Reisebericht: Rundreise Madeira – Blumeninsel im Atlantik

16.04. – 23.04.2015, 8 Tage Rundreise Canico – Funchal – Santana – Camara de Lobos – Cabo Girao – Nonnental – Monte – Paul da Serra – Porto Moniz


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Eine Woche Madeira im April, zum Blumenfest.
Ein Reisebericht von
Andreas Böcker
Andreas Böcker

1. Tag – Boã tarde, Madeira (Donnerstag, 16.4.2015)


Nach der Landung auf dem seltsamen, auf Stelzen ins Meer reichenden Flughafen Funchal im Osten der Insel Empfang auf Madeira durch Hélena und erstes Treffen mit Francisco unserem umsichtigen Busfahrer. Erste Infos über die Insel und Beginn unseres Portugiesisch-Sprachkurses: Wie spricht man eigentlich Madeira richtig aus? Am Flughafen und im Hotel Zusammentreffen mit den Gästen, die nicht aus Leipzig sondern aus Frankfurt und Stuttgart angereist waren.
Im Hotel gab es dann den nach der Insel benannten Likörwein zur Begrüßung und eine Einführung in das Reiseprogramm der nächsten Tage. Danach war Zeit für erste Erkundigungen der Umgebung und man strömte links und rechts die Promenade herunter in die verschiedenen Restaurants aus. Die Gruppe, die sich dem Reisebegleiter angeschlossen hatte, fand ein gemütliches Restaurant, in dem sie das erste Mal Bekanntschaft mit dem leckeren madeirensischen Knoblauchbrot Bolo de Caco machte, welches uns in den folgenden Tagen zu den meisten Mahlzeiten begleiten sollte.

2. Tag – Bom Día, Madeira (Freitag, 17.4.2015)


Statt der für diesen Tag geplanten Osttour, empfahl Hélena uns aufgrund des Wetters, die erst für den vorletzten Tag anberaumte Westtour zu fahren, also die beiden Touren zu tauschen. Madeira ist zwar klein, keine sechzig Kilometer in Ost-Westausrichtung lang und keine dreißig in Nord-Südausrichtung breit, aber aufgrund seiner gebirgen Topographie und dem stets steif von Nord blasenden Passat kann sich das Wetter Madeira hinter jedem Berg ändern. Und so flohen wir aus dem wolkenverhangenen Osten in den sonnigeren Westen der Insel.
Es war ein Tag der ersten Male. Zum ersten Mal verließen fuhren wir ins madeirensische Gebirge mit seinem Gebirgsmoor Paul da Serra, zum ersten Mal sahen wir die immerdurstigen Eukalyptuswälder Madeiras und den madeirensischen Urwald mit seinen Baumflechten und seinen Lorbeerbäumen, dem Gewürz- und dem Stinklorbeer und zum ersten Mal aßen wir (jedenfalls die meisten von uns) den Espada, den Schwarzdegenfisch.
Unseren ersten Poncha tranken wir an der Boca de Encumeada (Encumeada-Pass). Dieser Cocktail aus Lorbeerblütenhonig, Zuckerrohr-Schnapps (Aguardente de Cana) und frisch gepressten Fruchtsaft, wahlweise Zitrone, Organe oder Maracuja wurden uns mit in Knoblauch eingelegten Lupinenbohnen angeboten, angeblich gut gegen die durch die Höhe verursachten Kopfschmerzen. Ja und der Poncha, der wirkte natürlich vor allem gut gegen den Bösen Blick. Gegen den Bösen Blick ist auf Madeira sowieso so manches Kraut gewachsen.
Unseren ersten Halt machten wir in Ribereira Brava, einem Ort an der Südküste, der mit 'Wildbach' zu übersetzen ist. Hier schauten wir uns die kleine Kirche an und flanierten durch den Ort. Besonderes Amüsement erregten Baggerarbeiten in der Mündung des namengebenden Wildbachs: Was an der rechten Mündungsseite ausgebaggert und auf LKW verladen wurde, wurde auf der linken Mündungsseite wieder aufgeschüttet. Sicherlich hatten diese Arbeiten einen tieferen Sinn, der sich aber dem zufälligen Zuschauer nur bedingt erschloss.
In Porto Moniz, an der Nordwestecke der Insel, wo wir auch unseren Espada genossen, flanierten wir anschließend die Strandpromenade entlang, vorbei an den, in vulkanische Basaltformationen eingelassenen Bädern, an Höhlen durch welche die Brandung donnerte und einem kleinen Piratenfort. Über Seixal, wo eine als „Hand Gottes" bekannte Basaltlavaformation ins Meer ragt, fuhren wir in Richtung der Boca de Encumeada.
Von diesem Pass schauten wir in beide Richtungen, denn an der Boca de Encumeada kann man, theoretisch wenigstens, sowohl die Nord- als auch die Südküste sehen. Die Wellenbewegungen im Süden waren schwach im Nebel zu erkennen, der Norden aber versank leider im Wolkendunst.

3. Tag – Levadawanderung (Samstag, 18.4.2015)


Für den Samstag war eine erste Levadawanderung oberhalb der Landungsbucht von Machico anberaumt. Zwischen Akazienwald und Terrassen ging es immer entlang der kleinen Levada dos Maroços. Levadas sind Aquädukte, welche angelegt wurden, um den Terrassenfeldbau auf Madeira zu ermöglichen. Sie werden aus Quellen und Wasserreservoirs gespeist und enden irgendwann im Meer. Dabei werden sie mit kaum merklichem Gefälle, so, dass das Wasser langsam fließt, den Hang entlang geführt. Gepflegt werden sie von den sogenannten Levadeiros, das sind i.d.R. einzeln arbeitende Männer, häufig begleitet von einem Hund. Sie sind im Auftrag der Regierung der Autonomie (~ „Bundesland") Madeira für Instandhaltung und Säuberung der Kanäle verantwortlich, müssen bei Überflutungsgefahr aber auch Schleusen öffnen, um so Schlimmeres zu verhindern.
Die Levadas wurden mit Hilfe maurischer Sklaven gebaut, so dass hier auf Madeira, obwohl die Insel vor der Entdeckung durch die Portugiesen keinerlei menschliche Besiedlung kannte - für Entdeckung oder Landung durch Phönizier, Griechen, Römer oder Wikinger gibt es keinen belastbaren Beleg - arabische Bewässerungskunst zum Tragen kommt.
Auf der Wanderung lernten wir die Kapuzinerkresse, den Dieselstrauch und den Asphaltklee kennen. Naja... die Kapuzinerkresse kannten wir schon.
Der Dieselstrauch, ein hochgiftiges Nachtschattengewächs, Solaneum Mauretaneum, hat die Eigenschaft, dass er, wenn man an seinen Blättern reibt, einen Geruch freigibt, als habe man seine Hände in Dieselöl gebadet. Beim Asphlatklee ist es ganz ähnlich. Reibt man seine Blüten, riecht es nach Teer. Angeblich soll ein Tee aus diesem Klee haarwurzelstärkende Wirkung haben.
Wir lernten bei dieser Wanderung auch, dass die Papaya eine zweihäusige Pflanze ist, sprich: es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Beide tragen Fürchte, bei der männlichen Papaya wachsen diese direkt am Stamm, bei der weiblichen hängen sie herunter. Auch haben männliche und weibliche Pflanze unterschiedliche Blätter.
Hin und wieder sahen wir Männer, seltener auch Frauen, die Terrassen bewirtschaften. Manche der Terrassen liegen auch brach, was, wie wir an anderen Stellen sehen konnten, hin und wieder dazu führt, dass die Mauern mangels Pflege einbrechen und es, vor allem an besonders steilen Hängen, zu Erdrutschen kommt.
Jedenfalls unterhielten „wir" uns auch mal mit einem Bauern, der Hélena erzählte, dass er früher bei einer deutschen Firma in Venezuela gearbeitet habe. Leider hatte er nur wenig Deutsch gelernt. Um genau zu sein ein Wort. Das aber sei hier nicht wiederholt.
Die Madeirenses sind überhaupt ein auswanderungsfreudiges Volk. Wobei "-freudig" nicht unbedingt die richtige Vokabel ist. Es sind die ökonomischen Zwänge, welche die Auswanderung immer wieder notwendig machen. Aber man neigt auch dazu, zurückzukehren. Hélena erzählte uns im Lauf der Reise, dass sowohl ihr Großvater als auch ihr Vater, bevor sie auf Madeira eine Familie gründeten, ausgewandert waren, um Geld zu verdienen.
Die nachmittägliche Freizeit verbrachten die meisten von uns in Madeiras nach dem Fenchel benannten Hauptstadt Funchal, die ganz im Zeichen der Festa da Flor, des Blumenfestes stand.
Abends im Restaurant Planka gab es für eine Truppe von zwanzig Personen Espetadas, begleitet von Gemüse, Pommes und fritierter Polenta. Das Planka liegt über Funchal und man genießt hier einen wunderschönen Blick auf die Stadt. Die Espetada hört sich zwar fast an, wie Espada, aber es handelt sich hierbei um einen Fleischspieß. Das Fleisch wird in Knoblauch, Weißwein und Lorbeerblättern eingelegt und dann am Spieß gegrillt. Die Namensähnlichkeit ist aber kein Zufall: Der Degenfisch heißt Espada, wie der Degen, und die Espetada ist auf einem degenartigen Spieß aufgespießt.

4. Tag – Im Zeichen der Blume (Sonntag, 19.4.2015)


Vormittags fuhren wir zu einem britischen Herrensitz auf Madeira, Blandy's Garden. Die Familie Blandy gehört mit zu den großen Meinungsmachern auf Madeira, sie gehören zum konservativen Lager und stehen so in scharfer Opposition zum sozialistischen Präsidenten der Autonomie. Als Besitzer einer der beiden lokalen Zeitungen singen sie die zweite Stimme im nur zweistimmigen Konzert der Insel und gewährleisten so ein Stück Meinungspluralität gegenüber der regierungsnahen Konkurrenz. Gemäßigte oder versöhnliche Töne darf man aber wohl nicht erwarten, eher konservative Fundamentalopposition.
Aber wir besuchten das Anwesen der Familie Blandy, die dort in den 1880er Jahren das Gelände von einem Grafen kaufte, der das Geld, welches er von seinem reisefreudigen, pflanzensammelnden Großonkel geerbt hatte, im Casino verprasste, nicht, um mit ihnen über Politik zu diskutieren, ja nicht einmal, um persönlich mir der Familie in Kontakt zu treten. Die Pflanzensammlung des erblassenden Großonkels, der von jeder seiner Reisen Pflanzen mitbrachte, sonst aber sein Geld beisammenhielt und die sein prassender Großneffe ebenso wie Familie Blandy in den darauf folgenden anderthalb Jahrhunderten hegte und pflegte, zog uns auf die Hügel über der Hauptstadt Funchal. Gartenanlagen im italienischen (Renaissance), französischen (Barock) und englischen (Neoklassizismus/Romantik) Stil waren hier zu sehen, wobei der englische Stil vorherrschte., Douglasien, James-Cook-Tannen, Sequioas (Mammutbäume) oder der neuseeländische Korallenbaum beherrschten die oberen Etagen, Kamelien und ein Taschentuchbaum die mittlere und eine unzählbare Menge bunter Blumen die unteren.
Im Anschluss besuchten wir die Orchideengärtnerei einer österreichischen Auswanderin, deren Kinder und Enkel bereits in Funchal geboren wurden. Sie hat sich den Ruf eines Orchideendoktors erworben und riet, Orchideen mit Spritzern abgestandenen Biers oder Kaffees zu gießen. Außerdem bräuchten die Wurzeln der Orchideen unbedingt Licht, weshalb man möglichst lichtdurchlässige Töpfe gebrauchen, auf Übertöpfe nach Möglichkeit sogar verzichten solle.
Am Nachmittag gehörten wir zu den Privilegierten, die bei der Blumenparade, dem Höhepunkt der Festa da Flor einen Tribünenplatz gebucht hatten. Die ging mit ordentlicher Verspätung los, aber Francisco unseren Busfahrer, konnte das nicht aus der Ruhe bringen.
Bunt und blumengeschmückt zogen die neun Blumenwagen mit ihren noch bunteren und noch blumengeschmückteren Tänzern vorneweg und hintendrein an uns vorbei. Vom ungeborenen Kind - eine Frau zog hochschwanger mit im Zug - bis zur Seniorin war jedes Alter dabei, aber unter den Tänzerinnen und Tänzern gab es einen deutlichen Frauenüberschuss, mit zunehmenden Alter desto auffälliger. Die meisten Wagen spielten portugiesische Volksmusik oder Schlager und einige Teilnehmer waren sogar überzeugt, dass alle dasselbe Lied gespielt hätten. Soviel kann ich aber sagen: Das stimmt nicht!
Einer der vorbeiziehenden Wagen hatte ein Repertoire von drei spanischen Liedern, ein anderer spielte Popmusik, u.a. "Euphoria" (sprich „Jufóría") von Loreen, welches beim Eurovision Song Contest 2012 den ersten Platz errungen hat.
Zu Unrecht, wenn man mich fragt, aber mich fragt ja keiner.
Aber eines der portugiesischen Volkslieder schien zumindestens von mehreren Wagen gespielt zu werden, was dem Eindruck, alle Wagen hätten dasselbe Lied gespielt durchaus eine Berechtigung gibt.
Nach dem Ende des Korsos waren die Straßen erstaunlich schnell gereinigt wieder für den Verkehr freigegeben.

5. Tag – Vom Popcornbaum zur höchsten Klippe Europas (Montag, 20.4.2015)


Erster Programmpunkt der neuen Woche war der Besuch des Jardim Botánico, des botanischen Gartens, der am Rande Funchals über einer seiner engen Basaltschluchten liegt. Hier lernten wir unter anderem, dass der rosa Pfeffer (Kolumbuspfeffer) nicht mit dem grünen, weißen und schwarzen Pfeffer verwandt ist. Grüner Pfeffer ist schwarzer Pfeffer nur unreif geerntet. Die Pflanze ist eine Kletterpflanze, „eine Winde", wie Hélena sagte. Der Kolumbuspfeffer aber wächst am Baum. Auch seine Blätter schmecken pfeffrig und sind genießbar. Auf mich den meisten Eindruck hat aber ein anderer Baum gemacht: Der Popcornbaum. Reibt man unterhalb seiner gelb-schwarzen Blüte am Zweig, verströmt dieser einen Duft nach Popcorn.
In Funchal selbst besuchten wir den "Mercado dos lavradores", den Bauernmarkt. Wobei hier nicht nur eine Halle mit den Erzeugnissen der Landwirtschaft existiert, sondern auch, etwas abgetrennt, eine Halle mit den Erzeugnissen der Fischerei, wo aber heute nicht viel los war. Neben Maracuja und den auch hier bekannten Früchten und Gemüsen gab es auch so exotische Früchte wie Cherimoya ('Felsenbirne') oder die Frucht des Philodendron.
Leider begegnete eine Mitreisende hier im Markt dem einen schwarzen Schaf unter den knapp 230.000 Einwohnern Madeiras: Sie erwarb zwei Cherimoyas zu 15,- €, was unsere gute Hélena richtiggehend erboste. Der Händler berief sich darauf, dass es sich um eine besonders Sorte Cherimoyas handele, was den hohen Preis rechtfertige, Erkundigungen bei mehreren anderen Händlern bestätigten den Verdacht, dass das eine Ausrede war. Doch alles Bemühen Hélenas um Gerechtigkeit war vergebens, der Händler gab das Geld nicht mehr heraus.
Im Anschluss fuhren wir durch Funchal nach Câmara dos Lobos, einem durch eine schützend ins Meer hineinragende Basaltwand wildromantischen Fischerhafen, wo tatsächlich noch die Fischer auf den Bänken sitzen und sich unterhalten. Sie fahren Nachts raus, abends, gegen 23:00. Der Name des Ortes verweist darauf, dass die ersten Siedler hier auf Robbenbänke stießen. Lobo von lateinisch Lupus, 'Wolf', ist auch der Seelöwe. Câmara wird wohl auf die kammerartige Ausgestaltung der Naturbucht zurückzuführen sein.
Wie extra für uns, stand im Hafen, auf Land gezogen auch ein Fischerboot, in/an dem Fisch zum Trocknen aufgehangen war.
Manchmal liest man in Reiseführeren Beschreibungen von Fischerhäfen, wo die Fischer auf den Bänken in der Sonne sitzen und sich unterhalten und man denkt sich, dass das ja doch alles sehr klischeebehaftet und pittoresk sei aber nicht die Wirklichkeit vor Ort spiegele. Hier war aber genau das der Fall.
Höhepunkt des Tages war - sowohl im Erlebnis als auch geographisch gesehen - aber sicher die 580 m hohe Klippe am Cabo de Girão (Kap der Umkehr). Ähnlich wie beim berühmten Skywalk am Grand Canyon gibt es hier einen Balkon mit gläsernen Boden. Das Meer der Klippe ist an ihrem Fuß sofort mehrere hundert Meter tief. Für Bauern hat man dort einen Fahrstuhl gebaut, um die Terrassen, die auch hier angelegt worden sind, in einer besser vertretbaren Zeit als bisher zu erreichen. Neben Armutsauswanderung hat Madeira die meisten menschlichen Verluste wohl durch Abstürze von Klippen zu verschmerzen gehabt.
Bevor wir aber todesmutig den Glasboden über 580 m Abgrund betraten, tranken wir uns erst einmal kollektiv Mut bei einem Gläschen Madeira an. Dazu reichten uns die Besitzer des Weinguts einen Kuchen, der nicht geschnitten, sondern nur gebrochen wird, den Bolo de Mel (Honigkuchen, wobei hier Mel de Cana gemeint ist, also kein Honig sondern flüssiger Rohrzucker).

6. Tag – Nonnental oder Nonnenstall? (Dienstag, 21.4.2015)


Zunächst pilgerten wir zur Wallfahrtskirche in Monte. Obwohl im Hafen sowohl die Aida als auch ein amerikanisches Kreuzfahrtsschiff lagen und die Reedereien ihre Gäste bei ihren Kurzvisiten auf Madeira gerne nach Monte schaffen, hatten wir die Kirche als Gruppe für einen Augenblick für uns alleine, konnten uns die Kirche und die Marienfigur ansehen.
Mit der Figur ist die Legende eines Hirtenmädchens verbunden, diese spielte bei ihrem Hirtendienst im Wald oben auf dem Berg und hatte wiederholte Erscheinungen, die ihre Eltern ihr nicht abnahmen, auch weil es sich um Wildnis handelte. Nach einigen Tagen soll sich der Vater des Mädchens im Wald versteckt haben, um die Szene zu beobachten, als er sah, dass seine Tochter mit einer Marienfigur sprach. Er meldete den Sachverhalt an die Kirche und der Wallfahrtsort entstand.
Heute pilgern insbesondere Frauen auf Knien die Treppen zur Kirche hoch.
In der Wallfahrtskirche von Monte ist auch der letzte Kaiser von Österreich-Ungarn bestattet, der nach seiner Vertreibung aus Österreich auf Madeira eine neue Heimat fand, jedoch bereits nach wenigen Monaten starb.
Seine Grabkapelle war, zumindest zu meinem Erstaunen, besonders mit ungarischen Fähnchen geschmückt. So hat die Kirche eine doppelte Wallfahrtsfunktion: Für portugiesische Frauen und ungarische Monarchisten.
Bald aber wurden wir dann doch von einer anderen Reisegruppe gestört und wir beeilten uns, die Kirche zu verlassen, um im Korbschlitten (Carrinhos de Cesto) den Berg herunterzufahren. Jeweils zwei Herren mit mit Reifengummi besohlten Stiefeln geben dem Korbschlitten, den notwendigen Antrieb und aufgrund des Gefälles können die auf Holzkufen über den Asphalt gleitenden „kleinen Karren" dabei eine Geschwindigkeit von gut 50 km/h aufbauen. Mit einer solchen Geschwindigkeit unbehelmt in einem Weidenkorb auf eine Mauer zuzurasen ist... ...interessant...
Über den Aussichtspunkt Pico dos Barcelos, der zwischen Funchal und Santo António, dem Geburtsort von „CR7" (= Cristiano Ronald) liegt, fuhren wir zur Eira do Serrado. Hier hat man einen spektakulären Ausblick ins Nonnental, den Corral das Freiras (eigentlich „Nonnenstall"). Hier oben existiert ein kleines Kastanienwäldchen und deswegen gab es auch ein Kastaniensüppchen zu Mittag.
Nachmittags wurde uns dann von Maria João ihre handgemachte Schokolade vorgeführt.
Maria Joãos Villa liegt in einem Stadtteil von Funchal, der mal von einer gehobenen bürgerlichen oder vielleicht auch adeligen Schicht bewohnt wurde, es stehen dort noch viele Villen, die an der Grenze zwischen Garten und Straße über einen zwar geschlossenen aber dennoch luftigen Pavillion verfügen. Auch Maria Joãos Villa verfügt über einen solchen, den sie aber als Lädchen für ihre Schokoladenprodukte gebraucht.
Maria Joãos Helferin kredenzte uns frisches Fenchelwasser, zum Spülen nach jeder Schokolade; zu Kirschlikör, Whisky und Madeira probierten wir jeweils zwei der hier manufaktorisch hergestellten Schokoladen, u.a. gepfefferte Schokolade, solche mit Chili, aber auch Sorten, die Maria João mit Kräutern aus ihrem Garten verfeinert hatte, wie Fenchel- und Basilikumschokolade, zwei überraschend leckere Kombinationen. Zum Abschluss bekamen wir einen Obstsalat mit einer Schokoladen-Karamel-Creme.
Am Abend trafen wir uns dann alle zum gemeinsamen Espada.

7. Tag – Die Osttour (Mittwoch, 22.4.2015)


Die Osttour war eigentlich für den zweiten Tag der Reise anberaumt worden und für den sibten die Westtour. Aufgrund des Wetters am zweiten Tag hatten wir uns für einen Tausch entschieden und dieser Tausch erwies sich auch am siebten Tag der Reise als goldrichtig!
Zunächst hatten wir einen kurzen Aufenthalt in der Korbflechterei in Camacha, wo Hélena uns die verschiedenen Arten des Korbflechtens und auch die verschiedene Bearbeitungsgüte des Holzes erklärte. Im Anschluss erklommen wir - im Bus - den Pico de Arriero, den mit 1818 m dritthöchsten Berg Madeiras, wo wir eine ganz spektakuläre Landschaft geboten bekamen.
Im Ribeiro Frio, dem Tal des kalten Sturzbachs, machten wir eine Wanderung durch den madeirensischen Urwald zu einem Aussichtspunkt (Miradouro dos Balcões), von dem aus wir noch einmal den Pico de Arriero, diesmal von unten bewundern konnten. In Santana, mit seinen Weizenstroh bedeckten Häuschen, aßen wir zu Mittag. In Porto da Cruz besuchten wir eine Schnappsbrennerei, die weißen Rum noch mit einer Dampfmaschine aus dem 19. Jahrhunderte herstellte.
Schließlich fuhren wir zur Landungsbucht von Madeira, nach Machico, mit seinem kleinen Fort. Hier bließ uns ein steifer Ostwind ins Gesicht!
Auf dem Heimweg hatten wir die Gelegenheit, uns noch einmal den kathedralenartigen Unterbau des Flughafens von Madeira genau anzusehen.

8. Tag – Adeús, Madeira (Donnerstag, 23.4.2015)


Unser letzter Tag auf der Insel, den Vormittag über hatten wir frei, was von den Teilnehmern der Reise ganz unterschiedlich genutzt wurde. Während der oder die eine den Vormittag vielleicht auf seinem oder ihrem Koffer verbrachte, um diesen nach acht Tagen Madeira und jeder Menge Einkäufe wieder zu verschließen, machten andere Spaziergänge in der Umgebung des Hotels oder nutzten den freien Vormittag zu einem letzten Besuch in Funchal. Manche genossen auch einfach auf der Hotelterrasse die Sonne.
Nachmittags am Flughafen, ohne den vom Reiseleiter versprochenen Schwund, beobachteten wir die Flugzeuge beim Start und der Landung. Madeira ist diesbezüglich sicherlich einer der interessanteren Flughäfen. Schließlich durften wir auch unser Flugzeug besteigen und bei  guter Sicht ging es gen Leipzig.

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