Reisebericht: Rundreise Schottland – Natur, Whisky & Loch Ness

09.08. – 15.08.2015, 7 Tage Rundreise mit Glasgow – Loch Lomond – Glen Coe – Oban – Schottische Highlands – Whisky Destillery – Inverness – Loch Ness – Cairngorms–Nationalpark – Edinburgh


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Whisky, Schafe, Windsackweisen - Schottland nach dem Referendum
Eine besondere Reise Dank des Glasgower Humors, der Kontraste (selbst im Wetter) und interessierten Gruppe, wir haben miteinander gelacht und aufeinander geachtet.
Ein Reisebericht von
Dr. Grit Wendelberger

1. Tag 08.08.2015_Fährüberfahrt Ijmuiden nach Newcastle


Ruhig und sonnig, dann bewölkt in Northumbria - wir genossen die pünktliche und reibungslose Überfahrt nach langer Anfahrt Richtung Amsterdam-Ijmuiden.

2. Tag 09.08.2015_Hadrianswall, Glasgow

Newcastle gründete der älteste Sohn vom Normannenkönig Wilhelm der Eroberer 1080 eine Burg, zuvor hatten die Römer hier ein Castrum (wir sahen ein Modell im Passagierterminal Newcastle) und eine Brücke über den Tynefluss errichtet, die erste von sieben.
Auf Befehl des Kaisers Hadrian begannen römische Soldaten 120 n. Chr. mit dem Bau einer 117 km langen Mauer zur Verteidigung der Nordwestgrenze des Römischen Reiches von Solway Firth bei Carlisle bis zur Tynemündung bei Wallsend in Newcastle - mit Geschütztürmen oder Forts aller 8 km, wie Chesters Fort, Housesteads Fort, Vindolanda.
Bei Cawfields besuchten wir den höchsten Teil des Walls auf vulkanischem Gebiet, der beim Zerfall des römischen Imperiums 383 aufgegeben wurde und seit 1987 UNESCO-Weltkulturerbe ist.
Über die alte und neue Hochzeitsschmiede Gretna Green erreichten wir pünktlich Glasgow, dort lachten wir mit Fraser Gordon und erfuhren so manches über seine Heimat Glasgow, von St. Mungo mit der Kathedrale und dem ältesten, dem Provands Lordship-Haus bis zum Hafen mit modernen Gebäuden und auch auf den Spuren des schottischen Jugendstils fuhren und spazierten wir und sahen die Kunsthochschule von Charles Rennie Macintosh, der zu Lebzeiten nicht die gebührende Anerkennung fand. Zu würdigen ist auch das Mäzenatentum von Burell, der eine einzigartige Kunstsammlung zusammen trug, die im Burell Collection Museum wie auch andere Museen für alle kostenfrei zu besuchen ist.
Nahe dem Kelvingrove Museum und Park logierten wir im ruhigen zentral gelegenen Lorne Hotel, von dort ließ sich auch am Abend wunderbar die lebhafte Stadt erkunden.

3. Tag 10.08.2015_Loch Lomond, Glan Coe, Inveraray

Die Schönheit der Trossachs mit seinen bewaldeten Hängen und einsamen Seen zwischen schottischem Hoch- und Tiefland inspirierte viele Schriftsteller, wie Sir Walter Scott zu seiner "Dame im See" von 1810, der er so ein Denkmal setzte. Es war unsere erste Station auf der Reise mitten in die Highlands.
Mit Schottland verbinden wir Clans und Tartans, Whisky und Porridge, Dudelsack und Heidekraut - kurzum die Highlands und ihre Bewohner. Das traditionelle Leben der gälischen Viehzüchter hatte wenig mit ihren südlichen Nachbarn zu tun. Doch laut Fontane ist "der Clangeist hin, seine Kraft längst gebrochen, aber die alte Wahrheit 'viel später als die Dinge selbst stirbt der Name der Dinge', diese alte Wahrheit, sagt er, bewährt sich auch hier: "Die Clansverfassung ist hin, die Clans bedeuten nichts mehr, und doch gibt es noch Clans, d.h. Täler, Inseln, Schluchten, in denen die Träger eines alten gälischen Namens, wenn auch nicht ausschließlich, so doch besonders und vorzugsweise vertreten sind".
"Was ewig im Gesang soll leben, muss im Leben unter gehn" meinte Fontane zur Romantik der Clans, und in der Tat ist der Romantik der Lieder um den jakobitischen Gefangenen, der seine Liebe und die schönen Tage mit ihr am Loch Lomond besingt oder die schwermütige Ballade vom Massaker im Glen Coe ihr Fortleben im Herzen und in der Erinnerung der Menschen sicher.
Das pseudogotische Inverraray Castle, malerisch am Loch Fyne gelegen, war unser letzter Halt. Sitz des Campbell-Clans, war es mehrfach abgebrannt und konnte aus dem Landverkauf des Herzogs ab den 70er Jahren wieder aufgebaut werden.

4. Tag 11.08.2015_Falkirk, Stirling Castle, Pitlochry mit Blair Atholl Distillery, Newtonmore


"Die Südabhänge (der Grampians) sieht man nirgendwo schöner als vom Stirlinger Schlosse aus" bemerkte schon Theodor Fontane auf seiner Rundreise durch das Schottland des 19. Jahrhunderts.
Die imposant auf einem erloschenen Vulkanfelsen erbaute Burg spielte eine wichtige Rolle in der schottischen Geschichte und ist eine der best erhaltenen Renaissanceburgen des Landes, sieben Schlachfelder sind vom Schloss aus zu sehen.
Im Schlosse selbst sind die prächtig restaurierten Königsgemächer des Palastes - für König Jakob V. und seine französische Gemahlin erbaut - zu bestaunen, wo uns Mägde und Knechte über ihren Alltag erzählten. Die Geschichten vom Alchemisten, der als Hühnchen verkleidet vom Schlosse flog und mit einem gebrochenen Bein davon kam, die Küchengeschichten des 16. Jahrhunderts und die Krönungsgeschichte von Mary zur Queen of Scotland in der Burg-Kapelle sowie die mehrtägige Tauffeier für ihren Sohn Jakob im Jahre 1566 mit der allegorischen Belagerung einer Zauberburg erstaunt und fasziniert immer wieder.
Prinz Heinrich, Sohn Jakob des VI. wurde ebenfalls in Stirling Castle getauft und in der Great Hall mit einem herrlichen Schiff gefeiert, da nun die Thronfolge auch Englands gesichert war (Elisabeth I. war kinderlos geblieben).
Dem Whisky-Genusse huldigten wir dann in der Blair Atholl Destillery in Pitlochry. Wie das Wasser des Lebens hergestellt wird erfuhren wir bei einem Rundgang und wie der Geist des Hochlands, der Pitlochry-Single Malt schmeckt erkundete jeder von uns selbst.

5. Tag 12.08.2015_Fort George, Clava Cairns, Culloden, Inverness, Loch Ness, Fort Augustus, Spean Bridge

Die architektonisch besondere Militärfestung befindet sich in idealer Lage auf einer Landzunge im Moray Firth. Das 1969 zur Unterdrückung weiterer Hochland-Aufstände nach der Culloden-Schlacht errichtete Fort dient noch heute als Militärgarnison. Wer von uns an Militärischem weniger interessiert war, konnte die Aussicht auf den Firth genießen.
Nach einem Zeitsprung in endneolithische und früh bronzezeitliche Grab- und Kultanlagen Clava Cairns - ein Ort mit besonderer, kraftvoll würdiger Ausstrahlung - erfuhren wir den Zusammenhang zu der englischen Befestigungskette am kaledonischen Graben (Fort George, Fort Augustus, Fort Williams) am Battlefield Culloden Moor, das auch der National Trust of Scotland betreut:
Culloden 1746 hieß Ende der Clans und des katholischen Königshauses der Stuarts und bereitete den Weg für das englisch dominierte Großbritanien.
Die Spur führte weiter am Schloß Inverness mit der Statue von Flora Mac Donald vorbei, der Fluchthelferin des Schönen Prinzen Charlie Stuart zur Insel Sky (der Sky Boat Song erzählt davon), entlang des Great Glen zum rätselhaften Loch Ness.
Der zweitgrösste See Schottlands mit 57 qkm Volumen und über 36 km Länge formt einen großen Teil des Kanals, gestaltet von Thomas Telford im 19. Jahrhundert.
29 Schleusen wurden für den unterschiedlichen Wasserspiegel benötigt, die natürlichen Wasserwege wie Loch Dochfour, Loch Ness, Loch Oich, Loch Lochy einbezogen.
Von der romantische Ruine von Urquart Castle am See aus dem 13. Jahrhundert erklang unverwechselbar eine alte schottische Windsackweise nahe der ehemaligen Burgstallungen und wir hielten diesen besonderen Eindruck fest.
An Fort Augustus faszinierte uns die fünfstufige Schleusenanlage, die wir in Action erlebten, einige von uns konnten sich nur schwer trennen. Weiter ging es zum Commando Memorial, leider hüllte sich der Ben Nevis in einen Wolken- und Nebelschleier, und dann zurück zu unserem Hotel. 

6. Tag 13.08.2015_Kincraig, Aviemore, Braemar, South Queensferry, Edinburgh (Livingston)


Die Bergkette mit ihren bis zu 1300 Meter hohen Gipfeln ist beliebtes Ski- und Wandergebiet. Eine Zahnradbahn führt bis hinauf auf den Cairngorm mit seiner Wetterstation und seiner großen, bis zum Subpolaren reichenden Pflanzenvielfalt.
Die Erziehungs-Künste des Schäferpaares bestaunten wir auf einer Wiese, wo die Schäfer- Hunde seit dem ersten Lebensjahr auf Pfiff- und Stimmkommandos eingeübt werden, jedoch in ihrer Kindheit durch Freude ohne Kommandos auswachsen dürfen. So werden sie selbst bewusst und entwickeln das nötige Vertrauen in sich für ihre spätere Arbeit auf der Farm. Hunde-Kleinkinder von 26 Tagen wurden von uns besonders gern gestreichelt und fotografiert. Die Strathspey Steam Railway fotografierten wir direkt am schön mit Blumen geschmückten Bahnhof von Aviemore, bevor wir vorbei fuhren am Corgarff Castle und Schloss Balmoral (wir hatten leider keine Einladung von der dort weilenden Königsfamilie) nach Braemar am Flusse Dee entlang über eine spitzwinklige Brücke, die unser Dieter bravourös meisterte.
Von Braemar, bekannt durch sein Castle und sein Gathering, wo sich im September - oft in Anwesenheit der königlichen Familie - Kiltbekeidete Schotten messen im Pfahlwerfen, Kugelstoßen, Tauziehen und Dudelsack spielen und Tanzen. 
Unsere Fahrt führte uns über Perth mit dem Scone Palace in das Tiefland zurück über den Firth of Forth nach Edinburgh, wo wir in South Queensferry die drei Brücken über den Fluss bestaunten - eine jede aus einem anderen Jahrhundert (19.,20.,21. Jahrhundert), bevor wir unser Hotel in Livingston aufsuchten.

7. Tag 14.08.2015_Edinburgh, Tattoo


Die mittelalterlichen und gregorianischen Stadtteile, über den die Vulkanfelsen Arthurs Seat und Calton Hill mit dem Castlehill aufragen, haben einer der schönsten Städte Europas auch den Namen "Athen des Nordens" eingetragen.
Hier wird alljährlich eines der größten Kunstfestivals in Großbritanien ausgerichtet, Museen und Sammlungen zeigen kostenfrei Schätze aus mehreren Jahrhunderten.
Wir hatten das Glück, in Majorie den Glasgower Humor und die Edinburgher Kultur vereinigt zu erleben und lernten Holyrood und Vaults der Royal Mile, Parlament und Shopping Mall Princess Street, Newtown aus dem 18. und 19. Jahrhundert und den Hafen von Leith mit königlichem Schiff sowie als krönenden Abschluss das auf einem Basaltfelsen aufragende Castle (12.-20. Jahrhundert) pünktlich zum Kanonenschuß kennen. Wir sahen neben dem Gefängnis, der alten Magareten-Kapelle auch die Kronjuwelen mit dem Schicksalstein im Königspalast und das Zimmer, in dem Mary Stuart ihren Sohn James VI. zur Welt brachte. In der Great Hall tagte früher das schottische Parlament.
Edinburgh ist seit 1947 Zentrum des alljährlich dreiwöchigen Kunstfestivals (Theater, Musik, Tanz, Straßenkunst, Bücher, Oper), das zu den weltweit bedeutendsten seiner Art gehört.
Und einer der beliebtesten Programmhöhepunkte ist das Military Tattoo (Zapfenstreich), das wir erleben durften. Geschichten erzählten virtuos auch die Schweizer Gruppe neben schottisch-englischen, chinesischen und indischen Auftritten, wirkungsvoll begleitet durch farbige Projektionen auf dem Castleeingang. Erfüllt sanken wir nach Mitternacht in unsere Betten.

8. Tag 15.08.2015_Scotts View bei Dryburgh, Jedburgh, Newcastle

Die vier großen Abteien Melrose, Kelso, Dryburgh und Jedburgh gehören zu dem Schönsten, was die anmutige Borderlandschaft zu bieten hat. Sir Walter Scott inspirierte sie nicht nur, sondern er lebte auch in ihr: nur wenige Häuser spiegeln den Charakter seines Besitzers so wieder wie das Abbotsfordhouse, in dessen Nähe wir vorbei an Melrose Abbey und Leaderfootviadukt nach Jedburgh fuhren.
Mit Scotts Augen betrachteten wir die Tweedlandschaft, an der sich dessen verehrter Theodor Fontane zu seinem "Jenseit des Tweed" inspirierte.
Wunderschön beleuchtet erreichten wir vorbei an Dryburgh (wo Scott begraben liegt) die ehrwürdige Augustiner-Abtei am Jedflusse.
Liegt in Melrose das Herz von Robert the Bruce und das Grab von Scotts Gärtner, so entkam in Jedburgh Mary Stuart knapp dem Brande und noch heute birgt ihr Fluchtort, eines der ältesten Häuser der Stadt Zeugnisse ihres tragischen Lebens (Totenmaske, Kleiderfetzen von der Enthauptung etc.).
Früher herrschte in der historischen Burgstadt auch die Gerichtsbarkeit der Borders nach dem Motto "erst aufhängen, dann verhandeln".
Die Abtei erbauten die Mönche wunderschön verziert ab dem 12. Jahrhundert in drei Stockwerken, von der Anlage ist durch die häufigen schottischen Grenzkriege leider nur die Ruine der Seitenschiffe und des Westwerks zu sehen. Unser Rundgang führte auch durch den Klostergarten und die Wirtschaftsgebäude, die als Fundamente erhalten sind.
Es soll nicht verschiegen werden, dass unserem Fahrer Dieter zu guter Letzt in den Borders sogar ein einziges Moorhuhn begegnete, "womit es zu erinnern liebt, dass es sie immerhin noch gibt" (frei nach Wilhelm Busch).
Bald fotografierten wir mit Carters Bar die schottische Grenze und über Otterburn erreichten wir pünktlich die Fähre nach Ijmuiden.

9. Tag 16.08.2015_Heimfahrt Ijmuiden – Dresden


Trotz Starkregens, häufiger Baustellen und Unfälle behielt unser Dieter die Übersicht und wir erreichten wohl behalten unsere Transferfahrzeuge. Vielen Dank an die offene und interessierte, freundliche Gruppe und viel Freude beim Lesen dieser Reiseschilderung, beim Nachbereiten und Erinnern an die schöne Reise wünscht allen Ihre Reiseleiterin.
Ihre Studienreiseleiterin Grit Wendelberger, Halle 2015

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