Frühling in Andalusien
Reisebericht: 22.04. – 05.05.2025
Die besondere Seite Südspaniens entdecken, in die Geschichte eintauchen, Kulinarisches probieren und genügend Zeit für eigene Erkungstouren haben!
Ein Reisebericht von
Sabine C. Seifert
22. April 2025 – Ankunft in Malaga & Abendessen im El Pimpi
Zu unterschiedlichen Zeiten angekommen, fanden wir uns alle am Abend in der Lobby des Hotels mitten in der Altstadt Málagas ein.
Unsere kleine Reisegruppe unternahm nun einen ersten Bummel durch die Strassen der quirligen Küstenstadt an der Costa del Sol. Schon nach kurzer Zeit erreichten wir den Platz vor der Alcazaba und das daneben liegende Restaurant "El Pimpi". Berühmt ist es durch seine gute Küche, die gute Lage mit Blick auf die Ausgrabungen des römischen Amphitheaters, aber auch durch seinen bekannten Mit-Teilhaber Antonio Banderas, naja auch wenn einige Gäste der Gruppe noch nie etwas von diesem Schauspieler gehört hatten.
Nur für uns allein stand ein Raum bereit, der auch noch den Namen Antonio Banderas trug. Es fehlte nur noch, dass er auch persönlich hereingeschaut hätte. Bei einem reichhaltigen Tapas-Abendessen hatten wir Gelegenheit, uns als Reisegruppe kennenzulernen und erste Gespräche über das Bevorstehende zu führen.
Bei unserem abendlichen Spaziergang zurück zum Hotel waren wir sicher: "Das wird was Tolles! Diese Gruppe passte gut zusammen."
23. April 2025 – Küstenstadt Malaga
Was für ein herrlicher zweiter Tag wartete auf uns in Málaga! Die Sonne lachte vom strahlend blauen Himmel. Die noch kühle Morgenluft umhüllte uns, als wir uns aufmachten, die noch verschlafene Stadt an der Costa del Sol zu erkunden. Mit unserer Fremdenführerin Birgit machten wir uns auf, die beeindruckenden Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erkunden.
Wir starteten mit einem Spaziergang durch die charmanten Gassen der Altstadt. Unser erster Stopp war die Calle Marqués de Larios, der grossen Fussgängerzone, die sich im Laufe des Tages noch mit vielen Menschen füllen würde. Birgit plauderte nicht nur über geschichtliches, sondern auch über den Bürgermeister und sein Vermächtnis. Wir sahen Picassos Geburtshaus am Plaza de la Merced. Das unscheinbare, ockerfarbene Gebäude mit seinen schmiedeeisernen Balkonen strahlt eine besondere Aura aus – hier wurde der große Künstler geboren! Damit wir uns an diesen Augenblick erinnern würden, setzten wir uns neben die Statue Picassos, um ein denkwürdiges Foto zu machen.
Weiter ging es zur Kathedrale von Málaga, die von den Einheimischen liebevoll „La Manquita“ – die Einarmige – genannt wird, wegen ihres unvollendeten zweiten Turms. Was für ein imposantes Bauwerk! Die gotischen und Renaissance-Elemente verschmelzen hier zu einem architektonischen Meisterwerk. Im Innenraum funkelten die bunten Glasfenster im Sonnenlicht, und die hohen Gewölbe ließen uns ehrfürchtig staunen.
Und wir schlenderten zum Alcázar, genauer gesagt zur Alcazaba, der maurischen Festung, die majestätisch über der Stadt thront. Von außen betrachtet, mit ihren roten Ziegelmauern und den üppigen Gärten, wirkte sie wie aus einem Märchenbuch. Die Palmen wiegten sich sanft im Wind, und der Duft von Orangenblüten lag in der Luft. Wir machten Fotos vor den alten Toren und ließen die Geschichte auf uns wirken – fast konnten wir die Schritte der Sultane von einst hören.
Ein weiterer Vormittagsstopp war das römische Amphitheater, das wie ein Schatz direkt am Fuß der Alcazaba liegt. Die uralten Steinreihen, die sich halbkreisförmig in den Hügel schmiegen, erzählten Geschichten von Gladiatoren und antiken Festen. Die Mischung aus Geschichte und dem modernen Treiben der Stadt drumherum war einfach faszinierend.
Der Nachmittag gehörte ganz uns! Die Gruppe teilte sich auf, und alle verfolgten ihre eigenen Interessen. Einige von uns machten sich auf den Weg zum Gibralfaro, zu diesem majestätischen Hügel und die darauf thronende Burg. Der Aufstieg war schon ein kleines Abenteuer: Durch schattige Pfade, gesäumt von Pinien und dem Duft von Rosmarin, schlängelte sich der Weg bergauf - die Anstrengung zu Fuß wurde mit jedem Schritt belohnt, denn die Aussicht wurde immer spektakulärer! Andere entschieden sich für den Botanischen Garten, ein grünes Paradies voller exotischer Pflanzen und schattiger Pfade. Dort unternahmen eine Reise in 80 Tagen um die Welt, ach nein “In 80 Bäumen um die Welt”
Am Abend kamen wir alle wieder zusammen, um ein reichhaltiges Abendessen zu genießen. Die Tische bogen sich unter der Fülle an Tapas, frischem Fisch, Salat und natürlich dem Star des Abends: Aubergine in Honig. Diese süß-herzhafte Köstlichkeit war ein Volltreffer – knusprig frittiert und mit dunklem Honig beträufelt, schmolz sie auf der Zunge und sorgte für begeisterte Ausrufe. Die Gespräche über unsere Tageserlebnisse wurden von herzlichem Lachen begleitet. Die Straßenmusiker spielten manchmal etwas zu laut, aber rundeten den Abend auch irgendwie ab.
24. April 2025 – Marbella & Gibraltar – Spanien & England an einem Tag
Der Tag begann mit einer entspannten Fahrt entlang der glitzernden Costa del Sol nach Marbella. Die Schnellstraße schlängelte sich durch grüne Hügel, vorbei an ehemals weißen Dörfern, die zu Touristenhochburgen angewachsen waren. Manchmal erhaschten wir einen Blick auf das funkelnde Mittelmeer. In Marbella angekommen, tauchten wir in das elegante Flair der Stadt ein. Unser erster Stopp war der Yachthafen Puerto Banús, wo wir zu den luxuriösen Jachten schauten, die sanft auf dem Wasser schaukelten.
Von dort ging es weiter zum Paseo Dalí, einer kleinen Allee, die mit Skulpturen des exzentrischen Künstlers gespickt ist. Naja, vielleicht sind sie von Dalí. Genau weiß man das ja nicht. Trotzdem konnten wir nicht widerstehen, ein paar skurrile Fotos mit den surrealen Kunstwerken zu machen. Weiter bummelten wir durch die engen, blumengeschmückten Gassen der Altstadt zum Plaza de los Naranjos, mitten im Herzen von Marbella. Der traumhafte Platz ist umgeben von duftenden Orangenbäumen und lebhaften Cafés. Die Luft war erfüllt vom Aroma frisch gebrühten Kaffees, und wir wunderten uns, wie lebendig es auf dem Platz schon zuging. Hier nahmen wir uns etwas Zeit. Die meisten von uns ließen sich in einem der gemütlichen Cafés nieder, nippten an einem cremigen Café con leche und beobachteten das bunte Treiben. Einige stöberten in den kleinen Läden nach Souvenirs, während andere einfach die Sonne und die entspannte Atmosphäre genossen. Schmunzelnd stellten wir fest, dass die Frauen es bedauerten, dass wir nicht mehr Freizeit hatten, aber einige Männer eher froh darüber waren.
Am frühen Nachmittag machten wir uns auf nach Gibraltar, wo uns das britische Flair mitten in Andalusien erwartete. Schnell war die Grenze überquert, wo sich die Gruppe aufteilte. Einige entschieden sich für eine Rundfahrt mit einem Kleinbus durch “England”, vorbei an historischen Stätten wie dem Europa Point mit seinem Leuchtturm und der beeindruckenden Ibrahim-al-Ibrahim-Moschee. Andere, darunter ich, wollten den berühmten Felsen von Gibraltar mit der Seilbahn erklimmen. Leider mussten wir an der Talstation über eine halbe Stunde warten, da die Seilbahn gut besucht war. Die Vorfreude stieg mit jeder Minute, auch wenn uns die Wartezeit ein paar kostbare Minuten raubte. Doch als wir endlich in der Gondel nach oben schwebten, war jede Sekunde vergessen! Der Blick über die Meerenge von Gibraltar, mit Afrika am Horizont, war atemberaubend. Oben angekommen, begrüßten uns die frechen Berberaffen, die neugierig an uns vorbeiflitzen. Einige versuchten sogar, unsere Taschen zu inspizieren – was für ein Spaß! Die Aussicht von der Spitze des Felsens war überwältigend: das türkisfarbene Meer, die Küste Spaniens und die Silhouette Marokkos in der Ferne. Wir fühlten uns, als stünden wir auf dem Dach der Welt. Jetzt hiess es aber flott zurück zum Treffpunkt laufen.
Mit unserem netten Busfahrer Tulio fuhren wir weiter nach Chiclana de la Frontera, wo unser traumhaftes Royal Hideaway Hotel auf uns wartete. Schon beim Betreten der eleganten Lobby mit ihren funkelnden Kronleuchtern und dem Blick auf Gartenanlage mit mehreren Pools fühlten wir uns wie im Paradies. Die Zimmer waren ein groß und geräumig, perfekt für die kommenden 3 Nächte.
Das Abendbuffet war der krönende Abschluss des Tages – einfach überwältigend! Das Buffet lies keine Wünsche offen: bunte Salate, cremige Desserts und eine Auswahl an regionalen Spezialitäten. Im Außenbereicht wartete ein Grill mit saftigen Fleischgerichten. Wir saßen zusammen, tauschten Reisegeschichten aus und ließen den Abend plaudernd ausklingen.
25. April 2025 – Nationalpark Doñana & Sherry von Tío Pepe
Der Tag begann früh. Wir kamen pünktlich um 9:00 Uhr in Sanlúcar de Barrameda an, wo wir uns an der Fábrica de Hielo, einer ehemaligen Eisfabrik direkt am Ufer des Guadalquivir, versammelten. Das sanfte Plätschern des Flusses begrüßte uns, während wir auf unser Fährboot warteten. Mit der Überfahrt über den Guadalquivir begann das Abenteuer dieses Tages.
Am anderen Ufer erwartete uns Francisco, unser erfahrener Fahrer, mit einem robusten Offroad-Geländewbus. Mit ihm ging es schaukelnd los, entlang des Flussufers bis zur Mündung des Guadalquivir, wo das Wasser in den weiten, glitzernden Atlantik überging. Dann tauchten wir in die beeindruckenden Dünenlandschaften des Nationalparks ein – goldene Sandhügel, die mit Schirmkiefern und Phönizischem Wacholder bewachsen sind. Francisco erzählte uns brachte uns die verschiedenen Ökosysteme des Parks näher, während der den Geländewagen geschickt über die Sandpisten manövrierte.
Höhepunkt sollte eigentlich die Aussicht auf die berühmten Flamingos sein. In der Ferne, im flachen Wasser der Marschlandschaft, standen sie wie rosa Tupfen, elegant und anmutig. Leider sahen wir wirklich nur die kleinen rosa Punkte, doch wir respektierten, dass sie gerade mit dem Nestbau beschäftigt waren – somit begnügten wir uns mit diesem Anblick der farbenfrohen Vögel. Zum Abschluss unserer Tour besuchten wir eine alte Köhlersiedlung. Die kleinen, aus Kiefernholz gebauten Hütten erzählten von einem einfachen Leben, das eng mit der Natur verbunden war. Wir liefen zwischen den als Museum hergerichteten Gebäuden umher, während der Geschichte der Köhler und ihrer Arbeit lauschten. Mit diesen Eindrücken machten wir uns auf den Rückweg, den Guadalquivir hinunterschippernd, wo uns die frische Brise und die Sonne auf dem Deck des Fährboots begleiteten.
Zurück in Sanlúcar ließen wir uns an der immer lebhafter werdenden Uferpromenade nieder, wo wir ein viel zu reichhaltiges Mittagessen genossen, während ein Kreuzfahrtschiff den Guadquivir in Richtung Sevilla an uns vorbeizog.
Diese Stärkung musste sein, denn wir fuhren weiter nach Jerez de la Frontera, wo uns eine ganz andere Stimmung erwartete. Die Stadt vibrierte vor Energie, denn das MotoGP-Rennen lockte Tausende von Motorsportfans an. Überall dröhnten Motoren, und die Straßen waren erfüllt von bunt gekleideten Fans und Livemusik schallte über den Platz vor dem Alcazar. Wir konnten nicht anders, als im Rhythmus der Klänge mitzuwippen, während wir zur Bodega González Byass schlenderten.
In der Bodega wurden wir von Esperanza, unserer freundlichen Führerin, empfangen. Sie führte uns durch die „heiligen Hallen“ der berühmten Sherry-Produktion. Die kühlen, dämmrigen Keller mit ihren endlosen Reihen von Fässern verströmten den unverwechselbaren Duft von Sherry – süß, nussig und ein Hauch von Salz. Esperanza erklärte uns die Kunst der Sherry-Herstellung, von Fino bis PX, und wir staunten über die jahrhundertealte Tradition. Danach durften wir zwei Sorten probieren: Die Meinungen waren geteilt – Sherry ist wirklich Geschmacksache! Einige von uns liebten den starken Geschmack, andere zuckten bei der Intensität zusammen, aber wir hatten alle Spaß beim Verkosten und Diskutieren.
Zurück im Royal Hideaway Hotel in Chiclana de la Frontera nutzten viele von uns die Zeit vor dem Abendessen für einen Spaziergang am Meer, hier konnte man einfach die Seele baumeln lassen und tief die salzige Luft einatmen.
Was für ein Tag voller Kontraste – von der wilden Natur Doñanas über das pulsierende Jerez bis hin zur Ruhe am Meer! Dieser Tag hat uns gezeigt, wie vielfältig Andalusien ist.
26. April 2025 – Kartäuserpferde in Jerez de la Frontera
Unser fünfter Tag führte uns erneut nach Jerez de la Frontera, diesmal mit einem ganz besonderen Fokus: den eleganten andalusischen Pferden und der reichen Geschichte dieser charmanten Stadt.
Der Tag begann mit einer kurzen Fahrt zum berühmten, staatlichen Gestüt Yeguada de la Cartuja (auf Deutsch: die Herde der Karthäuser) – Hierro del Bocado. Schon beim Betreten des stattlichen Anwesens spürten wir die besondere Atmosphäre: der sanfte Klang von Hufgetrappel und das Klingeln der Glöckchen von den bunt geschmückten Karossen. Unsere Führung begann mit einer herzlichen Begrüßung durch Linda, eine deutsch sprechende Mitarbeiterin des Gestüts, die uns in die Welt der reinrassigen Andalusier-Pferde, auch bekannt als Kartäuserpferde, einführte. Wir spazierten durch die Stallungen, wo die edlen Tiere mit ihren glänzenden Fellen und anmutigen Bewegungen sofort alle Blicke auf sich zogen. Linda erzählte uns von der jahrhundertelangen Tradition der Pferdezucht in Jerez und wie diese in der heutigen Zeit weitergeführt wird. Der Höhepunkt war die Vorstellung der Kartäuserpferde in der Arena: In einer choreografierten Show präsentierten die Andalusier ihre beeindruckenden Fähigkeiten – vom stolzen Trab bis hin zu tänzerischen Bewegungen, die fast wie ein Ballett wirkten. Die Reiter in traditioneller Tracht lenkten die Pferde mit einer solchen Leichtigkeit, dass wir alle in Staunen versetzt waren. Nicht nur die kraftvollen als auch anmutigen Bewegungen der Pferde sondern vor allem der Einlauf der Fohlen, die zum Schluss auf ihre Mutterstuten trafen, waren ein Anblick, der uns den Atem raubte.
Auf dem Weg in die Altstadt von Jerez legten wir noch einen kurzen Fotostopp am Kartäuserkloster La Cartuja de Jerez ein, dem Ursprungsort der Kartäuserpferde. Die imposante Klosteranlage, umgeben von stillen Gärten und alten Mauern, strahlte eine fast mystische Ruhe aus. Die imposante Steinfassade leuchtete in der Mittagssonne, und wir erfuhren, dass die Mönche hier im 15. Jahrhundert begannen, die edlen Pferde zu züchten, die heute weltberühmt sind. Natürlich nutzten wir die Gelegenheit für ein paar Erinnerungsfotos vor den beeindruckenden Toren des Klosters.
Weiter ging es zur Kathedrale, einer prächtigen katholischen Kirche aus dem 17. Jahrhundert, die majestätisch auf einem Hügel über Jerez de la Frontera thront. Schon von außen beeindruckte uns die barocke Fassade mit ihren filigranen Details und dem hohen Glockenturm, der wie ein Wächter über der Stadt ragt. Im Inneren erwartete uns eine Welt voller Pracht: hohe Gewölbe, funkelnde Altäre und bunte Glasfenster, die das Licht in Regenbogenfarben brachen.
Nach diesem Besuch genossen wir etwas Freizeit, um die Altstadt von Jerez auf eigene Faust zu erkunden. Die verwinkelten Straßen und Gässchen waren ein Paradies für Entdecker: Kopfsteinpflaster, bunte Blumenkästen an den Häusern und kleine Hinterhöfe, die ruhig und abseits der Plätze lagen, wo das Leben pulsierte. Einige von uns kehrten in gemütliche Tabancos ein, traditionelle Tavernen, um ein leichtes Mittagessen mit Tapas wie Jamón Ibérico oder ein leckeres Helado (Eis) zu genießen. Andere setzten sich in ein Café, um das Treiben bei einem Cortado zu beobachten. Überall begleitete uns der Duft von Orangenblüten und das fröhliche Lachen der Motorrad-Fans – Jerez war ein Ort, der uns sofort ins Herz schloss, doch jetzt waren wir froh, dass auf uns das ruhige Hotel Royal Hideaway in Chiclana de la Frontera auf uns wartete, wo wir noch etwas Zeit hatten, um die Seele baumeln zu lassen. Einige nutzten nochmals die Gelegenheit für einen weiteren Spaziergang am Strand von La Barrosa, wo die Wellen sanft ans Ufer rollten und die untergehende Sonne den Himmel in Gold tauchte. Andere sprangen ins kühlende Nass des Pools und gönnten sich einen Moment der Ruhe in der eleganten Hotelanlage.
Das Abendbuffet war wie immer ein Fest für den Gaumen. Die Auswahl ließ wirklich keine Wünsche offen. Nur wir wünschten uns, dass man mehr essen könne.
27. April 2025 – Cádiz & Abendstimmung in Sevilla
Heute erwartete uns die historische Pracht der ältesten Stadt Europas, Cádiz, mit einer Mischung aus Geschichte, Kultur und atemberaubenden Ausblicken.
Die Busfahrt führte uns über die imposante Brücke La Constitución de 1812, die uns in die glitzernde Bucht von Cádiz brachte. Schon die Einfahrt in die Stadt war spektakulär: das Meer funkelte in der Morgensonne, und die Silhouette von Cádiz, begrüßte uns mit offenen Armen. Wir starteten mit einer Panoramafahrt entlang der Promenade. Gern wären wir hier schon ausgestiegen, um einen kleinen Spaziergang zu beginnen.
Den starteten wir dann auch mit unserer charmanten Fremdenführerin Marianne. Mit ihr tauchten wir in das historische Stadtviertel El Pópulo ein. Die engen, mittelalterlichen Gassen fühlten sich an wie eine Reise in die Vergangenheit: Kopfsteinpflaster und versteckte Plätze, die von Geschichte erzählten. Wir warfen einen kurzen Blick auf das römische Theater, ein beeindruckendes Relikt aus der Antike, das direkt unter den modernen Straßen verborgen lag und erst in neuerer Zeit wieder frei gelegt wurde. Die alten Steine und Bögen ließen uns die Größe des römischen Cádiz erahnen. Danach führte uns Marianne zur Catedral Vieja, der alten Kathedrale, deren verwitterte Mauern und gotische Details eine besondere Magie versprühten.
Weiter ging es ins Viertel La Viña, mit all den Straßen mit ihren bunten Fassaden, gefüllt mit fröhlichem Stimmengewirr. Marianne erzählte uns, dass es in La Viña einen Platz für den Sommer und einen für den Winter gibt – eine charmante Anekdote, die die Lebensfreude der Einheimischen widerspiegelt.
Nach der Führung hatten wir wieder etwas Freizeit, um Cádiz auf eigene Faust zu erkunden. Einige von uns schlenderten weiter durch die Gassen, stiegen auf einen der Türme der ehemaligen Kaufmannspaläste, andere stöberten in kleinen Läden nach handgemachten Keramiken oder genossen einen Café con leche mit Blick auf die vorbeiziehenden Gruppen, die von Kreuzfahrtschiffen kamen. Die Sonne schien warm, und die entspannte Atmosphäre der Stadt lud zum weiteren Verweilen ein. Doch der Katamaran wartete bereits auf uns.
Den bestiegen wir also am Nachmittag, um durch die glitzernde Bucht von Cádiz nach El Puerto de Santa María zu fahren. Langsam entschwand die Küste von Cádiz am Horizont. In El Puerto angekommen, wartete Tulio bereits auf uns. Wir fuhren an den berühmten Bodegas von Osborne vorbei, wo der Duft von Sherry in der Luft lag. Unser Fahrer Tulio machte einen besonderen Halt am Kreisverkehr, wo die ikonischen Osborne-Stiere – die schwarzen Silhouetten, die Spaniens Landschaften zieren – in voller Pracht standen. Wir sprangen aus dem Bus für einen schnellen Fotostopp, immer Acht gebend, dass wir die immer noch überall präsenten Motorradfahrer nicht mit auf unser Foto bekamen.
Ohne grösseren Stau erreichten wir die Hauptstadt Andalusiens, Sevilla, wo uns die pulsierende Energie der Stadt sofort in ihren Bann zog. Nach einer kleinen Erfrischungspause machten wir uns alle gemeinsam auf zu den berühmten Setas, dem Metropol Parasol. Diese futuristische Holzstruktur, die wie riesige Pilze über der Plaza de la Encarnación thront, ist ein faszinierender Kontrast zur historischen Kulisse Sevillas, die morgen auf uns wartete. Einige von uns konnten der Versuchung nicht widerstehen und kauften sofort Tickets, um am Abend die Plattform des Metropol Parasol zu erklimmen.
Und was für ein Erlebnis das war! Als die Sonne unterging, erstrahlte Sevilla in einem Meer aus Lichtern. Die Setas waren bunt angestrahlt, und der Ausblick über die nächtliche Stadt war einfach fantastisch. Die beleuchtete Kathedrale, der Alcázar und die funkelnden Dächer der Altstadt lagen unterhalb.
Nach diesem ereignisreichen Tag freuten wir uns auf eine entspannte Nacht im Hotel Catalonia Giralda.
Das war ein Tag voller Kontraste – von der historischen Tiefe Cádiz’ über die maritime Schönheit der Bucht bis hin zur lebendigen Hauptstadt Andalusiens: Sevilla!
28. April 2025 – Sevilla: Kultur, Flamenco & Entspannter Stromausfall
Der Tag begann mit einem Spaziergang durch das alte jüdische Viertel, Santa Cruz, geführt von unserer Stadtführerin Kate. Die engen Gässchen waren ein Wirrwarr aus Kopfsteinpflaster, weiß getünchten Häusern und blühenden Bougainvillea, die über die Mauern kletterten. Versteckte Innenplätze, wie der malerische Plaza de Doña Elvira, luden zum Staunen ein, während der Duft von Orangenblüten und frisch gebrühtem Kaffee in der Luft lag. Kate erzählte uns faszinierende Geschichten über die Geschichte des Viertels, von seiner jüdischen Vergangenheit bis zu den Legenden von Don Juan, die in diesen Straßen geboren wurden. Jeder Winkel fühlte sich an wie ein Schritt in ein lebendiges Märchenbuch.
Von dort ging es weiter zum Alcázar von Sevilla, dem maurischen Palast, der uns mit seiner Pracht sprachlos machte. Die filigranen Bögen, farbenfrohen Fliesen und kunstvollen Stuckarbeiten versetzten uns in die Welt der maurischen Könige. Wir schlenderten durch die Säle, wo die Geschichte von christlichen und muslimischen Herrschern in jedem Detail spürbar war. Der Höhepunkt waren die Palastgärten, ein Paradies aus duftenden Orangenbäumen, plätschernden Brunnen und schattigen Pfauen, die stolz ihre Räder schlugen. Wir machten unzählige Fotos und genossen die Ruhe der Gärten, während Kate uns mit Anekdoten über die königlichen Bewohner unterhielt.
Anschließend führte uns Kate zur Kathedrale María de la Sede, der weltweit größten gotischen Kathedrale und einem wahren Schmuckstück Sevillas. Schon von außen war die Kathedrale überwältigend: ihre gewaltigen Bögen und detailreichen Fassaden ließen uns staunen. Im Inneren erwartete uns eine Welt voller Pracht – hohe Gewölbe, funkelnde Glasfenster und der prächtige Hauptaltar, der in Gold erstrahlte. Doch der Besuch hatte seine Herausforderungen: Immer wieder fiel das Licht aus, und bei allen für einige Verwirrung sorgte. Noch beleuchtet war ein Bild am Altar, das an den verstorbenen Papst Francisco erinnerte – ein stiller Moment der Besinnung inmitten der viele Besucher der Kathedrale.
Gleich nebenan befand sich der Eingang zum Glockenturm La Giralda, der mit seinen 97 Metern in den Himmel ragt. Einige von uns wagten den Aufstieg über die sanft ansteigenden Rampen – ursprünglich für Pferde gedacht, wie Kate uns erklärt hatte– und wurden mit einem atemberaubenden Blick über Sevilla belohnt. Auch hier wunderte sich unsere Gruppe schon, dass ihnen keine weiteren Gäste beim Abstieg entgegenkamen. Doch was für ein Glück: kurz nach unserem Besuch wurde die Kathedrale für den Nachmittag geschlossen. Warum? Das erfuhren wir erst nach und nach.
Nach soviel Input brauchten wir etwas Freizeit. Nicht nur um Sevilla auf eigene Faust zu erkunden, sondern auch zum Geniessen. Die kleinen Tapasbars rund um die Kathedrale lockten sonst immer Gäste an. Heute blieb alles merkwürdig ruhig. In einer der Bars wurden wir begrüsst mit: "Kommen Sie herein, aber es gibt nur kalte Speisen und Sie müssen Bar bezahlen!" Und jetzt drang es langsam in die Öffentlichkeit: Es gibt einen Stromausfall in ganz Spanien, Portugal und auch noch in Teilen Frankreichs. Alles kam zum Stillstand oder besser gesagt, zur Ruhe.
Die Situation betraf uns nur wenig, ausser das wir mit dem Licht des Handys das WC aufsuchen mussten.
So schlenderten wir am Nachmittag zur Plaza de España, blickten auf die bunten Fliesen und den roten Backstein, suchten eine kleine Besonderheit am Denkmal von Haníbal González und bummelten danach zum Hotel zurück.
Der krönende Abschluss des Tages sollte der Besuch in einem traditionellen Flamenco-Lokal sein, wo wir das feurige Herz Andalusiens hautnah erleben wollten. Doch leider erschien unser Transferbus nicht. Immer noch war die Kommunikation per Telefon erschwert, auch wenn die Stromversorgung hier und da wieder zu funktionieren schien. Schade! Schon bewegten wir uns zurück zum Hotel als der Bus um die Ecke bog. Erleichtert schwangen wir uns hinein und los ging es. Atemlos erreichten wir das Lokal und wurden herzlich begrüsst. Auch hier war man erleichtert, dass wir doch noch ankamen. Natürlich hatte dieser verflixte Stromausfall ja bei allen zu Unsicherheit geführt. Doch bevor die Show begann, genossen wir eine leckere Auswahl an andalusischen Tapas.
Dann begann die Flamenco-Vorführung, und wir waren wie verzaubert. Der Sänger, der die Show eröffnete, ließ seine Seele in jedem Ton erklingen, und der Tänzer bewegte sich mit einer Intensität, die uns alle mitriss. Die Musikliebhaber unter uns, schauten gebannt auf das viruose Spiel der Gitarre, während andere von den Tänzerinnen fasziniert waren, welche in ihren farbenfrohen Kleidern über die Bühne wirbelten und deren Schritte im Takt donnerten. Am Ende applaudierten wir frenetisch. Es war uns allen klar, Flamenco in Andalusien erleben, ist etwas ganz besonderes.
29. April 2025 – Olivenölplantage, Carmona & Medina Azahara
Heute war ein Tag, der uns durch die Schichten der Geschichte Andalusiens führen sollte – von den Olivenhainen Sevillas bis zu den leuchtenden Lichtern Córdobas. Mit unstillbarer Neugier im Gepäck machten wir uns auf, um einen weiteren Tag dieser faszinierenden Region zu erleben.
Unser Morgen begann in der Hacienda Basilippo, einem Ort, der die jahrhundertealte Tradition des Olivenanbaus immer noch bewahrt, denn Olivenbäume prägen Andalusien seit phönizischer Zeit. Unser Guide hieß Angela, und sie erklärte den Unterschied zwischen „Extra Virgen“ – dem reinen, kaltgepressten Öl, das schon in der Antike als Luxusgut galt – und „Lampante“, das früher tatsächlich Lampen befeuerte, aber EXTRA – EXTRA Virgen Olivenöl gibt es nicht. Olivenöl ist wie Wein – es hat Seele, könnte man sagen. Nach vielen auch neuer Erkenntnissen warteten wir jedoch gespannt auf die Verkostung, die uns überraschte: Olivenöl mit Orangenaroma, geträufelt auf cremiges Schokoladeneis. Klingt verrückt? War es auch – aber ein Genuss, der unsere Geschmacksknospen tanzen ließ. Es ist in etwa so, als würde Andalusien in einem Löffel explodieren.
Weiter ging es nach Carmona, wo die römische Nekropolis aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. uns in die Welt der Römer entführte. Die in den Felsen gehauenen Gräber, einst für wohlhabende Familien, zeugen von römischen Bestattungsritualen, bei denen man glaubte, die Toten bewachen die Lebenden. Einige Mutige unter uns kletterten die metallenen Treppen hinab und warfen einen Blick durch die kühlen Kammern. An der grössten Grabstätte stahlen zwei Esel die Aufmerksamkeit. Wir verabschiedeten uns und begaben uns auf eine Anhöhe, wo das Parador Hotel von Carmona über der weiten Ebene trohnt. Diese Landschaft war einst Teil der römischen Provinz Baetica, ein Korn- und Öllieferant des Imperiums.
Am Nachmittag erreichten wir die Medina Azahara, die Palaststadt, die Kalif Abd ar-Rahman III. um 936 n. Chr. erbauen ließ. Als Symbol der Macht des Umayyaden-Kalifats von Córdoba glänzte sie einst mit Marmor und Mosaiken. Die Ruinen, die wir erkundeten, erzählten von einer Blütezeit, in der Wissenschaft und Kunst florierten, bevor die Stadt schon im 11. Jahrhundert fast vollständig zerstört wurde. Wenn diese Bögen reden könnten ….. Es war ein Vorgeschmack auf die Pracht, die uns morgen in Córdobas Mezquita-Catedral erwarten würde.
Am frühen Abend erreichten wir unser Hotel mitten in Córdobas Altstadt, einst das Herz des maurischen Al-Andalus. Nach einem köstlichen Abendessen mit der Vorspeise Mazamora, einer kalten Mandelcremesuppe mit Wurzeln in der maurischen Küche, überredete ich die Gruppe noch zu einem Spaziergang auf die andere Seite des Guadalquivir. Das nächtliche Córdoba, mit seinen Lichtern und der erleuchteten Mezquita, war atemberaubend. „Die Nacht zeigt, was der Tag verbirgt“, wusste schon Paul Valéry, und wir alle genossen die Magie dieses Anblicks.
30. April 2025 Konstantinopel des Westens: Córdoba & Las Fiestas de las Cruces
Nach dem gestrigen Tag voller Entdeckungen war unser zweiter Tag in Córdoba ein ebenso farbenfroher Streifzug durch Geschichte, Kultur und die lebendige Atmosphäre dieser Stadt.
Direkt nach dem Frühstück trafen wir unsere Reiseführerin Inés vor unserem Hotel in der Altstadt, dem Herzen des einstigen Al-Andalus. Sie führte uns ins Judería, das jüdische Viertel, dessen enge Gassen seit dem 10. Jahrhundert von sephardischen Juden belebt wurden. Unser erster Stopp war die Synagoge, erbaut 1315, eine der wenigen erhaltenen in Spanien. Ihre filigranen Stuckarbeiten und hebräischen Inschriften erzählten von einer Zeit, in der Juden, Muslime und Christen in Córdoba koexistierten. Wir schlenderten weiter, warfen Blicke in blumengeschmückte Patios – typisch für Córdoba, wo die Innenhöfe seit maurischer Zeit das Leben prägen – und erreichten die berühmte Blumengasse, die Calleja de las Flores. Mit der Mezquita im Hintergrund war es, als posiere die Stadt extra für ein Postkartenfoto für uns. Und das Beste war, wir hatten diese kleine Gasse um diese Uhrzeit fast für uns allein.
Dann erfüllte sich für viele aus der Gruppe der lang ersehnte Wunsch: die Mezquita-Catedral sehen. Die Kathedralen-Moschee, deren Bau 785 unter den Umayyaden begann, zog uns genauso an wie Menschen aus der ganzen Welt. Vor dem Eingang wartete bereits Schlange, doch es dauerte nicht lange, bis wir im Säulenwald aus 856 Bögen standen. Die rot-weißen Hufeisenbögen, inspiriert von römischen Aquädukten, schufen eine fast hypnotische Atmosphäre. Hier stehend, verstanden wir, was Karl V. meinte, der die gotische Kathedrale inmitten der Moschee erbauen ließ und gesagt haben soll: „Ihr habt zerstört, was einzigartig war, um etwas zu bauen, das man überall sehen kann.“ Nach der Führung verabschiedete sich Inés, und wir erkundeten die Mezquita auf eigene Faust – jeder fand andere wunderbare Details zwischen den Säulen.
Zum Mittag trafen wir uns im Restaurant El Caballo Andaluz, wo wir weitere lokale Köstlichkeiten probierten. Gestärkt trennten sich unsere Wege für den Nachmittag. Einige besuchten den Alcázar de los Reyes Cristianos, eine Festung aus dem 14. Jahrhundert, in der die katholischen Könige Isabella und Ferdinand die Reconquista planten. Ihre Gärten, mit maurischen Wasserläufen, werden gerade renoviert und erstrahlen bald wieder als eine Oase der Ruhe. Andere schlenderten durch die Gassen der Altstadt Córdobas und besuchten die kleinen Leder- und Silberschmiedmanufakturen. Auch das Museum des Malers Julio Romero de Torres, dessen Gemälde die Seele Andalusiens einfangen – stand zur Auswahl.
Und überall begleitete uns heute Musik, denn Córdoba feierte die Fiestas de las Cruces. An jeder Ecke standen Kreuze, geschmückt mit Blumen und Obst, eine Tradition, die auf die Christianisierung der Stadt im 13. Jahrhundert zurückgeht. Die Klänge von Flamenco und Gitarren hallten durch die Straßen, und selbst spät in der Nacht, als wir zurück zum Hotel schlenderten und wir schon lange in unseren Betten lagen, vibrierte die Stadt noch vor Leben.
01. Mai 2025 Vom Drachenberg Jaén‘s bis zu Granadas Glanz
Heute, am 1. Mai 2025, führte uns unsere Reise nach Jaén, einer Stadt, die abseits der großen Touristenströme ein authentisches Stück Andalusien offenbart. Von Córdoba aus fuhren wir in die hügelige Provinz Jaén, bekannt als das „Meer der Olivenbäume“, das seit römischer Zeit die Region prägt. Unser erster Halt war der Aussichtsberg Santa Catalina, wo die Burg “Alcázar de Jaén” thront, eine Festung aus dem 11. Jahrhundert, die unter den Almohaden zur uneinnehmbaren Bastion wurde. Wir verzichteten jedoch auf einen Besuch des Alcázar oder des Parador-Hotels, sondern wanderten stattdessen zum Cruz de Castillo, einem Kreuz mit Blick auf die Stadt. Nur wer ganz hinter dieses Kreuz lief, konnte von dort die Kathedrale von Jaén sehen, ein Renaissance-Juwel, das im Tal hoch aufragte. Die Legende, dass der Berg die Form eines Drachen oder Krokodils habe, bestätigte sich – die Silhouette wirkte wie ein schlafendes Urviech. In der Stadt angekommen, besuchten wir die Kathedrale, die zwischen 1534 und 1802 unter der Leitung von Andrés de Vandelvira erbaut wurde. Ihre prächtige Renaissance-Fassade und die opulenten Innenräume zeugen von Jaéns Bedeutung als Bischofssitz seit dem 13. Jahrhundert. Wir suchten die angebliche Reliquie, das „Schweißtuch Christi“ (Santo Rostro), das der Legende nach das Gesicht Jesu trägt und seit dem Mittelalter verehrt wird. Ob echt oder nicht, die Ehrfurcht der Gläubigen war spürbar. Danach schlenderten wir durch die Straßen Jaéns zu den arabischen Bädern, den Baños Árabes, aus dem 11. Jahrhundert, ein Überbleibsel der maurischen Herrschaft, als Jaén ein wichtiges Zentrum Al-Andalus’ war. Genau darüber befand sich das Museum für Naive Kunst, das mit seinen farbenfrohen Werken zeigte, wie Kunst die Seele einer Region einfängt, ohne sich an Regeln zu halten. Am frühen Abend erreichten wir Granada, wo wir nach dem Einchecken in unser Hotel sofort die Dachterrasse stürmten. Mit einem kühlen Tinto de Verano oder einem Cerveza in der Hand genossen wir den Blick auf die Alhambra. Vor dem Abendessen spazierten wir noch ein wenig durch die belebten Straßen, vorbei an der Kathedrale, die ab 1501 unter den katholischen Königen entstand, und hinein in den Alcaicería, den ehemaligen Seidenbasar, wo einst maurische Händler Stoffe aus aller Welt feilboten.
02. Mai 2025 Höhlenwohnungen Sacromonte, die Rote Burg & Las fiestas de la Cruz
Heute wollten wir Granada in all seiner Pracht erleben – von den stillen Gassen des Albaicín bis zur majestätischen Alhambra und dem leidenschaftlichen Puls der Fiestas de las Cruces.
Trotz der frühen Morgenstunde schloss sich mir die gesamte Gruppe für einen Spaziergang an, der uns zum Mirador San Nicolás führte. Der Aufstieg durch die verwinkelten Gassen des Albaicín, dessen Ursprünge auf die Ziriden-Dynastie des 11. Jahrhunderts zurückgehen, lohnte sich: Wo sonst Hunderte die Alhambra bestaunen, waren wir ganz allein. Die Morgenluft war klar, die Sierra Nevada im Hintergrund schimmerte, und die Alhambra, seit dem 13. Jahrhundert ein Meisterwerk der Nasriden, erstrahlte im ersten Licht des Tages. Unsere Foto-Session hier war legendär: erst die Männer vor der Alhambra, dann die Frauen, Sabine mit den Männern, die Paare einzeln – wir konnten nicht genug bekommen. Weiter ging’s bergauf durch die Gassen des Albaicín, einst das muslimische Herz Granadas, bis zum kürzlich wiedereröffneten Höhlenmuseum im Sacromonte. Hier tauchten wir in das Leben der “Gitanos” ein, deren Höhlenwohnungen seit dem 16. Jahrhundert die Heimat von Flamenco und Gemeinschaft waren. Die Ausstellung zeigte, wie sie trotz Widrigkeiten ihre Kultur bewahrten. Mit dem öffentlichen Bus fuhren wir zurück zum Hotel, um Kräfte für den Nachmittag zu “sparen”, denn es erwartete uns ja noch die Alhambra, die „Rote Burg“, deren Name vom arabischen „Al-Qal’a al-Hamra“ stammt. Unser charmanter Guide Pedro nannte uns seine „Familia“ und führte uns durch die Festung, die im 13. Jahrhundert unter den Nasriden ihre heutige Pracht erhielt. Mit seinen Erläuterungen war es, als blickten wir „in die Werkstatt der damaligen Zeit“: die filigranen Stuckarbeiten, die Hufeisenbögen und die reflektierenden Wasserbecken erzählten von maurischer Ingeniosität. Die Gärten des Generalife, ein Sommerpalast seit dem 14. Jahrhundert, verzauberten uns mit Rosen und plätschernden Brunnen. „Hier könnte man ewig verweilen“, seufzte der ein oder andere, während wir durch die Nasridenpaläste schlenderten. Nach der Führung konnten die Unermüdlichen bleiben, während andere mit unserem Busfahrer Tulio zurückfuhren. Ich führte unsere kleine Gruppe zu Fuß durch die Parkanlagen zurück zum Hotel, die Wege gesäumt von duftenden Bitterorangenblüten.
Am Abend gingen wir gemeinsam zur Plaza del Carmen, wo ein Großteil der Veranstaltungen für die Fiestas de las Cruces von Granada stattfanden. Hier präsentierten sich die verschiedenen Flamenco-Schulen, und selbst die ganz Kleinen zeigten schon große Kunst. Danach genossen wir ein Abendessen in einem marokkanischen Restaurant, wo riesige Portionen von Couscous mit Hühnchen das maurische Erbe Granadas auf unsere Teller brachten. Der Abendspaziergang zurück zum Hotel war wie ein Vers von Federico García Lorca: „Granada, / du Straße meiner Träume, / wo die Liebe weint und die Gitarre klingt.“ Die Gassen summten vor Leben, junge Mädchen in festlichen Flamencokleidern flanierten durch die Strassen, und wir fühlten uns, als würden wir in Lorca’s Gedicht spazieren.
03. Mai 2025 El Torcal – Pfannkuchenberge
So! Was sollte heute noch Spektakuläres kommen können? Wir stellten wir uns diese Frage! Was könnte denn den gestrigen Besuch der Alhambra, noch übertreffen? Die Antwort fanden wenige Stunden später – die Natur selbst!
Nach dem Frühstück verließen wir Granada und fuhren in den Nationalpark El Torcal de Antequera, ein geologisches Wunder, das vor Millionen Jahren ein Meeresboden war. Als wir ankamen, wussten wir: Nur die Natur konnte die Alhambra toppen. Wir wanderten etwa eine Stunde auf der grünen Route, buchstäblich über Stock und Stein, durch ein Labyrinth aus bizarren Karstformationen, die vor 150 Millionen Jahren unter dem Tethys-Meer entstanden. Die „Pfannkuchenberge“, wie wir die gestapelten Felsen lachend nannten, trugen Namen wie „Der Drachenkopf“ oder „Die schlafende Schildkröte“. Und wir erfanden in einem Anfall von Kreativität immer neue Namen. Und immer wieder reichten wir uns die Hände helfend, um die unebenen Pfade zu meistern. „Das ist, als würde man durch das Oybintal wandern“, sagten unsere Zitauer Gäste, “… nur viel grösser”. Im Besucherzentrum legten wir eine Pause ein, genossen eine Kleinigkeit im Restaurant und warteten auf unsere beiden Wanderer, die auf der gelben Route unterwegs waren. Danach führte uns ein kurzer Weg zum Aussichtspunkt El Tornillo, benannt nach einer spiralförmigen Felsformation. Plötzlich, hinter einem Felsen, entdeckten wir eine zwei Gämsen, die sich geschickt an die Steine schmiegten. Ein paar junge Mädchen, die vorbeiliefen, wunderten sich über unsere gebannten Blicke. „Was gibt’s da zu sehen?“ fragte eine von ihnen und dachte, wir würden Vögel beobachten.
Am Nachmittag machten wir Halt in Antequera, einer Stadt, die bereits in der Bronzezeit besiedelt war. Bei einem erfrischenden Eis in der Altstadt genossen wir die entspannte Atmosphäre, bis ein plötzlicher Regenschauer kam. Wie durch ein Wunder hielt unser Bus genau in dem Moment vor uns, und wir sprangen lachend hinein. „Das nennt man Timing!“ Tulio, unser Busfahrer war wie immer rechtzeitig zur Stelle. Am Abend erreichten wir die Sierra de Ronda, eine bergige Region, wo uns unser Hotel Cortija Salinas mit rustikalem Charme begrüsste.
Ronda & Weinverkostung
Es war unser letzter, gemeinsamer Tag in Andalusien, und Ronda bescherte uns mit seiner rauen Schönheit und tiefen Geschichte ein unvergessliches Finale. Begleitet von unserem Guide Juan, einem ruhigen, weisen Zeitgefährten, erliefen wir diese Stadt, die einst auch Rainer Maria Rilke verzauberte, auf eine ganz besondere Art und Weise. Mit Juan, dessen entspannte Art uns sofort für ihn einnahm, begannen wir den Tag in den verschlafenen Gassen Rondas, die seit der Jahrhunderten Geschichte atmen. Er führte uns abseits der Touristenströme zu versteckten Aussichtspunkten, von denen wir die tiefe Schlucht des Tajo-Flusses und die umliegenden Berge bewunderten. Und auch wir spürten, was Rilke meinte, als er 1912 schrieb: „Ronda, du Stadt der Träume, auf deinem Felsen thronend.“ Die berühmte Puente Nuevo, die Neue Brücke, erbaut im 18. Jahrhundert, war ein Muss. Ihre majestätische Spannweite über die Schlucht ließ uns staunen und schaudernd in die Tiefe blicken.
Auch Juans Geheimtipp war ein Volltreffer: „Geht hinauf auf die Dachterrasse des Hotel Catalonia Reina Victoria. Dort könnt ihr Kaffee trinkend direkt in die Stierkampfarena schauen.“ Gesagt, getan. Die Aussicht auf die Plaza de Toros, eine der ältesten Arenen Spaniens aus dem Jahr 1785, war spektakulär.
Am Nachmittag schlenderten wir zu den arabischen Bädern, den Baños Árabes aus dem 13. Jahrhundert, immer auf der Suche nach tollen Fotomotiven. In jeder Gasse fanden wir etwas Neues – von verwitterten Türen bis zu blumengeschmückten Balkonen. Die gesamte Gruppe schloss sich mir dann für einen Besuch der Stierkampfarena an, wo wir versuchten, die Geschichte des Stierkampfs, einer Tradition, die in Ronda seit dem 16. Jahrhundert tief verwurzelt ist, nachzuvollziehen.
Später führte uns unser Weg zur Bodega Kniender, eingebettet in die Weinberge der Sierra de Ronda. Durch die Reben schlendernd, genossen wir die Aussicht und lauschten den spannenden Ausführungen über die speziellen Weinsorten, welche der Österreicher Martin mit seiner Frau in dieser Region anbauten. Bei der Verkostung von drei unterschiedlichen Weinen – ein fruchtiger Rosé, und zwei kräftige Tinto – waren wir uns einig: „Am Ende ist alles Geschmacksache“, lachte ich, als wir über unsere Favoriten diskutierten.
Den Abend verbrachten wir Restaurant des Hotels, wo wir mit viel Essen und noch mehr Gelächter den Abschluss unserer Reise feierten. Doch ein Hauch von Wehmut lag in der Luft – morgen hieß es Abschied nehmen von Andalusien.
Mit vollen Herzen und einem letzten Glas Tinto saßen wir beisammen, dankbar für diese Reise und die Momente, die wir geteilt haben.
Adiós España– adiós Andalucía!
Heute war der Tag des Abschieds - ein Moment, der so schwer wiegt wie die Erinnerungen, die wir in Andalusien gesammelt haben. Der Himmel über der Sierra de Ronda weinte, als wollte er unsere Stimmung spiegeln, doch unsere Herzen tragen die Wärme dieser Reise mit nach Hause.
Schon früh, um 5:25 Uhr, verabschiedeten wir die ersten beiden Gäste, die im Morgengrauen aufbrachen. Kurz darauf machte ich mich mit zwei weiteren Gästen aus dem Norden auf den Weg nach Málaga, während ich den Rest unserer wunderbaren Gruppe in die verlässlichen Hände unseres Busfahrers Tulio übergab. Vom Flughafen Málaga aus ging es zurück in die Heimat, jeder mit einem Koffer voller Erlebnisse – von den Olivenhainen Sevillas über die Alhambra bis zu den Pfannkuchenbergen von El Torcal.
„Die Erinnerung bleibt, wo die Seele singt.“ schrieb einst Frederico Lorca.
Und gesungen haben wir, in jeder Gasse, bei jedem Glas Tinto und bei jedem Lachen.
Auf Wiedersehen, liebe Reisegruppe! Mit euch würde ich jederzeit wieder durch Andalusiens Geschichte und Poesie wandern, oder zu anderen Ufern dieser Welt aufbrechen! Bis zum nächsten Abenteuer!