Nordspanien und Porto – Facettenreiche Entdeckungen zwischen Atlantik, Geschichte und Gaudí
Reisebericht: 26.06. – 07.07.2025
„Reisen – das ist Leben.“ – Hans Christian Andersen
Unsere Route führte uns quer durch den grünen Norden Spaniens: Von der dynamischen Metropole Bilbao mit ihrem Mix aus Tradition und Moderne, über die majestätischen Landschaften von Covadonga und das historische Oviedo bis hin zur lebendigen Hafenstadt Porto in Portugal. Auf dieser Reise erlebten wir beeindruckende Natur, kulturelle Schätze und die herzliche Gastfreundschaft der Menschen, die diese Regionen so einzigartig machen.
Ein Reisebericht von
Sabine C. Seifert
26.06.2025: Ankunft in Bilbao – heiße Begegnung mit dem Baskenland
Unsere Reise begann mit strahlendem Sonnenschein und Temperaturen jenseits der 30 Grad – Bilbao zeigte sich gleich zu Beginn von seiner sommerlichsten Seite. Während einige Gäste schon vorab angereist waren und individuell die Stadt erkundet hatten, traf der Großteil der Gruppe am Flughafen “La Paloma” ein. Schon hier spürte man, dass die kommenden Tage voller Entdeckungen, Begegnungen und besonderer Momente sein würden.
Nach dem Transfer zum Hotel Occidental Bilbao blieb ein Moment zur Erholung.
Am späten Nachmittag stiegen viele schonmal über die Calzadas de Mallona hinunter – eine historische Treppe mit über 300 Stufen, die von der Basilika Begoña in die Altstadt führt. Der Blick auf das urbane Leben, das sich zwischen mittelalterlichen Gassen und modernen Bars abspielte, faszinierte alle sofort. Ein kurzer Rundgang durch den Casco Viejo, Bilbaos Altstadt, ließ die Atmosphäre der Stadt spürbar werden: Enge Gassen, kunstvoll geschmiedete Balkone, Tapasduft und baskische Lebensfreude. In der Zwischenzeit reisten weitere Gäste aus unserer Gruppe an. Am Abend war die Gruppe dann vollständig im Hotel und wir stießen mit einem Glas spritzigem Txakoli an – einem leichten Weißwein mit frischer Säure und lebendiger Perlage. Es war der Auftakt zu einer besonderen Reise.
27.06.2025:: Bilbao – Kunst, Industriekultur und Baskenherz
Ein wolkenloser Himmel und ein reichhaltiges Frühstück bereiteten uns auf einen ereignisreichen Tag vor. Zunächst fuhren wir mit dem Bus zur Puente de Vizcaya, der 1893 eingeweihten Schwebefähre, bestaunten dieses technische Meisterwerk des 19. Jahrhunderts, das heute UNESCO-Welterbe ist.
Unsere lokale Stadtführerin Cristina, eine gebürtige Bilbaina, nahm uns mit auf eine Reise durch Vergangenheit und Gegenwart. Die Transformation von einer vom Kohle- und Stahlhandel geprägten Industriestadt hin zu einer europäischen Kulturmetropole wurde besonders deutlich bei der Fahrt entlang der revitalisierten Uferpromenade.
Zurück in der Altstadt besuchten wir die gotische Kathedrale Santiago, ein bedeutender Stopp auf dem Jakobsweg. In der Markthalle La Ribera steht zwar eine Vielfalt an Pintxos – von Kabeljau mit Piquillo-Paprika bis zu Mini-Broten mit Idiazábal-Käse zur Verfügung, doch wegen des schönen Wetters nahm uns Cristina bis auf den Plaza de la Constitución mit, wo es eine Vielzahl an kleinen Pintxo-Bars zur Stärkung gab. Das Problem bestand nun darin, sich ein passendes Restaurant auszusuchen.
Am Nachmittag stand das Guggenheim-Museum auf dem Programm. Die geschwungene Titanfassade von Frank Gehry, die sich wie eine lebendige Skulptur in die Stadtlandschaft einfügt, beeindruckte alle. Im Inneren begegneten uns Werke von Richard Serra, Anish Kapoor und Jenny Holzer. Draußen begrüßte uns „Puppy“, der mit bunten Blumen verzierte Hund von Jeff Koons, als Symbol für verspielte Moderne. Einige Gäste ließen den Tag in einer Rooftop-Bar mit Blick auf das Museum ausklingen – begleitet von einem Milchkaffee oder einem Glas Aperol, im Licht der untergehenden Sonne. Andere wollten das ikonische Guggenheim-Museum, dass wie ein futuristisches Schiff am Ufer des Nervión liegt, einmal aus der Vogelperspektive sehen und fuhren mit dem Funicular zum Monte Artxanda hinauf. Aber was für eine Enttäuschung. Hier wurde gerade ein Film gedreht und der gesamte Aussichtspunkt war für die Öffentlichkeit gesperrt.
Am Abend lernten wir das Kneipenviertel Bilbaos kennen und kamen nochmals in den Genuss von Pintxos.
28.06.2025: San Sebastián – Eleganz am Atlantik
Heute führte uns der Weg nach San Sebastián, einer der glanzvollsten Städte der spanischen Atlantikküste. Schon bei der Anfahrt eröffnete sich der Blick auf die muschelförmige Bucht La Concha, eingerahmt von den grünen Hügeln Urgull und Igueldo – ein Bild wie aus einem Gemälde.
Unsere Erkundung begann am Fluss Urumea mit Blick auf das Hotel Maria Cristina und das Victoria-Eugenia-Theater, Bauwerken aus dem frühen 20. Jahrhundert. Weiter ging es durch das bunte Stadttreiben, vorbei an dem Laden mit dem besten Käsekuchen – einige konnten nicht widerstehen -, bis hin zur Basilika Santa Maria del Coro mit ihrer barocken Fassade und dem Blick zur neugotischen Kathedrale Buen Pastor, deren schlanker Turm das Stadtbild prägt.
Wir bummelten oberhalb des Hafens bis zum Aquarium und endeten am ehemaligen Casino, das in ein Rathaus umgewandelt wurde – ein Gebäude voller Geschichten, darunter auch jene der legendären Mata Hari.
An der Promenade entlang der Bucht lockten Tamarisken in voller Blüte, und wir spazierten zum Miramar-Palast, einst Sommerresidenz der spanischen Königin Maria Christina. Die Aussicht auf die kleine Insel Santa Clara im glitzernden Wasser war ein wahrer Postkartenmoment – vor allem für diejenigen, die eine kleine Bootsfahrt gebucht hatten.
Als Highlight fuhren wir mit der historischen Standseilbahn auf den Monte Igueldo. Der Ausblick von hier über Stadt, Strand und Meer bei goldener Nachmittagssonne war schlicht atemberaubend. Ein süßes Eis auf der Terrasse machte das Erlebnis perfekt, bevor wir mit vielen Eindrücken im Gepäck nach Bilbao zurückkehrten – begleitet von passender Musik über die Küste und den Golf von Biskaya.
29.06.2025:: Kantabrien – Küstenzauber, Bootsfahrt, Santillana del Mar & Altamira
Der vierte Reisetag begann bei angenehmer Temperatur – perfektes Wetter für unseren Weg entlang der rauen kantabrischen Küste.
Erster Halt war das charmante Städtchen Laredo, dessen historische Altstadt, die „Puebla Vieja“, sich mit gepflasterten Gassen und historischen Fassaden malerisch an einen Hügel schmiegt. Wir schlenderten vorbei an schmiedeeisernen Balkonen und tauchten ein in die Atmosphäre längst vergangener Jahrhunderte. Gern hätten wir auch einen Blick in die Kirche Santa María de la Asunción geworfen, ein Meisterwerk gotischer Baukunst mit ihrer hoch aufragenden Apsis und den eleganten Maßwerkfenstern, doch so früh am Morgen waren die Tore noch verschlossen.
Das Wetter meinte es gut mit uns – die Sonne strahlte vom Himmel, und eine frische Brise wehte vom Atlantik herüber. Beste Bedingungen für unseren Bootsausflug zum Leuchtturm El Caballo, der spektakulär an den Steilklippen der Küste thront. Unsere Route führte vorbei an den alten Festungen aus der Zeit Napoleons, die stumm von vergangenen Schlachten zeugen. Sie wirkten wie steinerne Wächter über dem Meer – beeindruckende Zeugen einer bewegten Geschichte.
Begleitet wurden wir dabei von einer KI-gesteuerten Audioführung auf Deutsch. Die künstliche Stimme erklärte die historischen und geografischen Hintergründe. Punkt. Ist das nun die moderne Art des Reisens, bei der Vergangenheit und Zukunft aufeinandertreffen und wir Reiseleiter werden ersetzt?
Am Nachmittag stand der Besuch der Höhle von Altamira – genauer gesagt ihrer Nachbildung, der „Neocueva“ auf dem Programm. Unter gedämpftem Licht bestaunten wir die rund 14.000 Jahre alten Felszeichnungen: gewaltige Bisons in leuchtendem Ocker, filigrane Hirsche, geheimnisvolle Handabdrücke. Die raffinierte Perspektive und künstlerische Kraft der Motive wirkten zutiefst bewegend. Nicht umsonst gilt Altamira als die „Sixtinische Kapelle der Steinzeit“.
Den Abschluss dieses abwechslungsreichen Tages bildete die kleine Stadt Santillana del Mar, oft als „die schönste Lüge Spaniens“ bezeichnet – denn weder ist das Dorf „heilig“, noch liegt es „am Meer“. Dafür erwartete uns eine der bestbewahrten mittelalterlichen Ortschaften der Iberischen Halbinsel. Wir schlenderten durch kopfsteingepflasterte Straßen, vorbei an romanischen Bogengängen, steinernen Stadtpalästen und mit Geranien geschmückten Holzbalkonen. In der Stiftskirche Santa Juliana, einem romanischen Juwel aus dem 12. Jahrhundert, befinden sich die herrlichen Kapitelle und die Krypta mit den Gebeinen der Heiligen, doch leider war die Kirche – wie so oft – geschlossen. Danach deckten wir uns im kleinen Laden der Clarisas-Nonnen mit den berühmten Mandelkeksen ein – ein kulinarisches Souvenir der zartesten Art.
Am späten Nachmittag erreichten Santander. Es blieb noch Zeit für einen Bummel am Strand oder zur Magdalenen-Halbinsel, bevor wir uns das Abendessen schmecken ließen.
30.06.2025:: Die bewegte Geschichte Santanders & das fantasievolle Comillas
Am nächsten Morgen begrüßte uns Santander, die Hauptstadt Kantabriens – eine Stadt, deren Geschichte von Glanz und Katastrophe gleichermaßen geprägt ist. Wer wollte konnte mit zur Stadtführung gehen oder ausschlafen und den Strand geniessen. Sabine erzählte eindrucksvoll vom Schiffsunglück der Cabo Machichaco im Jahr 1893: Beim Entladen explodierten über 40 Tonnen Sprengstoff mitten im Stadtzentrum – eine Tragödie mit über 500 Todesopfern. Auch der verheerende Stadtbrand von 1941, der große Teile der Altstadt zerstörte, wurde thematisiert.
Doch heute zeigt sich Santander in modernem Gewand – elegant und weltoffen. Bei unserem Rundgang besichtigten wir die Abtei Cuerpos Santos, warfen jedoch keinen Blick in die schlichte, aber bedeutende Kathedrale, sondern schlenderten vorbei an der Santander-Bank bi hin zur noch sehr ruhigen Markthalle und endeten an der Hafenpromenade bei den bronzenen „Raqueros“ – Statuen, die an die verwaisten Jungen erinnern, die sich früher ins Wasser stürzten, um Münzen zu fangen.
Ein Highlight war der Panoramaaufzug am Centro Botín, der uns mit gläsernem Schwung auf eine Aussichtsterrasse hob: Der Blick über die Bucht, eingerahmt von modernen Skulpturen, ließ die Geschichte der Stadt für einen Moment stillstehen.
Am Mittag erreichten wir Comillas, ein Städtchen voller historischer Eleganz. Unser Ziel: das verspielte Meisterwerk „El Capricho de Gaudí“. Dieses farbenfrohe Gebäude – ein Frühwerk des katalanischen Architekten – überraschte mit Sonnenblumenmotiven, schmiedeeisernen Gittern und kleinen architektonischen Spielereien. Selbst an eine Form von Fußbodenheizung hatte Gaudí gedacht – ein Genie auch im Detail.
Zum Ausklang des Tages fuhren wir nach Cabrales, einem abgelegenen Ort in den asturischen Bergen, berühmt für seinen intensiven Blauschimmelkäse. In einer kleinen Käserei erfuhren wir durch Juanjo von der aufwändigen Reifung. Bei der Verkostung – von mild bis sehr kräftig – war für jede*n etwas dabei. Zufrieden und um viele Aromen reicher erreichten wir am Abend unser Hotel in Ribadesella. Mit Blick auf das Meer und dem Rauschen der Wellen schliefen wir ein.
01.07.2025: Covadonga, die Seen der Picos & ein stimmungsvoller Nachmittag in Oviedo
Wir verabschiedeten uns von der Küste und tauchten ein in das grüne Herz Asturiens: den Nationalpark Picos de Europa. Die Berge ragten eindrucksvoll vor uns auf, als wir über enge Serpentinen zur bedeutenden Pilgerstätte Covadonga fuhren. Inmitten dichter Wälder liegt die mystisch über einer kleinen Lagune die Santa Cueva – die Heilige Höhle. Hier, so sagt die Überlieferung, begann im 8. Jahrhundert die christliche Rückeroberung der Iberischen Halbinsel.
Noch ein kurzer Stopp an der neoromanischen Basilika von Covadonga, die wie ein Märchenschloss aus rotem Stein wirkt, und schon ging es für uns weiter hinauf in die Berge. Dichte Nebelschwaden begleiteten unsere Fahrt in den kleinen Minibussen – fast gespenstisch. Na, ob wir da überhaupt etas zu sehen bekämen? Doch plötzlich durchbrachen wir die Wolken, und der erste Gletschersee Enol lag vor uns in voller Pracht. Kristallklar, von schroffen Felsen eingerahmt, spiegelte sich darin der Himmel. Bartgeier kreisten lautlos über unseren Köpfen, während Radfahrer sich mit letzter Kraft die Serpentinen hinaufarbeiteten.
Wir hatten gerade genug Zeit, um den Aussichtspunkt zu erklimmen, von wo wir auf die Wolkendecke hinabblickten und hier und da einige Bergkuppen herauslugten. Dann liefen einige noch schnell zu den Überresten der alten Minenstollen – stille Zeugen einer arbeitsreichen Vergangenheit. Es fiel uns schwer, der rauen Landschaft und dem Sonnenschein Lebwohl zu sagen.
Am Nachmittag erreichten wir Oviedo, die Hauptstadt Asturiens. Dort erwartete uns die sympathische Stadtführerin Marian. Sie führte uns mit viel Wissen durch die historische Altstadt. Sie erzählte von Alfons II. dem Keuschen, der im 9. Jahrhundert Oviedo zur Hauptstadt Asturiens machte, und von der Rolle der Stadt als wichtiger Knotenpunkt des Jakobswegs.
Wir beendeten die Führung vor der gotische Kathedrale San Salvador, deren Ursprung ebenfalls bis ins 8. Jahrhundert zurückreicht. Die berühmte Cámara Santa, eine Heiligkammer mit Reliquien wie dem „Schweißtuch Christi“, zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Ein Großteil der Gruppe wollte die Gelegenheit nutzen, das Innere der Kathedrale zu besichtigen – und kam tief beeindruckt zurück. Die feingliedrigen Kreuzrippengewölbe, das goldene Retabel und die kunstvolle Chorschranke hinterließen nachhaltigen Eindruck.
02.07.2025: Naturgewalt am Kathedralenstrand, römische Geschichte in Lugo & kulinarischer Ausklang in A Coruña
Früh am Morgen verließen wir Oviedo in Richtung Galicien. Unser Ziel: der berühmte Praia das Catedrais – der „Strand der Kathedralen“. Die Sonne lugte durch die Wolken, als wir die Küste bei Ribadeo erreichten. Leider herrschte zur Ankunft Flut, sodass wir die spektakulären Felsbögen – wie gotische Pfeiler aus Stein – nicht hautnah durchwandern konnten. Doch der Besuch lohnte sich dennoch: Der Holzbohlenweg auf der Klippe führte uns entlang der schroffen Küstenlinie und bot herrliche Ausblicke auf die tosend brandenden Wellen des Atlantiks. Salz in der Luft, Wind in den Haaren – ein eindrucksvolles Naturerlebnis.
Nach einer Weiterfahrt ins Landesinnere erreichten wir Lugo, die älteste Stadt Galiciens. Die römische Stadtmauer, seit 2000 UNESCO-Weltkulturerbe, zieht sich wie ein ca. 2?km langer Ring aus massiven Quadern um die Altstadt – vollständig erhalten und begehbar. Einige nutzten die Gelegenheit für einen Spaziergang auf dem Wehrgang, andere erkundeten die Kathedrale Santa María, deren Ursprünge bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen.
Zum Mittag gab es einen galicischen Klassiker: Pulpo a feira – weich gekochter Tintenfisch, mit grobem Salz, Olivenöl und Paprikapulver auf Holzbrettchen serviert. Ein einfaches, aber geschmacklich unvergleichliches Gericht.
Am späten Nachmittag erreichten wir A Coruña, die elegante Hafenstadt am Atlantik. In der Abendsonne spazierten wir hinauf zum Herkulesturm, hörten die alten Legenden und suchten die neunköpfige Hydra.
Ein ganz besonderer Abschluss erwartete uns beim Abendessen in der kleinen Taverne „A Roda“. Die Besitzerfamilie empfing uns herzlich und verwöhnte uns mit lokalen Spezialitäten: Empanadas, galicischer Käse, nochmal Pulpo, Pimientos de Padrón und zartes Fleisch. In der rustikalen Atmosphäre, begleitet von einem Glas frischen Weissweins und dem Klirren der Gläser, fühlte es sich an wie ein Abend unter Freunden – der perfekte Abschluss eines reichen Tages.
03.07.2025: Das Ende der Welt – Finisterre & spirituelle Tiefe in Santiago de Compostela
Nach dem Frühstück brachen wir auf zum sagenumwobenen Kap Finisterre – das „Ende der Welt“. Die Römer glaubten einst, hier würde die Sonne im Ozean untergehen. Und tatsächlich: Der Blick von den steilen Klippen auf das scheinbar endlose Meer ist überwältigend.
An diesem Tag wehte ein starker, stetiger Wind über das Kap – aber begleitet von strahlendem Sonnenschein. Der weiße Leuchtturm von Fisterra, 1853 erbaut, stand majestätisch über dem Abgrund, und die Gischt schlug in hohen Fontänen an die Felsen.
Auf unserer Fahrt nach Santiago de Compostela legten wir noch einen kurzen, aber lohnenswerten Zwischenstopp in Carnota ein. Das Dorf ist bekannt für seine beeindruckenden Hórreos – die typisch galicischen Kornspeicher, die wie kleine, erhöhte Häuschen auf steinernen Pfeilern stehen. Begeistert zückten wir die Kameras, um die Hórreos in ihrem typischen Ambiente festzuhalten.
Doch das war noch nicht alles: Unser Busfahrer Andrés überraschte uns mit einer spontanen Pause im malerischen Dorf Ponte Maceira. Kaum angekommen, waren wir sofort verzaubert von der idyllischen Atmosphäre dieses kleinen Ortes. Die uralte Steinbrücke, die sich sanft über den Fluss Xallas spannt, erzählt Geschichten aus längst vergangenen Zeiten – die Steine tragen die Spuren von Jahrhunderten, Pilgern und Händlern. Das Wasser plätscherte leise unter uns, während die alten Häuser am Ufer mit ihren steinernen Fassaden dem Dorf einen fast märchenhaften Charme verliehen.
Andrés’ kleine Überraschung brachte eine besondere Würze in unsere Fahrt – ein Augenblick der Ruhe und Schönheit, bevor wir wieder aufbrachen nach Santiago.
Am Nachmittag erreichten wir endlich Santiago de Compostela, das große Ziel des Jakobswegs. Unser lokaler Stadtführer Francisco nahm uns mit auf einen Rundgang durch die verwinkelten Gassen der Altstadt, vorbei an versteckten Innenhöfen, stillen Klöstern und prachtvollen Kirchen.
Der emotionale Höhepunkt war der Besuch der Kathedrale von Santiago, eines der bedeutendsten Wallfahrtszentren der Christenheit. Ihre barocke Westfassade, die mächtigen Türme und die weite Krypta beeindruckten tief. Viele Gäste verweilten auf dem Plaza del Obradoiro, beobachteten die ankommenden Pilger – einige weinend, einige lachend – und ließen sich von der besonderen Stimmung tragen.
Ein gemeinsames Abendessen beschloss diesen Tag, der wohl zu den eindrücklichsten der Reise zählt.
04.07.2025: Muschelzucht, Heilwasser & Jugend auf La Toxa
Der heutige Reisetag führte uns südwärts entlang der beeindruckenden galicischen Küste bis zur Halbinsel O’Grove. Das Wetter war traumhaft sonnig und so legten wir spontan einen kurzen Stopp am endlosen Strand von A Lanzada ein, wo die kraftvolle Atlantikdünung beständig die Küste formt. Überpünktlich standen wir dann am Pier, um in O’Grove ein Ausflugsboot zur Besichtigung der berühmten Muschelzuchtanlagen zu besteigen.
Gemächlich glitten wir zwischen den „Bateas“ dahin – den schwimmenden Holzflößen aus Eukalyptusholz, auf denen seit Generationen Miesmuscheln und Austern kultiviert werden. Hier lernten wir nicht nur die traditionelle Zuchtmethodik kennen, sondern auch die biologische Besonderheit dieser Meeresfrüchte und ihre immense wirtschaftliche Bedeutung für die Region. Noch während der Erklärungen auf deutsch, wurden die frisch gekochten Miesmuscheln direkt an Bord serviert, so dass unsere Aufmerksamkeit zwischen den Muscheln im Wasser und denen auf dem Tisch hin und herpendelte. All das begleitet von einem Glas spritzigen Weißweins, was das maritime Erlebnis abrundete. Zum Abschluss wurde fröhliche Musik gespielt und mit dem Rhythmus in den Füssen verliesen wir das Boot.
Unser nächster Halt war die kleine Insel La Toxa (auf Galicisch „A Toxa“). Einst ein beschaulicher Ort, entwickelte sich La Toxa im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zu einem mondänen Kur- und Erholungsort, der seine Berühmtheit den schwefelhaltigen Heilquellen verdankt. Der Legende nach soll ein alter Esel, der hier badete, wieder zu Kräften gekommen sein – eine Geschichte, die bis heute die heilende Kraft des Wassers symbolisiert.
Auf der Insel bewunderten wir die einzigartige Kapelle San Caralampio, deren Außenwände komplett mit unzähligen Jakobsmuschelschalen verkleidet sind – ein kreatives Kunstwerk, das die innige Verbundenheit mit dem Meer widerspiegelt.
Besonders faszinierend war für uns, wie La Toxa sich im Laufe der Zeit wandelte: Von einem einfachen Kurort mit Thermalbädern und Heilwasser wurde die Insel zu einem Symbol jugendlicher Erneuerung – nicht zuletzt durch die Herstellung der berühmten schwarzen Seife aus natürlichen Zutaten, die der Haut ihre Spannkraft zurückgeben soll. In der ehemaligen Seifenfabrik, heute ein nostalgischer Laden, kauften viele von uns diese kleine Kostbarkeit – ein Stück La Toxa für zuhause. Sie soll der Haut die jugendliche Spannkraft wiedergeben… Na, ob das wirklich stimmt? Das wird sich zeigen – beim nächsten Wiedersehen.
Am Nachmittag führte uns der Weg zurück nach Santiago de Compostela. Hier hatten wir Zeit für einen entspannten Cafébesuch, einen stillen Spaziergang durch die Altstadt oder einfach zum Beobachten der ankommenden Pilger. Wieder spürten wir diesen besonderen Zauber, der diesen Ort so einzigartig macht – eine Tag voller Emotionen, Tradition und Lebendigkeit.
05.07.2025: Castro–Kultur, Picknick mit Aussicht & einem Fuß bereits in Portugal
Der Morgen begann mit einer Fahrt in den äußersten Südwesten Galiciens. In Baiona besuchten wir die mächtige Festung Monterreal, die hoch über dem Atlantik thront und einst die Küste vor Piraten und Eroberern schützte. Hier genossen wir einen Cortado mit Aussicht, bevor sich einige Gäste beeilten, um die im Hafen liegende Replik der “Pinta” zu besichtigen– eines der drei Schiffe, mit dem Kolumbus’ Mannschaft im Jahr 1493 die Nachricht von der Entdeckung der Neuen Welt zurück nach Europa brachte. Ein kurzer, eindrucksvoller Abstecher, der uns bewusst machte, wie klein dieses Schiff doch war und wie gross der Mut der Seeleute von damals.
Dann führte uns der Weg hinauf auf den Monte Santa Trega – einen Ort, an dem sich Geschichte, Spiritualität und Natur auf faszinierende Weise verbinden. Der Berg erhebt sich über der Mündung des Río Miño. Gleich nach dem Aussteigen ließen wir den Blick über die grüne Küste Galiciens bis hinüber nach Portugal schweifen. Doch nicht nur das Panorama war beeindruckend: Auf dem Hochplateau befinden sich die Überreste einer der bedeutendsten Siedlungen der Castrokultur, einer keltiberischen Hochkultur, die hier zwischen dem 6.?Jh.?v.?Chr. und dem 1.?Jh.?n.?Chr. lebte, aber sich in vielerlei Hinsicht von den Kelten der Hallstatt-Kultur unterscheidet.
Der Spaziergang zu den Ausgrabungen zeigte uns die Fundamente der runden Steinhäuser mit zentralen Höfen und gepflasterten Wege und alles gebaut auf einem windumtosten Hügel. Diese sogenannten Castros erinnern trotzallem auch an Siedlungen der keltischen Welt in Irland oder der Bretagne, und tatsächlich sehen viele Forscher Nordwestiberien als Teil eines „keltischen Atlantikbogens“. Die Parallelen reichen von der Bauweise über soziale Strukturen bis hin zu religiösen Vorstellungen.
Heute ist der Ort ein Freilichtmuseum, das die Vergangenheit lebendig werden lässt. Ein Stück oberhalb der Ausgrabungen steht die kleine Kapelle der Heiligen Thekla (Santa Tegra), nach der der Berg benannt ist. Der Ort ist seit Jahrhunderten Ziel von Pilgerfahrten. Noch heute findet hier im August eine große Wallfahrt statt, bei der sich Glaube, galicische Volkskultur und Lebensfreude zu einem einzigartigen Fest verbinden. In der Heiligen Thekla, einer frühchristlichen Märtyrerin, treffen sich hier die Spuren antiker Frömmigkeit und lebendiger Tradition.
Ein wenig unterhalb des Ruinendorfes legten wir dann unser Picknick ein: Frisches Brot, Chorizo, galicischer “Brüstchen”-Käse, Oliven, Weis- und Rotwein und der bekannte Kräterlikör– ein Fest der Sinne an einem Ort, der tief in Geschichte getränkt ist. Bei unserer Weiterfahrt schweifte der Blick dann nochmals über das grüne Mündungsdelta, den endlosen Ozean – und ein wenig wehmütig verabschiedeten wir uns von Norspanien.
Am Nachmittag überquerten wir schließlich die Grenze nach Portugal – ein neues Land, ein neuer Abschnitt unserer Reise und ein neues Kapitel voller Entdeckungen.
06.07.2025: Porto – Portwein, Azulejos & ein Abend am Douro
Unser letzter ganzer Reisetag führte uns nach Porto, die Stadt der Brücken, des Weins und der melancholischen Schönheit. Unsere Stadtführerin Celia, charmant und voller Geschichten nahm uns erst mit auf eine Panoramafahrt bis zur Mündung des Douro in den Atlantik, zeigte uns die schönsten, oder sagen wir lieber, die stilvollsten Toiletten der Rundreise und führte uns im Anschluss durch das Herz der Altstadt – durch schmale Gasse, vorbei an mit Azulejos bedeckten Hausfassaden, zu Aussichtspunkten mit weiten Blicken über den Douro.
Überall wird derzeit gebaut, da Porto sein Metronetz erweitert. So legte uns Celia ans Herz, am Nachmittag unbedingt die Kirche São Francisco, deren barocker Goldglanz fast überirdisch wirkt, und den Bahnhof São Bento, dessen Wände mit tausenden blauer Fliesen die Geschichte Portugals erzählen, zu besuchen.
In Vila Nova de Gaia, am gegenüberliegenden Ufer des Douro, besuchten wir den traditionsreichen Portweinkeller Burmester. Dort erfuhren wir von unsererm Weinexperten Ruben, wie aus den Trauben der Douro-Täler durch Haltbarmachen mit Alkohol der legendäre Portwein entsteht – und kosteten zwei verschiedene Sorten:, gereifter Tawny, eleganter White Port. Der Nachmittag stand für alle zur freien Verfügung, einige bummelten durch die Stadt und andere unternahmen eine Bootsfahrt. Am Abend trafen wir uns alle zu einem stimmungsvollen Ausklang wieder: In einer urigen Taverne direkt am Douro-Ufer, saßen wir bei Bacalhau, Vinho Tinto und einem Schokoladenkuchen zusammen. Zum Abschied blickten wir auf die Lichter der Altstadt und die beleuchtete Ponte Dom Luís I - ein würdiger, ja perfekter Abschluss einer bewegenden Reise.
07.07.2025: Abschied mit Fernweh
Am nächsten Morgen hieß es nach und nach Abschied nehmen. Koffer wurden verladen, letzte Fotos geschossen, Bilder ausgetauscht. In unserer Erinnerung nehmen wir die vielen unterschiedlichen Eindrücke mit, denn jeder Stopp auf dieser Rundreise öffnete ein neues Kapitel voller Geschichten und unvergesslicher Erlebnisse. Die Reise hatte uns durch Landschaften, Zeiten, Kulturen und Emotionen geführt – vom industriellen Bilbao bis zum weinseligen Porto.
Obwohl jeder sein eigenes Tempo hatte, war aus unserer Gruppe eine wunderbare Gemeinschaft gewachsen. Eine Reise, die uns nicht nur geografisch, sondern auch innerlich bereichert hat und uns zeigte, wie vielseitig Spanien ist.