Reisebericht: Single–Silvester in Südmähren

28.12. – 02.01.2023, 6 Tage Silvesterreise für Singles und Alleinreisende: Brünn – Austerlitz – Lednice – Valtice – Bratislava – Mährischer Karst – Telc – Trebic – Prag


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Eine Premierenfahrt – erstmals bietet Eberhardt Travel diese Reise an. Ein Pro-gramm für Feinschmecker: mehrere Unesco-Welterbestätte, eine eine Fahrt in die Hauptstadt der Slowakei – Bratislava, eine Weinverkostung und eine Höhlenbesichtigung bieten weitere Abwechslung.
Ein Reisebericht von
Vivian Kreft
Vivian Kreft

Fahrt nach Brünn und kurze Stadtvisite

Von Chemnitz aus fahren wir über Dresden und Dohna nach Brünn. Wie auf Schienen geht es flüssig über die Autobahn, so dass wir nach dem Zimmer beziehen noch Zeit haben, bei Tageslicht eine Stippvisite vorzunehmen.

Ausflug nach Bratislava

Heute fahren wir in die Hauptstadt der Slovakei nach Bratislava. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einer VW-Produktionsstätte vorbei. Diese wächst, eine weitere große Halle wird derzeit gebaut. Eine Million Autos laufen hier jährlich vom Band. Und wir erkennen die Karpaten, die sich in einer Sichel von Tschechien bis nach Rumänien ziehen. Der höchste Punkt ist die Hohe Tatra. So nah scheint sie plötzlich zu sein.
Fünf Millionen Einwohner hat die Slowakei, 500.000 wohnen in der Hauptstadt. Wir kommen an Auwäldern vorbei, die als Biosphärenreservat unter Schutz stehen. Diese ziehen sich bis nach Wien. Wir fahren ein Stück der March entlang, die hier Grenzfluss ist, auf der anderen Seite liegt Österreich.

Unser erster Halt ist beim Zusammenfluss der March in die Donau. Hier erinnern Denkmäler an die Zeit des Eisernen Vorhangs. - Wien und Bratislava, zwei Hauptstädte, die beide an der Donau liegen und kaum 80 km voneinander entfernt liegen. Auf dieser Reise bekommen wir einen guten Eindruck über die ehemalige Donaumonarchie.
Robert erzählt, dass Bratislava einen höheren Lebensstandard hat als Prag und auch gleich in die EU aufgenommen worden ist.

Wir gelangen auf die Burg Bratislava, die barockisiert worden ist. Eine Barockterrasse mit Putten, wie es sich gehört, davor erstreckt sich ein Barockgarten. Von der Höhe aus haben wir einen grandiosen Ausblick auf die Stadt und die Donau.
Danach geht es runter in die Stadt, die überraschend beschaulich ist. Am Eingang erinnern mehrere Tafeln an eine Synagoge, die einer Schnellstraße weichen musste. Da schütteln wir verständnislos den Kopf darüber, dass Synagogen nach dem Zweiten Weltkrieg überhaupt abgerissen werden. Die Altstadt ist verkehrsberuhigt und so bummeln wir mit Robert durch die Straßen. Für eine Crémeschnitte, für die die Stadt bekannt ist, muss freilich noch Zeit bleiben und so genießen wir unsere freie Zeit in einem der plüschigen Cafés.

Austerlitz, Mikulov und der Weinkeller der Tempelritter

Ein vielseitiger Tag - am Vormittag stehen wir auf dem Hügel, von dem aus Napoleon das Schlachtfeld von Austerlitz überblickt hat. Am 2. Dezember 1805 trafen die Franzosen auf die russischen und österreichischen Truppen. Obgleich in der Minderheit, gewannen die Franzosen die Schlacht. Die Schlacht wird jedes Jahr nachgestellt, 2022 nahmen 20.000 Gäste daran teil. Vielleicht helfen solche Darstellungen der Völkerverständigung, um unter europäischen Staaten Frieden walten zu lassen.
Das Denkmal, das wir daraufhin anfahren, ist bescheiden und 1912 ein Jahr vor dem Völkerschlachtdenkmal errichtet worden. Man braucht nichts Großes, um Eindruck zu machen. Der Eingang zum Gedenkort wird von zwei Frauengestalten flaniert: der jungen Frau, die auf ihren Verlobten vergeblich wartet ebenso wie die Mutter, die um ihren Mann und die Söhne trauert. Das geht nahe. Hier geht es um den Verlust und nicht um die Helden.

Nach dieser Geschichtsstunde wenden wir uns einem heiteren Thema zu: dem Weinanbau in Südmähren. Mikulov ist das Zentrum, ein hübsches Örtchen, überragt von einem Schloss. Als wir ankommen, leuchtet es pastellgelb hinter dem Nebelschleier hervor. Als wir durch die Gassen laufen und vor dem Schloss angekommen sind, scheint die Sonne. Das Schloss ist vom Geschlecht der Liechtenstein erbaut worden. Hier in Südmähren liegt der Ursprung des Geschlechts, das mit Schlössern und weiteren Sehenswürdigkeiten noch sehr präsent ist. Erst um 1700 kauften die Liechtenstein das Land, das wir heute kennen und das zwischen der Schweiz und Österreich eingeklemmt liegt.
Ein bisschen Freizeit, ein Sonnenbad am Vorabend des letzten Tages im Jahr – das ist sehr zu genießen.

Wir fahren durch die Rebfelder, durch Ortschaften und erfahren von den Genossenschaften, zu denen sich die Weinbauern zusammengeschlossen haben, um den Ertrag ihrer Parzellen im Verbund zu mehren. Ein Viertel des tschechischen Weinkonsums wird mit eigenen Gewächsen abgedeckt, drei Viertel werden importiert. Nun ist auch verständlich, warum im Hotel gerne der Chianti angeboten wird. Die Tschechen trinken auch gerne ihren Wein.

Nach dem Schloss in Mikulov lernen wir ein weiteres der Liechtenstein kennen: Lednice, eine Sommerresidenz im Tudorstil, umrahmt von einem großen Landschaftspark, der von einer berittenen Polizei bewacht wird. Wir kommen in den Genuss einer Privatführung und haben den Eindruck, dass das Anwesen noch bewohnt ist. Denn auf jedem Tisch stehen geschmackvolle Weihnachtsdekorationen, Teller mit Plätzchen und Äpfeln, wie wenn man im Vorbeigehen eins Naschen könnte. Jeder Raum wird von einer anderen Tapetenfarbe gefasst. Die große Wendeltreppe in der Bibliothek schraubt sich ohne tragende Stütze in die Höhe und ist ein Highlight. Die Orangerie betritt man direkt von einem der Räume aus, ein übergroßer Wintergarten sozusagen.
Bei einer kleinen Runde um das Schloss herum zeigt uns Robert zwei Eulen, die in den Bäumen auf die Nacht warten. Und bevor wir den Bus besteigen, legt sich der Nebel wieder auf Schloss und Park

In dieser Nebelstimmung fahren wir zum Weinkeller der Tempelritter, den wir schon einmal besucht haben. Diesmal bekommen wir eine Kellerführung, die sehr eindrücklich ist. Die Gewölbe waren ursprünglich Fluchtgänge. Heute stehen Riesenfässer darin, verziert mit schönem Schnitzwerk. Und hinter Gitter warten die Weinflaschen darauf, entkorkt zu werden. Da können wir doch helfen. Eine Weinverkostung steht an und danach spielt ein Quartett auf für uns mit Violine, Bratsche, Bass und der Zymbel. Ein faszinierendes Instrument, eine Verschneidung von Zither und Klavier. Stimmungstrunken und mit der einen und anderen Flasche Wein im Ranzen fahren wir zurück ins Hotel.

Die Punkva–Höhlen und Silvesterfeier

Den letzten Tag im Jahr begehen wir entspannt und höchst eindrucksvoll: Heute fahren wir ein in die Tiefen des Mährischen Karst, eine weiche Hügellandschaft, die es im wahrsten Sinn des Wortes in sich hat. Ein Bähnchen fährt uns zum Eingang der Punkva-Höhlen, vorbei an Kinderwagen schiebenden Familien, die wir später wieder treffen werden. 1909 bis 1914 entdeckt, finden sich in den Höhlen mächtige Stalagmiten und Stalaktiten, vorhangähnliche Formationen und andere Sinterbildungen, die zerbrechlich wirken. Wir staunen, ob der Größe der Höhle, der Tropfsteine. Und dann erreichen wir einen Fluss, den Punkva, der hier unterirdisch fließt. Auf Boote verladen, fahren wir eine kurvenreiche Strecke, die immer wieder neue Blicke freigibt. Ist das der Styx, auf dem die toten Seelen dem Hades entgegenfahren? Nun, ich hoffe, wir entrinnen der Unterwelt und feiern Silvester. So ist es auch – mit einem weiteren Höhepunkt: Wir treten ins Freie und fühlen uns wie auf einer Naturbühne, denn wir stehen fast am Grund der Macocha-Schlucht und schauen nach oben in eine beeindruckende Naturkulisse.

Wir sind Bus und Bähnchen gefahren, sogar auf einem Boot und nun geht es gar mit der Seilbahn auf die Höhe. Von hier oben sieht man auf den Grund der Schlucht, wo wir eine halbe Stunde zuvor standen. Atemberaubend. Soviel Staunen macht Hunger und wir kehren ein in das Ausflugslokal, in dem Robert für uns Tische reserviert hat. Hier treffen wir auch die Familien wieder, die wie wir am letzten Tag des Jahres einen Ausflug machen und sich mit Freunden treffen. Ein fröhliches Treiben und wir mittendrin.
Gut gestärkt geht es nach Brünn und da der Tag noch jung ist, fahren wir auf den Spielberg, wo Robert die Burg und das Stadtbild erklärt. Dann geht es hinunter in die Stadt zu einer Führung. Um 17 Uhr sind wir im Hotel und haben Zeit, uns bis 19 Uhr auszuruhen. Dann rufen neue Vergnügungen.

Die Silvesterfeier findet im Hotel statt, mit Buffet und einer Band, die zum Tanz aufspielt. Ein Tisch mit Verkleidungsgegenständen ist der Hit. Mit blauer Perücke, übergroßer Brille und anderen Accessoires stellt man sich dem Fotografen und hat wenig später ein schönes Erinnerungsbild in der Hand.
Um das neue Jahr zu begrüßen, gehen die einen hoch zum Spielberg, die anderen bleiben im warmen Hotel. Es wird ganz maßvoll geböllert, Alkohol wird auf der Straße nicht getrunken, wie wir am nächsten Tag hören. Hier ist noch vieles in Ordnung.

Ausflug in die Unesxco–Weltkulturerbestädte Trebic und Telc

Nicht jeder ist heute am letzten Ausflugstag unserer Reise dabei. Die Silvesternacht und die eine oder andere Erkältung fordern ihre Opfer.
Doch ist es vielleicht der schönste Ort, dessen wir heute ansichtig werden: Telc. Die historische Altstadt ist mit dem Unesco-Welterbetitel ausgezeichnet worden. Und so stehen wir entrückt auf diesem wunderschönen Markplatz und fühlen uns wie in einer Filmkulisse. Ein Haus schöner als das andere säumt den Platz, mit Laubengängen unten und geschweiften Giebeln oben. Dazu macht uns die Sonne die Freude, zu scheinen als gelte es alles.
Die Tradition sagt, heute am Neujahrstag eine Linsensuppe zu essen, damit der Rubel das ganze Jahr über rollt und das Geld nicht ausgehen möge. Dem können wir was abgewinnen und setzen uns zur gemeinsamen Suppe in ein nettes Lokal.

Dann geht es weiter nach Trebic. Oberhalb der Basilika steigen wir aus und laufen nach unten. Zunächst rein in die St-Prokop-Basilika, in der sich die Gläubigen zum Gottesdienst sammeln. Dieser romanisch-gotische Kirchenbau erinnert an das im 12. Jahrhundert gegründete Kloster Mariä Himmelfahrt. Nach all den Renaissance- und Barockbauten ein nüchterner Bau, dessen Schönheit nicht aus dem Dekor spricht, den es hier kaum gibt, sondern aus der Bauweise.
Weiter laufen wir nach unten in die Altstadt mit seinem jüdischen Viertel. Tafeln mit Erklärungen informieren über die Häuser und ihre Einwohner. Das Quartier wurde immer vernachlässigt und hat vielleicht aufgrund dessen überlebt. Nun werden die Häuser wieder hergerichtet und die Besonderheit offengelegt: Es ist außerhalb Isra-els das größte jüdische Viertel und steht damit auch auf der Unesco-Liste der Weltkulturerbestätten. Der Marktplatz ist riesig, erscheint doppelt so groß wie jener in Telc. 1277 erhielt Trebic das Stadtrecht. 60 Jahre später, 1338, wird das Judenviertel erstmals erwähnt. Der Weite des Marktplatzes nach zu schlussfolgern, muss hier ein reger Handel stattgefunden haben.

Stippvisite in Prag und Heimreise

Unsere Tage sind zu Ende. Ruhig und besinnlich wären sie gewesen, wenn wir alle zu Hause geblieben wären. Hier in Südmähren waren sie anregend, abwechslungsreich und bereichernd.
Und auch heute halten wir auf dem Rückweg in Prag für einige Stunden. Wie letzte Woche: Die Sonne scheint, blauer Himmel, ein schöner klarer Wintertag.

Über den Wenzelsplatz gehen wir – in der Mitte, damit wir die schönen Häuser zur Linken und Rechten besser sehen können. Es ist nicht so voll wie nach Weihnachten und ein entspanntes Schlendern und Gucken. Die Astronomische Uhr schlägt Eins, daraufhin erscheinen die Apostel und der Tod schwingt die Sanduhr und gemahnt der Stunden, die verbleiben.
Wir haben die Zeit gut genutzt. Was haben wir nicht alles gesehen und einen Ein-druck bekommen von einem Kulturkreis, der sich heute über Tschechien, Österreich und die Slovakei erstreckt und damals zum Habsburger Reich gehörte. Mit so viel Neuem lässt sich das neue Jahr gut angehen.

Schlusswort

Liebe Gäste,

das waren schöne und sehr abwechslungsreiche Tage. Mit Sonne, mit Nebel, doch ohne Regen.

Wir haben eine Kulturlandschaft mitten in Europa besucht. Hier reihen sich Kleinodien aneinander und der eine, die andere sind angeregt worden, noch einmal vorbeizukommen. Das Beste, was eine Reise auslösen kann.
Unsere Ausflüge waren dicht getaktet und dank Eurer Achtsamkeit und dank unseres Steuermanns Olda, unserem Busfahrer, waren wir immer gut in der Zeit und wurden wir direkt vor den Toren der Städte und der Tür zum Weinkeller abgesetzt und wieder abgeholt. Robert, der rührige Reiseleiter vor Ort, führte uns durch die Donaumonarchie und kümmerte sich um Speis und Trank während des Tages, was an den Feiertagen eine rechte Aufgabe war.

Ich wünsche Euch von Herzen ein gutes Jahr und freue mich, wenn wir uns auf einer der Reisen wiederbegegnen,
Eure Vivian

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