. Auch am morgigen Tag werden die Lofoten steuerbords unsere Blicke immer wieder auf sich ziehen.

25.06.2010: Honningsvag – Nordkap

Wir fuhren bei blauem Himmel und Sonnenschein entlang der schneebedeckten Lofoten Richtung Nordkap. Dieser Tag wird allen unvergesslich sein. Viele Gäste sind besonders deshalb zu dieser Reise aufgebrochen, um einmal am nördlichsten Punkt Europas zu stehen. Kurz bevor wir das Nordkap umfahren, drosselte der Kapitän die Maschinen und fuhr extra langsam am Nordkap vorbei. Schmunzeln legte sich auf viele Gesichter, als er den strahlenden Sonnenschein pries und sagte, es läge wohl an den ca. 2.000 Engeln, die mit ihm auf diese Reise gingen.
Am Abend liefen wir in den Hafen von Honningsvag ein und unsere Gruppe fuhr in einem für uns bereitgestellten Bus zum Nordkap. Das Nordkap - ein 307 Meter hoher Fels ist das ganze Jahr über Anziehungspunkt tausender Besucher. Ein Foto am berühmten 1974 hier aufgestellten Globus, ein Spaziergang über das wohl immer im Wind gefangenen Plateau sind ein Muss für jeden Nordkapbesucher. Auch wenn sich die Sonne nun tatsächlich hinter einigen Wolken versteckte, ging ein jeder von uns auf Entdeckungstour. War man ein Stückchen abseits auf dem Plateau gegangen, fanden sich rundherum wieder die typischen Steinpyramiden. Waren sie vor Jahrtausenden „Altäre“ für Danksagungen, später dann Wegmarkierungen und die Möglichkeit, Informationen an andere weiter zu geben, so sind sie heute wohl eher Ausdruck für die Wünsche der Menschen. Wir haben diese Steinpyramiden schon am Dalsnibba am Geirangerfjord gesehen. Man sagt, jeder der in diese bezaubernde Gegend kommt, sollte eine kleine Steinpyramide bauen und sich etwas wünschen. Aber man beachte: Zum Bau einer solchen Pyramide darf man nur einzeln liegende Steine verwenden, niemals Steine von anderen Pyramiden herunternehmen. Das bringt Unheil. Reicht dem einen oder anderen die Zeit nicht für den Bau, ist es auch möglich, einen einzigen eigenen Stein auf eine vorhandene Pyramide zu setzen ...

26.06.2010: Unser dritter Seetag

Nach unseren ersten Tagen der Reise in Norwegen sind wir nun auf dem Weg nach Island. Wir befahren das europäische Nordmeer noch immer oberhalb des Polarkreises.
Uns, sonnenverwöhnten Reisenden zeigen sich leider die ersten Regenwölkchen. Als es etwas zu regnen anfängst, sitzen schon einige unserer Gäste vorn in der AIDA Lounge. Manche entspannen, lesen in dieser eingerichteten Bibliothek. Aber man ist immer wieder versucht, nach vorn zu schauen, es fesselt der Blick von hier, vornüber auf das Meer, die Bugspitze der AIDA unter einem … Ja man sitzt direkt unterhalb der Brücke … Plötzlich wird es unruhig, ein Raunen ist zu hören. Es wurden drei Wale gesichtet, die neben dem Schiff her schwimmen. Doch leider hatte niemand einen Fotoapparat dabei. Gegen Mittag war einigen Gästen das Glück holt und sie konnten Wale sichten, meist die bekannten Orkas. Nach einem ruhigen Tag waren einige Gäste am Abend schon wieder im Bingo-Fieber oder freuten sich auf den Offizierstanz in der Aida Bar.
Das Schiff bringt uns immer weiter nach Westen. Aufgrund der überfahrenen Längengrade stellen wir heute Nacht unsere Uhren ein weiteres Mal um eine Stunde zurück.

27.06.2010: Unser vierter Seetag

Ein leicht bewölkter Tag mit etwas Sonne erwartet uns am Morgen. Es sind ca. 12 °C und es weht ein leichter Wind. Auf unserem Weg durch das europäische Nordmeer mit Meerestiefen von 1.900 bis sogar 2.500 Metern ist es nicht verwunderlich, dass die Wassertemperatur bei ca. 6 °C liegt. Aber dies bekommen wir nicht zu spüren, wenn einige Gäste an Deck die Pools nutzen, um zu schwimmen. Die Wassertemperatur beträgt angenehmen 29 °C.
So langsam spüren wir es schon - das Fußballfieber. Im Theatrium, der Anytime-Bar oder auf Deck erleben wir um 15.00 Uhr Bordzeit das sagenhafte 4:1 unserer deutschen Nationalmannschaft gegen England im Achtelfinale. Nach viel Sonne wird auch die heutige Nacht lange hell sein. Wenn wir nun in der Nacht den Polarkreis wieder verlassen, erleben wir nach den letzten Tagen wieder einen, wenn auch kurzen Sonnenuntergang. Morgen früh gegen 3.00 Uhr fahren wir dann bereits an der Küste Islands in den 90 Kilometer langen Eyjafjördur ein und werden gegen 6.45 Uhr unseren Liegeplatz in Akureyri erreichen.

28.06.2010: Akureyri

Akureyri mit ca. 16.300 Einwohnern liegt am Ende des Eyjafjördur im Südwesten der Insel Island. Wir entdecken in den nächsten drei Tagen Island. Diese Insel knapp unterhalb des Polarkreises besticht durch ihre schroffe, wunderbare Natürlichkeit. Gletscher und Geysire gehören zu den Markenzeichen. In den Morgenstunden vorbei der Insel Grimsey können wir mit Glück - wie auch schon im Norden Norwegens - Papageientaucher ausmachen. Diese werden auch als „Clowns der Meere“ bezeichnet.
Wir machen am Vormittag fest im Pottlüdden, dem Hafenbecken von Akureyri. Direkt vor uns breitet sich die Altstadt von Akureyri aus. So alt ist die Stadt gar nicht, auch wenn das
älteste Haus von 1735 erhalten blieb. Ein Grossteil der Stadt ist bei einem Brand um 1900 zerstört und bis in die 30er Jahre wieder aufgebaut worden. Gleich starten wir zu unseren Ausflügen. Mit insgesamt 46 Gästen unserer Gruppe geht es mit einem eigenen Bus über die Berge zum Mückensee und zum Godafoss. Unser Guide, Cosima, begleitet uns. Sie selbst stammt aus dem Saarland und machte Island nach einem halbjährigen Aufenthalt in der Pferdezucht letztlich vor sechs Jahren zu ihrer Wahlheimat. Auf unserer Landschaftsfahrt erfuhren wir viel Interessantes über Island selbst. So wussten wir vorher kaum, dass es in Island insgesamt 430.000 Schafe gibt. Mit den geborenen Lämmern sind es im Sommer sogar mehr als 1 Million. Die Farmer lassen die Schafe in den Sommermonaten freilaufen und im Herbst werden sie gemeinschaftlich wieder eingefangen.
Typisch hier auf der Insel ist natürlich das Islandpferd. Viele Farmer haben sich auf die Zucht spezialisiert, auch werden die Pferde exportiert. In Europa beliebt ist das sehr gutmütige Islandpferd, für Anfänger gut zu reiten, wohl auch weil es eine „5. Gangart“ hat, den sogenannten ruhigen Tölt. In Deutschland gibt es an die 45.000 Islandpferde, in Island sind es ca. 430.000 Pferde.
Auf unserem Weg zum Mückensee kommen wir an den berühmten Lavafeldern vorbei. Beeindruckend präsentiert sich uns die 1800 Jahre alte Landschaft der Laksalava. Insgesamt hat Island 27 aktive Vulkane. Verheerende Folgen hatte der Ausbruch des Kaplas 1984 bis 1986. Brodelnde Schlammpfuhle bei Namashard machen uns bewusst, welche Kräfte da unten in der Erde schlummern. Der Myvatn (Mückensee) trägt seinen Namen wohl zurecht. Entstanden durch Schmelzwasser, welches sich in den Mulden sammelte, als vor tausenden Jahren die Gletscher verschwanden, sind hier heute an die 50 Mückenarten zuhause. Aber mit uns waren diese kleinen Biester eher gnädig. Der Mückensee ist mit seiner Größe von 37 Quadratkilometern der viertgrößte See Islands. Wir erfuhren auch, dass hier die Kragenente ihr Brutgebiet hat. Darauf sind die Isländer sehr stolz, brüten diese doch sonst nur in den Rocky Mountains.
Unser letztes Ziel des Tages war der Godafoss-Götterfall. Warum er diesen Namen trägt? Zur Zeit der Christianisierung warfen die Bürger ihre alten Götterstatuen diesen Wasserfall hinab. Mit seinen bescheidenen zwölf Metern Höhe ist er einer der schönsten Islands.
Am Abend laufen wir dann wieder aus - zurück einen Blick auf den „Tobeeroneberg“, Akureyris Hausberg, der über der Stadt trohnt.

29.06.2010: Reykjavik – erster Tag

Nach der nördlichen Umfahrung von Island sind wir mit der AIDA seit dem Morgen in südliche Richtung nach Reykjavík unterwegs. Wir legen gegen Mittag am Kai an. Alle freuen sich auf die verschiedenen Ausflüge. Die meisten Gäste unserer Gruppe machen sich mit uns auf den Weg zu den Geysiren und zum Gullfoss Wasserfall - Golden Fall. Andere genießen die Stadt Reykjavik oder fahren zum Baden in die Blaue Lagune.
In einem eigenen Bus mit unserem Deutsch sprechenden Guide geht es zunächst zum Geothermalkraftwerk Nesjavellir. Es ist das derzeit größte Geothermiekraftwerk der Welt mit einer Leistung von 120 Mwel und Mwth, das Reykjavik und die Umgebung mit Elektrizität und Fernwärme versorgt. Island ist ein Lehrmeister für Geothermie und gewinnt 99 % seiner Energie aus regenerativen Quellen - einen Großteil davon aus Erdwärmenutzung. Die Erdwärme ist die im zugänglichen Teil der Erdkruste gespeicherte Wärme. Island profiliert sich auf diesem Gebiet mit neuestem Fachwissen und modernstem technischen Know-How.
Nach der Besichtigung fahren wir weiter ins Landesinnere, unser nächstes Ziel sind die berühmten Geysire Islands. Immer wieder säumen die blaue Alaskalupine und die kleinen weißen Blumen, der Silberwurz - die Nationalblume Islands, den Wegrand. Im Hochland blicken wir auf Lavafelder - hier nahe Reykjavik Lava, die ca. 1000 Jahre alt ist. Unser Guide spricht mit einem Schmunzeln von „nagelneuer Lava“...
Island ist das Land der Vulkane, erinnern wir uns an den Ausbruch des Eyjafiallayökull zu Beginn dieses Jahres. Der letzte Ausbruch des Vulkans Krafla geht auf das Jahr 1984 zurück. Erdbeben gibt es fast täglich, so erfahren wir. Meist liegen diese aber unter 1 auf der Richterskala. Allerdings gab es hier in der Gemeinde Sellfoss, die wir durchfahren, 2008 ein Erdbeben der Stärke 6,3. Grund für diese Spannungen in der Erde ist das Zusammentreffen der amerikanischen und eurasischen Kontinentalplatte. Island liegt unmittelbar auf dem mittelatlantischen Rücken, der jährlich durch Bewegung der Platten ca. 2 Zentimeter auseinander driftet. Nach einstündiger Fahrt durch diese beeindruckende Landschaft bekommen wir Gelegenheit, den wohl heute berühmtesten Geysir Islands, den Strokkur (deutsch: Butterfass) aus der Nähe zu beobachten. Er stößt unregelmäßig im Abstand von ca. 10 Minuten eine 5 bis 20 Meter hohe Fontäne aus. Bezeichnet man heute Island als das Land der Geysire, so ist dies wohl eher in der Namensgebung begründet. Auf isländisch bedeutet geysa - wirbeln oder strömen. Über 300 aktive Geysire, etwa zwei Drittel von allen weltweit existierenden, befinden sich allerdings im Yellowstone- Nationalpark in den USA.
Nach einer kleinen Erfrischungspause geht es weiter zum Gullfoss, dem goldenen Wasserfall.
In der Ferne liegt deutlich erkennbar auch der zweitgrößte Gletscher Islands, der Langjökull. Wir sind von dieser imposanten Landschaft schlichtweg überwältigt.
Am Nachmittag reisen wir mit dem Bus nach Thingvellir in den Südwesten Islands nahe der Reykjanes-Halbinsel. Seit 1928 Nationalpark liegt das Gebiet inmitten der Grabenbruchzone, umgeben von vier aktiven Vulkansystemen. Der Name Thingvellir bedeutet im Isländischen auch Volksversammlung. Verwandte Worte Ebene und Denken weisen darauf hin, dass schon um 930 sich hier die Reitpfade aus allen Teilen zentral trafen und die Wikinger diesen Platz wählten, um die traditionelle gesetzgebende Versammlung - den Althing - abzuhalten.
Übrigens wurde hier an diesem historischen Ort auch am 17. Juni 1944 die Republik Island ausgerufen.
Nun müssen wir uns aber beeilen: Nach dem wunderschönen Tag wird es Zeit, auf die AIDA zurückzukehren. Auch wenn wir heute Nacht im Hafen von Reykjavik bleiben, so wird das Schiff noch auf einen anderen Anlegeplatz umgesetzt. Für die einen mit einem Bummel durch das nächtliche Reykjavik, für die anderen mit einem Blick über den Hafen auf die Stadt klingt dieser zweite Tag in Island aus.

30.06.2010: Reykjavik – Blaue Lagune

Die letzte Nacht verbrachten wir nicht auf See, sondern im Hafen von Reykjavik. So haben alle die Möglichkeit, erneut Ausflüge in die Umgebung zu unternehmen und somit an einem dritten Tag die Insel Island zu erleben. Viele Gäste unserer Gruppe nutzten den verbleibenden Vormittag zu einem Ausflug in die Blaue Lagune mit Stadtrundfahrt Reykjavik. Die Blaue Lagune ist eine der bekanntesten und beliebtesten Sehenswürdigkeiten auf Island. Sie ist eine Lavasenke und mit zwei Dritteln Salzwasser und einem Drittel Süßwasser gefüllt. Sie wird heute als Thermalfreibad genutzt und ist umgeben von für Island typischen Lavafeldern und schwarzen Sandstränden. Zurück in Reykjavik besuchten wir den Perlan, ein Warmwasserspeicher mit mehreren Tanks, der 1991 eröffnet wurde. Von hier aus wird die Stadt mit Warmwasser versorgt, auch die im Winter beheizten Gehwege und Straßen. Einer der Tanks wurde trocken gelegt und beherbergt ein Saga-Museum. Am Dach der Tanks befindet sich eine Aussichtsplattform, die einen faszinierenden Blick über Reykjavík und weit in das Land hinein erlaubt. Mit derzeit 190.000 Einwohnern ist Reykjavik nicht nur Hauptstadt Islands, sondern auch die größte Stadt. Immerhin 2/3 der 320.000 Isländer leben hier. Schon zur Zeit der Wikinger gab man dieser Bucht den Namen Reykjavik - was übersetzt „Rauchende Bucht“ heißt. Sicherlich deshalb, weil schon vor Jahrhunderten der Dampf heißer Quellen in der Umgebung unübersehbar war.
Wir verlassen gegen 13.00 Uhr den Hafen von Reykjavik. Beim Auslaufen haben wir die letzte Chance, Wale zu sehen. Der Kapitän informiert uns über den geplanten Seeweg. Wir können gespannt sein, gegen 20.00 Uhr an der Backbordseite die Westmännerinseln und auch den nun weltbekannten Vulkan Ejafiallayöküll mit seinen 1.800 Metern zu erblicken. Wenig später wird vielleicht die Insel Surtsey zu sehen sein. Sie liegt südlich von Island. Die Insel Surtsey gibt es erst seit dem 14.11.1963. Entstanden ist sie aus einem vulkanischen Haufen in der Tiefe des Meeres und stiegt letztlich bis zu ca. 150 Meter über den Meeresspiegel empor. Surtsey darf nur von Wissenschaftlern betreten werden. Sie können so die Entwicklung der jungen Generation von Pflanzen erforschen.
Nun ja, zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand von uns, dass wir weder den Ejafiallayöküll noch die beiden Inseln zu sehen bekommen werden. Am Nachmittag änderte sich das Wetter, es beginnt zu regnen und bei Windstärke 6 und 7 haben wir ein erstes Mal auf unserer Reise ordentlichen Seegang. Das Schaukeln des Schiffes sollte uns die ganze Nacht und darüber hinaus erhalten bleiben. Diese Gewissheit haben wir allerdings erst am nächsten Morgen.

01.07.2010: Unser fünfter Seetag

An unserem heutigen Seetag waren die meisten Passagiere froh und munter zum Frühstück erschienen. Eine etwas unruhige Nacht lag hinter uns. Über das allen Passagieren zugängliche AIDA-Fernsehen ist der aktuellen Seekarte zu entnehmen, dass wir nur noch mit 10 bis 15 Knoten fahren. Um 10.00 Uhr meldete sich der Kapitän über Bordfunk von der Brücke. Ein kräftiges Tiefdruckgebiet, welches nicht wie sonst oftmals durchrauscht, sondern hier nordwestlich von Shottland liegen bleibt, sorgt nunmehr für Windstärke neun aus östlicher Richtung. So kann die AIDA nur noch zehn Knoten machen. Die Brücke ist bemüht, unser Schiff weiter ruhig zu halten … seemännisch beschrieben: … „das Schiff nicht so stark in die Dünnung reinlaufen zu lassen“. Gerade vorn von der Aida-Lounge aus eröffnet sich jetzt ein faszinierender Blick auf das Meer. Zwischen der weiß gischtigen See bauen sich immer wieder Dünungen auf. So türmen sich vor dem Schiff bis zu zehn Meter hohe Wellen auf.

02.07.2010: Unser sechster Seetag

Das kräftige Tiefdruckgebiet mit orkanartigen Ausläufern „rauschte nicht einfach so durch“, wie uns unser Kapitän am gestrigen Tag erklärte, sondern es bleibt nordwestlich von Schottland liegen. Dies ist auch der Grund, warum wir heute den Hafen von Invergordon in Schottland nicht anlaufen. Wir genießen deshalb den Tag an Bord. Nach der Kursänderung auf Südost fahren wir vorbei an den Orkneyinseln. Alle Gäste haben erneut Gelegenheit, die Angebote an Bord zu nutzen, seien es die Veranstaltungen im Theatrium mit täglich wechselnden Shows oder auch den Wellness-Bereich zu besuchen.

03.07.2010: Unser siebenter Seetag

Wir verlassen den Atlantik und befahren bald die Nordsee. Gestern und auch heute erkennen wir in der Ferne oftmals große Bohrinseln. Im Atlantik wird von diesen Plattformen aus sogar in der Tiefe von 300 bis 700 Metern gefördert. Sie sind wirklich schwimmende Inseln.
Derartige Bohrinseln werden wir auch am heutigen Tag immer wieder sehen. Allerdings nun bereits in der Nordsee. Da die Nordsee nur eine Tiefe von 80 bis 100 Metern hat, sind diese Plattformen fest im Meeresboden verankert.
Fußball!!! Heute ist das Viertelfinalspiel unserer Mannschaft gegen Argentinien ... Kaum zu glauben, diesen 4:0-Sieg der DFB-Elf hat wohl fast jeder im Theatrium oder auch bei diesem schönem Wetter auf dem Pool-Deck miterlebt (-: ja richtig - es ist wieder schönes Wetter - so kehren morgen alle „63 Engel“ wieder nach Hamburg zurück). Heute Abend nutzen einige Gäste die Zeit zu einem letzten Spaziergang an Deck, einem schweifenden Blick übers Meer -in Erinnerung die vielen schönen Erlebnisse der letzten 14 Tage. So entgeht uns nicht, dass kurz vor Mitternacht schon der Lotse an Bord kommt.

04.07.2010: Ankunft in Hamburg und Heimreise

In der Nacht hat die AIDA die letzten Meilen elbabwärts zurückgelegt. Gegen 6.00 Uhr legen wir bereits am Terminal Grasbrook an. So haben einige von uns wohl doch den Gruß von der Willkomm-Höft in Schulau im Norden Hamburgs verschlafen. An dieser Schiffsbegrüßungsanlage werden alle Schiffe, ob sie nun aus- oder einlaufen, mit ihrer Flagge und ihrer Nationalhymne begrüßt. Schon heute wird die AIDA wieder auf große Fahrt gehen, wieder über Bergen, Geiranger zum Nordkap nach Island und Schottland. Auf uns warten die Busse, wir werden am Abend wieder zu hause sein.

Liebe Gäste,



diese Zeilen werden sicherlich für uns alle eine Erinnerung an die schönen Tage sein. In der Bildergalerie finden Sie noch einige Fotos. Uns bleibt, Ihnen allen eine Gute Zeit zu wünschen und wie sagten wir auf unserer Reise immer? AIDAWIEDERSEHEN!!!



Ihre Kerstin Hugel und Tess Schubert

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Der Bericht beschreibt aus unserer Sicht alles recht genau. Denen, die bisher keine Kreuzfahrt unternommen haben, sollte man aber auch noch einige weitere Informationen zukommen lassen. Macht man diese Reise (vermutlich gilt das für jede AIDA-Route) privat, sieht man wesentlich mehr, hat aber auch deutlich mehr Aufwand. Es gibt sicher die Klientel die sich eine  Vollversorgung  am sehnlichsten wünschen. Genau denen wird das auch sehr gefallen. Für alle etwas aktiveren Urlauber wird diese Art des Reisens nicht die große Freude werden. An dieser Stelle muß man auch hinzufügen, dass die Kosten deutlich über denen anderer Reisen liegen, zumindest wenn man einigermaßen Komfort wünscht. In unserem Fall betrugen sie mit allen Ausflügen und Bordangeboten in diesen 2 Wochen etwa soviel, wie ein Jahr zuvor 4 Wochen Rundreise in den USA (mit Wohnmobil) incl. Flug gekostet haben. Gesehen haben wir dabei ungleich mehr.

Reinhardt
18.07.2010