Fotogalerie: Wanderreise Irland und Nordirland – Natur und Kultur erleben

01.07. – 13.07.2018, 13 Tage Rundreise mit mehr Bewegung in der Natur: Dublin – Navan Fort – Giant's Causeway – Glenveagh–Nationalpark – Connemara–Nationalpark – Aran–Inseln – Burren – Cliffs of Moher – Ring of Kerry – Wicklow Mountains (58,5 Wanderkilometer)


  Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Irland, die verregnete Insel? Nach zwei Wochen Sommerurlaub auf der drittgrößten europäischen Insel mit Badeaufenthalten am Strand ist es an der Zeit, unsere im Kopf abgespeicherten Klischees und Vorstellungen zu überdenken.
Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller
Dr. Andreas Wolfsteller

1. Tag (Sonntag, 01.07.2018): Ankunft in Dublin

Bei unserer Ankunft in der irischen Hauptstadt werden wir vom Chef unseres irischen Busunternehmens persönlich begrüßt und zum Hotel gefahren. Nach dem Check-In lädt uns unsere Stadtführerin Monika dazu ein, bei diesem herrlichen Wetter die Stadt zu Fuß zu erkunden. So führt Sie uns von unserem Hotel direkt gegenüber der Christ Church Cathedral zunächst zum Dublin Castle. Die Gebäude, die wir heute hier sehen können, stammen überwiegend aus dem 18. und 19. Jahrhundert, doch schon im 10. Jahrhundert gab es hier auf dem Gelände eine Festung. Weiter geht es dann durch die auch sonntags sehr belebten Straßen der Metropole am Liffey, in deren Einzugsgebiet rund 1/3 der irischen Bevölkerung lebt - Tendenz steigend. Sehr viele junge Leute sind auch unterwegs, stellen wir fest, als wir durch das Powerscourt House über die Grafton Street bis zum Trinity College weiterziehen, wo unser Bus auf uns wartet. Am Merrion Square und Fitzwilliam Square sehen wir dann die berühmten georgianischen Stadthäuser mit ihren bunten Türen. Zum ersten Mal auf meinen vielen Irland-Reisen muss ich hier aufpassen, dass ich nicht gegen die Sonne fotografiere! Zum Ende der heutigen Stadtbesichtigung halten wir dann noch an der St. Patrick's Cathedral, die nach dem irischen Nationalheiligen benannt ist. Von 1713 bis 1745 war Jonathan Swift Dekan der Kathedrale. Jetzt heißt es aber, sich erst einmal mit Proviant für den morgigen Tag einzudecken, bevor wir uns alle zum reichhaltigen Abendessen wiedertreffen und gegenseitig „beschnuppern" können.

2. Tag (Montag, 02.07.2018): Monasterboice – Hill of Slane – Brú na Bóinne – Letterkenny

Mehr als 10 Monate habe ich meinen Busfahrer Donal schon nicht gesehen. Dementsprechend groß ist die Wiedersehensfreude. Auf der Fahrt hinaus aus Dublin stimmen wir auch gleich gemeinsam für meine Gäste das Liedchen „Molly Malone" an. Dann beginnt unsere Zeitreise in die Vergangenheit. Erster Stopp: das 6. Jahrhundert nach Christus. Es ist die Zeit der ersten großen Klöster, gegründet von den Schülern des heiligen Patrick. Auch die Ruine von Monasterboice mit den Überresten des Rundturms und zweier Kirchen stammt aus dieser Zeit. Hier sehen wir zum ersten Mal auf unserer Reise drei der berühmten irischen Hochkreuze, darunter das höchste Hochkreuz in Irland und das besonders reich verzierte Muiredach's High Cross. Die Hochkreuze dienten den Mönchen im frühchristlichen Irland als Altar und Sammelpunkt. Mit ihrer Hilfe erklärten sie der einheimischen, des Schreibens und Lesens unkundigen Bevölkerung die Geschichte(n) des Alten und Neuen Testaments. Weiter geht es ins 5. Jahrhundert vor Christus. Auf dem Hill of Slane entzündet Patrick das erste Osterfeuer Irlands und zieht damit den (einkalkulierten) Zorn des Hochkönigs in Tara auf sich. Wir können gut verstehen, weshalb Patrick sich diesen Ort ausgesucht hat, denn von hier aus können wir weit ins Land blicken. Da er es schafft, den obersten Druiden des Hochkönigs zum Christentum zu bekehren, nimmt die Geschichte für Patrick ein glückliches Ende. Der nächste Sprung auf unserer Zeitreise ist bedeutend größer. Um das Jahr 3.500 v. Chr., und damit noch vor den Pyramiden, beginnt eine geheimnisvolle Zivilisation im Boyne Valley mit dem Bau gewaltiger Grabanlagen. Bei einer Führung erfahren wir mehr über die verschiedenen Nutzungsperioden des größten Ganggrabs in Irland, Knowth, und wie die Erbauer mit Hilfe der Grabmäler die Winter- und Sommersonnenwende bestimmt haben. Besonders beeindruckend ist, dass die Anlage so erbaut wurde, dass das Dach seit 5.000 Jahren wasserdicht ist. Am Abend erreichen wir die Stadt Letterkenny im County Donegal. Die Grafschaft gilt als das Alaska Irlands, wovon wir aber auf dieser Reise nichts verspüren, ganz im Gegenteil.

3. Tag (Dienstag, 03.07.2018): Glenveagh National Park

Unsere erste Wanderung steht an! Wir fahren voller Vorfreude in den Glenveagh-Nationalpark im Herzen der Derryveagh Mountains. Eine (neue!) Videopräsentation macht uns mit der Geschichte „meines" romantischen kleinen Schlosses am Ufer des Lough Veagh bekannt. Ich führe meine Gäste anschließend sogar höchstpersönlich durch die Räumlichkeiten. Der reiche irische Geschäftsmann und Landspekulant John George Adair ließ sich das Schloss zwischen 1870 und 1873 im schottischen Baronialstil (aus Geltungssucht) erbauen, nachdem er die einheimische Bevölkerung ordentlich gegen sich aufgebracht und teilweise gewaltsam vertrieben hatte. Dem friedlichen, wunderschönen Garten gelingt es, über die düstere Vergangenheit hinwegzutäuschen. Bevor meine Gäste aber den Garten erkunden dürfen, müssen sie jetzt wirklich erst einmal mit mir wandern, immer am Ufer des Sees entlang, durch ein kleines Wäldchen, bis wir ein kleines weißes Cottage erreichen, an dem wir unsere Mittagspause einlegen. Nach der Rückkehr zum Schloss locken der Garten, ein Abstecher zum Aussichtspunkt - oder aber der Schokoladenkuchen im Schlosscafé. Eine schwierige Entscheidung. Auf dem Weg zurück nach Letterkenny machen wir am Nachmittag einen Abstecher in Richtung Norden, denn ich möchte meinen Gästen einen der schönsten Strände Irlands zeigen. In Dunfanaghy, an der Sheephaven Bay, erwartet uns ein traumhaft schöner Sandstrand, an dem wir bei strahlendem Sonnenschein ein bisschen spazieren gehen und sogar ins erfrischende Wasser springen können.

4. Tag (Mittwoch, 04.07.2018): Mussenden Temple – Bushmills Distillery – Giant's Causeway – Derry

Ein langer Tag in Nordirland mit vier sehr interessanten Zielen wartet auf uns. Er beginnt mit einem Besuch der Downhill Demesne, dem ehemaligen Wohnsitz des Bischofs von Derry, Frederick Hervey. Der gute Bischof war ebenso ambitioniert wie lebenslustig. Er ließ sich hier, oben auf den Klippen, einen großen Palast errichten, indem er des öfteren rauschende Feste veranstaltete. Auf dem Gelände befindet sich auch der Mussenden-Tempel. Die damit verbundene Geschichte ist allerdings eher traurig. Der Name des Tempels soll an die in sehr jungen Jahren verstorbene Cousine des Erzbischofs von Derry, Frideswide Mussenden, erinnern, die in seine Obhut gegeben war. Angeblich soll der Bischof mit ihr eine unbotmäßige Beziehung unterhalten haben - doch Beweise hierfür gibt es nicht. Heute ist der gefährlich nah am Abgrund gelegene Tempel ein echtes Kleinod an der Küste Nordirlands und bietet eine fantastische Aussicht. Nächster Programmpunkt: die Old Bushmills Distillery. Ich frage mich auf der Fahrt dorthin jedoch, ob es eine gute Idee war, die Whiskeyverkostung VOR der Klippenwanderung am Giant's Causeway einzuplanen... Zuerst müssen wir natürlich lernen, wie das kostbare irische Lebenswasser hergestellt wird, bevor wir es selbst probieren dürfen. Nach der Verkostung sitzen im Bus plötzlich doppelt so viele Gäste. Und ich dachte, er hätte nur maximal 27 Sitzplätze... So fällt unsere riesige Schar also nun am Nachmittag über den Damm des Riesen, den Giant's Causway, her. Erbaut wurde er vom irischen Sagenhelden Finn MacCool, einem Riesen (natürlich) und Anführer der Fianna, einer heldenhaften Gruppe von Vagabunden und Freiheitskämpfern. Unzählige Basaltsäulen rammte Finn MacCool in den Meeresgrund, damit er sich mit einem verfeindeten Riesen in Schottland prügeln konnte. 40.000 davon sind heute noch an der nordirischen Küste sichtbar. In Wirklichkeit handelt es sich natürlich um Magma, das vor 60 Millionen Jahren durch Erdspalten nach oben gedrückt wurde und langsam abkühlte. Am späten Nachmittag beenden wir unsere Exkursion nach Nordirland mit einem Spaziergang auf der Stadtmauer von Derry/Londonderry, das Jakob II. 1689 erfolglos belagerte. Später machte die Stadt als Brennpunkt des Nordirlandkonflikts Schlagzeilen. Noch heute sind die Einwohner in ihren Stadtvierteln fein säuberlich nach Konfession getrennt, auch wenn sich die angespannte Situation nach dem Karfreitagsabkommen von 1998 weitestgehend beruhigt hat und Derry nun den Eindruck einer gemütlichen irischen Kleinstadt macht. Der Brexit birgt aber das Potential, diesen unter der Oberfläche schwelenden Konflikt wieder zu einem offenen Bürgerkrieg ausbrechen zu lassen.

5. Tag (Donnerstag, 10.08.2017): Drumcliff – Ben Bulben – Westport – Clew Bay – Croagh Patrick

Wir verlassen den Norden Irlands und fahren an der Westküste auf dem Wild Atlantic Way in Richtung Süden. Auf unserem Weg halten wir in Drumcliff am Grab des irischen Nationaldichters und Literaturnobelpreisträgers William Butler Yeats. Hier liegt er auf eigenen Wunsch begraben, mit Blick auf den mystischen Tafelberg Ben Bulben. Während das Grab des Dichters recht schlicht gehalten und daher für Uneingeweihte mitunter schwer zu finden ist, lohnt sich ein Blick in die kleine Friedhofskirche. Da der Gipfel des Ben Bulben sich ausnahmsweise nicht hinter Wolken versteckt, es zwar leicht bewölkt ist, aber nicht regnet, bieten sich uns heute ideale Bedingungen für eine Wanderung am Fuße des Tafelberges, die uns eine wunderbare Aussicht bis zur Küste und am Ende einen fabelhaften Blick auf die zerfurchte Flanke des Ben Bulben eröffnet. Wir können nun verstehen, weshalb sich Yeats diesen Ort als letzte Ruhestätte ausgesucht hat. Nach einer Mittagspause in Drumcliff geht es weiter ins kleine Städtchen Westport, wo wir uns für die nächsten Tage und Wanderungen mit Proviant eindecken. Das immer noch schöne Wetter lädt zudem zum Flanieren entlang der Promenade ein. Westport ist eine im späten 18. Jahrhundert planmäßig angelegte Stadt an der Clew Bay, und gilt als eine der schönsten Ortschaften an der Westküste. In Murrisk, am Fuße des Croagh Patrick, holt uns die Legende des Nationalheiligen wieder ein. Auf dem Gipfel dieses Berges (unter dem übrigens ein großer natürlicher Vorrat an Gold schlummert!) soll Patrick 40 Tage und Nächte lang gefastet und mit seiner Glocke die Schlangen von der Insel vertrieben haben. Wir werfen einen kurzen Blick auf den Pilgerpfad, sind aber ganz froh, dass wir dort nicht hinauf müssen, und genießen dann lieber die Aussicht auf die Clew Bay mit ihren vielen kleinen Inseln. Durch das Doolough Valley fahren wir schließlich nach Leenaun zu unserem nächsten Hotel am Ufer des Killary Harbour.

6. Tag (Freitag, 06.07.2018): Aran Islands – Inishmore – Dun Aengus

Die Aran Islands in der Bucht von Galway stellen eine Verlängerung des Kalksteins dar, der den Burren bildet. Kaum vorstellbar, dass hier schon 1.100 v. Chr. Menschen lebten und mit dem Bau imposanter Steinforts begannen, deren Geheimnisse auch heute noch jeden Besucher in Erstaunen versetzen. Oft verstecken sich die Inseln im Nebel, weshalb sie in der irischen Mythologie als Tor zur Anderswelt, der Welt der Kobolde und Feen gelten. Vielleicht liegt hier auch die Antwort auf die Frage verborgen, wovor die Menschen damals so große Angst hatten, dass sie sich hinter dicken Mauern und undurchdringlichen Stachelbarrikaden verschanzten? Dun Aengus ist das größte Steinfort und liegt auch auf der größten der Aran Islands, Inishmore. Vom Hafen in Kilronan wandern wir die Küstenstraße entlang zwischen den typischen irischen Trockensteinmauern, hinter denen sich Esel, Ziegen und Kühe verstecken und uns neugierig beäugen. An der Seehundkolonie machen wir ein Picknick und halten Ausschau nach den Kegelrobben. Leider ist gerade Flut, sodass sie sich heute nicht auf den Felsen räkeln. Doch ab und zu können wir einen Kopf über den Wellen erspähen. Wer beobachtet hier wen, fragen wir uns, während jeder von uns genüsslich in sein Sandwich beißt. Nach einer weiteren Stunde haben wir unser Ziel erreicht und erklimmen individuell die letzten Meter hinauf zur Festung. 90 Meter unter uns wirft sich das Meer gegen die steilen Klippen. Auf der anderen Seite können wir von hier aus über die ganze Insel und die Bucht von Galway bis hin zu den Bergen Connemaras blicken. Mit zwei Kleinbussen werden wir anschließend zurück zur Fähre nach Kilronan gebracht, von wo aus wir zurückfahren. Im Hotel wartet dann schon das leckere, viel zu reichhaltige Abendessen auf uns.

7. Tag (Samstag, 07.07.2018): Killary Harbour – Connemara National Park – Kylemore Abbey – Galway

Nur wenige Minuten nach unserer Abfahrt vom Hotel halten wir schon das erste Mal wieder an, um den Killary Harbour etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Am Rand des 15 Kilometer langen Fjords wähnen wir uns eher in Norwegen, als in Irland. Dieser Eindruck vertieft sich nur noch mehr, nachdem uns Donal am Rosroe Pier an der Atlantikmündung absetzt, wir einen Hügel erklimmen, und unseren Blick in die Ferne schweifen lassen. Hier an der rauen Atlantikküste, am Rand der Zivilisation, den Elementen ausgesetzt, fühlt man sich der Natur so nahe, wie kaum irgendwo sonst. Ist es dieses Gefühl, dass die ersten irischen Mönche suchten, als sie sich in die Einsamkeit zurückzogen? Wir möchten diesen Augenblick des Glücks noch etwas festhalten und deshalb im Connemara National Park den Diamond Hill erklimmen. Der Aufstieg ist nicht ganz unbeschwerlich, zumal ein kräftiger Wind weht und ein paar Regentropfen fallen. Diejenigen, die mit bis ganz nach oben kommen, werden jedoch mit einem tollen Blick auf die Kylemore Abbey und zurück Richtung Küste belohnt. Zurück am Bus verarzten wir unseren Busfahrer Donal, der sich eine Zerrung zugezogen hat, und feiern mit einer Flasche „Irish Mist" unser Bergfest. Dann geht es weiter zur Kylemore Abbey. Der ursprüngliche schwerreiche Besitzer ließ das Gebäude 1867 als Schloss für sich und seine Familie erbauen - als Abtei war es nie gedacht. Nach dem ersten Weltkrieg kauften es jedoch Benediktinerinnen, die es zu einem internationalen Mädcheninternat ausbauten. Heute ist die Kylemore Abbey eine der wichtigsten Touristenattraktionen in ganz Irland, was sie sicher auch ihrer einmaligen Lage und dem wunderschönen viktorianischen Garten zu verdanken hat, den die Nonnen mit EU-Fördermitteln rekonstruieren ließen. Nach dem schönen Spaziergang durch die Anlage fährt uns Donal zu unserem nächsten Hotel im kleinen Städtchen Gort. Unterwegs halten wir aber noch an der imposanten Kathedrale von Galway und werfen einen Blick auf die wunderschöne Holzdecke.

8. Tag (Sonntag, 08.07.2018): Kilmacduagh Monastery – Dunguaire Castle – Wanderung im Burren

Da Donal einen Tag Zwangspause machen muss, fährt uns heute meine Freundin Diane, die ich auch schon seit mehr als einem Jahr nicht mehr gesehen habe. Die Wanderschuhe haben wir eingepackt, denn wir wollen ein bisschen durch den Burren wandern. Als erstes wartet jedoch ein Fotostopp am Kilmacduagh Monastery auf uns. Der Rundturm der Klosterruine ist 32,5 m hoch und damit einer der höchsten Rundtürme auf der ganzen Insel. Gleichzeitig steht er sichtbar außer Lot, weshalb er als der „Schiefe Turm" von Irland gilt. Der nächste Fotostopp folgt wenig später: das Dunguaire Castle steht unweit der Stelle, an der der König von Connacht einst Hof hielt. Es handelt sich um einen typischen Wohnturm des 16. Jahrhunderts, in dem heute mittelalterliche Bankette veranstaltet werden. Nach einem Toilettenstopp in Ballyvaughan ist nun aber wirklich die Stunde der Wahrheit gekommen. Diane setzt uns am Ende einer schmalen Straße am Ausgangspunkt unserer Wanderung ab. Nach dem Aufstieg auf eine Höhe von ungefähr 300 Metern haben wir einen herrlichen Blick auf die raue Karstlandschaft des Burren mit seinen freiliegenden Kalksteinflächen - eine Landschaft wie auf einem anderen Planeten. Gibt es doch eine dünne Schicht Erde, so wachsen hier im Burren sowohl mediterrane als auch arktische Pflanzen, die perfekt an das Mikroklima und den sauren Boden angepasst sind. Der Pub-Besuch in Fanore, der am Ende der Wanderung auf uns wartet, ist natürlich ein großer Ansporn, auch wenn sich die Wanderung auf den letzten Metern gefühlt ganz schön in die Länge zieht, wozu sicherlich auch die für Irland untypische Hitze beiträgt. Auf der Rückfahrt entdecken wir dann noch die Hazel Mountain Chocolate Factory und halten spontan an. Ein Duft von Kakao weht uns entgehen, als wir die kleine Schokoladenfabrik betreten. Gegen 17 Uhr sind wir zurück im Hotel, sodass meine Gäste noch Gelegenheit haben, den Swimming Pool und die Sauna auszuprobieren.

9. Tag (Montag, 09.07.2018): Cliffs of Moher – Shannon Ferry – Lartigue Monorail

Sollte ausgerechnet heute, an den Cliffs of Moher, das irische Wetter sein Comeback feiern? Als wir eintreffen, sehen wir - nichts. Dort rechts hinter dem Besucherzentrum müssten die Klippen eigentlich sein, aber alles ist in dichten grauen Nebel gehüllt. Welch eine Katastrophe! Aber Moment, wir sind ja hier in Irland, auf jener Insel, auf der sich wohl die meisten Wunder der Menschheitsgeschichte ereigneten (wenn man den Sagen und Legenden glauben darf). So schicke ich denn wie die großen irischen Heiligen ein Stoßgebet gen Himmel und trinke in der Cafeteria einen Tee. Das Wunder geschieht tatsächlich. Die Wolken verziehen sich und die berühmten Felskanten tauchen aus dem Nebel auf. Bis zu 214 Meter sind die aus Granit und Schiefer bestehenden Klippen hoch und bieten einer schier unendlichen Zahl an Seevögeln Unterschlupf. Bevor der große Besucheransturm so richtig beginnt (es sind viele Sprachschulklassen unterwegs), verziehen wir uns lieber und machen einen Fotostopp am Strand am Spanish Point. An dieser Ecke der Insel wurden einst viele Schiffe der Spanischen Armada angespült. Mit der Autofähre setzen wir von Killimer nach Tarbert über den Shannon über. 370 Kilometer ist er lang, der längste Fluss der Britischen Inseln, und besonders beliebt bei Anglern und Hausboot-Kapitänen. Im wunderschönen County Kerry ist das Örtchen Listowel unser erster Anlaufpunkt. Von hier führte eine eher seltsame Eisenbahnverbindung bis zum Strand in Ballybunion. Von der ursprünglich 10 Meilen langen Stecke ist heute nur noch ein etwa 500 m langer Abschnitt übrig. Die Lartigue Monorail wird heute von Eisenbahnenthusiasten betrieben. Nach einer kurzen historischen Einführung dürfen wir mit einem Nachbau dieser kuriosen Einschienenbahn (d. h. das Gewicht lastet nur auf einer Schiene) fahren. Wir erhalten Tickets für die 1. Klasse - müssen aber in der 3. Klasse fahren. Das einmalige Erlebnis entschädigt aber für diese Unannehmlichkeit. Auf der kurzen Fahrt zum Hotel in Tralee grübele ich darüber nach, warum sich diese Konstruktion nicht weltweit durchgesetzt hat... Nach dem Abendessen besuchen die meisten Gäste das National Irish Folk Theatre „Siamsa Tire" und kehren hinterher begeistert von der Vorstellung zurück.

10. Tag (Dienstag, 10.07.2018): Panoramafahrt auf dem Ring of Kerry

Die Panoramafahrt auf dem „Ring of Kerry" gehört zu den wohl schönsten Highlights einer jeden Irlandreise, zumal wir zwei Überraschungen für meine Gäste eingeplant haben. In Kells wartet nämlich der Schäfer Brendan auf uns, der uns im Rahmen einer witzigen Vorführung verschiedene Schafrassen demonstriert und vorführt, wie er mit seinen Hunden die Schafe von den Weideflächen herabholt. Gleichzeitig bietet sich uns hier ein toller Blick auf die Dingle-Halbinsel im Norden. In der Nähe von Cahersiveen, dem Geburtsort des großen Katholikenbefreiers Daniel O'Connell, will ich mit meinen Gästen am rekonstruierten Steinfort Cahergall einen Rinderraub nachspielen, ernte jedoch nur mäßige Begeisterung - für die Mittagspause in Waterville, dem Lieblingsferienort von Charlie Chaplin, hingegen mehr. Ja, so eine Entdeckungstour macht hungrig. Meine größte Sorge gilt jedoch dem Wetter, denn es ist eigentlich Regen angekündigt. Gern möchte ich mit meinen Gästen aber eine zusätzliche Wanderung machen. Mit dieser Reisegruppe ist die Sorge jedoch völlig unbegründet. Richtung Süden bietet sich uns vom Coomakista Pass die erhoffte Aussicht auf die vielen kleinen Buchten und Inseln - und einen strahlend blauen Himmel. So wandert also gut die Hälfte der Gruppe mit mir den alten Schmugglerpfad hinab zum Strand am Derrynane House, während die zweite Hälfte mit Donal schon vorfährt und Badeurlaub macht! Der Tag ist damit jedoch noch lange nicht zu Ende. Ein Fotostopp am Ladies' View und ein Spaziergang am Muckross House im Killarney-Nationalpark runden diesen wunderschönen Tag perfekt ab. Pünktlich zum Anpfiff des Halbfinalspiels zwischen Frankreich und Belgien sind wir zurück im Hotel in Tralee.

11. Tag (Mittwoch, 11.07.2018): Adare – Limerick – Newtown Mount Kennedy

Heute liegt eine lange Fahrstrecke vor uns, denn wir wechseln wieder von der West- an die Ostküste. Leider müssen wir zwei Gäste aus unserer Reisegruppe aufgrund eines medizinischen Notfalls in Tralee zurücklassen; hoffen jedoch, dass sie bald wieder zu uns stoßen. Während der Himmel bei unserem Stopp im kleinen Örtchen Adare mit seinen strohgedeckten Häuschen noch voller Wolken hängt, sind diese bei unserer Ankunft in Limerick mal wieder vollständig verflogen - entgegen der Vorhersage in meiner Wetter-App und natürlich nur dank der magischen Kraft meiner Reisegäste/Wetterengel. Adare ist wie auch Westport eine planmäßig angelegte Stadt, erhielt aber erst im 19. Jahrhundert durch den Earl of Dunraven sein heutiges Gesicht. In Limerick parken wir zu Fuße der imposanten St. Mary's Cathedral aus dem 11. Jahrhundert und laufen gemeinsam zum King John's Castle, welches wir auf einem Rundgang erkunden können. King John kennen wir alle aus den unzähligen Robin-Hood-Filmen als fiesen Gegenspieler des gutherzigen Königs Richard Löwenherz. Auch im wahren Leben waren sich die beiden Brüder durch eine ausgeprägte Rivalität verbunden; erst zum Ende seines Lebens versöhnte sich Richard mit seinem Bruder und bestimmte ihn zu seinem Erben. Die Burg in Limerick wurde Anfang des 13. Jahrhunderts auf Geheiß von King John errichtet. Einen Fuß setzte der Lord of Ireland und spätere König von England jedoch hier nie hinein. Dennoch spielte das Verteidigungsbollwerk in der Geschichte Irlands mehr als einmal eine entscheidende Rolle, so u. a. während des „Kriegs der zwei Könige" (Jakob II. und Wilhelm von Oranien) von 1688 bis 1691. Der Burgvogt droht zwar, uns bei auffälligem Verhalten in den Kerker zu werfen (woraus wir uns durch eine kleine „Spende" für den Unterhalt der Burg natürlich wieder befreien können), doch lassen wir uns hiervon wenig beeindrucken. Von den Mauern und Türmen genießen wir stattdessen den Blick auf den Shannon und die Innenstadt. Zeit für eine kleine Mittagspause ist ebenfalls, bevor wir uns alle am Bus wiedertreffen und gemeinsam zu unserem letzten Hotel in den Wicklow Mountains südlich von Dublin fahren. Nach dem Abendessen schauen wir uns auf der Terrasse noch das Ende der Begegnung England vs. Kroation der Fußball-WM an. Insgeheim hatte ich zwar allein aufgrund der politischen Sprengkraft auf ein Finale England gegen Frankreich gehofft (als Fortsetzung des Hundertjährigen Krieges), aber mit dem Ausscheiden der Engländer können wir hier in Irland alle sehr gut leben.

12. Tag (Donnerstag, 12.07.2018): Glendalough – Powerscourt Gardens

Am Vormittag wandeln wir zunächst in den Fußstapfen des heiligen Kevin, der sich nach einer Pilgerfahrt nach Rom in die Einsamkeit der Wicklow Mountains zurückzog, um hier im idyllischen Tal der zwei Seen seinen inneren Frieden in der Abgeschiedenheit der Natur zu finden. Zwar können wir gut nachvollziehen, weshalb es ihn hierher verschlug; in der kleinen steinernen Höhle am Upper Lake möchten wir dennoch nicht unsere Nächte verbringen. Kaum vorstellbar, dass er bei diesem einfachen kargen Leben 120 Jahre alt geworden sein soll! An den Ufern beider Seen entlang wandern wir gemütlich bis zu den Ruinen eines kleinen Minendorfes und zurück zum Besucherzentrum. Dort sehen wir nicht nur ein sehr schönes Modell der gewaltigen Klostersiedlung, die sich nach dem Tod des Heiligen hier entwickelte, sondern auch eine Videopräsentation, die uns mit zurücknimmt in die Zeit der Christianisierung der Insel, der ersten Mönche und der ersten Klöster; eine Zeit, in der Irland in der Dunkelheit des Mittelalters das Zentrum der abendländischen christlichen Kultur darstellte. Am Nachmittag fahren wir dann zum Powerscourt Estate, dessen Geschichte bis in die Zeit der Eroberung durch die Anglonormannen zurückreicht, womit sich auch auf diesem Gebiet der Kreis noch einmal schließt. Die Powerscourt Gardens gelten als eine der wohl schönsten Parkanlagen Irlands. Leider hat auch hier der Rasen sehr unter der langen Trockenperiode gelitten. Auch heute hängen zwar dunkle Wolken bedrohlich über unseren Köpfen, doch regnen tut es wieder nicht. Der japanische Garten und die vielen Blumenbeete laden dennoch zu einem Spaziergang ein. Zurück im Hotel in Newtown Mount Kennedy genießen wir unser letztes Abendmahl in Irland - bald müssen wir wieder selbst kochen!

13. Tag (Freitag, 13.07.2018): Dublin – Rückflug nach Deutschland

Nach dem Frühstück laden wir ein letztes Mal die Koffer in den Bus - der Abschied rückt leider immer näher. Zusammen mit Donal gebe ich meinen Gästen vor der Abfahrt ein kleines Konzert. Bevor aus den umliegenden Fenstern aber Tomaten und Eier fliegen können, machen wir uns schnell mit dem Bus aus dem Staub. Leider hatten wir am ersten Tag keine Zeit, den Phoenix Park in Dublin zu erkunden. Das holen wir daher heute nach. Am Papstkreuz spekulieren wir, ob es Franziskus bei seinem anstehenden Besuch im August wohl auch schaffen wird, 1,2 Millionen Besucher anzuziehen, so wie einst Johannes Paul II.? Das Besucherzentrum und der Walled Garden am Ashtown Castle ist unser nächster Stopp. Außerdem halten wir noch kurz am Präsidentenpalast und schauen, ob der bei den Iren äußerst beliebte Michael D. Higgins zuhause ist, und uns vielleicht auf einen Tee einlädt (leider war er nicht da). An der Heuston Station holen wir dann schon einmal eine der beiden Frauen ab, die wir leider in Tralee zurücklassen mussten. Sie möchte unbedingt noch das berühmte Book of Kells sehen, weshalb wir auch gleich zum Trinity College fahren. Wer möchte kann sich da natürlich gern anschließen, oder aber die freie Zeit für eigene Erkundungen nutzen. Die Moorleichen im archäologischen Museum sind auch immer eine Empfehlung wert... Tränenreich dann auf dem Flughafen der Abschied von Donal, der sich extra in Schale geworfen hat. Zum Glück werde ich ihn schon in einem Monat wiedersehen. Mit Aer Lingus fliegen wir zurück nach Berlin und landen sogar zu zeitig, weshalb wir auf dem Vorfeld warten müssen, bis unser Gate frei ist. Insgesamt klappt jedoch alles bestens und auch die Transferfahrzeuge stehen bereit. So müssen wir also endgültig Abschied nehmen. Aber wer weiß, wo wir uns wieder begegnen, man sieht sich schließlich immer zwei Mal im Leben. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn ich Sie bald wieder als Gäste auf einer Eberhardt-(Wander)Reise begrüßen darf.
Herzlichst, Ihr
Andreas Wolfsteller

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht