Sultanat Oman und Salalah im Weihrauchland Dhofar
Reisebericht: 18.11. – 30.11.2024
Viele Menschen in Deutschland können mit dem Oman als Reiseziel nicht wirklich viel anfangen. Dabei bietet das Sultanat eine große Vielfalt an Sehenswürdigkeiten: von abwechslungsreichen Landschaften mit mächtigen Bergen, grünen Oasen und Wadis, tropischen Stränden und Wüstenlandschaften. Dazu kommen sehr gastfreundliche Menschen, geschäftige Märkte, historische Festungen, eine gepflegte Hauptstadt ohne Wolkenkratzer und ohne Massentourismus.
Ein Reisebericht von
Frank Nimschowski
1. Tag, Flug nach Muscat
November 2024 in Deutschland - da drehen sich die Wettergespräche darum, wann es mal wieder heller wird, nach Sonne fragt man schon gar nicht mehr, man bewegt sich zwischen Dauergrau und Dauerniesel….Ein Blick auf die WetterApp mit Voraussagen für Oman verhelfen da gleich zu besserer Laune: 11 Sonnenstunden und Temperaturen um 30 Grad, stabiles Hochdruckwetter…gut, dass wir jetzt Oman gebucht haben. Wir, das sind 16 Reiselustige aus den verschiedensten Teilen Deutschlands. Wir treffen uns in Frankfurt am Terminal 2.
Fast pünktlich starten wir mit Oman Air Richtung Muscat. Das originell gedrehte Sicherheitsvideo der Oman Air macht schon richtig Lust auf unsere Reise, denn es wurde an den schönsten Orten im Oman produziert.
2. Tag, Stadtrundfahrt Muscat und Dhaufahrt
Mit dem angenehm ruhig fliegenden Dreamliner erreichen wir sechs Stunden später die omanische Hauptstadt. Hier geht gerade die Sonne auf, wir sind mit unserem Flieger offensichtlich gerade die einzigen ankommenden Passagiere, entsprechend schnell können wir eineisen und gleich unsere Koffer entgegennehmen. An der Wechselstube werden gleich noch omanische Rial eingetauscht. Im Empfangsbereich begrüßt uns Muhammad, unser örtlicher Begleiter. Schon um 7.00 Uhr, und damit deutlich früher als gedacht, sind wir im Hotel, können unsere Zimmer beziehen, in aller Ruhe frühstücken, duschen und leichte Sommerkleidung anlegen.
Um 10.00 Uhr beginnen wir bei Temperaturen nahe 30 Grad unsere Stadtrundfahrt. Zunächst fährt Said, unser Busfahrer durch den Stadtteil Qurum, wo sich schöne Villen und viele Botschaftsgebäude befinden. Anschließend kommen wir zum imposanten Opernhaus. Das ROHM, das steht für Royal Opera House Muscat, haben wir nicht offiziell im Programm, aber wenn wie heute die Möglichkeit für eine Besichtigung besteht, dann ist dies eine schöne Überraschung für meine Gäste. Das Opernhaus zählt zu den größten weltweit und war das erste Opernhaus im Mittleren Osten. Hier wurden wertvolle Materialien wie Marmor und Teakholz verarbeitet. Es war ein Prestigeobjekt des 2020 verstorbenen Sultan Qaboos. Er liebte klassische Musik. Während der Besichtigung haben wir auch die Gelegenheit, den großen Zuschauersaal zu besichtigen. Sehr stolz ist man hier auf die Bühnentechnik, welche verschiedene Varianten von Aufführungen ermöglicht und übrigens aus Sachsen stammt.
Unsere Fahrt führt uns weiter zum Stadtteil Muttrah. Nach der Passage des Stadttores öffnet sich nach und nach der Blick in diese wunderschöne Bucht. Wir spazieren entlang der alten Handelshäuser und probieren in einem Geschäft omanischen Kaffee mit Kardamom, dazu gibt es verschiedene Kostproben von Süßigkeiten (Halwa). Dann bummeln wird durch den überdachten Souk. Überall duftet es nach Weihrauch. An einem Stand verschaffen wir uns schon einmal einen Überblick rund um den Weihrauch, sparen uns aber den Einkauf für später in Salalah auf. Nun bleibt noch genügend Zeit für individuelle Erkundungen im Souk, für einen Mittagsimbiss oder einen Spaziergang entlang der schönen Corniche von Muttrah.
Unser nächstes Ziel ist „Old Muscat“, das alte Muscat, welches sich eine Bucht weiter befindet. Mit dem Bus fahren wir über die alte Riyam Road, um einen Blick auf die Altstadt zu haben. Nach dem Besuch des Museums Bait Al Zubair spazieren wir zum Sultanspalast. In den 1970er Jahren ließ der frühere Sultan Qaboos den Alam-Palast bauen. „Alam“ steht für arab. „Zeichen“ – ein Zeichen für den Aufbruch des Sultanats in die Moderne. Bei diesem Rundgang sehen wir außerdem die frühere portugiesische Festung Mirani, den ehemaligen portugiesischen Gouverneurspalast Bait Garaiza und die kleine blaue Moschee Masjid Al Khor sowie die Seeterrasse des Palastes.
Am Yachthafen steht nachmittags für uns eine Dhau exklusiv für unsere Gruppe bereit. Nach diesem langen Tag können wir uns bei der zweistündigen Bootsfahrt entlang der Küste von Muscat ausruhen, die Aussicht und den Sonnenuntergang genießen. Während der Dhaufahrt sehen wir u. a. das Al Bustan Luxushotel, die Altstadt von Muscat mit dem Alam-Palast und den beiden Forts Mirani und Jalali sowie die Bucht von Muttrah.
Unser Abendessen haben wir im Restaurant „Turkish Diwan“. Bei sommerlichen Temperaturen können wir draußen sitzen. Zum Hauptgang gibt es wahlweise Grillspiese oder Seebarsch. Nachdem die letzte Nacht im Flieger kurz war, freuen wir uns jetzt alle auf unser Bett…
3. Tag, Beginn unserer Jeeptour: Sultan Qaboos Moschee in Muscat – Festung Nakhl – Wadi Bani Awf – Grand Canyon am Jabal Shams
Heute starten wir um 8.00 Uhr in den Tag. Unsere vier Fahrer Muhammad I., Mahmoud, Zubair und Fathi (später Ahmad) stehen mit ihren Allradwagen bereit.
Zunächst besuchen wir die Große Sultan Qaboos Moschee. Hier gibt es am Morgen bei unserer Ankunft glücklicherweise noch nicht viele Besucher. Die Moschee ist neben der gleichnamigen Moschee in Salalah die einzige Moschee des Landes, welche Nichtmuslime betreten dürfen. Zunächst wird am Eingang die Bekleidung, insbesondere der Damen kontrolliert. Dann betreten wir einen grünen und blühenden Garten mit Wasserbächen. Dazu strahlt der polierte Marmorboden. Wir besichtigen die Frauengebetshalle, die 750 Muslima Platz zum Beten bietet. Muhammad zeigt uns zwischenzeitlich wie man sich als Muslim vor dem Gebet reinigt. Höhepunkt ist sicherlich die prächtige Hauptgebetshalle für die Männer mit dem riesigen persischen Teppich, Swarovski-Leuchtern sowie den azurblauen Fayencen der Gebetsnische.
Anschließend verlassen wir die Küstenregion und wenden uns dem Hajar-Gebirge zu. Zu Füßen eines mächtigen Bergmassives erhebt sich, auf einem Felsen errichtet, die Festung von Nakhl. Im Innenhof der Festung sind aufgrund der Ferien zum Nationalfeiertag Stände mit verschiedenen omanischen Speisen aufgebaut. Vom Obergeschoss des Forts haben wir einen wunderschönen Ausblick auf die Oase.
Erstmals bei einer Eberhardt-Reise durchqueren wir die Berge offroad durch das landschaftlich faszinierende Wadi Bani Awf. Im Tal ist es erstaunlich grün. Immer wieder ergeben sich tolle Perspektiven und an schattigen Plätzen und an Wasserstellen lassen sich Omanis wie Gastarbeiter für ein Picknick nieder. Auch wir suchen uns am Eingang eines mit Wasser gefüllten Canyons einen schattigen Ort für unser Picknick. Schließlich erreichen wir auf 2.010 Meter den höchsten Punkt, dann gelangen wir in die Ebene von Al Hamra um aber kurz darauf in die nächste Schlucht, das Wadi Ghul, hineinzufahren. Über eine anfangs noch gut ausgebaute Serpentinenstraße nähern wir uns dem heute letzten Ziel, dem Grand Canyon von Oman. Kurz nach dem Sonnenuntergang können wir in der Abenddämmerung auf ca. 2.000 Meter Höhe die Weite des Canyons erleben. Gleich in der Nähe des Grand Canyon checken wir in unser „Himmelshotel“ (Sama = arab. Himmel) ein. Aufgrund der Höhenlage hat es sich nach dem Sonnenuntergang schon spürbar abgekühlt. In der Nacht fällt die Temperatur bis auf 10 Grad.
4. Tag, Wadi Nakher – Misfat Al Abreen – Al Hamra – Bahla – Jabreen Fort
Mit den ersten Sonnenstrahlen steigen die Temperaturen rasch an. Schön wäre noch, wenn Wasser aus dem Hahn kommen würde, leider haben wir am Morgen zwischenzeitlich ein Problem mit der Wasserversorgung... Bevor wir uns hinunter in die Ebene begeben, halten wir nochmals am Grand Canyon von Oman, um ihn jetzt noch einmal bei Tageslicht zu betrachten. Hinter dem Grand Canyon ist der höchste Berg des Oman, der 3009 Meter hohe Jabal Shams zu sehen. Von unserem Standort aus betrachtet fallen hier die Berge etwa 1.000 Meter senkrecht ab. Am Fuße des Canyons befindet sich das Wadi Nakher – das ist unser nächstes Ziel. Zunächst fahren wir mit unseren Allradwagen (hier brauchen wir auch die Allradfunktion) ca. 3 km ins Wadi Nakher hinein. In der Schlucht unternehmen wir eine kleine Wanderung. Hier befinden sich gewaltige Felsbrocken und ein ständig wechselnder Wasserlauf, den wir immer wieder irgendwie überqueren.
Heute ist Donnerstag, einer der zwei zusätzlichen von HM Sultan Haitham ausgerufenen Feiertage. So unternehmen viele Omanis Ausflüge wie z. B. in das beliebte Dorf Misfat Al Abreen. Es ist kein Geheimtipp und sehr bekannt für seine Terrassenfelder und die idyllische Lage in den Bergen. Wir bekommen hier den vollen Besucheransturm zu spüren, haben aber Glück, dass der Ort noch nicht abgeriegelt ist (was im Laufe des Tages passieren wird). Wir unternehmen in Misfat Al Abreen eine kleine Wanderung entlang der Terrassen und auf einem Bewässerungskanal (Falaj). Weiter geht es nun nach Al Hamra, wo wir durch die Dattelpalmenoase spazieren, um dann von einer erhöhten Stelle den Ausblick auf die Oase und verlassene Lehmhäuser zu genießen.
Wir begeben uns zur nächsten Oasenstadt mit dem Namen Bahla. Zunächst haben wir vom Hügel eines Funkmastes aus einen überwältigenden Blick über die Oase und ihrer Festung. Die Festungsanlage von Bahla ist die größte im Oman und die einzige auf der UNESCO-Weltkulturerbeliste. Laut UNESCO stellt die Festung ein meisterhaftes Beispiel einer omanischen Verteidigungsanlage dar. Wir unternehmen einen Rundgang durch das Fort von Bahla. Am Rande der Festung hat Muhammad zwischenzeitlich einen schattigen Platz mit Sitzgelegenheiten für unser Picknick gefunden.
Nach unserer Mittagspause besichtigen wir noch das Schloss Jabrin. Dieses war ursprünglich ein Wohnfort und wurde später durch Verteidigungsanlagen erweitert. Bei unserer Ankunft gibt es vor dem Eingang des Forts einen Auftritt tanzender und singender Omanis anläßlich des Nationalfeiertages. Während des Rundgangs im Fort kommen wir in verschiedene Bereiche wie der Küche, Empfangsräume mit kunstvoll bemalten Decken, Räume für Wissenschaft wie z. B. Astronomie etc. vorbei. Von der Dachterrasse des Wohnforts haben wir einen tollen Ausblick auf die gewaltigen Berge des Felsen-Gebirges.
Angekommen im Golden Tulip Hotel Nizwa müssen wir uns aus persönlichen Gründen leider von unserem omanischen Begleiter Muhammad verabschieden. Vielen Dank für alles! Unser Abendessen haben wir bei tropischen Temperaturen am Hotelpool. Es gibt ein leckeres Buffet und für Durstige auch Bier.
5. Tag, Souk und Altstadt in Nizwa – Jebel Akhdar – Birkat Al Mauz
Unser erstes Ziel heute Morgen ist die Altstadt von Nizwa. Es ist Freitag, das bedeutet für die Omanis großer Einkauf für das anstehende Wochenende. So tauchen wir ein in das geschäftige Markttreiben. Im Prinzip gibt hier so ziemlich alles was die Region bietet, vom Lebendvieh (Rinder, Ziegen, Schafe) am traditionellen Viehmarkt, den sehr begehrten aber teuren Honigwaben von Wildbienen, Obst, Gemüse, Halwa, Töpferwaren, Datteln, Weihrauch, Silberschmuck, Krummdolchen etc. Bei einem Gewürzhändler im East Souk (die meisten Gewürze kommen aus Indien und Iran) werden wir sehr freundlich bedient. Er versteht auch gut Deutsch. An der Wand seines Geschäftes hängen noch alte Zeitungsartikel, welche vom Besuch des früheren Bundespräsidenten Wulff im Oman und in diesem Geschäft berichten. Nizwas Altstadt wird von einer mächtigen Festungsanlage geprägt. Als wir den Innenhof der Festung betreten, können wir eine Tanzaufführung omanischer Männer anlässlich der Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag anschauen. Vom oberen Rand des riesigen Kanonenturms bietet sich ein sehr schöner Ausblick auf die Oasenstadt und die umliegenden Berge.
Nach einem Einkaufsstopp im Lulu-Markt unternehmen wir den nächsten Ausflug ins Hochgebirge. Auf eine sehr gut ausgebauten Serpentinenstraße fahren wir auf rund 2.000 Meter zum Sayq Plateau. Hier sind die Temperaturen angenehm mild und für unser Picknick bekommen wir von einem Cafe´ Stühle und Tische gestellt. Gestärkt brechen wir auf zum Dianas Viewpoint. Hier haben wir einen großartigen Blick auf die „Grünen Berge“ (arab. Jebel Al Akhdar) mit Terrassengärten und kleinen Dörfern. Schon Lady Diana hielt sich hier gern auf. Und auch dem Emir von Qatar gefällt es hier, zumindest steht hier sein bescheidenes Anwesen. Von hier aus (der Ort heißt Al Akur) beginnen wir mit unserer kleinen Wanderung bis zum Dorf Al Ain. Während der Wanderung ergeben sich immer wieder schöne Ausblicke, wir sehen auch Gärten mit der Damaszener Rose, Muscheleinschlüsse im Gestein etc. Ein Teil des Weges verläuft auch hier über einen schmalen Falaj.
Dann kommen wir zurück in die Ebene nach Birkat al Mauz. Von einem Aussichtspunkt haben wir mit tief stehender Sonne im Rücken einen fantastischen Ausblick auf die riesige Oase und das mächtige Gebirge im Hintergrund. Dann unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang durch die Oase.
6. Tag, Oman Across Ages Museum – Wüste Wahiba Sands
Nachdem im letzten Jahr in der Nähe von Nizwa das Oman Across Ages Museum eröffnet wurde, wollen wir dieses moderne Museum heute als erste Eberhardt-Gruppe besichtigen. Zunächst gibt es jedoch am Morgen eine Überraschung – unser Fahrer Fathi hat uns verlassen, dafür ist jetzt mit Ahmad ein alter Bekannter eingesprungen.
Am Museum angekommen, sind wir zunächst von der Größe und modernen Architektur, inspiriert von den Bergen des Felsengebirges, beeindruckt. Bei dem australischen Architekturbüro Cox Architecture als Projektant des Museums heißt es: „Das Gebäude erhebt sich elegant aus seiner einzigartigen Landschaftskulisse und führt den Besucher durch eine Reihe sich entfaltender Raumsequenzen. Von Anfang an ist es für den Besucher das Erlebnis, einen Ort ganzheitlicher Dramatik und Sinnesreize zu betreten. Diese Dramatik beginnt buchstäblich mit den Fundamenten, da das Gebäude aus der Erde emporragt, in die es eingebettet ist.“
Wir besuchen die drei Bereiche des Museums - Vorgeschichte, Geschichte und Renaissance. Über weite Strecken ist das Museum aufgrund des Einsatzes visueller, akustischer und interaktiver Präsentationen selbsterklärend. Es gibt eine bemerkenswerte Ausstellung zur omanischen Seefahrt, einmalige historische Aufnahmen u. v. m. Unbedingt zu erwähnen ist das Originalschreiben aus dem Nachlass von Sultan Qaboos, in welchem er seinen Cousin Haitham als Nachfolger bestimmt.
Wir verlassen nun die Region des Felsengebirges und fahren Richtung Wahiba Sands. In Biddiya halten wir für unser Mittagessen an einem Restaurant. Dann begeben wir uns mit unseren Allradwagen in das riesige rotbraune Sandmeer. Beim ersten Halt ziehen wir unsere Schuhe aus und fühlen den warmen weichen Sand an den Füßen. Unser Wüstencamp befindet sich ca. 35 bis 40 Kilometer tief in der Wahiba Sands, so tief wie kein anderes. Muhammad sagt mir, dass es in den letzten Monaten viel geregnet hat, deshalb ist momentan die Wüste erstaunlich grün.
Das Thousand Nights Camp ist stilvoll gestaltet, es gibt einen Pool, ein in die Landschaft passendes Restaurantgebäude, ein Wüstenschiff mit Sitzgelegenheiten und die Bungalows sind für die Verhältnisse eines Wüstencamps gut ausgestattet. Nachdem wir unsere Bungalows im Camp bezogen haben, fahren wir gleich nochmal in die Dünen auf einen hohen Punkt, um den Sonnenuntergang zu sehen. Die tief stehende Sonne sorgt für lange Schatten und Wüstenromantik. Abends im Camp genießen wir trotz der Abgeschiedenheit ein reichhaltiges Abendessen. Vor dem Schlafengehen lohnt sich noch ein Blick in den faszinierenden Sternenhimmel.
7. Tag, Wadi Bani Khalid – Wahiba Sands
Vor uns liegt ein entspannter Tag. Bis zur Abfahrt um 9.00 Uhr bleibt Zeit für ein ausgiebiges Frühstück und vielleicht auch für die Erkundung des Camps. Mein Freund und Fahrer Ahmad kennt sich in der Wahiba Sands hervorragend aus. Ihm verdanken wir eine schöne Alternativroute durch eine eindrucksvolle Dünenlandschaft bis wir wieder Biddiya erreichen. Nach einem Werkstattstopp zum Erhöhen des Reifendrucks sowie einen Tankstopp (der Liter Benzin 0,57 EUR bzw. mit Tankkarte 0,45 EUR) peilen wir die nah gelegenen Berge an. Wir fahren zum Wadi Bani Khalid, welches sich in einer tief eingeschnittenen Schlucht des Felsengebirges befindet. Die türkisblau schimmernden Wasserpools laden zum Schwimmen und Verweilen ein. Einige halten auch einfach nur ihre Füße in das angenehm warme Wasser und genießen eine Gratisfußpflege von den Putzerfischen. Beim Verlassen des Wadis in der Mittagszeit biegen wir zu einem Aussichtspunkt hoch oberhalb des Wadis ab. Die Aussicht von hier ins Wadi ist wirklich überwältigend.
Auf dem Weg zurück zum Wüstencamp ist Gelegenheit für etwas Dunebushing. Auch den Fahrern macht es Spaß, die ausgefahrenen Wege zu verlassen und die Dünen hoch und runter zu fahren. Dann legen wir noch eine Pause in einem sogenannten „Beduinhouse“ ein. Im Beduinenzelt werden wir mit omanischen Kaffee und Datteln bewirtet. Anwesend ist die Frau mit ihren vier Kindern. Wir dürfen auch einen Blick in die anderen Zelte mit Küche bzw. Schlafplatz werfen.
Noch einmal geht es zum Sonnenuntergang auf eine Sanddüne, bevor wir zum Camp zurückkehren.
8. Tag, – Sur mit Dhauwerft – Wadi Tiwi – Wadi Shab – Bimah Sinkhole – Muscat
Am Morgen verlassen wir dieses schöne Wüstencamp. Noch einmal nehmen wir die schöne Route durch das benachbarte Dünental, um die Wahiba Sands zu verlassen. Vor uns liegt heute eine relativ lange Strecke mit knapp 400 km bis Muscat.
Nachdem der normal Reifendruck bei unseren SUVs wieder hergestellt ist, fahren wir in die Hafenstadt Sur am Indischen Ozean. In einem Supermarkt kaufen wir unser Picknick. Anschließend umfahren wir die riesige Lagune, um an der schmalsten Stelle über die Brücke nach Sur zu kommen. Am Ufer der Lagune, unterhalb der Brücke, rasten wir für unser Picknick. Gleich in der Nähe befindet sich die für Sur so bekannte Dhau Werft. Momentan wird eine ca. 50 Meter lange Dhau gebaut – eine Größe, wie man sie schon seit Jahrzehnten hier nicht mehr gesehen hat. Es ist ein traditionelles Handwerk, welches nur noch an ganz wenigen Orten im Mittleren Osten ausgeübt wird. Ein kleines Museum in der Werft gibt einen Einblick in die lange Seefahrtgeschichte des Oman.
Wir fahren weiter entlang der Corniche von Sur und passieren das LNG-Terminal, der Exporthafen für das omanische Erdgasgas. Entlang der Küstenautobahn in Richtung Muscat begleiten links die Berge des Hajar-Gebirges und rechts das Meer. Wir unternehmen einen Abstecher ins Wadi Tiwi, ein Seitental mit grünen Gärten, wo Papayas, Bananen, Zitrusfrüchte, Tomaten etc angebaut werden. Etwas später folgt noch ein Fotostopp am Wadi Shaab. Allerdings haben die Fluten des letzten Regens hier einige sichtbare Schäden hinterlassen. Auf dem Weg nach Muscat halten wir anschließend beim Ort Bamah, wo sich eine eingestürzte Höhle befindet. Wo wir jetzt ein großes Loch vorfinden, befand sich einmal eine Höhle, welche durch Wasser immer mehr ausgespült wurde, bis die Decke einstürzte.
Zur Sonnenuntergangszeit erreichen wir Muscat. Über eine Serpentinenstraße fahren wir hinunter in die omanische Hauptstadt. Wir waren nun sechs Tage mit unseren Fahrern im Oman unterwegs. Wir verabschieden uns von unseren vier omanischen Fahrern. Herzlichen Dank für eine gute und sichere Fahrt!
Nach einer kurzen Pause im Hotel besuchen wir noch das Restaurant Bait Al Yasmin. Dieses im osmanischen Stil gestaltete Restaurant wird von Syrern geführt. Auch hier wird nach unserem Verständnis viel zu viel aufgetischt, aber das ist nun mal die hiesige Kultur.
9. Tag, Flug von Muscat nach Salalah und Fahrt nach Mughsail
Der Tag ist nichts für Langschläfer, denn schon um 6.30 Uhr fahren wir zum Flughafen. Wir kommen noch einmal an der Großen Sultan Qaboos Moschee vorbei. Zu dieser Tageszeit benötigen wir nur eine Viertel Stunde bis zum Flughafen Muscat. Wider Erwarten benötigen wir viel Geduld bei der Abgabe unseres Gepäcks, aber wir haben auch keine Eile. Der Flug nach Salalah dauert ca. 80 Minuten. Pünktlich landen wir am Vormittag in Salalah. Am Flughafen treffen wir unseren neuen lokalen Guide Rashid.
Unsere Koffer fahren wir erstmal ins Hotel, dann wenden wir uns Richtung Westen nach Mughsail. Die Fahrt führt vorbei am Containerhafen Raysut. Unser Ziel ist Mughsail und ist bekannt für einen mehrere Kilometer langen und unverbauten Traumstrand, umgeben von hohen Bergen. Hier befinden sich die sogenannten „blow holes“ also „Blaslöcher“. Diese sind besonders bei Flut und während der Monsunzeit mit hoch aufschießenden Fontänen aktiv. Allerdings haben wir gerade Ebbe und nehmen nur ein paar harmlose Windgeräusche wahr. Mein Hinweis, dass hier öfters Meeresschildkröten gesichtet werden, wird zum Glück erhört – tatsächlich sichten wir einige Meeresschildkröten, welche hin und wieder auftauchen.
Anschließend unternehmen wir einen Abstecher ins bergige Hinterland, ums uns Weihrauchbäume anzusehen. Aus Sicht der alten Römer befinden wir uns im sagenumwobenen Arabia Felix, wo der kostbare Weihrauch wächst. In der Antike wurden die Weihrauchpreise mit abenteuerlichen Geschichten (heute würde man „fake news“ sagen) so hoch gehalten, dass dieses Luxusgut, nichts weiter als ein Baumharz, angeblich mit Gold aufgewogen wurde. Eines dieser „Märchen“ lautete, dass die Weihrauchbäume von geflügelten Schlangen mit giftigem Atem bewacht wurden…
An der Lagune von Mughsail ist unser Fahrer Said so freundlich und fährt uns an eine Stelle, wo wir Flamingos aus der Nähe beobachten können. Sie fühlen sich hier im Winter wohl.
Am Nachmittag kehren wir nach Salalah zurück und beziehen unsere Zimmer im Crown Plaza Hotel. Bis zum Abend nutzen die meisten von uns die Zeit zum Baden im warmen Ozean oder für einen Strandspaziergang.
Zum Abendessen sitzen wir draußen direkt am Strand mit Meeresrauschen, in einer tropischen Nacht, mit einem kühlen Getränk und einem überaus schmackhaften Buffet.
10. Tag, Stadtbesichtigung Salalah: Moschee – Sultanspalast – Weihrauchsouk – Al Balid Museum
Nach einem sehr guten Frühstück im Strandrestaurant beginnen wir unsere Salalah-Tour mit der hiesigen Sultan Qaboos Moschee. Nachdem Muscat eine prächtige Moschee erhalten hatte, sollte auch Salalah mit einer würdigen Moschee bedacht werden. Sie wurde 2009 eröffnet, bietet ca. 4.750 Muslimen Platz und ist ebenfalls mit einem Hand geknüpften persischen Teppich und einem Swarovski-Leuchter ausgestattet.
Am Stadtpalast halten wir für einen Fotostopp. Der Sultan ist nicht anwesend, denn ansonsten wäre das große Palasttor geöffnet. Entlang des Palastes verläuft ein gut gepflegt Grünanlage mit einer Allee aus Königspalmen.
Gleich nebenan befinden sich die verbliebenen Stände des alten Weihrauchsouks. Das ist nun endlich der Moment, um an den Einkauf für zu Hause zu denken. Ein paar Kilo Weihrauch geht über die Ladentheke, dazu die typischen Weihrauchbrenner u. a. m. Ein paar Schritte weiter (wegen der intensiven Sonne aber mit Bus zurückgelegt) befindet sich der neue Haffa Souk. Dieser ist zu dieser Tageszeit fast Menschen leer.
Nachdem wir schon mehrfach die vielen Obststände am Straßenrand gesehen haben, wird es nun Zeit, sich einen Stand mal näher anzusehen. Hier gibt es auch für uns weniger bekannte Lebensmittel wie die Yamswurzel, Maniok, Bananenblüten oder Bittergurken (Goya-Gurke). Wir probieren aber lieber Kokosnüsse, inklusive Testverkostung des Fruchtfleisches sowie die kleinen süßen Salalah-Bananen.
Im Museum des Weihrauchlandes „Al Baleed“ geht es nicht nur um Weihrauch, sondern das sehr gut aufgestellte Museum vermittelt einen sehr guten Landesüberblick. So geht es um die verschiedenen UNESCO-Weltkulturerbestätten und natürlich auch um die lange Geschichte der Seefahrt mit einem erstaunlichen Wissensstand, berühmten Navigatoren, Einflüssen in Übersee (vor allem Ostafrika) und Erfindungen im Schiffsverkehr. Auf den lange Zeit florierenden Sklavenhandel im großen Stil wird allerdings nicht eingegangen.
Mittags sind wir wieder zurück im Hotel und können einen entspannten Nachmittag am Strand unter Kokospalmen genießen.
11. Tag, Östliches Salalah mit Taqa – Sumhuram – Wadi Darbat – Jabal Samhan – Ben Ali
Wir starten wie an jedem Tag dieser Reise mit Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen in den Tag. Es ist unser letzter gemeinsamer Ausflug. Noch einmal nutzen wir vier Allradwegen für diesen Ausflug entlang der Ostküste.
Unser erster Halt ist auf einem Plateau oberhalb des Küstenortes Taqa. Wir haben einen guten Zeitpunkt erwischt, denn wir können Delfine beobachten. Der Ort selbst ist dadurch bekannt, dass hier Sultan Qaboos geboren wurde, seine Mutter hier begraben ist und sein Onkel hier in einem prächtigen Anwesen lebt.
In Sumhuram besichtigen wir die Ausgrabungsstätte des antiken Weihrauchhafens. Die UNESCO-Weltkulturerbestätte befindet sich an einer schönen Lagune. Im Museum schauen wir uns einen interessanten Film über die lange Geschichte der Region an. Besonders interessant finde ich die Darstellungen, wie es hier vor 2.000 Jahren ausgesehen haben könnte.
Wir verlassen die Küste Richtung Jabal Samhan. Dies ist das höchst gelegene Bergmassiv der Region. Der Gipfel selbst mit rund 1.800 Meter und angrenzende Regionen sind nicht zugänglich, da es Schutzgebiet für den seltenen Arabischen Leoparden ist. Während der Fahrt zum Aussichtspunkt am Jabal Samhan sind viele von uns erstaunt über die ungewöhnliche Fauna und Flora: hunderte von Kühen weiden in dem hügeligen Land und über weite Flächen wächst der hier von den Omanis sogenannte „Elephantenfuß“, es handelt sich richtiger Weise um die Wüstenrose (Adenium obesum, desert rose). Ihre Blätter hat sie in dieser trockenen Jahreszeit eingespart, aber sie blüht sehr schön in rosaroten Farbtönen. Am Aussichtspunkt selbst befindet sich einer der hier selten vorkommenden Drachenblutbäume (Dracaena cinnabari), ihre Heimat ist eigentlich die Insel Sokotra (Jemen). Während unserer Fahrt begegnen wir auch häufig Kamelen – mal queren sie in aller Ruhe die Straße, mal kommen sie nach Futter suchend direkt ans bzw. sogar ins Fenster unserer Jeeps ??
Zur Mittagszeit halten wir uns im Wadi Darbat auf. Es ist das vielleicht bekannteste und schönste Tal der Region. In einem schattigen Waldstück rasten wir für unser Picknick.
Entlang von grünen Hängen fließt ein Fluss durch das Tal. Für die Omanis und Besucher aus den Golfstaaten ist es ein Paradies, hier macht man Picknick, fährt mit den Kindern Tretboot oder schießt Selfies mit den Wasserkaskaden.
Zu guter letzt unternehmen wir noch einen Abstecher Grabmal des heiligen Shaikhs Muhammad bin Ali Al Alawi. Das Grabmal befindet sich auf einem Friedhof und ist schon aus der Ferne durch seine beiden weißen zwiebelförmigen Kuppeln zu erkennen. Muhammad bin Ali lebte hier im 12. Jahrhundert. Er war ein anerkannter und geachteter Gelehrter, zu dem viele Muslime auch aus entfernteren Regionen wie Ostafrika kamen, um sich bei ihm zum Koran und Islam unterrichten zu lassen. Sein Familienname „Al Alawi“ zeigt an, dass er aus der Familie des Propheten Muhammad stammt. Den Stammbaum sehen wir im Inneren des Grabes. Die stark mit Weihrauch benebelte Luft im Inneren lässt uns aber nur kurz verweilen…
Am Nachmittag sind wir wieder zurück im Hotel. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an unsere netten Jeepfahrer und unseren omanischen Guide Rashid.
Dieser schöne Tag klingt mit einem äußerst leckeren Abendbuffet am Strand aus. Heute wird reichlich Seafood geboten, von frischem Fischfang, über Krabben, Garnelen, Sushi bis Austern bleiben keine Wünsche offen. Und beim Nachtisch kann man auch schwerlich widerstehen….
12. Tag, Freizeit am Meer
Nach den erlebnisreichen Tagen haben wir heute einen Strandtag. Wie könnte man in den Tag starten? Erst einmal Schwimmen im Meer oder besser ausschlafen und dann früher oder später ein ausgiebiges Frühstück genießen. Wie auch immer, im Laufe des Vormittags trifft man sich im Strandrestaurant, dem „Ocean Blue Beach House“. Wunderbar ist, wie nah es sich am Strand liegt und angenehme Sitzmöglichkeiten hin zum Meer bietet. Das Frühstück selbst ist sehr vielfältig, von Salaten, lokalem Obst bis zu warmen Speisen, Waffeln und Kuchen etc. ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Die Bedingungen für ein Bad im Meer sind mit Wassertemperaturen um 28 bis 29 Grad, leichtem Wellengang und 11 Sonnenstunden bei ca. 30 Grad Lufttemperatur ideal. Auch lange Strandspaziergänge sind eine gute Idee. Vielleicht kann mit etwas Glück Fischer beim Sardinenfang beobachten.
Am Abend haben wir unser letztes gemeinsames Abendessen am Strand. Morgen wird ein Teil der Gruppe abreisen, einige bleiben noch für eine Badeverlängerung.
13. Tag, Rückflug über Muscat nach Deutschland oder Badeverlängerung
Nach dem Frühstück treten neun Gäste die Heimreise an. Sieben bleiben noch zwei Tage über den ersten Advent im schönen Strandhotel in Salalah.
Damit endet mein Bericht. Zurückblickend denke ich, dass wir gemeinsam eine wunderschöne Zeit im Oman verbracht haben. Eine Besonderheit unserer Reise bestand sicherlich darin, dass unsere erste Reisewoche unter dem Eindruck der vom Sultan ausgerufenen Ferien anlässlich des Nationalfeiertags stand, weil zu dieser Zeit viele Einheimische gereist sind und es vielerorts kleine Feiern gab.
Nach Hause bringen wir viele unvergessliche Eindrücke und Erinnerungen aus einem bemerkenswerten Land. Für mich war es trotz vieler früherer Reisen in den Oman wiederum eine wunderschöne Reise. Ich bedanke mich bei Euch ganz herzlich für eine tolle gemeinsame Zeit und ich hoffe, dass wir uns mal wiedersehen. Es würde mich wirklich sehr freuen!
Ich wünsche Euch eine schöne Weihnachtszeit und bleibt vor allem gesund.
Alles Gute und Friede sei mit Euch
Frank