Reisebericht: Rundreise Peru für Genießer

16.10. – 01.11.2014, 17 Tage oder 21 Tage Rundreise Lima – Ballestas – Nazca – Arequipa – Colca – Titicacasee – Cusco – Ollantaytambo – Machu Picchu – (Amazonas Regenwald)


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Unsere Reise führt uns zu den Geoglyphen von Nazca, den Inkastätten um Cuzco und natürlich zu Machu Picchu. Machu Picchu ist faszinierend wie auch die Weite des Andenhochlandes mit Pampas, Schluchten u. schneebedeckten Vulkangipfeln, dem Titicacasee...
...während ich diese Einleitung für meinen Reisebericht notiere, sitze ich in unserem Reisebus, am Sonntagmorgen, wir fahren entlang des Ufers des Titicacasees, durch kleine Lehmdörfer und vorbei an Sonntagsmärkten und noch völlig ahnungslos, wie unglaublich beeindruckend Machu Picchu wirklich sein wird. Aber beginnen wir der Reihe nach.
Ein Reisebericht von
Frank Nimschowski
Frank Nimschowski

1.Tag, 16.10.2014: Flug nach Lima

Jetzt ist es also endlich soweit. Lange haben wir dieser Reise entgegen gefiebert. Dafür nehmen wir heute auch mal in Kauf, sehr früh aufzustehen. Nach einem kleinen Frühstück in Berlin Tegel geht es gegen 9.00 Uhr nach Amsterdam. Genau 10.964 Kilometer sind es von Amsterdam nach Lima. Innerhalb von 12 Stunden fliegen wir über England, Irland, den „Großen Teich", Venezuela, Kolumbien in die peruanische Hauptstadt. Karina nimmt uns hier am Abend in Empfang. 7 Stunden Zeitverschiebung bescherten uns heute fast 20 Stunden Tageslicht. Nach 45 Minuten durch den dichten Verkehr Limas erreichen wir unser Hotel im Stadtteil Miraflores, wo wir für den morgigen Tag unsere Kräfte auftanken.

2. Tag, 17.10.2014: Stadtrundfahrt Lima und Fahrt nach Paracas (260km)

Lima und Sonnenschein gehören nicht unbedingt zusammen, meistens sorgt der kalte Pazifik für einen grauen Nebel. ABER wir sind jetzt da und wir haben Glück, die Sonne strahlt, noch nicht ahnend, dass sie uns während der gesamte Reise verwöhnen wird. Rene´ hatte mir noch vor der Abreise gesagt, dass ich jetzt in die Regenzeit fahre - welche Regenzeit?
In Lima beginnen wir mit einem Kuss, dem Kuss, „El Beso", so heisst die Skulptur im Parque del Amor an der Pazifikküste. Als Vorbild diente der Güell-Park in Barcelona.
Die historische Innenstadt Limas erkunden wir mit Karina zu Fuß. Santurio de Santa Rosa de Lima, wir würden es Dominikaner-Kloster „Heiligtum der Heiligen Rosa von Lima" nennen, ist das erste Ziel. Der hier gerade stattfindende Gottesdienst verleiht den altehrwürdigen Räumlichkeiten die passende Atmosphäre. Besonders hervorzuheben sind der wunderschöne Innenhof (Patio) und die alte Bibliothek mit über 23.000 Büchern, leider nicht ausreichend vor Feuchtigkeit und Langfingern geschützt. In der Bibliothek erfahren wir erstmals, warum in Peru Zedernholz aus Nikaragua und andere Baumaterialien aus Mittelamerika verbaut wurden - wissen wir jetzt alles ... Pendelverkehr der Schiffe zwischen Peru und Mittelamerika, damals noch ohne Panamakanal, die Schiffe nahmen auf dem Rückweg nach Peru Baumaterial mit, um Leerfahrten zu vermeiden.
Dann folgt DER Platz von Lima, der Plaza Mayor (bis 1998 Plaza de Armas), welcher von Regierungspalast, Rathaus, erzbischöflichem Palast und Kathedrale eingerahmt wird. Letzteres, die Kathedrale schauen wir uns von innen an. Hier verwundert etwas, warum dem spanischen Eroberer Francisco Pizarro ein Ehrenplatz eingerichtet wurde. Karina klärt uns auf: am 18. Januar 1535 ritzte Pizarro mit seinem Degen den quadratischen Grundriss der Stadt in den Boden. Pizarro wird hier als Stadtgründer verehrt.
Weiter geht es mit Geldtausch auf peruanisch. Das erledigen hier Straßenhändler in der Fußgängerzone „Calle de Boza". Karina macht uns klar, dass das ganz seriös ist und außerdem haben Polizisten auch ein waches Auge auf das Geschehen. Auch meine Handy-SIM-Karte erhalte ich von einem Straßenhändler, nachdem ein Mobilfunkshop zuvor mangels Internetverbindung nicht dazu in der Lage war.
Am Ende der Fußgängerzone erreichen wir den Plaza de San Martin, benannt zu Ehren des argentinischen Generals und Staatsgründers von Peru (1821). Hier befindet sich das altehrwürdige Hotel Bolivar in dessen Bar wir unsere erste Bekanntschaft mit DER alkoholischen Spezialität des Landes, dem Pisco Sour machen, bestehend aus Pisco (aus Trauben gewonnener klarer Schnaps), Limettensaft, Eiweiß und Sirup. Schmeckt! Zum Trinken gehört natürlich auch der passende Trinkspruch dazu: „Arriba - Abajo - Al Centro y al dentro".
Wir verabschieden uns von Lima Richtung Süden. Auf der Panamericana geht es zum Küstenort Paracas, den wir zum Sonnenuntergang erreichen. Einige von uns nutzen, schon im Dunklen, den ungewöhnlich langgestreckten Meerwasserpool für ein Bad. Der Pazifik selbst wäre mit ca. 15 Grad zu kühl.
Beim gemeinsamen Abendessen und einen Trink von Eberhardt spendiert, lernen wir uns schon mal etwas besser kennen und legen das förmliche „Sie" ab.

3. Tag, 18.10.2014: Ballestas Inseln und Flug über die Nazca–Linien (Bus: 220 km)

Heute erwarten uns erste wahre Höhepunkte unserer Reise, welche wir mit Motorboot und Propellerflieger erleben werden.
Bei ruhiger See und strahlendem Sonnenschein besteigen wir unweit vom Hotel ein offenes Motorboot. Das erste Ziel heißt „El Cantelabro", der Kerzenleuchter, eine etwa 180 Meter hohe Geoglyphe im Wüstensand der Paracas-Halbinsel, welche Ähnlichkeit mit einem Kerzenleuchter hat. Herkunft und Bedeutung sind nicht so ganz klar. Statt eines Kerzenleuchters könnten die Schürflinien auch einen Kaktus darstellen. Karina meint, dass es an der Küste mehr als 200 Kaktusarten gibt und mit einigen eine gewisse Ähnlichkeit besteht.
Nach einer halben Stunde mit dem Boot erreichen wir die Ballestas Inselgruppe, etwa 20 Kilometer von der Küste entfernt. Freie Plätze sind hier Mangelware, jeder kleine Fels ist belegt von Pelikanen, Kormoranen, Tölpeln, Möwen, Pinguinen oder Robben. Besonders imposant sind die Robben. Sie liegen oft faul in der Sonne und lassen sich nicht von uns stören, wenn wir mit dem Boot bis auf wenige Meter herankommen.
Die Islas Ballestas nennt man aufgrund ihres Artenreichtums das „Galapagos Perus". Seevögel und die anderen Inselbewohner finden hier ideale Bedingungen vor, weil das Nahrungsangebot im Pazifik dank des kalten Humboldtstromes sehr reichlich ist. Für den Menschen sind die weißen Hinterlassenschaften der Seevögel auf den Felsen interessant. Alle 7 Jahre wird die Guano-Schicht abgetragen und als begehrtes Düngemittel in der Landwirtschaft eingesetzt.
Auf der Rückfahrt zum Hafen begegnen uns noch einige Robben im Wasser und Kormorane zeigen uns ihre Flugkünste, indem sie nur wenige Zentimeter über der Meeresoberfläche gleiten.
Vom Boot geht´s weiter direkt zum Flugplatz Pisco. Zur Verbesserung unserer Flugtauglichkeit nehmen wir eine Reisetablette und trinken viel. So hoffen wir die Flugmanöver im 12-sitzigen Propellerflieger gut zu überstehen. Nach dem Start überfliegen wir unser Strandhotel von Paracas, gut zu erkennen an dem langgezogenen Pool. Bei dem zunächst ruhigen Flug bis Nazca haben wir Ausblick auf die Küste, grüne Täler und Wüste mit zwischenzeitlich riesigen Sanddünen bei Ica. Über Nazca strapazieren Turbulenzen und eng geflogene Kurven unseren Gleichgewichtssinn. Glücklicherweise vertragen die meisten von uns den Flug ganz gut und können sich auf die sogenannten Geoglyphen am Boden konzentrieren. Wir sehen zum Beispiel die Figuren Astronaut, Kolibri, Kondor, Wal, Affe, Hände und Baum. Übrigens hat eine Dresdnerin, Maria Reiche, maßgeblich zur Erforschung der 1924 entdeckten Linien beigetragen.
Am Nachmittag erklärt uns Karina im Regionalmuseum Funde alter Kulturen aus der Vor-Inkazeit. Der Tag endet in einem Landhotel in Nazca. Morgen heißt es früh aufstehen, denn uns erwartet mit 570 Kilometern die längste Tagesetappe unserer Reise.

4. Tag, 19.10.2014: Fahrt auf der Panamericana nach Arequipa (570 km)

Unsere Fahrt führt uns auf der Panamericana zurück zur Küste. Bei so etwa 14-15 Grad Wassertemperatur nehmen wir ein Fußbad im Pazifik.
Entlang an langen Stränden und felsiger Küste fährt unser Reisebus über Stunden durch die Küstenwiese, welche mich an die kargen Landschaften Arabiens erinnern. Normalerweise findet man in diesen Breitengraden üppig grüne Landschaften, doch das kalte Wasser des Humboldtstromes verhindert hier die Niederschlagsbildung.
Bei einem Straßenhändler im Küstenstädtchen Chala kaufen wir Bananen und Mandarinen, während ein Alpaca mit uns spielen möchte. Wir halten es mit Bananenschalen bei Laune. Sehr schön anzusehen ist das grüne Tal an der Flußmündung des Rio Ocoña. In Camana stärken wir uns mit einer Fischmahlzeit. Nach einem letzten Blick auf den Pazifik brechen wir von Camana aus ins Hochland auf. Schon nach wenigen Minuten zeigt sich in der Ferne die weiße Spitze des Coropuna-Vulkanes (6.425 m) und später kommen noch die Vulkanberge Chachani (6.057 m), Misti (5.822 m) und Picchu Picchu (5.664 m) hinzu.
Unten in der Hochebene begleiten uns Felder mit Feigenkakteen (Opuntien). Sie dienen als Lebensgrundlage für die Cochinilla, die Cochenilleschildlaus. Die weiblichen Tiere produzieren Karminsäure, Grundlage für den begehrten Naturfarbstoff Scharlachrot.
Nach etwa 980 Kilometer auf der Panamericana seit Lima erreichen wir am Abend Arequipa in 2.400 Meter Höhe. Hier müssen wir uns leider von Karina und unseren Fahrern verabschieden. Unser Hotel im Kolonialstil liegt direkt am Hauptplatz neben der Kathedrale. Es bietet uns...

5. Tag, 20.10.2014: Besichtigungen in Arequipa

...eine Frühstücksterrasse mit tollem Blick auf den Plaza des Armas, die Kathedrale und den Hausberg Arequipas, den Vulkan Misti.
Mit unserer neuen Reiseleiterin Paulina spazieren wir durch den Stadtteil Yanahuara bis zur Kirche und einem schönem Ausblick auf die Vulkane Chachani, Misti und Picchu Picchu. Die lustige Paulina lernt nebenbei unsere Vornamen und es dauert nicht lange und sie kann jeden von uns mit Namen ansprechen, wirklich sehr bemerkenswert! Paulina ist eigentlich Apothekerin und hatte zusätzlich als Fremdenführerin im Kloster Santa Catalina gearbeitet. So kann sie bei unserem Klosterbesuch zu Hochform auflaufen. Das 1579 gegründete Dominikanerkloster ist noch heute in Betrieb und stellt mit seiner Größe und seinen Gassen mit spanischen Städtenamen eine Art Stadt in der Stadt dar. Erst 1970 öffnete sich das Monasterio, um so mit Eintrittsgeldern dringend benötigte Gelder für die Erhaltung aufzutreiben. Besonders zu erwähnen sind die kräftigen Rot- und Blautöne der Gemäuer sowie der eigentümliche Waschplatz mit riesigen Tonkrügen. Und nicht zu vergessen der nette Polizist, welcher den Verkehr vorm Klostereingang regelt (siehe Foto mit Lutz).
Wir alle hoffen, dass wir in den nächsten Tagen gut mit der dünnen Luft in der Höhe zurechtkommen. Um dem Glück etwas nachzuhelfen, kaufen wir uns an der Jesuitenkirche ein Armbändchen als Glücksbringer. Die Jesuitenkirche ist wie viele andere historische Gebäude aus hellen Tuffstein errichtet, was Arequipa den Beinamen „Die weiße Stadt" einbrachte. Im Innenhof neben der Kirche begleitet uns der Klang der Panflöte während wir mehr über die Qualität von Vicuña- und Alpakawolle erfahren. So übertrifft Vicuñawolle noch die Qualität von Kaschmir. Ein Kilogramm Wolle gewinnt man von 4 bis 5 Tieren und kostet hier etwa 360 Dollar. In Arequipa gibt es viele Textilgeschäfte mit diesen Wollprodukten und zum jetzigen Winterschlussverkauf gibt es so manches Schnäppchen.
Am Nachmittag geht jeder seinen Interessen nach - Bummeln durch die Stadt, Shoppen, Briefmarken kaufen, Kathedrale besuchen. Ein kulinarisches Erlebnis erwartet uns am Abend. Im Restaurant ZIG ZAG probieren wir die „Trilogie vom Fleisch", kreiert aus Rind-, Schweine- und Alpakafleisch. Jeder bekommt sicherheitshalber ein originelles Lätzchen umgehangen und ein Pisco Sour darf auch nicht fehlen - „Arriba - A...."

6. Tag, 21.10.2014: Fahrt ins Colca–Tal

Heute verlassen wir unser „Basislager" Arequipa. Gewappnet mit Traubenzucker, Koka- und Zitrusbonbons, Mengen von Wasser und unseren Glücksbringern erreichen wir bald die Pampa, die Hochebene auf rund 4.000 Meter, Vicuña-Land, wie es auch an Straßenschildern angezeigt wird. Etwa 2.000 Tiere sollen hier im Nationalpark leben. Wir halten Ausschau und bald sichten wir in der Weite der Hochebene die ersten Tiere. Das schneebedeckte Massiv des Chachani (6.057 m) im Hintergrund bietet einen glanzvollen Rahmen für unsere Beobachtungen.
Zu unserem Höhenanpassungsprogramm gehört noch ein Zaubertrank, Tripletee, ein Kräutermix aus Kokablättern, Chachamona und Muna. Und um ganz sicher zu gehen, verabreicht Paulina noch eine Portion Kokablatt zum Kauen . Dennoch sind wir nach der Weiterfahrt vorsichtig und werden bei der Überquerung des Patapampa-Passes (4.910 m) nicht aussteigen, um unseren Kreislauf zu schonen. Außerdem wird ja das Wetter am Pass in 2 Tagen bei der Rückfahrt eh viel besser sein .
Auf unserer Fahrt über die Hochebene genießen wir die schöne Natur, fotografieren Lamas und Alpaka-Herden, passieren die peruanische „Route 66". Paulina erwähnt eine Schule am Straßenrand. Dabei wird die Idee geboren, diese auf der Rückfahrt zu besuchen, dort unsere Spenden abzugeben.
In den nächsten 2 Tagen ziehen wir in die Colca-Lodge ein. Nicht irgend ein Hotel, eher ein Anwesen in einer traumhaften Lage am Colca-Fluss im gleichnamigen Tal. Errichtet von einem schweizer Geschäftsmann, fügt es sich wunderbar in die Landschaft ein. Es bietet offene Thermalpools mit verschiedenen Wassertemperaturen und Blick auf das Flusstal, einen Spa-Verwöhnbereich u. a. m. Mittags erreichen wir die Lodge und beginnen mit einem Barbecue am Fluss - toll! Dann können wir für den Rest des Tages die Annehmlichkeiten der Lodge nutzen, alles ganz „tranquillo", also laaangsam, denn wir sind hier unten im Tal auf immerhin 3.400 Meter und das bekommen wir auch deutlich zu spüren. Paulina unterstützt uns bei der Anpassung und bringt Sauerstoff. Tee hilft auch und abends kommt am besten was Leichtes auf den Tisch.

7. Tag, 22.10.2014: „Condor–watching" am Cruz del Condor – Chivay – Wanderung Uyu Uyu

Der frühe Vogel fängt den Wurm, also zeitig aufstehen, denn Kondore nutzen die Thermik am Morgen.
Auf dem Weg zum Aussichtspunkt Cruz del Condor werfen wir noch einen Blick auf die Schneegipfel der Vulkane Sabancaya (genannt der „Raucher", 5.976 m, aktivster Vulkan Perus, letzter Ausbruch 2003) und Hualca Hualca (6.025 m) bevor sie sich in Wolken hüllen. Im Örtchen Yanque haben Schüler eine tolle Idee entwickelt, um nebenbei einen kleinen Nebenverdienst einzuspielen: bevor die Schule beginnt, tanzen sie in ihren farbigen Kleidern um den Brunnen des zentralen Platzes. Dafür lassen Touristen gern ein paar Soles springen.
Auf einer etwas abenteuerlichen Piste am Rande des Colca-Tales und durch Straßentunnel, welche einfach nur durch Felsen gesprengt wurden und ohne Licht oder Asphalt ausgestattet sind, gelangen wir schließlich zum Cruz del Condor. Im Prinzip hatte unsere Bestellung funktioniert, nur das Timing war schlecht - aus dem ankommenden Bus sehen wir gerade noch 3 Kondore in die Ferne verschwinden. Aber wir bleiben geduldig, warten eine Stunde, schauen uns bei den Souvenirhändlerinnen schöne Fotos von Kondoren an und suchen uns dann einen ruhigeren Aussichtspunkt, wo wir tatsächlich Glück haben, ein Adler und ein Kondor fliegen vorbei. Einer von ungefähr 700 Kondoren in den peruanischen Anden, deren Flügelspanne 3 Meter erreichen kann. Später können wir während unserer Wanderung beim Dorf Capanaconde noch einen weiteren Kondor sichten. Auf dieser Wanderung mit tollem Ausblick aufs Colca-Tal, Terrassenfelder und Berge werden uns die Dimension dieser Schlucht und die Weite des Berglandes erstmal so richtig bewusst. Während eines Fotostopps auf der Rückfahrt probieren wir mit Paulina Sancayo-Eis, gewonnen aus der orange blühenden Sancayo-Kaktusfrucht, sieht aus wie Kiwi-Eis, schmeckt wie Kiwi-Eis. Nach einem weiteren Fotostopp bei den badenden Kühen erreichen wir Chivay, essen dort Mittag. Das Buffet bietet ein paar peruanische Spezialitäten wie panierte Meerschweinstückchen, Quinoa (auch Inkareis genannt) und Coca in Form von Teebeuteln und Blättern. Coca zur Selbstbedienung, daran werden wir uns auf der Reise schnell gewöhnen, es gehört hier einfach dazu wie bei uns der Kaffee. Chivay bietet einen schönen Markt. Für mich haben sich hier drei Dinge im Gedächtnis verankert: zum Einem jener Mann mit einem großen Fisch in der Suppe (siehe Fotogalerie), Maiskolben in verschieden Farben und dann noch diese schneeweißen Kullern, was dehydrierte Kartoffeln sind, Jahre lang haltbar, gefriergetrocknet in den extremen Bedingungen der Anden, wenn in den Winternächten Luftfeuchtigkeit und Temperaturen tief nach unten gehen.
Für den Nachmittag hatte ich mich schon auf Müßiggang eingestellt, denn andere Eberhardt-Gruppen vor uns hatten der Wanderung zu den Uyu Uyu Ruinen stets die Annehmlichkeiten des Hotels vorgezogen (oder das Wetter spielte nicht mit). Doch wir sind ja eine sehr aktive Gruppe, denken an unser Höhenanpassungsprogramm  und so entschließt sich die Mehrheit für den 2-stündigen Rundkurs mit dem höchsten Punkt auf 3.525 Meter. Und es hat sich wirklich gelohnt und für einen anschließenden Spa-Besuch mit schwedischer Massage, Bad im offenen Thermalbecken oder Stippvisite bei der hoteleigenen Alpaca-/Lama-Farm bleibt auch noch Zeit genug.

8. Tag, 23.10.2014: Fahrt nach Puno am Titicaca–See

Heute verlassen wir diese tolle Lodge, halten nochmal im Morgenlicht für ein letztes Foto von Colca-Tal und Hotel. In diesem langen Tal am Colca-Fluss könnte man sicher noch länger verweilen, entspannte Tage bei kleinen Wanderungen verbringen.... Unser Reisebus arbeitet sich die Serpentinstraße nach oben, mal werden wir von einer Alpaca-Herde gestoppt, die die Straße quert. Schnell sind wir bei 4.600 Meter, wo wir 1.000 Meter weiter unten noch Chivay erkennen können. Einer unter uns hat besonders gute Augen und entdeckt Tarucas. Dieser Nordandenhirsch gehört zu den gefährdeten Arten. Auch für Paulina ist es etwas Besonderes, einen Taruca in der freien Wildbahn zu sehen. Irgendwann erkenne auch ich den Taruca, der mit seinem Fell perfekt an die Farben der Umgebung angepasst ist und hole ihn mir mit 20-fach Zoom auf die Kamera.
Bei strahlendem Sonnenschein nähern wir uns dem Patapampa-Pass, 4.910 Meter, was für eine Höhe, von hier könnte man von oben auf den Gipfel des Mont Blanc schauen! Schnee gibt´s aber auf diesem Niveau noch nicht. Wir sind inzwischen soweit höhentauglich, so dass uns der Spaziergang zu einer Fläche mit Yareta nichts ausmacht. Diese bemerkenswerte moosähnliche Pflanze kann sich mit ihren hügeligen harten Polstern über mehrere Quadratmeter ausbreiten und wächst mit maximal 1,4 Millimetern im Jahr extrem langsam. In den Anden wurden schon Yareta-Pflanzen auf ein Alter von 3.000 (!) Jahren datiert. Sie sind eingebettet in diese alpine Wüste der Hochanden, in der Ferne erheben sich die schneebedeckten Vulkane, hier sehen wir sie alle: Misti (5.825 m), Chachani (6.075 m), Ampato (6.288 m) und den „Raucher" Sabancaya (5.926 m).
Entlang der „Route 66" geht´s weiter über die Hochebene, sehr dünn besiedelt, Kinder haben oft Stunden bis zur nächsten Schule zurückzulegen. Wir besuchen mit Paulina eine Schule, um unsere Spenden abzugeben und einen Eindruck vom Schulbetrieb einzufangen. Gerade mal 3 Schüler zwischen 5 und 12 Jahren sind heute anwesend. Wir erfahren, dass aufgrund der Landflucht die Schülerzahlen zurückgehen. Dabei ist diese mit deutscher Hilfe errichtete Schulgebäude für mehr als 20 Kinder ausgelegt.
In Patahuasi, bekannt schon von der Hinfahrt, wird nochmal Triple-Tee getankt, wir müssen ja weiterhin fit für die Höhe bleiben. Auf den restlichen 220 Kilometer nach Puno legen wir weitere Fotostopps ein, passieren mit dem Cruzeiro Alto (4.528 m) einen weiteren Pass, nur ein sanfter Anstieg, denn wir bewegen uns hier eh nur noch über 4.000 Meter. Die Laguna Lagunillas ist ein riesiger See, aber man nennt ihn den „Kleinen Titicacasee". Vom Mirador Lagunillas auf 4.444 Meter haben wir einen tollen Blick auf ihn. Und kaum zu glauben, in dieser Höhe können wir uns davon überzeugen, dass es tatsächlich FLAMINGOS gibt!
Als die Straße schlechter wird und die Schlaglöcher zunehmen nähern wir uns Puno am Titicacasee. Man könnte ihr, sorry, auch den Beinamen die „Hässliche" geben. Ein Steuergesetz für Immobilien führt dazu, dass Häuser nur halbfertig gebaut werden, um Steuern zu sparen. Puno dient uns nur als Zwischenstopp, ein Blick auf den Hauptplatz mit Kathedrale und Rathaus genügt, mehr muss man nicht sehen.

9. Tag, 24.10.2014: Uros–Inseln – Taquile – Insel Suasi

Heute steht Inselhüpfen auf dem Titicacasee auf dem Programm. „Waliki" - heißt „Willkommen" auf Aimari bei den Bewohnern der Urus-Inseln. Roche, der „Inselpräsident" erklärt uns, wie so eine schwimmende Insel entsteht und instand gehalten wird. Die Insel welche wir besuchen ist eine von 75 künstlichen Inseln mit etwa 2.000 Bewohnern. Auf dieser wohnen 35 Menschen aus 10 Familien. Insel, Hütten, Boote (Balsa) bestehen hauptsächlich aus Schilfpflanzen. Ein Balsa ist groß genug, um unsere Gruppe aufzunehmen. Entschleunigt und mit einer wohltuenden Ruhe umrunden wir mit dem Balsa die Schilfinsel. Jorge stakt das Boot durch das flache Wasser. Bei den Inselbewohnern haben wir die Möglichkeit, einen Blick in ihre Hütten zu werfen. Sie sind Touristen gewohnt, die für sie eine wichtige Einkommensquelle geworden sind. Auch wenn so eine Schilfinsel ein malerisches Bild abgibt, sollte dies nicht die vielen Probleme ihrer Bewohner vertuschen. Sie leiden oft unter Rheuma, Grippe und Erkältungskrankheiten, ihre Lebenserwartung ist gering. Und zunehmend bereiten die Abwässer der 200.000 Einwohner-Stadt Puno Probleme.
Nach 40 Fahrminuten mit unserem geschlossenen Motorschiff erreichen wir die drittgrößte Insel des Sees, Taquile, wo etwa 3.000 Quechua siedeln und wir in ihrer Sprache mit „Alilanja" grüßen. An den Steilhängen der natürlichen Insel befinden sich Terrassenfelder. Hier werden Kartoffeln, Quinoa und Saubohnen für den Eigenbedarf angebaut. Frauen UND Männer sind hier traditionell mit Weben und Stricken beschäftigt. Typische Ergebnisse ihrer Arbeit sind Koka-Taschen und breite Stoffgürtel. Chujo ist eine Pflanze, aus welcher die Bewohner nur mittels Zerstampfen und etwas Wasser eine Flüssigseife herstellen. Wir können verfolgen wie wirksam man damit Alpakawolle reinigt. Bei einem traditionellen Tanz schwingt Lutz noch kurz das Tanzbein, dann geht´s zurück auf´s Schiff und damit auf diesen unglaublich riesigen See, 16-mal so groß wie der Bodensee und auf 3.800 Meter Höhe.
Es dauert noch einmal 1,5 Stunden mit dem Schiff bis wir „unsere" Insel, die Insel Suasi betreten. Vom Schiffsanleger werden unsere drei Kranken gleich mit dem Golfwagen zum Hotel auf der Anhöhe gefahren. Bei strahlendem Sonnenschein erwartet uns ein Barbecuebuffet im Garten mit Seeblick. Den Nachmittag verbringen wir mit Spazieren, Erkunden der Insel, Fotografieren, Ausruhen. Mit dem Inselguide Raul kann man eine kleine Wanderung zum höchsten Punkt der Insel unternehmen, um dort in fast 4.000 Meter Höhe den Sonnenuntergang über dem Titicacsee zu erleben. In jenem Inselteil gibt es auch einige Vicuñas und Alpacas, welche man aus relativer Nähe gut beobachten kann.
Für mich steht der Nachmittag unter dem Motto „Aktion Arztbeschaffung", denn uns ist inzwischen klar, dass wir mit Hausmitteln nicht mehr so richtig weiter kommen und außerdem müssen wir uns fragen: Was ist, wenn es jemanden nachts noch schlechter geht auf einer abgeschiedenen Insel fernab ärztlicher Versorgungsmöglichkeiten? Nach zahlreichen Telefonaten und Klärung von Zuständigkeiten für den Transport des Arztes erreicht Dr. Cuba nach über 3 Stunden Anreise am Abend unser Hotel. Wir hoffen, dass seine Medizin alles zum Guten wenden wird und insgeheim hoffe ich, dass auch das hohe Fieber bei meiner Tochter Laura morgen vergessen sein wird. Dr. Cuba bleibt natürlich über Nacht und wird morgen früh zur Visite den Stand der Dinge begutachten.

10. Tag, 25.10.2014: Ein Tag auf der Insel Suasi

Samstag auf Suasi im Titicacasee, auf 3.850 Meter, die Sonne scheint. Wir lassen es ganz ruhig angehen, schon wegen der Höhe. Und außerdem haben wir heute Freizeit, einen GANZEN TAG! Kein Weckruf, keinen Koffer zusammenpacken, jeder geht seinen Interessen nach. Zum Beispiel die Tier und Pflanzenwelt der Insel erkunden. Neben den Vicuñas und Alpacas gibt´s da diese interessanten Hasen mit dem langen Schwanz und unter den Pflanzen sticht die Nationalblume, die trompetenförmige, rot leuchtende Kantuta hervor. Ganz Mutige unter uns gehen sogar Baden im kalten See, das wohl jemals höchste Bad. Andere unternehmen mit dem Kanu einen Ausflug. Und wie geht es unseren Patienten? Deutlich besser, sie können heute ihr Bett schon verlassen und im Laufe des Tages bei kleinen Spaziergängen die Insel kennenlernen. Dr. Cuba wird nicht mehr benötigt, er kann im Laufe des Tages die Insel per Schiff verlassen. Herzlichen Dank!
Zum Mittag erwartet uns dann wieder ein Buffet im Garten und nebenbei gebe ich schon mal die Ergebnisse der Fußballbundesliga für heute Abend bekannt, - die Zeitverschiebung macht´s möglich .
Die klaren kalten Nächte in dieser Höhe bieten einen fantastischen Blick auf den Sternenhimmel der südlichen Hemisphäre. Raul ist so lieb und zeigt uns ein paar markante Sternbilder. Dann heißt es früh ins Bett gehen, Koffer schon vor die Tür stellen, denn nach anderthalb ruhigen Tagen soll es morgen früh weiter gehen. Uns erwartet eine lange Etappe bis Cuzco.

11. Tag, 26.10.2014: Über den Raya–Pass nach Raqchi und Cuzco (480 km)

4.15 Uhr Weckruf und der Griff zur Taschenlampe. Wer den Lichtschalter probiert, bekommt wider Erwarten Licht, das sonst erst um 5.00 angestellt wird. Wir treffen uns in der Lobby, so gegen 5.00 Uhr, es ist schon hell und Raul zeigt uns den Weg zur Ablegestelle. Von hier aus fahren wir mit dem Schlauchboot in 2 Gruppen in etwa 5 Minuten bis ans Festland beim Örtchen Conima, wo schon unsere Koffer stehen. Bus und unser neuer Reiseleiter Jose´ kommen pünktlich um 6.00 Uhr. Im Eberhardt Katalog heißt es „Mit Sonnenaufgang beginnt die Fahrt entlang des Sees" und so ist es auch. Eine schöne Uferlandschaft mit erstaunlich viel Wald, immer wieder Ausblicke auf den See, Fahrt durch kleine Dörfer mit traditionellen Lehmhütten. Für mich die richtige Stimmung, um über die Einleitung für meinen Reisebericht nachzudenken. Im Ort Moho sehen wir im Vorbeifahren den Sonntagsmarkt und später auch in Huancane´. Ein Nachteil hat diese abgeschiedene Region - keine Toiletten. So bleibt uns nur die „Inka-Toilette". Nach Stunden erreichen wir die erste größere Stadt, Juliaca, für uns wichtig, weil es dort eine Apotheke gibt, die Sonntag geöffnet hat. Ansonsten eine Stadt, deren Namen man sich nicht merken sollte und wenn doch, dann um ein großen Bogen um sie zu machen. Denn Juliaca hebt sich mit seiner Hässlichkeit von der schönen Landschaft der Umgebung ab und übertrifft Puno noch darin deutlich. Müllberge, hässliche halbfertige Häuser, Hauptstraßen einer 300.000-Einwohner-Stadt, die man nicht als Straße bezeichnen kann. Sorry Juliaca, es geht nicht um europäische Maßstäbe, es gibt in Peru genügend positive Beispiele, wie man es besser machen kann!
Via Pucara geht´s zum La Raya-Pass (4.335 m) mit Ausblick auf Schneeberge. Jose´ erklärt, welche natürliche Grenze der Pass bildet: er ist Klima- und Vegetationsscheide. Alle Flüsse südlich des Passes fließen in den Titicacasee, die nördlichen alle in den Amazonas, darunter auch der Urubamba-Fluss, welchen wir hier kurz hinter dem Pass als kleinen Bach erstmals erblicken und der uns in den nächsten Tagen noch öfters begegnen wird, vor allem weiter unten im Tal als großer Gebirgsfluss und Begleiter unserer Bahnfahrt nach Aguas Calientes. Mit dem La Raya-Pass verabschieden wir uns auch von diesen Höhen über 4.000 Meter, von nun geht es auf dieser Reise tendenziell bergab, schon unser Tagesziel Cuzco wird „nur noch" auf 3.400 Meter liegen.
Gestärkt beim Mittagsbuffet in Sicuani erreichen wir mit der Ruinenstätte Raqchi Inkaland und damit die erste von zahlreichen Inkastätten, welche wir in den letzten Tagen unserer Rundreise besichtigen werden. Auf der Weiterfahrt in Richtung Cuzco folgt noch ein Stopp bei der außerordentlich schönen Kapelle von Andahuaylillas. In der Kirche befinden sich ein goldener Altar, tolle Gemälde und fantastische Wandmalereien. Fotografieren ist hier, wie auch in anderen Kirchen Perus, nicht erlaubt. Stattdessen hat die Priesterschaft dafür gesorgt, dass man Poster, Bildbände, Postkarten etc. mit Kirchenmotiven käuflich erwerben kann...
Unser Hotel in Cuzco hat Vor- und Nachteile: während Zimmer und Frühstück einige Wünsche offen lassen, ist die zentrale Lage mit nur wenigen Gehminuten zum Hauptplatz, dem Plaza Major, ein klares Plus. Einige von uns nutzen noch den Abend für erste Erkundungen im Stadtzentrum.

12. Tag. 27.10.2014: Cuzco und Umgebung

„Tambomachay, Puca Pucaru, Quenqo, Sacsayhuaman, Qorikancha" klingt ungewohnt für unsere Ohren, ist ja auch Quechua, die Sprache vieler Ureinwohner, darunter der Inka. Die Namen bezeichnen Inkastätten, welche wir heute besichtigen. In Tambomachay zeigt uns Jose´ die sogenannten Papierbäume (Queña) sowie den alten Wasseraltar der Inkas. Der Ursprung der sprudelnde Quelle, die auf zwei Wasserrinnen verteilt wird, ist bis heute nicht ganz klar. Nach einem Blick auf das gegenüber liegende Puca Pucaru gehen wir durch das Fels-Labyrinth von Quenqo mit dem Opferaltar, grüßen noch einen „echten" Inka, der gerade seinen Arbeitstag beginnt.
Sacsayhuaman steht für „Felsenfestung". Über eine Zeit von mehr als 50 Jahren sollen zehntausende Arbeiter an der Anlage gebaut, Steine hergebracht und bearbeitet haben. Wie sie das alles gemacht haben, ist immer noch nicht richtig klar. Dabei liegt die Inkazeit nun gar nicht so weit zurück (12.- bis 16. Jhd. u. Z.). Am Erstaunlichsten sind wohl die Inkamauern aus tonnenschweren Steinen, welche sich passgenau ohne Mörtel ineinander fügen. Mein Eindruck ist, dass man über die alten Ägypter, die schon drei- bis viertausend Jahre vor den Inka eine Hochkultur hatten, vielmehr weiß. Warum? Ich glaube, dass mangelnde schriftliche Überlieferungen (mal abgesehen von einigen Knotenschnüren und Chroniken aus dem 16. Jhd.) sowie das rücksichtslose Vorgehen der spanischen Eroberer bei der Suche nach Gold und Silber die Forschung erschweren.
Die Inka sollen Cuzco um 1200 gegründet und dann zu ihrer Hauptstadt gemacht haben. Wir spazieren durch die Innenstadt, überqueren den Hauptplatz, den größten Perus, im Zentrum mit Inka-Statue, welche daran erinnert, dass zu Inkazeiten auf diesem Platz aufwendige Sonnenwendfeiern und Paraden stattfanden. Inzwischen ist der Platz spanisch geprägt und hat zwei Kirchen. Wir besichtigen die Kathedrale, eine der größten Südamerikas mit äußerst imposanter Innenausstattung. Wir konzentrieren uns hier auf die wenn man so will „Verschmelzung zweier Religionen", in diesem Fall regionale Einflüsse auf den Katholizismus. Ich denke hier an den dunkelhäutigen Jesus am Kreuz und das Letzte Abendmahl. Auf dem Gemälde haben Jesus und seine Jünger statt Fisch ein gegrilltes Meerschwein auf dem Tablett!
Der 12-eckige Stein in der Inkagasse als herausragendes Beispiel inkaischer Steinmetzkunst gehört natürlich auch zu unserem Besichtigungsprogramm. Nach so vielen Eindrücken stärken wir uns anschließend beim peruanischen Italiener am Rande des Hauptplatzes mit einem Mittagsmenü, echt lecker! Und ein Pisco Sour darf dabei natürlich nicht fehlen. Unser Tagesprogramm endet mit einem Spaziergang zum Sonnentempel Qorikancha (Quechua „goldener Hof"), einst wichtigstes Heiligtum der Inkakultur und von den Spaniern als Steinbruch genutzt. Seine Grundmauern dienten als Fundament für den Bau der Kirche Santo Domingo, so dass man heute an dieser Stelle sowohl Teile der Inkakultur als auch der Kirche besichtigen kann. Diese Idee haben auch noch ein paar andere Reisegruppen, aber ich glaube, dieser Ort ist immer sehr gut besucht. Wir haben noch genügend Zeit, um am Nachmittag auf eigene Faust Cuzco zu erkunden: Künstlerviertel, Schokoladenmuseum, Jesuiten-Kirche, große Markthalle oder Inkamuseum sind die besten Empfehlungen.
Einige Gäste kommen am Abend mit mir zum Abendessen. Nachdem wir das „"Aquarium" abgewählt haben, greifen wir auf Bewährtes zurück - den peruanischen Italiener INCANTO, eine letztendlich gute Entscheidung.

13. Tag, 28.10.2014: Fahrt ins „Heilige Tal" und nach Ollontaytambo

Noch so ein schwer auszusprechender Name „Ollontaytambo". Es ist unsere letzte Zwischenstation zu DEM Ziel unserer Reise - Machu Picchu. Unsere Koffer lassen wir in Cuzco, denn in 2 Tagen kehren wir hierher zurück und bei der geplante Zugfahrt morgen dürfen auch keine großen Gepäckstücke mitgeführt werden.
Es geht ins sogenannte „Heilige Tal" in Anspielung an die dort befindlichen Inkastätten. Allerdings erklärt uns Jose´, dass dieser Begriff in Zusammenhang mit einem Autorennen vor etwa 20 Jahren geprägt wurde. Da wir heute ein entspanntes Programm vor uns haben, frage ich Jose´, ob er nicht noch einen Tipp für uns hat - hat er: das Tiersanatorium bei Rayanniyoc. Hier werden Pumas, Kondore, Andenkatzen, Papageien, Lamas, Tarukas, Vicuñas etc. versorgt. Alle haben ihre ganz eigene Unglücksgeschichte, vom Autounfall, Opfer von Schwarzhandel bis zur Attraktion als Puma in einer Diskothek von Lima!
Entlang fruchtbarer Terrassen und Ebenen folgen wir dem Heiligen Fluss nach Pisaq, wo wir über den Markt bummeln und Souvenirs gegen Soles den Besitzer wechseln. Das Tal ist bekannt für seine Meerschweinchengrillstände. Natürlich sehen wir uns einen von Nahem an. Aber probieren will letztendlich keiner. Wir halten uns da lieber in Muna an ein herkömmliches Buffet, in einem netten Lokal mit angenehmer peruanischer Livemusik. Wieder im Bus frage ich Jose´ wie die Wetteraussichten für Machu Picchu morgen sind. Er hält mir sein Smartphone vor die Augen, darauf strahlen mich drei Sonnen an !
Höhepunkt des Tages wird die Besichtigung der Inka-Felsenfestung von Ollantaytambo. Wir sind zwar nur noch auf 2.800 Höhenmetern unterwegs, aber die terrassenförmig angelegte Inka-Stadt muss über 230, ziemlich hohe Stufen erklommen werden. Das geht eigentlich nur mit zwischenzeitlichen Atempausen, in denen uns Jose´ mit Detailinformationen versorgt. Der Aufstieg wird belohnt mit einem beeindruckenden Rundumblick ins Heilige Tal und die umliegenden Berge. Kaum vorstellbar, dass hinter diesen Bergketten eine ganz andere Welt beginnt - die Weiten des Amazonasgebietes. Für den Abstieg nehmen wir uns Zeit, viele nehmen einen anderen Weg als zuvor, um die ganze Anlage überblicken zu können.
Nach diesem schönen Tag freuen wir uns auf unser Hotel in Urubamba. Bei der Anfahrt dahin durch´s Dorf frage ich mich, ob wir hier richtig sind und wo hier noch ein Hotel kommen soll. Aber auf einmal halten wir vor hohen Mauern mit großem Tor. Dieses öffnet uns eine andere Welt, eine weitläufige Anlage, eine Art Hazienda mit schönem Garten.

14. Tag, 29.10.2014: Mit dem Zug nach Aguas Calientes – Machu Picchu

Es ist wahr. Die Berichte wie dieser einzigartige Platz seine Besuche in den Bann zieht, sind nicht übertrieben. „noch viel schöner als auf Postkarten, „unfassbar", oder „einfach unglaublich" sind nur einige Ausdrücke unserer Begeisterung. Und dazu haben wir noch großes Glück mit dem Wetter. Der Wechsel von Sonne und Wolken, Licht und Schatten lassen Machu Picchu in immer neuen Facetten erscheinen.
Der Tag begann mit einer Bahnfahrt entlang des Urubambaflusses. Die Schmalspurbahn braucht 1,5 Stunden für 43 Kilometer und das ist gut so, denn das Urubambatal ist wunderschön anzusehen, es wird mit der Zeit immer mehr zur engen Schlucht und weit oben zeigt sich immer wieder der schneebedeckte Gipfel des Berges Veronica (5.860 m). Die Fahrt führt uns von 2.800 auf ca. 2.000 Meter in Aguas Caliente herunter in eine üppig grüne Bergwelt. Mit dem Busshuttle winden wir uns die waghalsige Serpentinenstraße hinauf nach Machu Picchu. Jose´ führt uns zweieinhalb Stunden durch die weitläufige Ruinenstadt der Inkas, während unsere Fotoapparate im Dauereinsatz sind. Für bis zu 900 Bewohner wurde dieser Ort, benannt nach dem markanten Berg im Hintergrund (Machu Picchu = alter Berg), gebaut. Bei genauem Hinsehen kann man selbst noch knapp unter der Spitze dieses Berges in unglaublich steiler Lage Terrassen erkennen. Die Spanier haben Machu Picchu nie entdeckt, sind wohl ahnungslos unten im Tal dran vorbei gelaufen. Erst der Amerikaner Hiram Bingham entdeckte Machu Picchu 1911. Wobei „entdecken" nicht ganz richtig ist - ein achtjähriger Bauernjunge zeigte ihm die Anlage. Bingham machte es dann in der westlichen Welt bekannt.
Nachdem wir uns in Machu Picchu von Jose´ verabschiedet haben, unternehmen wir am Nachmittag einen einstündigen, schweißtreibenden Aufstieg zum Sonnentor Intipunku (2.720 m). An dieser Stelle endet für Inka-Trail-Wanderer eine mehrtägige Wanderung und sie werden hier mit einem ersten Blick auf Machu Picchu belohnt. Einige von uns nutzen noch die Nachmittagsstunden bis zur Schließung, um zur Inkabrücke zu wandern oder einfach nur auf einer Terrasse zu sitzen, den Ausblick und die Ruhe genießen, warten bis die tiefstehende Sonne Machu Picchu, anlacht. Was für ein faszinierender Abschluss unserer Perureise!

15. Tag, 30.10.2014: Wanderung am Urubamba–Fluss – Huayna Picchu – Cuzco

Fünf von uns nehmen am frühen Morgen noch einmal den Shuttle zum Machu Picchu. Ihr Ziel ist der 2.701 Meter hohe Huayna Picchu („neuer Berg"). Jener extrem steile Berg, der jede Postkarte von Machu Picchu ziert und den am Tag nur maximal 400 Gäste zu festgelegten Zeiten besuchen dürfen. Großes Kompliment an Axel und Harald, die Huayna Picchu erklommen haben - mich befällt schon beim bloßen Gedanken die Höhenangst! Nicht zu vergessen Gabi, Lutz und Sigrid, die sich den kleinen Bruder des Huayna Picchu, den Huchuy Picchu „kleiner Gipfel" (2.479 m) vorgenommen haben.
Der Rest der Gruppe lässt es etwas entspannter angehen und wandert bis zur Mittagszeit im Urubambatal, teils entlang der Bahnstrecke, durch Bergregenwald und Botanischen Garten zum Wasserfall Mandor. So haben wir am Ende der Reise und nach einigen langen Bustagen noch ganz gut Bewegung. Pünktlich mit Rückkehr ins Hotel endet das schöne Wetter und es beginnt zu regnen - mal wieder Glück gehabt! Nach einer Pause treten wir die Rückfahrt mit der Bahn von Aguas Calientes nach Ollanta an, wo auf uns der Bus nach Cuzco wartet. Auf der Busfahrt nach Cuzco ergeben sich tolle Ausblicke auf die Bergwelt und das Urubambatal, begleitet von der tiefstehenden Abendsonne.
Unser letztes gemeinsames Abendessen in Peru und zum Ende dieser Reise genießen wir im stilvollen Casa Qoricancha Restaurant in Cuzco. Zeit, um an den morgigen Abschied von Peru und die lange Heimreise zu denken sowie ein erstes Resümee zu ziehen, das allerdings noch ganz unter den frischen Eindrücken unseres faszinierenden Machu Picchu Besuches.

16./17. Tag, 31.10./01.11.2014: Heimreise

Am Vormittag in Cuzco nutzen wir die Zeit bis zur Abreise für einen letzten Gang zum Hautplatz oder zum Schokoladenmuseum. Mit Star Peru fliegen wir nach Lima und damit nach fast 2 Wochen Hochland wieder auf Meeresniveau.
Bis zum Weiterflug haben wir noch einige Stunden Zeit und so suchen wir uns im Flughafengebäude von Lima ein Plätzchen, wo wir die Wartezeit verbringen können.
16 Tage sind vergangen, seitdem wir hier ankamen. Nun warten wir auf unseren Abflug zurück in die „alte Welt", in uns viele unvergessliche Eindrücke, Souvenirs in den Koffern, Hut- und Keramikentensammler sind auf ihre Kosten gekommen, tausende Fotos sind geschossen...
Ohne die Arbeit von Karina und Jose´ zu schmälern, so möchte ich doch an dieser Stelle Paulina mit ihrer erfrischenden Art besonders hervorheben. Von ihr haben wir gelernt, dass Zebrastreifen auf Perus Straßen als „Vorschlag" zu betrachten sind, man sich mit Sonnencreme „anschmiert" und man im Hochland langsam läuft „wie alter Knacker".
Am Abend starten wir mit KLM-Flug KL0744 Richtung Amsterdam und sind am nächsten Abend etwas müde, aber gesund und mit vielen wunderbaren Eindrücken, die uns keiner nehmen kann, zurück in unserer Heimat.
Meine lieben Gäste, wir haben ein großartiges Land kennengelernt, beeindruckende Landschaften erlebt, viel über das Leben in Peru, seine Traditionen und Geschichte erfahren. Es war eine anstrengende Reise, wir haben gesundheitliche Belastungen in der Höhe in Kauf genommen und wurden dafür mit unvergesslichen Erlebnissen entschädigt.
Ich bedanke mich bei Euch für viele anregende Gespräche und eine sehr schöne Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben. Es hat mir viel Freude bereitet, Euch zu begleiten und vielleicht sehen wir uns ja mal wieder, vielleicht in meinem orientalischen Lieblingsland, dem Oman oder im Iran, den Emiraten, Sri Lanka, China/Tibet/Nepal oder hier in unserer Heimat. Ich würde mich sehr freuen!
!Hasta luego!
Frank

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