Reisebericht: Single–Wanderreise La Gomera – Kanaren–Insel im Atlantik

09.03. – 16.03.2020, 8 Tage Wanderreise für Singles und Alleinreisende mit 5 geführten Wanderungen –Garajonay–Nationalpark – Märchenwald – San Sebastian – Töpferdorf – Hermigua – Agulo (39 Wanderkilometer)


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La Gomera - Wanderparadies und botanisches Kleinod im Atlantik - die Insel zeigt sich uns von ihrer besten Seite und verzaubert uns mit ihrer faszinierenden Pflanzenwelt und atemberaubenden Blicken auf Berge, Buchten und den tosenden Atlantik.
Ein Reisebericht von
Detlef May
Detlef May

Montag, 09.03.2020 – Anreise

18 unerschrockene Wandermädels und zwei Wanderfreunde starten heute von verschiedenen Flughä-fen zunächst nach Teneriffa, weiter zum Hafen Los Cristianos und dann mit der Fähre nach La Gomera. Und weil La Gomera nicht mal eben um die Ecke liegt, benötigen wir den ganzen Tag für unsere Anreise, werden im Hafen San Sebastian von unser Wanderführerin Ulrike herzlich begrüßt und machen im Hotel beim späten Abendessen unsere erste Erfahrung mit einer regionalen Spezialität: Die grüne Suppe (hergestellt aus Kresse) wird uns in den nächsten Tagen in unterschiedlicher Zubereitungsweise immer wieder begegnen. Zufrieden und müde vom Anreisetag genießen wir die erste Nacht auf La Gomera.

Dienstag, 10.03.2020 – Gipfeltour zum Garajonay

Nach dem Frühstück erwartet uns Ulrike bereits vor dem Hotel, wir gehen noch schnell in den Super-markt um Proviant für unterwegs zu kaufen, und dann lernen wir unseren Buschauffeur Ernesto mit seinem Cabrio-Bus kennen, der uns die ganze Woche zur Verfügung steht. Bei genau 20 Sitzplätzen ist die Vollzähligkeit der Gruppe sehr übersichtlich - Bus voll = alle sind da. Ernesto schiebt das Verdeck des Busses zurück und der warme Luftzug lässt uns die erste Fahrt in vollen Zügen genießen. Unsere erste Wanderung ist gleich die Gipfeltour - wir erwandern den mit 1.487 höchsten Berg der Insel, den Alto de Garajonay, der im gleichnamigen Naturschutzgebiet liegt. Unsere Ulrike nimmt Rücksicht auf die Strapazen unserer Anreise und verkürzt die erste Wanderung um gut 2,5 km (um sie anschließend an die Gipfeltour wieder anzuhängen). Die einzigartige Naturlandschaft wird geprägt von meterhoher Baumheide, verschieden Arten Lorbeerbäume, Buschheide, Farne, Moose, Sukkulenten, kanarischen Kiefern und jeder Menge endemischer Pflanzen - Ulrike scheint sie alle persönlich zu kennen und lässt uns an ihrem botanischen Fachwissen teilhaben. Schon um die Mittagszeit genießen wir den fantastischen Ausblick vom Gipfel des Garajonay über die gesamte Insel und auch der Pico del Teide auf der benachbarten Insel Teneriffa ist nun gut zu erkennen. Auf dem Rückweg holt ein Teil der Gruppe die zunächst eingesparten 2,5 km Wanderung nach, wir hatten schließlich noch nicht genug fotografiert und neue Motive fanden sich sehr schnell. Ulrike lobte unsere Gruppe als „beste Gruppe, die sie heute hatte" und wir treffen uns pünktlich um 18.52 Uhr zum gemeinsamen Abendessen. Im Restaurant Los Caprichos wartet natürlich die grüne Suppe auf uns, diesmal etwas dicker und sehr reichlich davon, die kanarische Kresse (Tropaeolum peregrinum, stammt ursprünglich aus Peru) muss ähnlich groß sein wie Rhabarberblätter. Almogrote, Mojo rojo und Mojo verde, Miel de Palma, Gofio und die schrumpeligen Salzkartoffeln (papas arrugadas) erobern unser Herz und unsere Mägen. Dazu passt sehr gut ein Wein von der Insel oder ein frisch gezapftes Dorada.

Mittwoch, 11.03.2020 – Valle Gran Rey (Tal des großen Königs)

Eigentlich ist heute ein Tag zur freien Verfügung - wir aber bekommen einen Ausflug ins Tal des großen Königs (Valle Gran Rey) ganz im Westen der Insel spendiert. Auf dem Weg dorthin machen wir unterwegs einen kurzen Foto-Stopp am Mirador de Palmarejo und genießen den herrlichen Panorama-blick in das grüne Tal, kleine Dörfchen und Palmen - und Bananenplantagen sowie Terrassenfelder. Die steil aufragenden Berghänge machen die kleine Landwirtschaft in diesem Tal zu einem echten Abenteuer. An die terrassierten Berghänge schmiegen sich die weißen Häuser klitzekleiner Ortschften, auch eine winzige Kapelle thront über dem Tal. Der Wasserfall am oberen Ende des Barranco del Agua ist nur ein winziges Rinnsal - es hat seit Wochen auf La Gomera nicht geregnet, wie wir später noch sehen werden. Unser Busfahrer Ernesto lässt uns direkt am Strand von La Playa aussteigen - wir sehen und hören den Atlantik, der hier auf einen breiten und bei Touristen sehr beliebten Strand trifft. Die Uferpromenade verbindet die kleinen Dörfer La Playa, Puntilla und Vueltas und lädt zu einem gemütlichen Bummel ein. Zahlreiche Bars, Cafés und Restaurants laden zur Einkehr ein - wir lassen uns richtig gut gehen und genießen den Aufenthalt am Atlantik. Wie immer treffen wir uns um 18.52 Uhr vor dem Hotel - biegen einmal um's Eck und kehren zum Abendessen in Victor's Pension ein. Hier ist die grüne Suppe sehr viel gehaltvoller - dazu gibt's frischen Fisch oder Rindersteaks, Gemüse, die gesalzenen Schrumpelkartoffeln und zwei vegetarische Gerichte. Der einheimische Wein ist kräftig und lecker - wir lassen den Abend ausklingen und manche erkunden noch den hoteleigenen Wellnessbereich auf der Dachterrasse.

Donnerstag, 12.03.2020 – Wanderung im Märchenwald

Ein weiteres Highlight steht heute auf unserem Programm - eine Wanderung im Märchen- oder Zauberwald im Nationalpark Garajonay. Der Lorbeerwald mit seinen moosbewachsenen Baumriesen, von denen Flechten zum Teil wie feines Haar herunterhängen, ist ein natürlicher Urwald. Die Passatwinde bringen die Wolken aus Nordosten auf die Insel und sorgen so für eine natürliche Bewässerung - so ist der Plan. Die langanhaltende Trockenheit wirkt sich auch hier aus - alles ist knochentrocken. Aber die Lorbeerbäume (4 Arten), Stechpalmen, Buschheide, Gagelbäume, Oliven, Flaschenputzerbäume, Agaven, Kaktusfeigen, verschiedene Sukkulenten und Wollmispeln überstehen die Trockenheit ganz gut. Unsere Ulrike ist sowieso in ihrem Element und zeigt und erklärt uns Pflanzen und Bäume, die in der Tat in diesem Wald ein sehr kurioses und nahezu einmaliges Bild von einem Urwald abgeben. Selbst große Waldbrände konnten dieses natürliche Refugium nicht dauerhaft schädigen. Bei schweißtreibenden Temperaturen führt uns Ulrike aus dem Urwald heraus - ein etwas steilerer Anstieg noch und ein paar Meter (oder war es ein Kilometer?) in der prallen Sonne und wir stehen in Las Hayas vor dem urigen Restaurant La Montana Casa Efigenia. Im Schatten mächtiger Eukalyptusbäume haben die Besitzerin (über 80 Jahre jung) und ihre Familie eine kleine und sehr feine Einkehr für Wanderer geschaffen, alles stammt aus eigener Landwirtschaft und wird in der Küche frisch zubereitet. Die Chefin bewirtet nach altem Brauch eine Wanderin persönlich - d.h., sie „füttert" sie mit etwas zittriger Hand. Viele Produkte können hier auch gekauft werden und Efigenia überwacht persönlich, dass das Entgelt auf den Cent stimmt. Mit ihren Blicken dirigiert sie auch die anderen Familienmitglieder im Service und in der Küche - die Dame hat einen sehr guten Ruf zu verteidigen.

Freitag, 13.03.2020 – Felsenschlucht Barranco de Guarimiar

Die heutige Wanderung wurde von Ulrike (zu Recht) als etwas anspruchsvollere Tour angekündigt - steile Ab- und Aufstiege auf gerölligem Untergrund seien zu meistern, Tritt- und Schwindelfreiheit wären gute Voraussetzungen dafür. Ein Teil der Gruppe entschließt sich, den heutigen Tag in Eigenregie zu verbringen, mit Mietwagen und zu Fuß wird die Insel erobert und man hatte jede Menge Spaß da-bei. Die Wanderer steigen bei kurz hinter Imada in ihr Abenteuer ein - die gewaltige Felsenschlucht lässt einen Blick in die Erdgeschichte zu - die gesamte Insel ist ja vulkanischen Ursprungs. Von Erosion geprägte Felsformationen, bizarre Höhlen und satt-grüne Felswände prägen die Schlucht, der Wanderweg wird nach Anfangs steilem Abstieg dann komfortabel, gesichert mit Handlauf gegen ungewolltes Verlassen des Weges - es ist so beeindruckend, dass wir Mühe haben, wegen andauernder Fotostopps unsere Etappe zu schaffen. Vor dem letzten Aufstieg nach Alajero teilt sich unsere Gruppe noch einmal - fünf Power-Wanderinnen folgen Ulrike, andere folgen mir noch für gute 1 ½ gemütliche Wanderstunden bis zu einem Parkplatz. Zum Abendessen - pünktlich um 18.52 Uhr - kehren wir heute im Restaurant Brenusca ein. Besitzer und Familie freuen sich schon auf unsere Gruppe und lassen sich auch bei der Arbeit in der Küche zusehen. Gewaltige Portionen Fisch und Fleisch nebst Beilagen stehen bald auf unserem Tisch, einfach lecker. Aus der eigenen Landwirtschaft stammt u.a. auch eines junges Zicklein, dass für uns und andere Gäste zubereitet wurde - wahrhaft ein Genuss.

Samstag, 14.03.2020 – Hermigua – Agulo – Sky–Walk und die „rote Wüste"

Für heute hat Ulrike wieder eine ganz tolle Wanderung geplant. In der üppig bewachsenen Schlucht von Hermigua geht es zunächst auf einem breiten Höhenweg mit malerischen Ausblicken bis hinunter zu einem kleinen Stausee, der vom längsten Wasserfall der Insel - El Cedro - gespeist wird. Der Wasserfall erinnert zwar eher an ein Rinnsal, doch die Vegetation im Tal ist üppig und Bananenplanta-gen, Papaya- und Mispelbäume sind überall zu sehen. Wir dürfen zum ersten Mal einen kleinen Bachlauf überqueren (!) und fahren kurze Zeit später weiter Richtung Norden nach Agulo. Das kleine Dorf mit hübschen weißen Häusern und kleinen Gärten wirkt wie verlassen - wir sind die einzigen Touristen und lassen uns Tapas und Getränke auf einer sonnigen Terrasse der Bar Alameda schmecken. An-schließend fährt uns Ernesto zum Mirador de Abrante. Etwa 600m über dem Meeresspiegel ragt eine sieben Meter lange Glasplattform über die rote Steilwand hinaus und bietet ein atemberaubendes Gefühl, als würde man frei schweben. Nach unzähligen Fotos erfreuen uns zwei Gomeros noch mit einer Kostprobe der kanarischen Pfeifsprache „El Silbo", die tatsächlich den Kindern im Unterricht beige-bracht wird. Noch eine kurze Wanderung durch die „rote Wüste" - und ein Einkaufsstopp in einer Bäckerei-Konditorei - wir verabschieden uns von La Gomera denn Ernesto lässt bereits durchblicken, dass eine strikte Ausgangssperre zu erwarten sei. Im Caprichos gibt es heute eine riesige und sehr leckere Paella mit Hühnchen und Kaninchen - nun ja, und viel Suppe natürlich.

Sonntag, 15.03.2020 – Ausgangssperre

Nach dem Frühstück erklärt uns die Hotelchefin, dass mit sofortiger Wirkung eine Ausgangssperre auch auf La Gomera gilt. Erste Polizeistreifen und Lautsprecherwagen verdeutlichen den Ernst der Situation - wir dürfen das Hotel nur zum Einkauf kurz verlassen und halten uns diszipliniert an diese Anweisung. Hotelzimmer und die Dachterrasse sind unsere einzigen Möglichkeiten, zu Abend wird im Hotel gegessen, nachdem wir uns von unserer lieben Ulrike herzlich und mit Abstand bedankt haben.

Montag, 16.03.2020 – Abreise

Mit der ersten Fähre um 07.30 Uhr verlassen wir La Gomera und sind schon gegen 09.00 Uhr am Flughafen von Teneriffa. Dort warten mit uns tausende Reisende auf ihren Rückflug. Mit einer Stunde Verspätung um kurz vor 18.00 Uhr hebt unser Flieger ab und gegen Mitternacht sind wir zurück in Deutschland. In den frühen Morgenstunden sind dann alle auch wieder wohlbehalten in ihren Wohnorten. Die „beste Wandergruppe", die ich in dieser Woche begleiten durfte, steht untereinander weiter in engem Kontakt - und ich bin sicher, dass es nicht nur den besonderen Umständen geschuldet ist, unter denen diese Reise stattfand.
Ihr Lieben,
ich wünsche Euch alles Gute, beste Gesundheit und bleibt weiter optimistisch.
Herzlichst Euer Detlef May.

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Kommentare zum Reisebericht

Danke lieber Detlef für den sehr schönen Bericht unserer gemeinsamen Reise

André K Punkt
10.04.2020

Lieber André, ich freue mich, dass dir der Bericht gefallen hat. ich danke dir für dein Feedback.
Bleib gesund.

Detlef May 12.04.2020

Auch von mir herzlichen Dank für die erlebnisreiche Reise, die angenehme und professionelle Begleitung. An einen schönen Urlaub erinnert man sich immer gern, der Wanderurlaub 2020 wird uns Allen in besonderer Erinnerung bleiben.
Immer wieder gern mit Eberhardt-Travel.

Nößler, Kerstin
01.05.2020

Hallo Kerstin, dass dieser Urlaub etwas besonderes war, stellt unsere WhatsApp-Gruppe täglich unter Beweis. Und für den Spätherbst plane ich bereits ein Wiedersehen mit allen - versprochen.

Detlef May 06.05.2020