Reisebericht: Wanderreise Andalusien – Naturerlebnisse in Süd–Spanien

13.10. – 25.10.2024, 9 Tage Rundreise mit 6 geführten Wanderungen: Ronda – El Chorro – Alpujarras – Granada – Sierra Nevada – Alhambra – Nerja – Malaga (59 Wanderkilometer)


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Wandern und dabei den Sommer verlängern, das war das Ziel der meisten Teilnehmer dieser Reise. Aber die Ausläufer des Florida verheerend getroffen habenden Hurrikan Leslie machten uns die ersten Tage einen Strich durch die Rechnung: Erhebliche Regenfälle in Andalusien waren die Folge. Gut für das trockene Land, das in den letzten zwei Jahren eine erhebliche Dürre erlitten hat (dafür haben die paar Tage Regen natürlich bei weitem nicht ausgereicht, um das auszugleichen), aber leider schlecht für uns. Zumindest für die ersten paar Tage.
Ein Reisebericht von
Andreas Böcker
Andreas Böcker

Sonntag, 13.10.2024 Ankunft – Setenil de las Bodegas

Mit unterschiedlichen Fliegern kommen wir aus Dtld. in Málaga an. Als erstes landen die acht „Berliner“. Als sie bei der Landung aus den Flugzeugfenstern schauen, sehen sie eine regennasse Landebahn.
Eine Stunde später kommt der Reiseleiter, wir finden zügig zusammen. Fünf von den acht Berlinern leisten sich ein Uber, um ein wenig Zeit in Málaga zu verbringen. Die beiden letzten Flieger – die fast zeitgleich landen – verspäten sich jeweils um ca. eine Stunde: mehr Zeit für die fünf in Málaga.
Busfahrer Manolillo (sprich: „Manolijo“) nimmt uns in Empfang. Unser Ziel ist der Cortijo Salinas, ein ehemaliges Landgut mit eigener Stierkampfarena und Hauskapelle, die früheren Besitzer waren Stierzüchter.

Auf dem Weg dorthin erlauben wir uns aber den Umweg über Setenil de las Bodegas. Das Besondere an diesem Ort ist, dass Setenil in einer Schlucht liegt. Oft sind die weißen Dörfer in Andalusien von weithin sichtbar, liegen sie doch oft auf Bergrücken, Sätteln oder dergleichen. Hier ist es anders, man bemerkt den Ort kaum, wenn man direkt darauf zukommt, wohingegen man von weitem schon Olvera sehen kann, das auf einem Berg liegt.
Obendrein haben die Bewohner von Setenil den Überhang der Felsen auf beiden Seiten der Schlucht genutzt, um darunter ihre Häuser zu bauen, an einer Stelle bildet sich sogar ein Straßentunnel aus Fels und Häusern.
Früher war Setenil relativ unbekannt und kaum ein Tourist verirrte sich hierher. Durch Social Media aber wurde das anders, heute ist Setenil ein Ort, der zwar noch nicht von Touristen überlaufen ist – zumindest heute, am 13. Oktober ist das so – aber doch frequentiert.

Nach einem kurzen Besuch hier und einem ersten gemeinsamen Mittagessen – die Gruppendynamik ist von Anfang an gut und so sitzen wir schnell ohne langes gegenseitiges Beschnuppern mit der gesamten Gruppe an einem Tisch – geht es weiter zu unserem Landhotel.


Montag, 14.10.2024 Wanderung bei Grazalema – erster Rondabesuch – "lecker nach nichts"

Heute treffen wir uns mit Cristina bzw. Christine. Die Schweizer Wanderführerin lebt seit 29 Jahren in Andalusien und führt unsere Einstiegswanderung. Wir sollen uns an das Klima gewöhnen und uns einwandern. Ha, ha... es regnet, es klart auf, immer wenn wir uns gerade trauen, unsere Regenklamotten auszuziehen, fängt es wieder an zu regnen. *grummel*
Zunächst wandern wir eine Straße entlang und treten dabei fast auf eine junge Treppennatter. Das Tier ist etwa 40 cm lang und liegt mitten auf der Straße. (Ausgewachsene Treppennattern haben eine durchschnittliche Länge von 1,20 m und können bis zu 1,60 m erreichen), die Tier können zwar zubeißen, sind aber ungiftig.
Nachdem wir die junge Treppennatter ausgiebig bewundert haben, geht es weiter, wir wollen ja keinen Spaziergang auf der Straße machen, sondern eine Wanderung im Gelände! Bald klebt der Lehm an unseren Füßen - eine in Andalusien ungewohnte Erfahrung.
Wir gehen über Schafs- und Kuhwiesen und klettern durch einen improvisierten Durchgang im Zaun auf einen Wirtschaftsweg. Hier finden wir erneut eine junge Treppennatter, diese hier ist aber nicht wie die vorherige grau, sondern braun und leider bereits tot.

Kurze Zeit später steigen wir alle über einen Zaun - ich sehe dabei einen Falken wegfliegen - und wir stehen in einem Korkeichenwald. Hier kann man gut sehen, wo die Korkschäler ihre Schnitte angesetzt haben, um die Eichen zu entkorken. Teilweise haben die Korkschäler die Rinde (den Kork) liegen lassen, der zu dünn ist, um verarbeitet zu werden. Dort, wo die Eichen frisch geschält sind, schimmern sie orange oder rot. Das aber ist eine Schutzfarbe, welche den Verlust der Rinde kompensieren soll.

Als wir unsere Schleife beendet haben, kommen wir wieder an der ersten Treppennatter vorbei, auch diese lebt mittlerweile nicht mehr, hat aber auch keine sichtbaren Verletzungen aufzuweisen (kurz zuvor hatte uns ein Auto überholt).

Wir nehmen Christine mit ins nahe Grazalema und essen dort in einer Dorfkneipe. Nach einem Rundgang durch das bekannteste der weißen Dörfer in der Provinz Cádiz (der Ort mit den meisten Niederschlägen in Andalusien, der Ort, wo Westandalusier mal die Chance haben, Schnee zu sehen), bringen wir Christine zurück zu ihrem Auto und fahren ins Hotel, um uns frisch zu machen. Am Nachmittag geht es nach Ronda, wo wir von Juan abgeholt werden.

Juan spricht mit angenehmer und für Spanier ungewöhnlich weicher Stimme und auch sehr langsam und bedächtig - ich denke zunächst, dass das seine Art ist, deutsch zu sprechen, aber als er kurz auf Spanisch telefoniert, höre ich, dass er genauso, wie er deutsch spricht, auch spanisch spricht, langsam, ruhig und bedächtig. Steffie sagt später zu mir, dass einen seine Art zu erzählen erdet, Mechthild sagt, er habe mit seinen Worten gemalt.

Juan geht mit uns eine Abweichung der üblichen Touristenführerroute durch Ronda, wir starten an der Plaza del Socorro und gehen erst dann zur Alameda del Tajo, wo er uns bis zum Paseo de los Ingleses führt, anstatt sofort nach links zur ältesten Stierkampfarena abzubiegen, wie das die meisten Stadtführer machen.

Unterwegs zeigt uns Juan auch einen Erdbeerbaum, spanisch Madroño, der auch im Stadtwappen von Madrid auftaucht.
Die Früchte des Erdbeerbaums, die sehr, sehr entfernt an Erdbeeren erinnern, verrät uns Juan, schmeckten aber nicht nach Erdbeeren.
"Aber wie schmecken sie denn?"
"Lecker."
"Und wonach schmecken sie?"
"Nach nichts."
Dies soll morgen noch eine Rolle spielen.

An der Stierkampfarena vorbei gehen wir zu den La Cuenca-Gärten (Jardines de la Cuenca), von wo aus wir in den Tajo hinunterschauen. Tajo hat hier nichts mit dem Fluss Tajo in Zentralspanien bzw. Tejo in Portugal zutun. Der bekannte Fluss, der längste auf der iberischen Halbinsel, hieß bei den Römern Tagus, der Tajo de Ronda kommt hingegen von "taliare" 'schneiden', bzw. vom Partizip "taliatus". Gewissermaßen der Einschnitt von Ronda. Der Fluss der hier durch fließt, der ihn geschaffen hat, ist der sedimentreiche Guadalevin (von arab. wadi l-laban, 'Milchfluss'). Über die Brücke El Puente Viejo (die alte Brücke, die zweitälteste der drei Brücken von Ronda) verlassen wir die Neustadt Mercadillo ('Märktchen') und betreten die Altstadt (La Ciudad). Das "Märktchen" ist um ein vielfaches größer als die Stadt, hat sich aber erst so richtig nach dem Bau der 98 m hohen Puente Nuevo im 18. Jhdt. entwickelt. Erst mit deren Fertigstellung kam man kompfortabel auf die andere Seite der Schlucht.

Wir gehen durch den Bogen des Phillips des zweiten und zwischen den Palästen der Marquis' von Salvatierra und del Rey Moro vorbei. Der Palast des Maurenkönigs steht auf einer alten Wassermine, ist aber tatsächlich erst lange nach der "Maurenzeit" errichtet worden.
Der erste Marquis von Salvatierra hatte den Palast schon kurz nach der Eroberung Rondas erhalten, bzw. den Grund dafür, ein Nachfahre errichtete das Portal an dem nach außen hin schmucklosen Palast auf dem vier "Mexikaner" dargestellt sind, zwei mit entblößter Scham und herausgestreckten Zungen, zwei mit hinter den Händen verborgener Scham und geschlossenen Mündern. Juan erklärt die kunsthistorische Bedeutung dieses Portals. In Mexiko sei es üblich gewesen, sich zur Begrüßung die Zunge herauszustrecken, es handelt sich also um zwei heidnische und zwei christianisierte Mexikaner.

Im Zickzack durch die Gassen Rondas erreichen wir die Hauptkirche der Stadt und das Rathaus, eine ehemalige Kaserne. hier fanden vor dem Bau der Sterkampfarena (Plaza de Toros) die Stierkämpfe statt, weshalb die Kirche auch Balkons hat. Von hier aus gelangen wir allmählich zur Plaza Don Bosco, wo wir noch einmal die endemischen Pinsapo-Tannen sehen, dann bringt uns Juan zu den Hermanos Macías, dem Restaurant, wo wir heute unser Abendessen einnehmen.

In der Nacht kommt es zu zwei Umzügen, weil die Ausläufer des Hurricans Leslie derart heftige Regenfälle mitbringen, dass es in zwei Zimmer hineinregnet. In einem Zimmer tropft es direkt neben das Bett auf den Boden, in einem anderen Zimmer läuft Wasser die Wand herunter, gefährlich nah an der Steckdose. Aber die Betroffenen nehmen es mit Humor.


Dienstag, 15.10.2024 Churros in El Chorro – zweiter Rondabesuch – Weinprobe

Der heutige Tag steht zunächst ganz im Zeichen des Chorro bzw. des Desfiladero de los Gaitanes und des Caminito del Rey. El Chorro ist eigentlich nur ein Dorf, wo der Caminito del Rey anfängt bzw. endet. Heute endet er dort, weil die Bewegungsrichtung festelegt ist.
Der Camino oder Caminito del Rey ('Weg[lein] des Königs') wurde Anfang des 20. Jahrhunderts angelegt, damit König Alfonso XIII. drei Staudämme einweihen könnte. Ende des 20. Jahrhunderts waren Teile der Metallträger wegkorrodiert und die Betonplatten brüchig und teilweise abgestürzt. Anfang des 21. Jhdts. wurde die Benutzung des Weges für illegal erklärt, die Strafe, falls man erwischt würde, betrug 6.000 € pro Person. 2014 wurde die Wiederzugänglichmachung des Weges beschlossen. Man erneuerte den Weg, oft, aber nicht immer direkt über dem originalen Caminito del Rey. Heute handelt es sich um einen sicheren Weg mit Geländer und verchromten Stahlträgern, den man auch gut mit Kindern gehen kann, aber es fehlt ein bisschen das Abenteuer. Die spektakuläre Landschaft des Desfiladero de los Gaitanes (Klamm der Gaitanes - Gaitán ist ein Familienname) ist natürlich dieselbe.
Wir fuhren also los zum Desfiladero, immer mit der Unsicherheit, dass der Caminito wegen der Regenfälle der letzten Tage geschlossen sein könne. Aber der Vormittag blieb trocken, für den Nachmittag waren Regenfälle angesagt, immer noch das Tief Leslie, das als Hurrican Florida verwüstet hatte.
Als wir auf dem Weg zum Treffpunkt waren, wurden wir aufgehalten. Ein örtlicher Guide hatte uns als vierzehnköpfige Gruppe identifiziert, die mit seiner Kollegin verabredet sei. Ich sagte, wir sollten uns an der Kasse treffen, er, "nein, euer Treffpunkt ist woanders". Am Ende stellte sich heraus, dass seine Kollegin mit einer englischen Gruppe verabredet war, wir gar nicht die richtige Gruppe. Nun kamen wir aber zu spät an, um mit unserer Gruppe loszumarschieren.
Wir wurden in die Gruppenschlange gestellt, bis mich jemand namentlich herbeirief und mit mir auf Spanisch parlierte. Wir hätten unsere Führung verpasst, ob ich führen wolle oder ob wir warten wollten, bis die nächste englischsprachige Führung beginne. Ich fragte die Gruppe, ob sie so lange warten wollte, die einhellige Meinung war "Nein, wir wollen jetzt los" und so wurde das gemacht. Jetzt identifizierte sich der Spanier als in Hessen geborener und aufgewachsener und erklärte uns die Sicherheitsregeln: Wichtigste Sicherheitsregel: den Helm, den wir bekämen, zu keinem Zeitpunkt absetzen.
Wir setzten und die Haarnetze und die Helme auf und los gings.

Nachdem wir zunächst hinter eine spanischen Gruppe festhingen, setzten sich bald die ersten ab, nachdem wir die spanische Gruppe überholt hatten. Am Ende teilten wir uns in etwa drei Gruppen die mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten durch die Schlucht gingen. Über uns kreisten die Geier und Wolken kündeten von möglichem Regen, aber der fiel nicht, oder nur sehr gering dosiert, anders als die beiden Tage zuvor.

Steilwände wechselten sich mit lieblicheren und baumbewachsenen Abschnitten ab, bis wir schließlich in der letzten Schlucht über eine Hängebrücke liefen, die durchaus nichts für Leute ist, die nicht schwindelfrei sind, obwohl man hier absolut sicher ist. Danach ließ man die Schlucht hinter sich, musste nur noch treppab und - auf gehen, bis man endgültig festen Boden unter den Füßen hatte, dann ging es bergab, dem Dorf el Chorro entgegen.

Nachdem alle aus der Klamm in El Chorro angekommen waren, aßen wir gemeinsam Churros - Churros in El Chorro - aber die waren leider nicht so gut. Im Anschluss einigten wir uns, nach Ronda zu fahren, wo wir sowieso Mechthild und Karl abholen wollten, und dort Mittag zu machen. Einige schafften es auch noch in den Tajo de Ronda runter.

Am Nachmittag fahren wir auf dem Weingut García Hidalgo vorbei. Der Winzer Miguel Ángel zeigt uns stolz zwei Drittel seines Weingutes, ein weiteres Drittel liegt abseits. Er erzählt uns, welche Rebsorten er anbaut (Cabernet Sauvignon, Merlot, Shiraz). Außerdem, sagt uns der Winzer, dass es sich um einen Biobetrieb handele. Er geht aber noch über die Biozertifizierung hinaus: Er benutzt auch keine im Bioanbau zulässigen Insektizide. denn, so seine Philosophie: Tötet man die Schädlinge, tötet man auch die Nützlinge. Er zeigt uns eine Ecke, wo die Blätter an den Weinstöcken etwas bräunlicher sind: Dort sei im letzten Jahr alles braun gewesen, wegen der Grünen Mücke. Jetzt aber hätte sich das Kräftverhältnis von Schäd- und Nützlingen eingependelt und die Reben erholten sich. Auf der Rückseite zeigt er uns einen anderen Bereich: Dort ist dieses Jahr alles braun. Im nächsten Jahr sehe es dort so aus, wie auf der anderen Seite, es würden sich auch dort Schäd- und Nützlinge einpendeln.
Was die Grüne Mücke für Konsequenzen habe, kommt aus der Gruppe die Frage.
In dem Jahr des Befalls zunächst nur, dass die Bätter abstürben, antwortet Miguel Ángel García, mit den Trauben passiere nichts, die könne er normal ernten. Aber durch das Absterben der Blätter würde eben kein Chlorophyll gebildet, die Reben hätte im Folgejahr weniger Energie und trügen deshalb weniger oder gar keine Trauben.
Miguel Ángel erzählt uns davon, wie er die Reben jedes Jahr beschneidet und das nur drei neue Triebe stehen gelassen würden, um die richtige Qualität der Trauben zu erreichen.
Ab August probiert er die Trauben und bestimmt ihren Zuckergehalt, um den richtigen Zeitpunkt für die Ernte zu bestimmen. Diese, versichert er uns, sei reine Handarbeit, es würden nur die Trauben geerntet, welche die notwendige Qualität hätten und die nicht verschrumpelt seien.

Wir gehen ins die Betriebsstätten und sehen verschiedene Geräte zum Entzweigen der Beeren und zum Zermantschen. Außerdem die vier Weintanks, von denen zur Zeit drei befüllt sind.

In einer benachbarten Bodega, die von Eberhardt Travel oft angefahren wird, wird auch hin und wieder Weißwein aus Rotweintrauben hergestellt, Miguel Àngel mache das nicht, er mache Weißwein nur aus grünen Trauben. Aber er erklärt uns, dass, um Rotwein zu erhalten, der Saft möglichst Lange in Kontakt mit der Haut der Trauben gehalten werden muss. und so entwickelt sich eine Kappe im Weintank, der sogenannte "Sombrero", während die Hefe Zucker in Alkohol verwandelt, die auf dem Saft schwimmt, von unten wird beständig Saft entnommen und von oben wieder auf den "Sombrero" ('Hut') laufen lassen, so, dass der Wein beständig durch den "Hut" läuft.

Im Keller hat die Winzerei García Hidalgo eine recht überschaubare Anzahl an Eichenfässern liegen: nur 15. Alle paar Jahre stoßen Miguel Ángel und seine Frau María Isabel mal ein zwei Fässer ab und beziehen neue, das geht über die gleiche Firma, welche die Fässer nach Schottland verkauft, damit in ihnen Whisky reifen kann. Im Durchschnitt würden sie ein Fass fünf Jahre lange behalten, es könne aber auch mal sein, dass sie eines früher oder später verkauften, je nachdem ob das einzelne Fass noch seine Charakteristika, die je nachdem, ob es sich um amerikanische oder europäische Eiche handele, unterschiedlich ausfielen, an den Wein abgebe, oder eben nicht mehr. Er würde sehr viel Wein probieren, meint Miguel Ángel.
Die Gärzeit im Tank und die Reifezeit im Fass dauert unterschiedlich lange, je nachdem, was für einen Wein ausgebaut werden soll, die Faßreife beträgt zwischen sechs und vierundzwanzig Monaten in der Bodega.

Und wir kommen endlich zum interessantesten Teil der Führung, auf den wir uns schon den ganzen Tag freue: Zur Weinprobe.
Es gibt drei Weine: Einen Weißwein (Vino Blanco), einen Rosé (Rosado) und einen Rotwein (V. Tinto). Wenn wir den Rosado nicht mögen würden, da er etwas an Sherry (Jerez) erinnere, hätte er noch einen anderen Rosé, aber nur eine Flasche.
In der Tat mögen einige den sherryähnlichen Rosé nicht so gerne und Miguel und Isabel zaubern zwei Flaschen des anderen Rosé hervor und so wird es am Ende eine fröhlich Runde.

Als wir angekommen sind, hat Anne einen Madroño-Strauch entdeckt, an dem bereits einige reife Früchte hängen, Juan hatte uns gestern erklärt, dass man von unreifen Madroñas Durchfall bekommen könne. Jetzt, während der Weinprobe verschwindet sie kurz und kommt grinsend mit ein paar Früchten des Madroño zurück, schließlich wollen wir alle wissen, wie etwas schmeckt, das "lecker nach nichts" schmeckt. Dieses Jahr werden Miguel Ángel und María Isabel etwas weniger Madroño-Marmelade einkochen können als sonst.

Im Anschluss an die Weinprobe - es wurde auch mindestens eine Flasche Wein verkauft - geht es gut gelaunt zurück ins Hotel.


Mittwoch, 16.10.2024 – El Torcal bei Nebel – die Dolmen von Antquera – zum Sonnenuntergang in Granada

Wir verlassen den Cortijo Salinas gut gelaunt, denn für heute sind kaum noch Regenfälle angesagt. Auch der Regenradar für den Torcal de Antequera sagt, dass alles gut sei. Aber bereits lange bevor wir da sind, sehe ich, dass der Torcal in einer dichten Wolke hängt. Die leiste Hoffnung, dass die Wolke vielleicht niedriger ist, als der- Felsengarten zerschlägt sich bei der Ankunft. Teilweise können wir auf der Straße kaum zehn Meter weit schauen, oben kaum mehr als 50 Meter. Im Empfangszentrum bietet man uns einen Film zu schauen an, von einer Wanderung auf der gelben Route rät man uns ab: die Steine sind aufgrund des Regens - ja, entgegen des Regenradars regnet es - zu rutschig.
Wir - die, die Lust haben - laufen im Nebel die orangene Route zum Tornillo, dem Wahrzeichen des Torcal und sehen zwei Ammoniten, dann fahren wir nach Antequera.

Schon von weitem haben wir den Peñón de los Enamorados gesehen, der auch als Indiano de Antequera bekannt ist, weil er so aussieht wie der Kopf eines schlafenden Indianers. "Sogar die Lippen kann man sehen", staunt jemand im Bus. Auf der Hinfahrt zum Torcal haben wir Fotos von Antequera mit dem Indiano im Hintergrund gemacht, jetzt fahren wir zu den Dolmen de Antequera. Der Dolmen de la Menga (Dolmen der Bettlerin (mendiga > menga)) hat einige Besonderheiten aufzuweisen. Er ist nicht nur der größte Dolmen auf der iberischen Halbinsel, sondern verfügt auch noch über Säulen im Inneren und über einen erst vor wenigen Jahren entdeckten 19 m tiefen Brunnen, dessen Alter umstritten ist. Während aber alle anderen Dolmen auf der iberischen Halbinsel ihren Eingang in Richtung des Sonnenaufgangs bei der Tag- und Nachtgleiche orientieren, weicht der Dolmen de la Menga von diesem Konzept ab und orientiert sich am Peñón de los Enamorados. Klar, dass eine gänge Hypothese ist, dass auch die neolithischen Menschen, die dieses Großsteingrab errichteten in dem Berg bereits einen menschenartigen Kopf sahen, dem eine Bedeutung zumaßen.

Anschließend schauen wir uns noch den Film an oder sonnen uns im Park, dann geht es weiter in Richtung Granada.

In Granada halten wir am Mirador San Cristobal, erhaschen einen ersten Blick auf den Albayzín und die dahinterliegende Alhambra. Wir gehen zur namensgebenden Kirche, sehen dort einen arabischen Brunnen (al-djubb > aljibe) und die arabischen Grabsteine im Mauerwerk der Kirche.

Später wandern wir vom Hotel aus los, die Cuesta del Rey Chico (Anstieg des Kleinen Königs, gemeint ist Abu Abdallah = Boabdil) hinunter, überqueren den Darro (< dat aurum = gibt Gold) und steigen hoch zum Mirador San Nicolás, nicht ohne zuvor einen Schlenker um die 2003 im andalusisch-magribinischen Stil errichtete neue Moschee gemacht zu haben. Vom Mirador aus hat man den besten Blick auf die Alhambra, die wir im Sonnenuntergang sehen wollen. Einige wechseln rüber zum Garten der Moschee, aber hier stört ein Baum die Sicht, wir kehren zurück zum Mirador San Nicolás. Beim Blick in die geöffnete Kirche sehen wir, dass der Kirchturm zugänglich ist. Spontan steigen wir hinauf und sind hier oben fast allein.

Anschließend gehen wir vom Albaycín zur Plaza Nueva und kehren schließlich durch den Alhambrawald zurück zum Hotel.


Donnerstag, 17.10.2024 – Alhambra und Capilla Real

Morgens kommt Pedro, um uns abzuholen. Es steht als erstes die Alhambra auf dem Programm. Entlang ihrer Mauern laufen wir bis zum Eingang, besichtigen den grobschlächtigen Palast Karls V. der nie fertig gestellt wurde und dennoch den Sieg des Christentums über den Islam architektonisch in Szene setzt, wie ein Soldatenstiefel in einer Sandburg.
Dann gehen wir in die Paläste. Wir sehen den Mexuar, eigentlich eine Art Kanzlei, die aber in christlicher Zeit in eine Kapelle umgewandelt wurde und laufen nun von Hof zu Hof. Im Patio de Arrayanes (dem Myrtenhof) sehen wir natürlich die Spiegelung des Torre de Comares im Wasserbecken, Pedro fordert uns auf, das perfekte Foto zu schießen.
Im Torre de Comares betreten wir den Thronsaal und Pedro erklärt er uns die Darstellung an den Wänden, die Suren und Gedichte, die in Stuck gegossenen Gärten und die im Koran beschriebenen sieben Himmel an der Decke. Und wir haben Glück: Da wir recht früh dran sind, sind noch relativ wenige Leute hier.
Danach betreten wir den Haram, den Privatbereich des Palastes, dessen Zentrum der Löwenhof ist. Wir sehen die Muqarnas, die architektonischen Stalaktiten, welche an Muhammads Flucht vor den Häschern aus Mekka erinnern sollen, als er sich in einer Höhle versteckte und die Spinnen ihre Netze vor den Eingang webten, so, dass die Höhle so wirkte, als habe sie seit Jahren niemand betreten. Wir sehen auch das Gemälde von den Sultanen Granadas, es folgen noch spektakuläre Aussichten auf den Albaycín und den Sacromonte und dann sind wir aus den Palästen auch schon wieder heraus. Seit neuestem sind die Tore des Palastes Karls V. zur Gartenseite hin geöffnet, was ihn gleich freundlicher wirken lässt, auch weil man jetzt durch die gegenüberliegende Tür wieder hinaus schauen kann.
Wir gehen weiter, mit einem Abstecher in die arabischen Bäder, in Richtung des Generalife (< Djannat al-'Arif), wo wir noch einmal die Symbiose von Gärten und Architektur bewundern.

Wir verlassen die Alhambra durch das Justiztor und gehen durch den Alhambrawald, den wir durch das Granatapfeltor verlassen. Vorbei an der Plaza Nueva (die geschaffen wurde, weil man den Darro (< dat aurum > da oro 'gibt Gold') eintunnelte), zum Kolumbusdenkmal und durch den alten Seidenmarkt - die Seide war in al-Andalus das Monopol der Könige und ihre legale Möglichkeit, Geld zu erwirtschaften, da sie als Steuern außer der Kopfsteuer für Christen und Juden, nur die Zakat einnehmen durften und die Zakat ging nicht in den Staatshaushalt, sondern wurde an die Bedürftigen weiterverteilt.

Dann kommen wir zur Capilla Real der 'königlichen Kapelle', hier sind die Katholischen Könige und Phillip der Schöne von Habsburg und seine Frau Juana la Loca bestattet. Die Capilla Real ist ein Anbau der Kathedrale von Granada und mit dieser durch ein Tor verbunden, dass aber im Normalfall - so natürlich auch heute - verschlossen ist.
Die Katholischen Könige - Isabel und Ferdinand - hatten zunächst heimlich geheiratet, Isabel als designierte Königin Kastiliens (gegen die Partei ihrer Nichte, der Tochter ihres Bruders und Vorgängers) und Ferdinand als Kronprinz Aragóns. Isabel gelang es erfolgreich Zweifel daran zu streuen, dass ihre Nichte wirklich die Tochter ihres Bruders war, und nicht die eines Günstlings der Königin, eines Herren Beltrán, weswegen ihre Nichte als La Beltraneja in die spanische Geschichte einging. Die Hochzeit von Isabel und Ferdinand war Grundlage für die allmähliche Vereinigung der Königreiche Kastilien und Aragón (nebst zugehöriger Herrschaften) zum Königreich Spanien, ein Prozess, der ca. 200 Jahre dauerte.
Ab 1482 führten die Katholischen Könige den Krieg gegen das Königreich Granada, das letzte islamische Reich auf der iberischen Halbinsel und verhandelten mit dessen letzten König, Abu 'Abdallah ("Boabdil", el Rey Chico) die Übergabe der Alhambra zum 2. Januar 1492. Indemselben Jahr vertrieben sie die Juden von der iberischen Halbinsel und erlaubten Kolumbus drei Schiffe zu bemannen, um den Westweg nach Indien zu erkunden (und niemand dachte im Mittelalter, das die Erde eine Scheibe gewesen sei, man war lediglich der Überzeugung, dass der Westweg nach Indien wegen der Länge der Strecke nicht zu bewältigen sei, Kolumbus vertraute hingegen einer falschen Erdumfangsrechnung).
Als Isabel starb, erbte ihre letzte überlebende Tochter, die eigentlich als Konsortenkönigin des Habsburgers Philipp vorgesehen war und mit diesem in Brüssel residierte, Johanna, Kastilien. Philipp und Johanna verließen Brüssel (und ihren sechsjährigen Sohn Karl in der Obhut einer Tante) und übernahmen die Herrschaft in Kastilien, während Ferdinand weiter in Aragón König war. Als Philipp kurz darauf plötzlich starb, zog Johanna monatelang mit dem Sarg ihres Mannes, den sie regelmäßig öffnen ließ, durch Spanien. Ferdinand gelang es, seine Tochter für verrückt erklären zu lassen und übernahm wieder die Herrschaft auch über Kastilien, während seine Tochter in Tordesillas weggesperrt wurde. Als Ferdinand zehn Jahre später starb, beließ es sein aus Brüssel herbeigeeilter Enkel Karl bei der Regelung, seine Mutter blieb weggesperrt.
In Granada forcierte Karl aber den Bau der Königlichen Kapelle, wo seine spanischen Großeltern und seine Eltern die letzte Ruhe erhalten sollten. Dort liegen in einer Gruft die vier Bleisärge, darüber erheben sich zwei Grabmonumente aus Alabaster.
Pedro weist uns darauf hin, dass Isabels Kopf tiefer ins Kissen eingesunken ist, als der Ferdinands; der Künstler habe damit sagen wollen, dass Isabel der Kopf hinter der Politik der Katholischen Könige gewesen sei. Allerdings... auch bei Johanna und Phillip ist der Kopf von Johanna tiefer eingesunken, als der ihres Mannes.

Hier endet die Führung von Pedro und wir haben einge Stunden Freizeit, welche die Gruppe nutzt, sich in der Stadt umzutun. Ich ersteige den Sabika-Hügel und besuche eine römische Goldmine.

Am Nachmittag holt uns Manolillo, der schon am Morgen unser Gepäck eingeladen hat, am Hotel ab, um uns in die Alpujarra zu bringen, wo wir drei Nächte in Capileira verbringen werden.


Freitag, 18.10.2024 – Wanderung von Capileira nach Pampaneira und Bubión – Schinkenprobe in Trevélez und Weberei

José holt uns am Morgen ab Hotel ab, er ist für heute und morgen unser Wanderführer. Er läuft mit uns in die Mitte von Capileira und erklärt uns an einer Karte, in welchem Gebiet wir uns derzeit befinden, dass die Alpujarra der Südhang der Sierra Nevada ist, bzw. das gesamte Gebiet zwischen Sierra Nevada und der parallel dazu südlich verlaufenden Mittelmeerküste. Zudem erklärt er uns das Biosphärenreservat Sierra Nevada, und die verschiedenen Schutzbereiche, Natur- und Nationalpark. Die Eingriffsmöglichkeiten im Bereich des Naturparks sind größer als die im Nationalpark, wo nur Schäfer leben dürfen und das auch nur deshalb, weil sie schon seit Jahrhunderten dort sind. Es gebe, so erläutert uns der Bergführer, hier in der Sierra Nevada eben auch endemische Tier- und Pflanzenarten, die nur hier existierten. In Naturpark hingegen darf man leben, Landwirtschaft betreiben und in einem vertretbaren Maße bauen.

Dann steigen wir zwischen Walnussbäumen und Maronen - es ist schattig und kühl - relativ zügig hinab zum Bach Poqueira, wir überqueren den Bach und steigen am gegenüberliegenden Hang wieder ein Stück hoch. Kaum sind wir in der Sonne, wird es schnell warm und wir entledigen uns unserer Kleidung. Also nicht ganz, nur der oberen Schichten.
Wir wandern fortan durch die Sonne und schauen zu den drei Dörfern hinüber, die auf unserem Weg liegen: Oben liegt Capileira, unser Start- und Zielpunkt, in der Mitte Bubión, und unten Pamapeneira, der tiefeste Punkt, den wir bei der Wanderung erreichen werden und wo wir unser Picknick machen werden. Wir wandern also durch die Sonne und schauen rüber auf die im Schatten liegenden Hänge auf der anderen Seite des tiefen Einschnitts, den der Poquira in den Berg gegraben hat. José erklärt uns, dass das da drüben, was jetzt im Schatten liegt, eigentlich die Sonnenseite ist, wohingegen die Seite, auf der wir jetzt durch die Sonne wandeln, eigentlich die Schattenseite sei. Auf Nachfrage bestätigt er das und weist auf die Dörfer hin: Deshalb liegen sie auf der Gegenseite, während hier, auf dieser Seite nur vereinzelte, verlassene Kleinstbauernhöfe sind.

An einer alten Dreschplattform, an der wir halt machen, macht er uns auf die hier wachsenden Pyrenäeneichen aufmerksam, ein Überbleibsel aus einer anderen Klimaepoche, nachher würde er uns auf der anderen Seite die Steineichen zeigen. Warum wachsen hier großblättrige Pyrenäeneichen (die Blätter weisen erst bei genauerem Hinsehen einige Unterschiede zu unseren Stiel- und Traubeneichen auf) und auf der Gegenseite die kleiblättrigen Steineichen? Eben weil wir hier auf der Schattenseite sind, wo die Bäume sich erlauben können, mehr Wasser zu verdunsten, auf der Sonnenseite hingegen der mediterranere Eichenbewuchst, weil hier das Wasser durch mehr Sonnenstunden am Tag schneller verdunstet.

Immer wieder kommen wir auch jetzt an Maronen vorbei. José erklärt uns, dass die Maronen hier nicht endemisch seien, sich aber gut angepasst hätten. Die Römer, sagt er, hätten die Maronen hier als Nahrungslieferanten eingeführt, denn für sie seine die Alpujarras aufgrund vieler Erzadern ein interessantes Minengebiet gewesen. Sie wüchsen besonders an schattigen Stellen, in der Nähe von Wasserläufen.

Irgendwann geht es - nach einigem Auf und Ab - relativ steil nach unten, wo wir den Poqueira bei einem beeidruckenden Fels überqueren. Auch einen hübschen Wasserfall gibt es hier. Unter uns liegt das alte Wasserkreftwerk von Pampaneira, wir müssen zu dem Ort ein wenig aufsteigen. laufen über die 'Bächle', die durch die Straßen des Dorfes fließen (daher auch die Anlehnung an den in Freiburg gebräuchlichen Begriff). An der Kirche machen wir Halt und packen unser Picknick aus.
Auf der anderen Seite der Kirche ist ein Brunnen, der verspricht, dass man(n), wenn man leidg aus ihm trinke und Heiratsabsichten hege, schnell eine Braut an seiner Seite habe.

Einige Tagestouristen sehen wir hier in Pampaneira mit Taschen von einem Schokoladengeschäft herumlaufen. Das weckt Neugierde und so verschwindet ein Teil der Gruppe in Richtung eben dieses Schokoladengeschäfts.

Nach einer Stunde Aufenthalt in Pampaneira wagen wir uns an den Aufstieg zurück nach Capileira. Kurz nach dem Aufbruch aus Pampaneira - hier begegnet uns ein Alter mit eine Melone unterm Arm - Piel de Sapo = Krötenhaut - durchqueren wir einen Steineichenwald und José fragt uns, ob wir uns daran erinnern, was er uns bei der Pyrenäeneiche auf der anderen Seite des Tals erzählt habe. Wir erinnern uns.

Eine kurze Verschnaufpause machen wir an der Kirche von Bubión, dann geht es weiter und schließlich erreichen wir Capileira. Uns erwartet schon ein Kollege von Manolillo, der extra mit dem Auto aus Granada gekommen ist, denn Manolillo muss heute pausieren und darf den Bus nicht bewegen.
Manolillos Kollege fährt uns nach Trevélez, ins Schinkendorf, hier gibt es verschiedene Secaderos (seco = trocken), wo Schinken reift. In einem dieser Secaderos sind wir verabredet. Zunächst schauen wir uns das hauseigene Museum an, das durchaus informativ ist, aber natürlich auch Werbung für Schinken aus Trevélez macht und sehen schließlich das Allerheiligste des Secadero: hunderte von Schinken die hier reifen. Trevélez soll eben eine ganz besondere Luft haben, deshalb sind hier die Secaderos, die Schweine kommen hingegen nicht aus der Region, sondern aus anderen Teilen Andalusiens und der Extremadura. Im Anschluss gibt es eine Verkostung von Schinken und Wurst bei einem Glas Wein. Dann verabschieden wir uns von Ricardo, der hier heute für uns die Stellung gehalten und Überstunden gemacht hat, denn eigentlich steht das Dorffest an und der Secadero hat den Arbeitsbetrieb heute früher beendet.

Wir fuhren also zurück in Richtung Capileira, allerdings nicht, ohne in Bubión Halt zu machen, hier waren wir in der Webstube von Ana verabredet, wo man zwei alte Webstühle sehen kann. Leider waren wir spät dran und sahen nicht mehr die Weberin in Aktion, aber ich glaube, Ana hat den einen oder anderen Schal verkauft.


Samstag, 19.10.2024 – Bergwanderung in der Sierra Nevada

Da der Verfasser dieser Zeilen an dieser Wanderung aus Gesundheitsgründen nicht teilnehmen konnte, kann zu der Wanderung leider nicht viel erzählt werden.
Am Morgen übergab ich den Wanderern den Proviant für das Picknick, den sie in ihren Rucksäcken verstauten, wir hatten Brot, Butter, Käse, Schinken, Äpfel, Bananen, Orangen und Oliven. Ca. 800 bis 900 Meter Anstieg waren zu überwinden. Das war eine ordentliche Strecke, die nicht alle gleich gut schafften. Aber, so wurde mir geschildert, Teile der Gruppe trugen mit ihren Worten die schwächeren Wanderer mit, so dass die ganze Gruppe den Anstieg - und natürlich auch den Abstieg - gemeinsam schaffte und, als sie nach ca. siebeneinhalb Stunden zurück waren, durchaus erschöpft, aber auch stolz und glücklich wirkten. Ein Mitwanderer war gestürzt und wies einige Hautabschürfungen auf, lächelte mich aber genau so an, wie der Rest der Truppe.


Sonntag, 20.10.2024 – "leichte Küstenwanderung" und Besichtigung der Höhlen von Nerja

Am Morgen verlassen wir die Alpujarra und fahren in Richtung Küste. Wir folgen dem Lauf des Guadalfeo (in den der Poqueira fließt, an dem wir vorgestern entlang gewandert sind) in Richtung Küste. Wir verlassen die Alpujarra durch den Ort Orgiva, kommen am Rules-Stausee vorbei, der vom Guadalfeo gebildet wird, an der Küste passieren wir Salobreña und erreichen schließlich unseren Wanderparkplatz über den Stränden von Cantarriján und der Cala del Cañuelo. Der Plan ist, zum Cantarriján-Strand herunterzulaufen und von dort aus zur Cala del Cañuelo zu laufen. Der Wanderweg führt über einen Gebirgsgrad mit tollen Aussichten über die Küste. Ich, der ich gestern erkältungsbedingt, eine Wanderpause hatte, laufe voran, die anderen, 900 Höhenmeter in den Beinen, mir hinterher. Fehler. Irgendwann hört man einen spitzen Schrei von hinten. Ich drehe mich um und sehe zunächst nichts. Wo ist etwas passiert? Wem ist etwas passiert? Es stellt sich heraus, dass Simone mit dem Schuh an einem Stein hängen geblieben und infolgedessen gestürzt ist: Mit ihrem Oberschenkel prallt sie auf einen Stein, und fällt in einen Dornbusch.

Sie kämpft sich weitgehend selbständig aus dem Dornbusch heraus und muss fast genötigt werden, sich erstmal hinzusetzen. Dabei weint sie vor Schmerz, entschuldigt sich dafür. dass sie weint und macht gleichzeitig Witze. Am liebsten will sie keine Hilfe, aber ihr müssen Dornen aus Armen und Beinen gezogen werden. Zum Glück hat sie keine Blessuren im Gesicht. Und es ist auch nichts gebrochen, aber für heute hat sie erst Mal genug. Nichtsdestotrotz müssen wir weiter, wir sind mitten im Gelände. Jetzt beginnt ein relativ steiler Abstieg (37 %), dann kommen wir durch einen Kiefernwald und sind fast am Strand von Cantarriján. Hier gibt es eine Abzweigung in Richtung der Cala de Cañuelo. Wie sollen wir weiter vorgehen? Die Gruppe entscheidet unter dem Eindruck von Simones Blessuren, den nahen Cantarriján-Strand anzusteuern, wohin auch eine Straße führt. Ich beordere Manolillo dorthin, in der Hoffnung, dass der sich in der kurvigen Straße nicht festfährt. Aber die Straße ist so eng dann doch nicht und mit dem Mikrobus geht das. Wir brechen also die Wanderung hier ab und fahren, nach einem Aufenthalt am Strand von ca. 40 Minuten zum Hotel.

Danach fährt die Gruppe, nun nicht mehr ganz vollständig, zur Tropfsteinhöhle von Nerja.

Abends sitzen wir nach dem Abendessen ein letztes Mal alle gemeinsam als Gruppe zusammen, bevor dann die ersten, sie müssen am nächsten Morgen früh los, sich ins Bett verabschieden.


Montag, 21.10.2024 – Heimkehr (oder ein Morgen in Almuñécar)

Manche mussten heute früh aufstehen, denn schon um 6:30 Uhr ging es für die Berliner los in Richtung Flughafen. Lunchpakete in Empfang genommen, eine Wasserflasche an den Reiseleiter zur Weiterleitung gegeben und ab ins Transferfahrzeug. Annette hatte noch drei Stunden Zeit und somit Gelegenheit zu einem Frühstück.
Während dessen bereiteten wir übrigen vier uns vor, Almuñécar zu besuchen. Martin wollte noch zwölf Kilometer abreißen und den Loro-Park besuchen, der aber war geschlossen: Montag. Sepp und Vroni laufen bis zur Altstadt und wieder zurück, ich selbst gehe am spätesten los und begegne den dreien, die bereits wieder auf dem Rückweg sind, auf meinem Weg in die Stadt.


Kommentare zum Reisebericht

Hallo Andreas,
vielen Dank für deinen wunderbaren Reisebericht. Was für eine schöne "Erinnerungshilfe" an diese tolle Reise.
Mechthild

Mechthild
03.11.2024