„Im Rhythmus der Inseln – Eine poetische Reise durch die Azoren“
Reisebericht: 05.07. – 15.07.2025
„Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben.“ - Kurt Tucholsky -
Zwischen Himmel und Atlantik liegt ein Archipel, wie hingetupft von der Natur – windumweht, grün, rau und mystisch zugleich: die
Ein Reisebericht von
Manuel González Urrutia
05.07.2025 Ankommen im Atlantik – Die Reise beginnt
Die warme Sommersonne, die über Deutschland herrschte, war ein angenehmes Omen – ein Vorbote unserer Reise zu den fernen Azoreninseln, die bereits zum Greifen nah schienen.
Endlich war der Reisetag gekommen – erfüllt von Vorfreude und guter Vorbereitung. Es war ein langer Tag, schon im Morgengrauen versammelte sich die Gruppe – verstreut und doch vereint, denn wir flogen zwar aus unterschiedlichen Städten, aber nahezu gleichzeitig. In Lissabon trafen wir uns, ein Händedruck reichte, um das erste Band zu knüpfen. Von dort ging es gemeinsam weiter: unser Ziel war São Jorge auf den Azoren.
Nach einem Tag voller Flüge und Flughäfen machte sich der Appetit bemerkbar. Ein kräftiges, schmackhaftes Abendessen ließ keine Wünsche offen. Die Küche war reichhaltig, köstlich, und wir empfingen sie mit offenen Armen.
Satt und lächelnd spazierten wir durch die Altstadt – ein kleiner Vorgeschmack, ein zartes Entrée für all das, was diese Reise noch für uns bereithielt.
06.07.2025 Tee, Thermen und Zeitreise – Ein Tag auf São Miguel
Der Tag verlief wie eine stille Zeitreise – in die Vergangenheit, wo die Zeit sich dehnt und man zum Ursprung zurückkehren darf.
Der Himmel war wolkenverhangen, ein gigantischer Sonnenschirm, der uns auf dem kurzen Weg zur Teeplantage Gorreana begleitete. Dort, wo Maschinen aus einer anderen Zeit noch heute in Bewegung sind und der Tee denselben Geschmack wie einst trägt, standen wir und kosteten von der Beständigkeit.
Nach einer Kostprobe und einem Blick über die sanften Teefelder setzten wir unsere Reise fort – und stiegen hinab in die warmen Tiefen der Erde, kulinarisch gesprochen: Cozido das Furnas, ein traditionelles Gericht, langsam gegart im heißen Atem des Vulkans.
Doch der Tag war noch lange nicht vorbei. Plötzlich durchbrach Sonnenlicht den Wolkenschleier – und gerade als wir den botanischen Garten „Terra Nostra“ betraten, empfing uns goldenes Licht.
Ein Ort jenseits des Flüchtigen: dieser Garten, ein jahrzehntelanges Werk der Hingabe, der Pflege und der Vision. Was für ein Vergnügen, in seinen Pfaden zu wandeln, sich niederzulassen, den Vögeln zu lauschen und den Wind im Laub zu spüren.
Die warmen Thermalquellen, gesammelt in einem weitläufigen Becken, boten uns ein seltenes Geschenk.
Und so vergingen die Stunden – begleitet von Freundschaft, gutem Essen und anregenden Gesprächen am Ufer des Meeres.
07.07.2025 Wolken über dem Feuersee – Aufstieg ins Nichts
Unsere Erkundung von São Miguel ging weiter – mit einem morgendlichen Ausflug entlang der Küste. Kurze Stopps an besonderen Orten unterbrachen die Fahrt.
Doch der eigentliche Höhepunkt des Tages sollte erst kommen: der Aufstieg zur Lagoa do Fogo – dem „Feuersee“.
Düstere Wolken kündigten nichts Gutes an, und bald waren wir vollständig eingehüllt – wie in einen Kokon aus Watte. Dennoch stiegen wir weiter, immer hoffend auf einen Lichtblick. Doch das Wetter war launisch, und diesmal sollte es nicht sein.
Etwas enttäuscht begannen wir den Abstieg – nicht aber ohne Dankbarkeit. Denn selbst ohne Sicht auf den See war der Weg ein Geschenk: von beiden Seiten gesäumt von üppigen Hortensienhecken und stattlichen Japan-Zedern, die der Landschaft einen fast märchenhaften Charakter verliehen.
So kamen wir nach Ribeira Grande – der Hunger trieb uns weiter. Der Nachmittag war ein Wechselspiel aus Licht und Schatten, Sonne und Regen. Als Abschluss schenkte uns der Himmel einen Regenbogen – kräftig, leuchtend, fast als Trost für den versteckten See.
Die Nacht kam, und mit ihr eine wiegende Brise, die uns in den Schlaf begleitete.
08.07.2025 Durch Regen zum Licht – Von Erinnerungen getragen
Die Worte für diesen Tag gehören mir, doch sie speisen sich aus Erinnerungen – eigenen und jenen, die mir anvertraut wurden.
Der Morgen begann verspielt – mit Wolken, die tanzten. „Eine grüne Insel braucht Regen“, meinte jemand weise. Und ja – das viele Grün, die Seen, die Berge – all das verlangt nach Wasser.
An diesem Tag zeigte uns die Insel all ihre Gesichter: Sonne, Nebel, Wind, Regen. Ein Farbenspiel der Elemente.
Doch das Warten lohnte sich: Die Wolken rissen auf, und von einem Aussichtspunkt konnten wir endlich den ersehnten Blick genießen – das Panorama, das uns am Vortag verborgen geblieben war.
Ein Klick mit der Kamera, ein Augenblick für das Herz – festgehalten für die Ewigkeit.
09.07.2025 Zwischen Vulkan und Vanilleeis – Faial empfängt uns
Bevor der Tag anbrach, waren wir bereits unterwegs – gestärkt vom Frühstück und voller Tatendrang. Früh am Morgen verließen wir São Miguel und betraten eine neue Insel: Faial.
Ein Tag voller Glanz: strahlende Sonne, azurblaues Meer – und am Horizont der majestätische Gipfel des Vulkans Pico.
Am Vormittag erkundeten wir Schritt für Schritt die Stadt Horta – eine kleine, aber geschichtsträchtige Perle, die in vielen Kapiteln der Weltgeschichte eine Rolle spielte.
Der Nachmittag bot Zeit zur freien Entdeckung – die Gegend um den Hafen lud zum Spazieren oder Ruhen ein.
Abends dann ein Pflichttermin: Ein Abendessen bei „Peter Café Sport“ – eine Institution auf Faial.
Zurück im Hotel, ließen wir den Tag mit einem Eis in der Hand und schönen Gedanken im Kopf ausklingen. Genuss war heute kein Vergehen – sondern unser Ziel.
10.07.2025 Im Schatten der Caldeira, im Glanz von Capelinhos
Ein Blick vom Balkon – ob zum Frühstück oder direkt nach dem Aufstehen – war der beste Start in diesen Tag. Der Ausblick war Balsam für die Seele, begleitet vom Aroma des Kaffees und den Sonnenstrahlen auf der Haut.
Unser Weg führte uns zuerst zu einem Aussichtspunkt über Hafen und Stadt. Dann stieg der Bus, und mit ihm unsere Vorfreude. Doch bald schon: Nebel. Regen. Eine Dissonanz im Tageslied.
Der Krater der „Caldeira“ blieb verborgen. Doch die Natur kennt keine Fehler, nur Harmonien, die wir nicht immer sofort verstehen.
Wir setzten unsere Reise fort – und bald, nach ein paar Höhenmetern, schien wieder die Sonne, als wollte sie mit uns spielen.
Unser Ziel war Capelinhos – der jüngste Teil der Insel, geformt von Feuer und Asche.
Der Kontrast dort war atemberaubend: schwarzes Lavagestein, steile Klippen, tiefblaues Meer. Und dazwischen – Leben. Blühende Pflanzen in der Asche, nistende Möwen an steilen Felsen.
Ein Bad im Ozean war das Sahnehäubchen – ein Moment purer Freiheit.
11.07.2025 Pico – Die Insel aus Lava und Licht
Der Morgen war bedeckt. Der mächtige Pico trug einen Wolkenmantel bis zur Taille.
Unsere Fähre brachte uns nach Pico – und unterwegs überraschte uns ein Regenguss, der uns dazu brachte, Schutz zu suchen.
Doch noch vor dem Anlegen änderte sich das Wetter – Sonne begleitete uns beim Spaziergang durch die Dörfer Cachorro und Lajido.
Das tiefblaue Meer und das schwarze Lavagestein schufen ein kraftvolles Bild.
Wir setzten unsere Reise fort, vorbei an alten Weinmauern, und erreichten schließlich das einstige Walfängerdorf Lajes.
Sonne, Nebel, Regen, Sonne – ein Tanz der Elemente.
Im Dorf: ein Museum, stille Gassen, ein Hafen, ein Moment zum Innehalten.
Ein bleierner Himmel – und doch: Wer sein Telefon beiseitelegte und mit allen Sinnen da war, nahm mehr mit als ein Bild: ein Gefühl.
12.07.2025 Wale am Morgen – Begegnung mit der Tiefe
Dieser Tag war besonders – die meisten von uns entschieden sich für eine Bootstour zur Wal- und Delfinbeobachtung zwischen Faial und Pico.
Das Wetter war zunächst freundlich – doch kaum hatten wir den Hafen verlassen, überraschte uns ein Schauer. Zweifel keimten auf.
Doch der Tag wurde wundervoll. Die Sonne kehrte zurück, das Meer glänzte – und die ersten Besucher waren Delfine.
Verspielt begleiteten sie unser Boot, mal hier, mal dort – wie Lichtreflexe in Bewegung.
Die Wale ließen sich Zeit – zurückhaltend, stolz. Dann endlich: ein Wasserfontäne, ein Rücken, der langsam verschwindet, und – für die schnellen Augen – der kraftvolle Schlag einer Fluke, bevor sie in der Tiefe verschwand.
Ein stiller, erhabener Moment.
Am Nachmittag flogen wir weiter nach Terceira – wo uns Sonnenlicht und Sommeratmosphäre empfingen.
13.07.2025 Terceira in Farben – Ein Tag wie gemalt
Ein Tag wie aus dem Bilderbuch: das Wetter war gnädig, der Himmel klar, die Wege einladend.
Wir umrundeten die Insel, begleitet vom Blau des Atlantiks, dem satten Grün der Weiden und dem leuchtenden Weiß der Häuser.
Unser erster Halt führte uns nach São Sebastião, einem der ältesten Orte der Insel. Die kleine Kirche „Igreja de São Sebastião“, erbaut im 15. Jahrhundert im manuelinischen Stil, gehört zu den ältesten Gotteshäusern der Azoren. Außen schlicht, birgt sie im Inneren feine Fresken und eine Atmosphäre, als wäre die Zeit stehen geblieben.
Gleich nebenan: eine alte Império, bunt gestrichen und liebevoll gepflegt – Zeugnis der azoreanischen Festkultur rund um den Heiligen Geist.
Die Reise führte uns weiter entlang der zerklüfteten Nordküste – vorbei an schwarzen und hellen Stränden, an grasenden Kühen und einsamen Wäldern.
Die Felsbäder von Biscoitos, eingerahmt von bizarrer Lava, luden zum Staunen und – für manche – zum Schwimmen ein. Das Salzwasser schimmerte zwischen den dunklen Gesteinsformationen wie flüssiges Glas.
Es war ein Tag zum Genießen: Höhlen, die vom vulkanischen Ursprung der Insel erzählen, Aussichtspunkte mit Panoramen zum Atemanhalten, Weinverkostungen inmitten der „Curraletas“ – kleinen Steinmauern, die die Reben vor Wind schützen und ihnen die gespeicherte Sonnenwärme zurückgeben. Terceiras Verdelho-Wein schmeckt erdig und frisch – wie die Insel selbst.
Ein Tag, um das Leben mit offenen Augen zu betrachten – nicht durch die Linse eines Geräts, sondern direkt, spürbar.
Mancher schloss die Augen, atmete tief, und ließ alles Irdische los.
Ein Moment reiner Gegenwart, begleitet von grünen Hügeln, stillen Straßen und offenen Herzen.
14.07.2025 Abschied in Angra – Die Zeit hält inne
Fast unbemerkt war er gekommen – der letzte Tag. Ein leiser Gast, der sich wie Morgendunst über die Stadt legte. Einige Abschiede hatten bereits begonnen.
Gemeinsam spazierten wir noch einmal durch Angra do Heroísmo – eine Stadt, die uns in nur zwei Tagen vertraut geworden war. Ihre Gassen erzählen Geschichten von Jahrhunderten: von Seefahrern, Königen, Geistlichen und Händlern. Als einer der ersten atlantischen Knotenpunkte war Angra einst ein strategischer Hafen für die Flotten aus Indien und Brasilien.
Die UNESCO-Welterbestadt bezauberte uns durch ihre besondere Renaissance-Stadtstruktur, ihre barocken Kirchen, gepflegten Plätze und natürlich den majestätischen Blick vom Monte Brasil – einem erloschenen Vulkan, der heute über die Stadt wacht. Noch einmal schlenderten wir vorbei an den typischen Häusern mit bunten Türen und schmiedeeisernen Balkonen, vorbei an der Kathedrale Sé mit ihrer schlichten Fassade, durch Arkaden und über Pflastersteine, die vor uns schon unzählige andere Füße getragen haben. Manche von uns suchten den besten Blickwinkel der alten Stadtmauer, andere den Hafens mit den vielen kleinen Booten.
Der Nachmittag war grau und ruhig, schenkte jedem Raum für sich – für einen letzten Blick, ein letztes Gespräch oder einfach nur Stille.
Am Abend saßen wir dann nochmal wie alte Freunde zusammen – im eleganten Speisesaal, bei gutem Essen, einem Glas Wein und Geschichten, die uns ab heute verbinden.
Es wurde gelacht, manchmal geschwiegen und sich erinnert: an Klippen, Teeplantagen, Wale und stille Wege. Alsbald wechselte der Himmel von golden zu sternenklar – das Rauschen des Meeres wiegte uns in die Nacht.
15.07.2025 Ein letzter Blick zurück – Heimkehr mit Wind im Herzen
Die letzten Abschiede hatten begonnen. Die meisten verließen früh am Morgen die Insel.
Noch im Dunkeln frühstückten wir mit Obst, bevor es zum Flughafen ging.
In Lissabon warteten wir – und erlebten eine kuriose Szene:
Wie auf einer Tanzfläche bewegten sich Flugzeuge, Busse und Fahrzeuge im Gleichklang auf dem Rollfeld – doch plötzlich ein Störenfried: ein kleiner Hund, verloren zwischen den Giganten.
Er irrte umher – unsicher auf einem Spielfeld, das für ihn nie gedacht war.
Schnell griff das Bodenpersonal ein – und beendete das kurze Abenteuer.
Unser Flug nach Berlin verlief ruhig. Der Himmel war klar, die Sonne erinnerte uns an den Sommer – und an all das, was wir erlebt hatten.
Mit einem Lächeln kehrten wir zurück – reicher an Eindrücken, leiser vielleicht, aber erfüllt.
Liebe Eberhardt Travel – Reisegruppe,
was uns verbunden hat, war mehr als ein Reiseplan:
Es war das Staunen über das Unvorhersehbare, das gemeinsame Lachen im Regen, das Schweigen vor der Weite des Meeres.
Die Azoren haben uns nicht nur ihre Inseln gezeigt – sie haben uns bewegt.
Möge der Wind dieser Tage noch lange in uns nachklingen – als Erinnerung, als Sehnsucht, vielleicht auch als Versprechen.
In Dankbarkeit und mit einem leisen „Até logo“ – bis wir uns wiedersehen.