Reisebericht: Wandern auf Sizilien – Ätna & Liparische Inseln

11.10. – 18.10.2015, 8 Tage Wanderreise in Italien und auf Sizilien – Ätna – Liparische Inseln – Lipari – Vulcano – Stromboli – Taormina (ca. 40 Wanderkilometer, je nach Stimmung der Vulkane)


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Aktive Vulkane üben einen großen Reiz auf uns Menschen aus. Diese Reise bringt uns zu den aktivsten Vulkanen Europas. Bei perfekten Wetterbedingungen erleben wir atemberaubende und unvergessliche Momente auf dem Ätna und den Äolischen Inseln...
Ein Reisebericht von
Martin Büchner
Martin Büchner

Reiseblog – Wanderreise Ätna und Äolische Inseln

(11.10.2015 – 18.10.2015)

Reisebegleitung: Martin Büchner

Wanderreiseleiter: Jochen Mayer


Fluggesellschaft: Air Berlin
Fähre: Ustica Lines
Gäste-Pax: 14
Bus: Glorioso

Tag 01 – 11.10.2015 Anreise nach Catania und Riposto


Mit Air Berlin reisen wir von den Flughäfen Berlin-Tegel, Frankfurt, Stuttgart und Zürich nach Catania. Wir haben gute Wetterbedingungen und das Glück mit einer interessanten Flugroute. Von Berlin kommend geht es über Prag, Split in Kroatien der Neapel Region in Italien über die Äolischen Inseln und der Straße von Messina nach Catania.
Glücklicherweise sind alle Koffer da, noch dazu unbeschädigt. Das Wetter der letzten Tage verheißt nichts Gutes, vor zwei Tagen 130 km/h gemessene Windgeschwindigkeiten an der Bergstation der Ätna-Seilbahn, Erdrutsche und sogar Tornados wurden gemeldet und gesichtet. Aber es sollte alles anders kommen. Wie so oft auf Sizilien und noch viel mehr auf den Äolischen Inseln.
Unsere Transfers bringen uns in unser Hotel in Riposto. Das Hotel überrascht mit bezugsfertigen Zimmern, keine Selbstverständlichkeit gegen Mittag. Die meisten Gäste nutzen die Möglichkeit für eine kurze Erholungspause, von Berlin ging der Flug bereits 8.00 Uhr. Trotz Web-Check-In begann der Tag für die meisten kurz nach Mitternacht. Unser Hotel das Yachting Palace liegt in unmittelbarer Nähe zum Meer. Wie an der Nordküste überall gibt es leider keine schönen Sandstrände an diesem Küstenabschnitt. Dennoch lädt das Meer zu einem Erkundungsspaziergang ein. Auf diesem Spaziergang können erste Erledigungen vorgenommen werden, z. B. Proviant und Getränke für die nächsten Tage zu besorgen.
Am Nachmittag trifft unser Gast aus Frankfurt ein, am späten Abend die Gäste aus Stuttgart und Zürich. Zum Abendessen empfängt uns unser lokaler Guide Jochen.
Für mich ein herzliches Wiedersehen mit einem guten und erfahrenen Kollegen.
Nach dem Abendessen gibt es die offizielle Information für den nächsten Tag. Der Ätna steht auf dem Programm und das Bangen um gutes Wetter, die Prognose ist gut. Bei unserer Ankunft war der Mongibello, Spitzname der Sizilianer für ihren Ätna, tief in Wolken gehüllt uns für uns nicht sichtbar.

Tag 02 – 12.10.2015 Ätna–Besteigung


Nach dem Aufstehen, sofort ein Blick zum Ätna. Er ist frei! Blauer Himmel und keine Wolke!
Nach dem Frühstück geht es mit unserem Kleinbus (18-Sitzer) hinauf auf 1.900m. Von Riposto am Fuß des Ätna geht es nach Giarre und Zafferana. In vielen spektakulären Serpentinen hinauf bis zu den Silvestri-Nebenkratern von 1893. In den umliegenden Bars können wir uns mit Proviant und Getränken versorgen, sofern noch nicht am Vortag geschehen. Wer noch letzte Ausrüstungsgegenstände benötigt kann diese hier ausleihen.
Das Wetter ist unglaublich fantastisch, die Prognose für heute ebenso. Es fällt die Entscheidung, wir können heute zu den Gipfelkratern!!!
Während in Spitzenzeiten mehrere tausend Touristen täglich mit Allradbussen bis auf 2.900 m gebracht werden, ist der Zugang zur Gipfelregion nur 50 Gästen pro Tag mit einem speziellen Permit gestattet. Aufgrund der Aktivität des Ätna ist auch ein zertifizierter Vulkan-Führer gesetzlich vorgeschrieben, er steht per Funk in Verbindung mit dem Institut des INGV, dem geologischen Dienst. Dennoch treffen wir unterwegs einige Leichtsinnige, die weder Permit noch Guide haben, sie erwartet in der Regel eine Anzeige der Carabineri.
Der Zugang zum Gipfel erfordert auch zusätzliche Ausrüstung in Form von Helmen, die wir noch an der Talstation von unserem Guide ausgehändigt bekommen. Nach einer Sicherheits-Einweisung und unserer Erklärung über unseren geeigneten Gesundheitszustand können wir starten.
Zunächst geht es mit der Seilbahn hinauf zur Bergstation auf ca. 2.500m. Vor zwei Tagen war der Betrieb wegen gemessenen Windgeschwindigkeiten von 130 km/h eingestellt worden.
Während der Auffahrt bekomme ich die Info, dass die Aktivität des Ätna in den letzten Stunden zugenommen hat, die letzte größere Explosion fand nach mehreren Monaten Pause heute Morgen gegen 7 Uhr statt. Ebenso hat die seismische Aktivität zugenommen. Das Ausgasen der Hauptkrater seien ebenso Indizien für eine Eruption. Ich solle mir aber keine Sorgen machen die Emission ist heute „nicht hoch", sondern „sehr hoch"!
An der Bergstation angekommen geht es mit den Unimog-Allradbussen auf 2.900m. Da wir ein Permit für den Gipfel haben, müssen wir sowohl bei der Seilbahn als auch bei den Allradbussen nicht anstehen, sondern dürfen bevorzugt zusteigen. Am Torre del Filosofo einer ehemaligen Schutzhütte und einem nahegelegenen Nebenkrater ist für die meisten Touristengruppen Schluss. Für uns geht es jetzt erst los. Wir folgen dem Weg noch ein kurzes Stück. Dann treffen wir auf eine relativ frische Lavazunge. Der Weg ist unterbrochen. Von nun an müssen wir durch das Lava Feld, spitzkantig scharf und schroff. Wer lernen erste Überraschungen kennen, die der Ätna für seine Besucher bereithält. Unter einer dünnen schwarzen Ascheschicht findet sich ein Schneefeld, nicht etwa frisch gefallen, sondern konserviert vom letzten Jahr. Eine dünne schwarze Ascheschicht reicht aus so zu isolieren, dass der Schnee sich halten kann und das bei langanhaltenden Lufttemperaturen im Sommer um die 25-30°C auch in dieser Höhe.
Dieses Ätna-Eis machten sich schon die alten Griechen zum Kühlen und Kreieren von Speisen zu Nutze, so genossen schon die Griechen eine frühe Form von kühlenden Eis-Spezialitäten auch im Sommer.
Als wir das Lava Feld von 2013/14 hinter uns ließen erreichten wir großflächige Aschefelder. Vulkanbomben liegen herum. Die Einschlagskrater in der Asche beweisen, dass sie erst vor kurzem hier eingeschlagen sind. Viele von ihnen haben mindestens Handballgröße. Von nun an gilt Helmpflicht für alle. Winterliche Bekleidung wird angezogen. Ohne Mütze, Schal und Handschuhe geht heute eigentlich nichts. Auch die Gruppe wird nun über die aktuelle Aktivitätsphase informiert. Er sagt aber auch, er würde nicht mit uns aufsteigen, wenn er Zweifel an einem sicheren Aufstieg hätte. Er steht in ständigem Funkkontakt mit den Vulkanologen des INGV. Dennoch ermahnt er uns aufmerksam und vorsichtig zu sein.
Wir steigen von Südwesten her auf. Der Ätna hat gegenwärtig fünf Hauptkrater, die von der Hochebene Piano del Lago aufragen. Ab 1788 wuchs von dieser Ebene der neue Zentralkegel empor. Im Jahr 1911 entstand der sogenannte Nordostkegel. Im Zentralkomplex folgte 1968 dann der Bocca Nuova, der „Neuer Schlund" über den wir aufsteigen. Der eigentliche Hauptkrater, die sogenannte Voragine wurde nur durch einen schmalen Grat getrennt. Der aktivste Krater der letzten Jahrzehnte ist der Südostkrater, der ab dem Jahr 1979 entstand.
Bei ca. 7°C Lufttemperatur und eisigem Wind erreichen wir den Kraterrand des Bocca Nuova. Aus ihm steigt viel Gas auf. Zwischendrin erlaubt der Wind uns Blicke in diesen gewaltigen Krater. In Zweier-Trupps dürfen wir unter Aufsicht über den Kante in das Kraterinnere blicken. Mehr wir ein paar Augenblicke sind jedoch angesichts des beißenden sauren Dampfes nicht möglich. Voragine und Bocca Nuova bilden nach den Ausbrüchen um das Jahr 2000 nahezu einen Krater mit einem unglaublichen Durchmesser von gut 900m.
Die Dimensionen sind einfach gigantisch und respekteinflößend. Während wir in einen tiefen Schlund hinein blicken war dieser Bereich noch in den 1990er Jahren mit viel Material verfüllt. Es ist unglaublich in welcher Dimension hier Landschaften verändert werden. Aber nicht nur der Ätna ist fantastisch, auch das Wetter. Wir haben Fernsicht bis Syrakus und sogar an die Südspitze Siziliens. Selbst die übliche Wetterverschlechterung in der zweiten Tageshälfte bleibt heute aus.
Ich bin überzeugt, dass dieser Moment allen Gästen noch lang in Erinnerung bleiben wird. Wir folgen dem Kraterrand in Richtung Südost-Krater. Immer neue Einblicke und Weitblicke eröffnen sich uns. Nach ca. einer Stunde Aufenthalt beginnen wir tiefbeeindruckt mit dem Abstieg. Auch das natürlich ein Abenteuer. Es geht in Richtung Südosten über ein steiles Aschefeld. Für den Abstieg, eine sogenannte Asche-Abfahrt wendet man idealerweise eine spezielle Gehtechnik an. Der Schwerpunkt wird vollständig auf die Fersen gelegt, unter zu Hilfenahme von Trekkingstöcken springt man eher als das man geht durch das weiche Material. Mit federnden Knien macht das unheimlich viel Spaß. Unabdingbar sind dafür neben den Stöcken auch hohe feste Schuhe, möglichst fest geschnürt.
Wer diese Technik anwendet überwindet die Höhenmeter sehr schnell mit sehr viel Spaß. Diese Technik wird auch noch einmal auf Vulcano und Stromboli wichtig sein.
Am Rand des Lavastrom von 2013, am Fuß von Zentralkrater und Bocca Nuova auf der Hochebene Piano del Lago ist finden wir ein ideales sonniges Plätzchen (immer noch auf über 3.000m Höhe) für eine Verpflegungspause. Es ist weit nach 12 Uhr, das ist allen Beteiligten nach dem gerade Erlebten egal.
Über die besagte Lavazunge geht es zurück zur Abfahrtsstation der Allradbusse am Torre del Filosofo. Wer möchte kann sie für den weiteren Abstieg nutzen. Alle möchten weiter zu Fuß absteigen. Es geht durch eine Mondlandschaft oder doch eher Marslandschaft? In Schwarz-Weiß aufgenommen könnte Verwechslungsgefahr aufkommen, dazu perfektes Fotolicht.
Wir steigen ab bis zur Bergstation der Seilbahn. Mittlerweile ist die Zeit deutlich voran gerückt. Für den weiteren Abstieg nutzen wir die Seilbahn, die letzten Kabinen des heutigen Tages. Weit nach 17 Uhr erreichen wir die Talstation. Nach Rückgabe der geliehenen Ausrüstung erhalten wir unser Ätna-Diplom durch unseren Guide.
Anschließend wollen wir diesen Erfolg feiern, dem Ätna danken, dass er uns zu sich gelassen hat und dem Wetter, dass es so perfekt mitgespielt hat. All das verlangt ein besonderes Getränk: Lava.
Anschließend geht es mit dem Bus zurück in unser Hotel nach Riposto. Jochen und ich bekommen die Frage gestellt, wie wir das Steigern wollen...

GPS–Daten: Ätna


Strecke: 7,9 km
Anstieg: 401 m
Abstieg: 814 m
Max. Höhe: 3.290 m
Min. Höhe: 2.507 m
Niedrigste Temp.: 4°C

Tag 03 – 13.10.2015 Überfahrt nach Lipari


Sehr früh starten wir in den Tag. Es liegt ein langer Weg vor uns. Gegen 7 Uhr starten wir in Richtung Milazzo. Entlang der Straße von Messina geht es hinüber zur Nordküste zum Fährhafen von Milazzo. Das Wetter ist wieder perfekt.


Straße von Messina


Ohne längeren Aufenthalt besteigen wir unser Schiff nach Lipari. In ca. 90 Minuten Fahrtzeit überwinden die schöne Strecke nach Lipari Stadt.
Als wir ankommen bemerken wir sofort, dass die Uhren hier alle ein wenig langsamer, entschleunigt ticken. Sehr angenehm! Unser Gepäck wir abgeholt und zum Hotel gebracht.
Wir erkunden die Altstadt mit ihren wundervollen schmalen Gassen und steigen hinauf zur Akropolis, dem Burgberg der Stadt. Auch hier gab es selbstverständlich eine griechische Siedlung. Und kein geringerer als Odysseus war auch schon Gast hier. Hier auf der Insel erhielt der von Aeolus, dem griechischen Gott der Winde einen Ledersack mit allen Winden überreicht fest verschnürt. Nur „der richtige Wind" war frei den tollkühnen Seefahrer nach Hause nach Ithaka zu bringen, so er denn den Sack ungeöffnet ließe. Seine neugierige Besatzung konnte es nicht lassen, sie wollten erkunden was Odysseus da geheimnisvolles behütete. Sie öffneten den Sack, entließen die Winde und die Irrfahrt des Odysseus sollte beginnen.

Lipari Stadt


Hier auf Lipari fand man viele griechische Theatermasken aus Ton in Gestalt der Gottheiten, in Kopie heute in jedem guten Souvenirgeschäft erhältlich. Nach der Besichtigung der Kirche San Bartholo, benannt nach dem Schutzheiligen der Insel und des mittelalterlichen Kreuzganges haben wir Freizeit. Zeit sich mit Getränken und Proviant für die heutige Wanderung zu versorgen und um etwas zu entspannen.
Am frühen Nachmittag treffen wir uns im Hotel wieder. Wir starten zur Inselrundfahrt. Es gibt nur eine Straße, die komplett um die Insel führt. Wir starten gegen den Uhrzeigersinn.
Entlang des Strandortes von Caneto geht es zu den ehemaligen Bimssteinbrüchen von Lipari.


Bims aus Lipari


Dieses grau-weiße Gestein, chemisch gesehen eine Art Schaum, ist extrem leicht bedingt durch seine hohen Gaseinschlüsse. Es ist damit das einzige Gestein, das im Wasser schwimmen kann. Den meisten als Fußpflegeprodukt bekannt.
Bis vor einigen Jahren wurde das Gestein im Tagebau abgebaut, seit dem die Äolischen Inseln zum UNESCO Weltnaturerbe gehören ist der Abbau verboten. Dennoch hat der Bergbau sichtliche Spuren hinterlassen, die grau-weiße Wunde der Insel ist von weither bereits sichtbar. Neben dem Bims findet man hier auch ein weiteres wichtiges Mineral der Insel, Obsidian oder Obsidianglas. Chemisch identisch zum Bims, anschaulich komplett verschieden: Schwarz, Schwer, sehr scharfkantig. Obsidian war das erste Material, das Menschen zum Schneiden verwenden konnten. Es wurde schon in der Steinzeit von hier in Europa gehandelt.


Aussichtspunkt Quattropani


An der Nordspitze kommen wir an einen der beiden schönsten Aussichtspunkte der Insel. In der Nähe der Ortschaft Quattropani bietet sich ein phantastischer Blick auf die nordwestlichen Äolischen Inseln. Unmittelbar gegenüber liegt Salina, die höchste aller Inseln. Weiter westlich erheben sich Filicudi und Alicudi. Mit dem Bus geht es noch ein Stück weiter, bevor unsere Wanderung beginnt.
Wir beginnen mit einem recht steilen Abstieg durch ein felsiges Tal. Um uns herum liegen Minerale in allen Farben. Ein beeindruckendes Farbspektrum direkt nebeneinander.
Die Vegetation mit Macchia entspricht der sommertrockenen subtropischen Klimazone. Entlang des Weges leben viele Eidechsen, auch selten Schmetterlinge begleiten uns entlang des Weges. Mit etwas Glück kann man auch ein paar Ringelnattern beobachten. Über unseren Köpfen fliegen verschiedene Greifvögel unter ihnen Bussarde und Falken.
Oberhalb der Klippen verläuft unser Wanderweg. Wir entdecken die älteste Thermalanlage des gesamten Mittelmeerraums und staunen von Kurve zu Kurve über neue Ausblicke.
Im Oktober hat unsere traditionelle Granita-Bar leider auf Winterbetrieb umgestellt und öffnet erst nach 18 Uhr. Es ist noch nicht 18 Uhr aber dennoch nicht mehr weit bis zum Sonnenuntergang. Wir entscheiden uns die Gruppe zu teilen. Der erste Teil geht mit Jochen auf direktem Weg zurück nach Lipari, der zweite Teil geht mit mir noch einen Abstecher zum Aussichtspunkt Quattroocci, einem der bekanntesten Aussichtspunkte Liparis. Jeder darf selbst entscheiden, welchen Weg er gehen möchte.

Aussichtspunkt Quattroocci


Man benötigt vier Augen (Quattroocci) um die ganze Schönheit dieses Ausblickes zu genießen. Unmittelbar vor Sonnenuntergang treffen wir ein und genießen den klaren Blick nach Vulcano.
Auch hier beschert uns das Wetter eine Fernsicht, die man nur selten erleben kann. Heute kann man bis zum ausgasenden Ätna blicken, diese Sicht erlebe ich selbst zum ersten Mal.
Schnell wird es dunkel. Uns wird vor Augen geführt, dass man auf den Äolischen stets eine Stirnlampe dabei haben sollte.
Mit nur 15 Minuten Verspätung erreichen auch wir unser Hotel. Wir genießen das Abendessen mit Blick auf das Meer.

GPS-Daten: Lipari


Strecke: 12,6 km
Anstieg: 415 m
Abstieg: 781m
Max. Höhe: 383 m
Min. Höhe: 14 m
Höchste Temp.: 44,9 °C in der Sonne (im Allgemeinen 32-35°C in der Sonne)


Tag 04 - 14.10.2015 Vulcano


Aus den Nachrichten ereilen uns Nachrichten über Unwetter auf Sizilien. Bei uns ist blauer Himmel mit Sonnenschein. Dennoch bekommen wir die Ausläufer in Form eines hohen Seegangs zu spüren. Mit dem Boot geht es zur Nachbarinsel Vulcano. Der Seegang erschwert der Crew das Anlegen. Nach den Anstrengungen der letzten Tage, gehen wir diesen Tag etwas ruhiger an. Wer möchte kann den ganzen Tag auf Vulcano entspannen. Die meisten entscheiden sich jedoch für den Aufstieg zum Gran Cratere.


Gran Cratere


In gut einer Stunde (ab Haupthafen) steigt man hinauf zum Kraterrand. Der letzte Ausbruch auf Vulcano fand 1890 statt. Die Fumarolentätigkeit mit ihrer starken Schwefelablagerung am Nordöstlichen Kraterrand verdeutlichen aber, dass hier nichts erloschen ist. In den Geowissenschaften spricht man allenfalls von „ruhend".
Wir haben das Glück auf dieser Reise Chemiker dabei zu haben, die uns ein wenig über Schwefel und seine chemischen Verbindungen erläutern. Meine wichtigste Erkenntnis, so lange Schwefeldämpfe „stinken" ist die Konzentration für den Menschen vielleicht unangenehm, aber nicht gefährlich. Steigt die Konzentration stinken Schwefelverbindungen nicht mehr und werden gefährlich. Während wir darüber sprechen, müssen wir beobachten wie Personen ohne Schutz zum Kraterboden absteigen. Ein gefährliches Unterfangen, da man nicht sicher sein kann ob sich lebensbedrohliche Gase angesammelt haben.


Umrundung des Gran Cratere


Einige beginnen mit der Umrundung des Kraters. In 45-60 Minuten lässt er sich bequem umrunden. Die höchste Stelle liegt bei 394 m. Wenn es die Wetterlage und die vulkanische Aktivität (geringe Fumarolentätigkeit) zulässt, ist eine Umrundung, dann unterhalb des Schwefelfeldes unmöglich, selbstverständlich an der Krateraußenseite.
Nach einem gemütlichen Abstieg über den Weg oder einer sportlichen Ascheabfahrt treffen wir uns im nahegelegenen mit Allen zum Mittagessen.
Bekocht werden wir von einer echten sizilianischen Mama.


Schwefelbad


Nach dem Essen geht es zum Entspannen. Nachdem sämtlicher Schmuck abgelegt und sicher verstaut wurde, wartet das Verjüngungsbad in Form eines natürlichen Schwefel-Schlamm-Tümpels. Man sagt 1 Minute im Bad bringt 1 Lebensjahr zurück. Jochen und ich haben ernsthaft Sorge nach dem Baden unsere Gruppe nicht mehr wiederzuerkennen.


Vulcanello


Ich selbst erkunde derweil den jüngsten Krater der Insel, genannt Vulcanello. Auch von hier hat man eine wunderschöne Sicht. Leider sind die Wege völlig zugewachsen und daher derzeit nicht zu empfehlen.


Granita-Bar Lipari


Am späten Nachmittag treffen wir uns alle wieder uns gehen zurück zum Schiff. In nur 20 Minuten und mit rechtem hohem Seegang kehren wir zurück nach Lipari. Im Hafen gönnen wir uns eine klassische Granita. Sehr erfrischend. Anschließend geht es individuell zurück zum Hotel.


GPS-Daten: Vulcano


Strecke: 8,8 km
Anstieg: 428 m
Abstieg: 429 m
Max. Höhe: 394 m
Min. Höhe: 0 m
Höchste Temp.: 44,8 °C in der Sonne


Tag 05 - 15.10.2015 Überfahrt nach Stromboli


Am Morgen gibt es ein starkes Gewitter, der Himmel ist bedeckt. Als wir zum Hafen hinunter laufen regnet es. Es ist nicht klar ob wir unser Ziel Stromboli erreichen können. Auf dem Schiff sind weitere Gruppen. Eine Gruppe berichtet uns von ihrem erfolglosen Versuch am gestrigen Tage in Stromboli anzulegen. Nach vielen Stunden auf See kehrten sie am Abend zurück in ihr Hotel vom Vortag. Gestern Morgen seien die Bedingungen aber besser gewesen als heute Morgen. Ursprünglich hatten wir geplant einen kleinen Zwischenstopp auf Panarea einzulegen. Als wir die Insel erreichen regnet es in Strömen. Der Ausstieg wird abgesagt. Wir fahren weiter bei hohem Seegang weiter nach Stromboli. Bange Minuten vergehen. Wird der Kapitän überhaupt versuchen anzulegen? Wir umrunden Stromboli von Ginostra nach Stromboli-Ort.


Ankunft auf Stromboli


Der Kapitän entscheidet wir versuchen anzulegen! Jubel!
Der ungeschützte Kai der Insel macht ein Anlegen so schwierig. Stark Schwankend können wir das Schiff verlassen. Wird es unser Gepäck auch schaffen?
Im starken Regen durchstreifen wir die verschiedenen Ortsteile. Wir machen einen Motivationsstopp in Ingrid's Bar.
Während unseres Stopps klart es auf, der Regen lässt schließlich nach. Wir gehen zum Hotel und beziehen unsere Zimmer. Auf Stromboli sind keine Autos erlaubt, für den Transport von Gepäck und Waren, im Zweifel auch Gästen werden nur Ape benutzt, die bekannten italienischen Dreiräder, übersetzt Biene. Im Gegensatz zur Vespa der Wespe.
In der Nacht benötigt man Stirnlampen/Taschenlampen, denn es gibt hier keine Straßenbeleuchtung.


Wanderung zur Sciara del Fuoco


Am späten Nachmittag starten wir zu unserer Wanderung zum alten Observatorium und zur Sciara del fuoco, der Straße des Feuers. Bei diesem Weg handelt es sich um die alte Aufstiegsroute zum Gipfel. Aufgrund einer starken Aktivitätsphase im Jahr 2002 wurde Weg dauerhaft gesperrt, ein Aufstieg ist nun nur noch bis zu einer Höhe von 400m erlaubt. Genau dorthin werden wir aufsteigen. Man hat eine gute Sicht auf die aktiven Krater. Bei den strombolianischen Eruptionen wird heißes Material nach Nordosten in Richtung Sciara del Fuoco ausgestoßen. Die glühenden Brocken rollen und springen dann über diese Zone hinab, mitunter bis zum Meer.

Nächtliche Eruptionen am Stromboli


Der Stromboli belohnt uns heute mit Eruptionen etwa im 20-Minuten-Rhythmus.
Unser Abendessen erhalten wir heute im alten Observatorium, von der Terrasse an man den perfekten Blick auf die regelmäßigen Eruptionen, die in der Dunkelheit natürlich viel besser wirken. Individuell geht es zurück zum Hotel. Sehr gefreut hat mich folgende Aussage, die ich hier nicht unerwähnt lassen möchte: „Mit den Eruptionen des Strombolis am heutigen Abend, haben wir 100 % dieser Reise erreicht, alles was nun noch folgt ist Zugabe.", bezogen auf die idealen Wetterbedingungen und vielen Erlebnisse bis zu diesem Punkt.

GPS-Daten: Stromboli 1


Strecke: 9,2 km
Anstieg: 456 m
Abstieg: 457 m
Max. Höhe: 415 m
Min. Höhe: 14 m


Tag 06 - 16.10.2015 Besteigung Stromboli


Der Tag steht uns zur freien Verfügung. Statt eines Abendessens bekommen wir heute im Hotel ein Mittagessen, da wir am Abend zum Gipfel unterwegs sein werden. Gegen 15 Uhr starten wir von der Agentur mit unserem Vulkanführer Antonio. Ähnlich wie auf dem Ätna ist auch hier ein lokaler Vulkan-Guide vorgeschrieben.
Wir erhalten natürlich auch Helme. Wer möchte kann sich Trekkingstöcke und Stirnlampen ausleihen, die heute dringend empfohlen sind.


Der Aufstieg


Alle Gäste entscheiden sich für den Aufstieg. Wie sich aber schnell herausstellt, die Herausforderung für eine Dame zu hoch. Unser Guide entscheidet, dass sie heute leider nicht die erforderliche Tagesform mitbringt. Sie steigt ab. Ihr Abstieg wird von ihm überwacht, die Lage des Weges ermöglicht eine weite Einsicht auch von weiter oben.


Der Gipfelgrat


Wir erreichen den Gipfelgrat gegen 18 Uhr kurz vor Sonnenuntergang. Der Stromboli gast heute stark und permanent aus, für den Stromboli völlig ungewöhnlich. Ständig geht ein latenter Ascheregen nieder, der sich auf alles legt (Gliedmaßen, Ausrüstung etc.).Auch schwefelhaltige Dämpfe sind heute wahrnehmbar, ebenfalls ungewöhnlich.
Die Gipfelregion hat sich zu 2013 stark verändert und ist kaum wiederzuerkennen. Trotz der latenten Ausgasung und den Eruptionen der verschiedenen Krater im Rhythmus von
ca. 20 Minuten ist er spürbar weniger aktiv als im Jahr 2013.
Wir sitzen auf dem Gipfelgrat in ca. 942m Höhe. Die Sonne ist untergegangen. Kurz vor den Eruptionen nehmen wir ein Grollen wahr, dann bricht er aus. Eine Gas- und Tephrawolke wird ausgestoßen. Rotglühendes Material fliegt durch die Luft und lagert sich im Krater ab. Ein beeindruckendes Naturschauspiel.

Die Eruptionen


Nach ca. 1,5 Stunden Aufenthalt steigen wir durch die Nacht ab. Etwa 400 Höhenmeter steigen wir im Aschefeld ab. Der Guide gibt das Tempo vor, die Technik ist die gleiche wie am Ätna. Trekkingstöcke sind sehr von Vorteil, dies ist aber nur möglich, wenn man eine Stirnlampe hat. Diese sind auf der Reise dringend empfohlen!!!
Kurz vor Ende des Abstieges erleidet ein Teilnehmer einen leichten Schwächeanfall, leider noch begünstigt durch zu wenig Proviant und Wasser. Alle Teilnehmer bekommen ausdrücklich vor Augen geführt wie wichtig ausreichend Wasser und Proviant sind. Er erreicht das Hotel nicht mehr aus eigener Kraft, er wird von einer Ape abgeholt. Diesen Fahrservice nutzt sicherheitshalber eine weitere Dame unsere Gruppe ebenfalls.
Alle anderen feiern diesen Stromboli-Erfolg und die letzten Tage in Ingrid's Bar. Später wird das gemütliche Zusammensitzen in unser Hotel verlagert.


GPS-Daten: Stromboli 2


Strecke: 9,3 km
Anstieg: 942 m
Abstieg: 956 m
Max. Höhe: 921 m
Min. Höhe: 1 m


Tag 07 - 17.10.2015 Überfahrt nach Sizilien mit Taormina



Aliscafi


Für den heutigen Tag ist Scirocco, der Wüstenwind aus Südost gemeldet. Er bringt meist eine schlechte Wetterlage. Die Schiffe haben dann keine Möglichkeit mehr anzulegen. Ustica Lines will sich daher am Vortag nicht auf den Abfahrtstermin festlegen. Wir würden um 09.00 Uhr Bescheid bekommen. Der Scirocco verschont uns, so dass wir wie geplant gegen Mittag zurück nach Milazzo starten können. Das Tragflügelboot, ital. Aliscafi bringt uns in gut drei Stunden zurück nach Sizilien. Unterwegs stoppt das Schiff fahrplanmäßig in Panarea, Salina, Lipari und Vulcano.

Teatro Greco


Mit dem Bus geht es nach Taormina, dem Jet-Set Ort im Nordosten Siziliens. Hoch oben auf einem Felssattel gelegen hat man einen schönen Blick auf die Bucht von Giardini-Naxos und mit etwas Glück auch auf den Ätna. Man betritt die Stadt über die Porta di Messina. Unweit liegt eine kleine Kirche, auf deren Rückseite liegt das von Touristen wenig beachtete römische Odeon. Die meisten treibt es direkt zum Teatro Greco. Dem griechisch-römischen antiken Theater mit dem weltbekannten Blick auf den Ätna.


Taormina


Nach dem Besuch bleibt Zeit für einen individuellen Stadtbummel z. B. entlang des Corso, der Hauptachse bis zum Dom und der Porta di Catania. Selbstverständlich bleibt auch Zeit für eine kleine Espresso- oder Eispause.


Blick zum Ätna


Nach unserem Stadtbummel geht es weiter nach Giarre ins das Aggriturismo Leonardello, einer traditionellen Zitronenplantage. Mit diesem traditionellen sizilianischen Abendessen möchten wir uns offiziell voneinander verabschieden.
Unser Bus bringt uns dann ins Hotel in Riposto, das Gleiche wie am Beginn der Reise, der Kreis schließt sich.

Tag 08 - 18.10.2015 Rückflug


In Etappen bringen uns unsere Transfers zum Flughafen Catania. Die Gäste für Berlin-Tegel werden zuerst abgeholt. Gefolgt von unserem Gast aus Frankfurt um die Mittagszeit und den Gästen aus Stuttgart und Zürich um die späte Nachmittagszeit.
Baggage Dropp off unproblematisch. Kein Anstehen, kein Warten, Dank Web-Check-In.
Nach der Sicherheitskontrolle erhalte ich die Information von Renate, einer Reiseleiterkollegin, dass unsere Maschine von Tegel kommend auf dem Weg nach Catania aufgrund eines medizinischen Notfalls in Split notlanden musste.Verzögerung für uns mindestens eine Stunde.
Mit dieser Verspätung treffen wir in TXL ein. Transfers warten bereits auf uns.


GPS-Daten der gesamten Reise:


Gewanderte Strecke: 47,8 km
Anstiege: 2.642 m
Abstiege: 3.437 m


Jochen Mayer


An dieser Stelle geht ein besonderer Dank an Jochen Mayer unseren örtlichen Guide, sowie an den Guide vom Ätna und Antonio vom Stromboli.


Unsere Gruppe


Zum Schluss natürlich ein großer Dank an die wichtigsten Protagonisten dieser Reise: Unsere Gäste. Herzlichen Dank an Euch alle! Es hat mir viel Freude bereitet mit Euch unterwegs zu sein.
Es würde mich sehr freuen, Euch wieder einmal auf einer Reise von Eberhardt Travel begrüßen zu dürfen.
Bleibt gesund und aktiv!
Auf ein baldiges Wiedersehen.
Euer


Martin Büchner

Reisebegleitung
Eberhardt-Travel
Leipzig, 19.10.2015

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Danke für deinen Bericht, ich habe die Reise noch einmal gern durchlebt. Ich hatte sehr viele schöne und imposante Momente.
Nun habe ich mir auch ein offizielles Diplom erwandert. Danke dafür. Ich, als Flachländer, habe es mir echt erkämpft und bin stolz darauf.
Beste Grüße nach Leipzig
Beate

beate
11.11.2015

Vielen Dank für den ausführlichen Bericht und die vielen schönen Bilder einige werden in meinem Fotobuch noch Platz finden. Ich freue mich immer noch dass ich diese anspruchsvollen Wanderungen geschafft habe.
Grüße aus Metzingen
Ursula

Ursula Zuber
17.11.2015