Reisebericht: Rundreise Schottland – Highlands und Inseln

17.07. – 26.07.2017, 10 Tage Rundreise Schottland mit Bus in den Highlands und Insel Mull, Iona, Skye, Harris/Lewis und Orkney–Inseln


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Bericht von der Zwölftagereise auf die Hebriden und die Orkney's.
Ein Reisebericht von
Andreas Böcker
Andreas Böcker

Anfahrt auf Schottland – Tag 1, Sonntag, 16.7.2017


Sonntag Morgen in aller Frühe ging es los. Von Dresden Flughafen bis zur Nachtfähre nach Newcastle, die wir im Fährhafen IJmuiden bestiegen, fuhren wir durch Sachsen, Thüringen, Hessen, Nordrhein-Westfalen mit dem Ruhrgebiet und die Niederlande insgesamt 840 Kilometer.

Entlang des Hadrianswalls nach Schottland – Tag 2, Montag, 17.7.2017


Nach einer ruhigen Nacht auf See und einem reichhaltigen Frühstück an Bord nahm uns unser Bus wieder auf und wir begaben uns entlang des Hadrianswalls nach Schottland. Einen kurzen Zwischenstopp, um den Hadrianswall auch aus der Nähe kennenzulernen, genehmigten wir uns am Cawfields Quarry (Steinbruch) wo auch das Mile Castle (Meilenkastell) Nr. 42 liegt. Hier konnte man sehen, dass der Whin Sill, der Bergkamm auf dem die am besten erhaltenen und daher auch bekanntesten Abschnitte des Hadrianswalls liegen, eine Abbruchkante vulkanischen Ursprungs ist, die hier in Form von Säulenbasalt zu Tage tritt und für Reisende von Norden schon ein natürliches Hindernis darstellte, welches für die Römer somit umso leichter zu befestigen war.
Da wir als Gruppe aber noch nicht vollständig waren, ging es bald weiter nach Gretna Green, dem schottischen Dorf, welches direkt an der Grenze zu England liegt, in dem wir Gelegenheit hatten, die Hochzeitsschmiede zu besichtigen. Da hier heute acht tatsächliche Hochzeiten gefeiert werden sollten, war für eine Vorführung für uns leider keine Zeit und kein Raum. Also ging es weiter zum Flughafen Glasgow, wo wir unsere Gruppe endlich um die noch fehlenden sechs Personen vervollständigen. Jetzt endlich konnte es in die Highlands gehen!

In die Highlands


Vorbei am Dumbarten Castle (Dun ist ein inselkeltisches Wort für Festung, Dumbarton soll ein verschliffenes 'Dun Breatonn' sein, Festung der Briten) kamen wir schnell an den von seiner Wasseroberfläche her größten der schottischen Seen, Loch Lomond, Naherholungsgebiet der Glasgower, gesegnet mit einer tollen Landschaft und einem milden Klima (wovon u.a. auch ein Eukalyptus-Baum in Luss Zeugnis abgab. In Luss, dem schwarzen Dorf, machten wir also Halt und der ein oder die andere Mitreisende wurde dabei beobachtet wie er zwischen den schottischen Bikininixen seine Füße im klaren Wasser des Loch Lomond badete.
Anschließend ging es weiter, vorbei am spukenden Hotel Drovers Inn in Inverarnan zu unserem Übernachtungsort Crianlarich. Von Newcastle bis Crianlarich fuhren wir 364 km.

Mull, Iona und zurück in die Highlands – Tag 3, Dienstag, 18.7.2017


Streng genommen bildet Schottland ja schon gemeinsam mit England und Wales eine große Insel, daher befanden wir uns gewissermaßen ja schon allein durch die Tatsache, dass wir in Schottland waren, auf einer Insel. Aber unsere Reise war ja der Magie der schottischen Inseln verpflichtet und schon aus diesem Grund standen wir rechtzeitig auf, um rechtzeitig unsere Fähre in Oban zu nehmen, die uns zur Insel Mull bringen sollte.
Doch auf dem Weg dorthin, vorbei am Loch Awe, der die Ehre hat, mit 41 km Länge der längste aller schottischen Seen zu sein, machten wir noch einen Fotostopp für das im Morgenlicht am See liegende Kilchurn Castle sowie die Falls of Lora, ein Gezeitenstrudel bei Connel, wo durch eine felsige Unterwasserbarriere behindert der Loch Etive in den Loch Linnhe entwässert. Besonders, wenn aus Loch Etive die Ebbe noch abläuft und aus Loch Linnhe die Flut bereits aufläuft kommt es hier zu Verwirbelungen.
Nach ca. 50 Minuten Fährfahrt auf Mull angekommen machten wir unsere erste Erfahrung mit den einspurigen Straßen und ihren Passing Places, welche uns für den Rest der Reise über weite Strecken begleiten sollten. Besonders die Straße zum Duart Castle stellte sich als eine Herausforderung dar, aufgrund zwischen Farnsträuchern versteckter verstürzter Mauersteine, die bevorzugt in den engen kurven lagen. Doch Fahrer Harald bugsierte seinen Bus, und damit auch uns, sicher an allen Unbilden vorbei. Endlich kamen wir in Fionnphort an und nahmen dort die Fußgängerfähre auf die Klosterinsel Iona, die Grablege der schottischen Könige von 859 (Kenneth MacAlpin) bis 1057 (MacBeth).
Wer bis hierher noch nicht vom milden Klima der westschottischen Inseln überzeugt war, der musste sich hier nur die Artischocken ansehen, die in den Gärten wuchsen. Außer der Landschaft, den Klosterruinen und dem Bewuchs begeisterte aber auch noch eine Australierin, die auf der Insel als Teil der ökumenischen Community dort, an einem Seminar teilnahm. Einige handwerksbegeisterte Damen aus der Gruppe lernten sie in den Ruinen des Nonnenklosters kennen, wo sie zwischen Blumen auf einer Bank saß und strickte. Besondere Aufmerksamkeit erregte dabei, dass sie gewissermaßen einhändig strickte, die zweite Nadel unter den rechten Arm geklemmt hatte. Nachdem man sich gegenseitig die je eigenen Stricktechniken gezeigt und sich begeistert von der jeweils anderen Technik gezeigt hatte, ging man wieder auseinander, in dem sicheren Bewusstsein, dass die jeweils gerade erlernte Art zu stricken doch die eigentlich praktischere sei.
Nachmittags verließen wir Mull wieder, setzten mit der Fähre nach Lochaline über, fuhren u.a. am Loch Sunart vorüber, von dem die sozialdramatisch, tragisch-romantische Liebesgeschichte des jungen jagenden Clanlairds und seiner durch den bösen Zauber seiner Mutter in einen Schwan verwandelten Angebeten erzählt wird, die von dem jungen Laird erlegt wurde, der sich nach Erkenntnis seines Unglücks selbst richtete. Seitdem sollen dort keine Schwäne mehr gesehen worden sei. Vorbei ging es nun weiter an Loch Linnhe und dessen Nebenarm Loch Eill, da die Corran-Ferry, die wir eigentlich hatten nehmen wollen, nicht fahrtüchtig war.
Vor unserer Ankunft in Fort William machten wir dann noch einen Zwischenstopp an den Banavie Locks, jener Schleusentreppe des kaledonischen Kanals von Thomas Telford, die auch als Neptun's Staircase bekannt ist. Sie verbindet den Firth of Moray im Osten Schottlands, in den der River Ness bei Inverness aus dem Loch Ness entwässert, mit Loch Linnhe via der Seen Loch Ness, Loch Oich und Loch Lochy. Loch Ness, Loch Oich und Loch Lochy sind Seen, Loch Linnhe und seine Nebenlochs Loch Etive und Loch Eil sind fjordartige Meeresarme.
Um später das Abendessen zu verdauen, begaben einige von uns sich auf einen gemeinsamen Spaziergang zur Burg an der Mündung des River Lochy: Inverlochy Castle. Die in Schottland so häufig vorkommende Vorsilbe Inver- (gäl. Inbhir) bedeutet nichts anderes als 'Mündung'. Mit der unvorhergesehen Umrundung von Loch Eil schafften wir an diesem Tag 300 km.

Blue Sky on Skye – Tag 4, Mittwoch, 19.7.2017


Manchmal kann man sich fragen, was eigentlich wichtig ist und was in wenigen Jahren der Vergessenheit anheimfällt. Unser erstes Etappenziel heute führte uns nämlich ans Ende des Loch Shiel, zum Glenfinnan Monument, welches die Stelle markiert, wo die Highland-Clans Charles Edward Stuart, ihrem Bonnie Prince Charly und der Standarte seines Vaters huldigten.
Die meisten warteten jedoch auf die Ankunft des Jacobite Train, der in wenigen hundert Metern Entfernung über das Glenfinnan-Viaduct fährt. Die Eisenbahnbrücke steht zwar ihrerseits architektonisch für sich, ist aber vor allem als Ikone aus den Harry-Potter-Filmen bekannt, wo sie immer wieder Kulisse der Zugfahrt als Übergang Harry Potters aus der Welt der Normalsterblichen (im Jargon der Zauberer „Muggel") in die Welt der Zauberei (die Schule Hogwarts) ist. Von uns ungesehen befand sich dabei nur wenige Meter von uns ein ausgewachsener Hirsch, den einige von uns dann bei Abfahrt Gelegenheit hatten in voller Pracht zu sehen, bevor er sich wieder am Waldsaum in Deckung gebracht hatte.
Unser nächster Halt fand am Loch nan Uamh statt, (Loch der Höhlen), einem kleinen Fjord, wo Bonnie Prince Charly sich nach seiner Niederlage versteckt hielt, bis ein französisches Schiff ihn aus seiner misslichen Lage befreite. Ein Glück, das die meisten Hochländer nicht hatten, die an seiner Seite gekämpft hatten.
Nun ging es über den Fährhafen Mallig nach Skye, wo wir in der Nähe der Fairy Pools unser Mittagessen einnahmen.

Eileann Donan Castle


Gegen Nachmittag verließen wir die Insel via einer Brücke, um uns die Burg Eileann Donan Castle anzusehen. Die Burg ist, seitdem dort in den 1980er Jahren der Film Highlander gedreht wurde, die Proto-Ikone für schottische Burgen schechthin. Ein Towerhouse auf einer Insel oder Halbinsel in einem See oder eines Meeresbucht, umgeben von Fels und gründen Bergen. Dabei war die Burg bereits von Cromwells Truppen im 17. Jhdt. in Schutt und Asche gelegt worden, bevor ein reich in eine Brauereidynastie eingeheirateter Adeliger sie im 19: Jhdt. wieder aufbauen ließ. Was ist auch ein Adeliger ohne Burg?
Die Brücke, über die im Film Christopher Lambert als der Highlander reitet, verbindet erst seit dem 20. Jahrhundert die kleine Insel mit dem Festland.
Nach dem Besuch dieser Burg fuhren wir wieder zurück nach Skye, um in Kyleakin zu nächtigen. Abends im Hotel spielte ein Dudelsackspieler im Kilt auf, der von einigen für einen örtlichen Musiker gehalten wurde, sich am nächsten Tag aber als Busfahrer einer anderen Reisegruppe herausstellte. 320 km schafften wir an diesem Tag.

Innere und Äußere Hebriden – Tag 5, Donnerstag, 20.7.2017


Auch dieser Tag stand ganz im Zeichen der Isle of Skye. Zunächst einmal fuhren wir über die landschaftlich schöne Moorstraße nach Portree, der Inselhauptstadt. Dort gab es Gelegenheit einzukaufen, Fish and Chips oder Gebäck zu essen und durch den Hafen zu flanieren. Anschließend fuhren wir entlang des Quiraing über die Halbinsel Trotternish. Was Quiraing bedeutet, dazu gibt es verschiedene Angaben, sie sich jedoch alle auf das Altnordische beziehen. Geologisch ist die Sache klarer: Auf dem leichten und weniger stabilen Durness Limestone (Kalkstein) lag schwereres und vor allem auch stabileres Vulkanstein auf. Der Durness Limestone wurde durch die vulkanische Hitzeinwirkung zwar stellenweise zu Marmor, jedoch brach er unter der Last des basaltischen Vulkangesteins zusammen und brachte so einen gut 28 km langen Erdrutsch in Gang. Zurückblieben interessante geologische Formationen, wie The Castle, The Table oder The Old Man of Storr. Nach einem Anstieg in Richtung des Old Man of Storr, den wir aber nicht erreichten, ging es dann weiter zu einer weiteren auf Durness Limestone aufliegenden Felsformation, die aufgrund des „Faltenwurfs" des Säulebasalts den Eindruck entstehen lässt, es handele sich um einen Kilt. Dementsprechend kann dieser Fels natürlich nur Kilt Rock heißen.
Weiter ging unsere Rundfahrt um die Halbinsel Trotternish, vorbei an der bereits halb abgegangenen Burg Duntulm Castle zum Friedhof von Kilmuir mit dem Grab der Flora MacDonald, jener Frau, die ein Jahr im Tower of London einsaß, weil sie den Süßen Prinzen Charly als ihre Zofe Betty Burke durch die Linien seiner Häscher schmuggelte. Dort befindet sich auch vor malerischer Küste das Skye Museum of Island Life.
Später am Nachmittag nahmen wir die Fähre von Uig nach Tarbert auf der zu den Äußeren Hebriden gehörigen Doppelinsel Harris and Lewis. Tarbert ist ein häufiger Ortsname in Schottland, er kennzeichnet bevorzugt Orte an Landengen zwischen zwei Gewässern; ebenso kommt Uig (auch in anderen Schreibweisen, etwa -wick) häufig als schottischer Ortsname vor, er kommt aus dem Altnordischen und bedeutet Bucht. Der Begriff der WikingR stammt mutmaßlich hierher (es gibt aber auch andere etymologische Herleitungen des WinkingR-Begriffs).
Auf der Fahrt von Tarbert nach Stornoway standen dann plötzlich auf einer Grundmoräne am Straßenrand zwei überaus kitschige Figuren von Junghirschen, die dann aber plötzlich, als unser Bus an ihnen vorbeirauschte, davon liefen. Mit dem Bus legten wir 187 km zurück.

Vernarbtes Land – Die Doppelinsel Lewis und Harris – Freitag, 21.7.2017


Das Island of Lewis ist die Region in Schottland, wo der Torfabbau noch am meisten Bedeutung hat. Und auch wenn wir nirgends Torfstecher sahen, so waren doch hier ihre frischen Spuren überall zu sehen. Der Torfstich, so drückte es eine Mitreisende aus, vernarbt das Land. Hier waren die Narben noch ganz frisch, teilweise sahen wir auch die zum Trocknen gestapelten Torfblöcke. Torf gehört zwar gewissermaßen zu den nachwachsenden Rohstoffen, aber seine Bildung dauert äußerst lange, weniger als 1 cm im Jahr Torfdecke .
Unser erstes Ziel waren die Gearrannan Blackhouses an der Westküste von Lewis, ein privat geführtes Museum mit einem Zugang zu einer schmalen Bucht, die einge von uns anzog. Zuvor zeigte uns ein Museumsmitarbeiter die Bedienung seines fast hundertjährigen Webstuhls, mit dem er Harris-Tweet herstellte. Dieser war außer Mode geraten, bis die Sportwarenkette Nike den Harris-Tweet wiederentdeckte und eine entsprechende Applikation für eine ihrer Schuhserien bei einem Weber der Insel bestellte. Der kam der schieren Menge des bestellten Stoffs kaum hinterher und so kam es, dass für einige Zeit die alten mechanischen Webstühle vom Beginn des 20. Jahrhunderts wieder in Betrieb genommen wurden. Der Harris-Tweet wird fast ausschließlich in Heimarbeit hergestellt. Bis auf die Schafschur muss dabei jeder Schritt im Verarbeitungsprozess auf der Doppelinsel vollzogen werden.
Anschließend ging es zum Butt of Lewis, mit seinem Leuchtturm, den David Stevenson, der Onkel des Autors der Schatzinsel oder des Romans Dr. Jekyll and Mr. Hyde Robert Stevenson errichtete. Dieser steht auf der Nordwestecke der Insel auf teils vulkanischem, jedenfalls aberspektakulär gefaltetem Fels.
Kurz waren wir auch im Hafen Port of Niss, von dem aus zehn Männer jedes Jahr im August mit einer Sondergenehmigung ausfahren, um 20.000 Basstölpel zu schlachten. An und für sich ist das Töten von Seevögeln sowohl im Vereinigten Königreich als auch in der EU - noch gehört das UK ja dazu - verboten.
Nun richteten wir unser Augenmerk der Archäologie zu und begaben uns - nach einer Besichtigung des eisenzeitlichen Turms Dun Carloway Broch zu den Standing Stones of Callanish, einer mehrphasigen steinzeitlichen Megalithanlage, welche in der Bronzezeit aufgegeben wurde. Nach einem Abstecher auf den südlichen Inselteil Harris begaben wir uns wieder zurück zu unserem Übernachtungsort Stornoway. Insgesamt waren wir 297 km gefahren.

Einsamkeit, Eisenbräu und schnelle Brüter – Tag 7, Samstag, 22.7.2017


Heute verließen wir mit der Fähre von Stornoway nach Ullapool die Hebrideninsel Lewis wieder in Richtung des „Festlandes". Während der Fährüberfahrt erlebten wir, dass zwei Musiker, die beim HebCelt (Hebredian Celtic Festival) gewesen waren, anlässlich der Überquerung einer bestimmten Position mit Geige und Dudelsack ein Lied spielten. Ich habe leider nicht verstanden, was wir genau überquert hatten, Mitreisende spekulierten den Null-Meridian, was aber nicht sein kann, da dieser nicht westlich sondern östlich an Schottland vorbei führt.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Ullapool begaben wir uns in Richtung Durness. Unterwegs hielten wir an der geologischen Anomalie Knockan Crag. Hier hat sich die geologisch jüngere Schicht über die geologisch ältere Schicht geschoben, was Anlass für einen als Highland Controversy bezeichneten Geologenstreit bot, der im 19. Jhdt. aufkam und 1907 schließlich zu einem Ende kam. Hier, am Knockan Crag machten wir auch ganz unterschiedliche Erfahrungen mit Irn Bru („Eisenbräu"), der schottischen Limonade, welche der sonst weltweit miestverkauftesten Limonade in Schottland locker den Rang abläuft: einige, indem sie ein Pröbchen davon tranken, ein gewisser Reiseleiter (und ein Gast), die von einer unter Druck stehenden platzenden Flache eine klebrige Irn Bru-Dusche erhielten.
Der Loch Assynt mit dem aus den Ruinen des Ardvreck Castles errichten Calda House bot Anlass, uns bald wieder die Füße zu vertreten.
Durch Durness durch kamen wir schließlich zur Smoo Cave, einem Ort, der seit Menschengedenken genutzt wird: Von mittelsteinzeitlichen Muschelsammlern über Wikinger bis hin zu einer illegalen Whiskybrennerei haben sich hier Menschen betätigt. Die Höhle selbst entstand einerseits durch die Wirkung der Meeresbrandung als auch durch einen Bach entlang einer Schwächelinie zwischen zwei verschiedenen aneinanderstoßenden Kalksteinen. Zeitweilig diente die Höhle auch einem Raubmörder der seine Opfer durch ein Loch stieß, als Instrument seiner Bluttaten.
Nach mehreren Fotostopps an der schottischen Nordküste kamen wir schließlich nach 230 km Fahrt in unserem Übernachtungsort Thurso an.

Geschichte im Schnelldurchgang: In einem Tag von der Steinzeit bis zum Zweiten Weltkrieg – Tag 8, Sonntag, 23.7.2017


Heute standen die Orkney's im Mittelpunkt unserer Reise, Geologie spielte kaum eine Rolle, dafür aber Geschichte von der Steinzeit bis beinahe in die Gegenwart. Unser erstes Ziel galt der Italian Chapel, einer von italienischen Kriegsgefangenen aus zwei Nissenhütten mit Zement als Stuck und Metallschrott für Gitter und Lampen sowie einigen Eimern Farbe kunstfertig gebauten katholischen Kapelle. Um dorthin zu gelangen benutzen wir die Churchill Barriers, Dämme, die zwischen den östlichen Inseln zum Schutz vor sich einschleichenden U-Booten aufgeschüttet wurden und als Straßen dienen. Dann machten wir einen Sprung zurück ins jungsteinzeitliche Ausnahmedorf Skara Brae und zum Skeill House, ein Herrenhaus, das zeitweilig von den Bischöfen der Orkney's bewohnt wurde. Von der einzigartigen Dichte steinzeitlicher Bauwerke auf den Orkney's besichtigten wir noch den Ring of Brodgar und die Standing Stones of Stenness, sowie im Vorbeifahren den Tempel Ness of Brodgar und das steinzeitliche Passagengrab Maeshowe, welches mehrere Tausend Jahre nach seiner Errichtung noch Wikingern bei einem Schneesturm Unterschlupf bot, die in die Steine zotige Sprüche in ihrer Runenschrift ritzten. Mit den Wikingern kamen wir dann auch schon zum Sankt Magnus-Dom in Kirkwall, der dem ehemaligen norwegischen Jarl Magnus geweiht ist, der von einem Sklaven seines Mitjarls Haokon erschlagen wurde. Nach dem Besuch des romanisch-gotischen Doms kehrten wir wieder zu unserer Fähre und mit dieser zu unserem in John o' Groats zurückgelassenen Bus zurück. Nach einem kurzen Abstecher zu Duncansby Head mit den Duncansby Stacks kehrten wir nach Thurso zurück. Mit unserem deutschen Bus hatten wir an diesem Tag 70 km zurückgelegt.

An der schottischen Loire? – Tag 9, Montag, 24.7.2017


Die letzte Insel hatten wir jetzt hinter gelassen und nun drehten wir die Schnauze unseres Busses wieder nach Süden. Parallel zur schottischen Ostküste, die viel lieblicher ist, als die wilde und raue Westküste, fuhren wir gen Süden mit Ziel Dunrobin Castle. Dunrobin Castle ist eine Schlossanlage am Meer, man fühlt sich aber irgendwie nach Frankreich, an die Loire versetzt.
Neben der Schlossbesichtigung - es gibt auch dort einen Raum, indem es spuken soll - hatten wir dort die Gelegenheit, eine Greifenshow mitzuerleben, was von einigen wahrgenommen wurde, von anderen nicht. Es flogen während dieser Vorführung ein Habicht, ein Falke und ein Uhu.
Nachmittags hatten wir ein wenig Zeit in Inverness (Inbhir, Mündung > Inverness, Mündung des Ness) und bevor wir uns in unserem Hotel in Strathpeffer niederließen, machten wir noch einen kurzen Stopp an der Beauly Priory, wo wir das Interesse der Nachbarn erregten. Mit der Beauly Priory ist die Legende verbunden, dass Mary Stuart, die ja, während ihre französische Mutter Schottland regierte, in Frankreich am Königshofe aufgewachsen war (und den Dauphin heiratete und somit kurzzeitig auch Königin Frankreichs war) beim Anblick der Priory ausgerufen haben soll „quel beau lieu", 'welch schöner Ort'. Tatsächlich ist aber bereits in früheren lateinischen Urkunden vom bellum locum die Rede, so dass die Legende von Mary Stuart als nett aber unwahr zurückzuweisen ist. Bereits die gründenden Valliscauler-Mönche hatten diesen Ort am Fluss als schön empfunden. 243 km standen heute auf dem Tacho.

Endlich Whisky! – Tag 10, Dienstag, 25.7.2017


Weiter ging es nach Süden. Durch die Grampian Mountains im Cairngorm National Park, dem zweitjüngsten und größten der britischen Nationalparks fuhren wir zur Burg mit der einzigen legalen Privatarmee Europas: Blair Atholl. Im letzten jakobitischen Aufstand hatte der damalige Schlossinhaber sich auf die hannoveranische Seite geschlagen, seine Brüder auf die jakobitische und so führte einer von diesen den jakobitischen Angriff auf sein eigenes Elternhaus an. Neben einer beeindruckenden Waffensammlung, mit welcher der Besucher in der im 19. Jhdt. umgestalteten Eingangshalle empfangen wird, sind es vor allem die Jagdttrophäen die auffällig sind, wobei sich darunter ein als Irish Elk bezeichnetes Geweih befindet, welches im 19. Jhdt. gefunden wurde. Es handelt sich dabei im das vor ca. 12.000 Jahren ausgestorbene Megalocerus. Ein ausgestopfter, wohl noch junger Eisbär ist durch den Zahn der Zeit, Mottenfraß und das Bedürfnis vieler Besucher, ihm die Stirn zu streicheln doch ein wenig ramponiert.
Nachmittags erreichten wir dann schließlich Pitlochry, wo wir in der Blair Atholl Distillery den Herstellungsprozess des Whisky nähergebracht bekamen. Nur 1 % des in der Blair Atholl Distillery hergestellten Whiskys geht in den Verkauf als Single Malt, 99 % werden als Grundlage für Blended Whiskys verwendet. Die Darre der Gerste erfolgt in der Blair Atholl Distillery nicht über Torf sondern über heißer Luft. Wie sich das auf das Malz auswirkt, konnten wir anhand zweier Proben erschnuppern.
In Schottland ist man überzeugt, dass die Form der Brennblasen, den Geschmack des Destillats beeinflusst. Selbst Beulen in der Brennblase werden bei Austausch der alten Brennblase durch ein neue reproduziert. Uns so hat es sich die Distillerie dieses Jahr einiges kosten lassen, zwei ihrer sechs Brennblasen zu erneuern. Allerdings sollen die nun auch wieder fünfzig Jahre in Gebrauch bleiben.
Mindestens drei Jahre muss das Destillat dann in einem alten Port- oder Sherry-Fass gelagert haben, bevor es sich Whisky nennen darf. Es nimmt dann die im Holz des alten Weinfasses gespeicherten Geschmäcker und auch die Farbe an, die fertigen Whisky kennzeichnet. Gleichzeitig verdunstet durch das Holz aber auch ein Teil der Flüssigkeit, der Angels Share, der Anteil der Engel. Aufgrund dieser Verdunstung ist der Alkoholgehalt in den Lagerhäusern und in ihrer unmittelbaren Ummgebung besonders hoch, was wiederum die Ansiedlung einer alkoholliebenden Flechte fördert, deren Anwesenheit man an den Wänden und der Lagerhäuser und nahe stehenden Bäumen erkennen kann: Sie färbt alles schwarz.
Über den Firth of Forth mit seinen drei Brücken - die neue Brücke scheint fast fertig gestellt - fuhren wir dann in Richtung der schottischen Borders, der zwischen England und Schottland für Jahrhunderte umstrittenen und blutgetränkten Grenzländer und machten 325 km voll.

Zurück durch die Borders - Tag 11, Mittwoch, 26.7.2017


Hatten wir Schottland bisher als wettermäßig außerordentlich freundlich erlebt, verabschiedete Schottland uns an unserem letzten Tag dort mit dem Wetter, welches man für gewöhnlich mit Alba (so der gälische Name) verbindet: Regen von oben, Regen von der Seite und manchmal sogar Regen von unten (Forrest Gump). Es ging also durch die schottischen und englischen Borders, vorbei etwa an der Melrose Abbey und an der Jedburgh Abbey, wo wir einen kurzen Aufenthalt hatten.
Am Carter Bar, dem bekannten Grenzstein, setzten wir uns kurzzeitig den Elementen aus, keiner von uns hätte aber freiwillig mit dem Dudelsackspieler im „Friesennerz" tauschen wollen, der dort mit Musizieren und Souvenierverkauf sein Auskommen zu finden sucht.
Unser nächster Halt war Newcastle Airport, wo wir unsere sechs Flieger abgaben, kurz darauf waren wir dann schon auf dem Weg aufs Schiff, welches uns zurück zum europäischen Festland bringen sollte. Am Ende hatten wir 203 km zurückgelegt.


Rückfahrt - Tag 12, Donnerstag, 27.7.2017


Direkt nach dem Ausborden verließen uns schon wieder zwei Gäste, die in Amsterdam bleiben bzw. mit dem Zug in die Heimat reisen wollten. Wir anderen erlebten die nichtfunktionierende Zusammenarbeit zwischen den niederländischen und deutschen Straßenbehörden: Wir fuhren mitten in eine Vollsperrung der Autobahn kurz hinter der niederländisch-deutschen Grenze, die weder in den Niederlanden angekündigt wurde, noch auf den ersten Kilometern der deutschen Autobahn. Erst ein km vor Beginn der Sperrung wurden wir per Schild über diese informiert, da standen wir bereits eine Stunde im Stau. Bald konnten wir von der Autobahn runter und nach ca. zwei Stunden Stopp and Go auf Autobahn und Umleitung über die Dörfer hatten wir endlich wieder freie Fahrt für freie Bürger. Die letzten Reisegäste wurden dann schließlich gegen 0:00 in Dresden aus dem Bus an ihre Angehörigen oder Transfers übergeben. Die Reise war damit für alle beendet. 809 km hatten wir an diesem Tag zurückgelegt, insgesamt hatten wir 4104 km voll gemacht.

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