UNESCO-Welterbe

Das Hanseviertel Bryggen bei Bergen

Von Dr. Michael Krause, 19.01.2023
Hanseviertel Bryggen bei Bergen – © Maria Drewans - Eberhardt TRAVEL
Das UNESCO-Weltkulturerbe der alten hölzernen Hansehäuser liegt außerhalb der Stadt Bergen und beweist, dass Bergen selbst nicht Hansemitglied war, sondern nur einen Hansehof in seiner Nähe duldete …

Stadtgründungen im hohen Norden Europas gab es wesentlich seltener als in den dichter besiedelten Gebieten in der Mitte des Kontinents oder den bevölkerungsreichen Regionen am Mittelmeer. Daher ist das als Handelsniederlassung im 11. Jahrhundert gegründete Bergen, heute zweitgrößte Stadt Norwegens, auch eine der ältesten Städte des Landes, denn nur Oslo, Trondheim und Fredrikstad/Sarpsborg sind ähnlich alt oder unwesentlich älter.
Sicher trug der geschützte Hafen des Ortes am Inneren Byfjord an der Westküste Mittelnorwegens zum raschen Aufstieg des Ortes bei, der schon im 12. Jahrhundert Krönungsstadt der norwegischen Könige wurde, bis Nidaros – heute Trondheim, es in dieser Funktion ablöste. Auf jeden Fall war es ein idealer Hafenort für dem Umschlag von Waren aus dem Süden und den Unmengen Fisch von den ergiebigen Fanggründen bei den nordnorwegischen Inselgruppen der Lofoten und der Vesterålen, der besonders von der deutschen Kaufmannshanse als wichtiges Lebensmittel zur Versorgung der christlichen Bevölkerung in den langen Fastenzeiten nach Mittel und sogar Südeuropa transportiert wurde.

Kein Wunder also, dass die Hanse hier in diesem günstig gelegenen Ort nach einer Niederlassung strebte. Da dies nicht mit dem Stadtrecht und den Wünschen der Bürger zu vereinbaren war, bauten die Hanse-Kaufleute ihre Niederlassung neben der norwegischen Stadt, zwischen dieser und dem den Hafen kontrollierenden Königschloss, der alten Festung Bergenhus. Da die Hansekaufleute nur Männer hierher entsandten, war das Leben in der Holzhäuser-Vorortsiedlung hart, entbehrungsreich und überwiegend von Arbeit für die ankommenden und abgehenden Schiffe und das damit einhergehende Handwerk geprägt.

Wegen der Brandgefahr durfte auch im strengen norwegischen Winter in den Holzhütten nicht geheizt werden, was die Lage nicht gerade verbesserte. Aufwärmen konnte man sich nur in den großen, hinter den Häuserfronten zur steinernen Marienkirche hin gelegenen „Schötstuben“ oder „Schüttinge“, die als Wärmesäle aber auch für Versammlungen und Gerichtstage dienten. Dennoch haben mehrere Brände die kleine, überwiegend von Deutschen, Friesen und Niederländern bewohnte Siedlung heimgesucht: Am verheerendsten waren die Großfeuer von 1702 und 1955, nach denen jedoch immer alles originalgetreu wieder aufgebaut wurde.
Als eines der ersten Objekte Europas und das erste in Norwegen kam schon 1979 die „Tyskebryggen“ bei Bergen auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Da durch den 2. Weltkrieg die Bezeichnung („tysk“= deutsch) nicht besonders positiv besetzt war, wird seit der Nachkriegszeit das alte Hanseviertel nur noch „Bryggen“ genannt.

Fassaden des ehemaligen Hanse-Viertels „Tyskebryggen“ nahe Bergens Innenstadt

Dominiert wird es auf seiner einen Längsseite von den dem Hafen zugewandten Giebeln der bunten Holzhäuser, hinter denen sich einst die Kontore der Hansestädte und ihrer Handelshäuser verbargen. Heute beherbergen Sie überwiegend Geschäfte und Büros und stehen komplett unter Denkmalschutz. Die alten, schmalen Gassen zwischen den Häusern und zu den ehemaligen Schüttstuben sind immer noch mit Bohlen und Balken ausgelegt, ein Spaziergang hier gewährt Einblicke in die „Hinterhöfe“, Treppenaufgänge und Seitenzugänge.

Über das einstige Leben hier gibt das bekannte Hanseatische Museum mit Schütting Auskunft, mitten im Viertel Bryggen am Hafen gelegen und wahrscheinlich das einzige Haus das noch – inklusive seiner Schötstube – über originale Einrichtung verfügt.
Das einzige Steingebäude der „Hansebryggen“ war einst die Marienkirche, die im 12. Jahrhundert als romanische Basilika mit Anleihen am Bau des Domes zu Speyer errichtet wurde. Die von der Hanse bzw. den hier arbeitenden Vertretern der Hanse genutzte Kirche gilt vielen als ältestes Gebäude im Umfeld der Stadt, noch vor der Festung Bergenhus um 1130 erbaut. Obwohl mit dem Niedergang der Hanse im 17. Jahrhundert die meisten Deutschen die Gegend verließen, wurde in der Bergener Marienkirche noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein sonntags auf Deutsch gepredigt.

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