Reisebericht: Italien – Wandern an der Amalfiküste und auf Capri

11.09. – 18.09.2021, 8 Tage Flugreise Minori – Amalfi – Götterweg – Positano – Insel Capri mit Anacapri – Vesuv – Pompeji – Ravello – Scala – Tramonti (52 / 62 Wanderkilometer)


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Einst fragte Goethe seine Zeitgenossen mit dem Satz „Kennst du das Land wo die Zitronen blühn…?“



Was sie damals sagten, wissen wir nicht, aber wir können sagen, Ja!



Jaa, wir kennen es!!! ......



Wir kennen die schmalen Buchten, das türkisblaue Meer, die pastellfarbenen Häuser die sich wie Schwalbennester an den Hängen der Küste aneinander reihen. Wir kennen die Postkartenmotive, … aber wir kennen noch mehr,........



Wir kennen das Lächeln der Amalfitana.
Ein Reisebericht von
Michael Rass
Michael Rass

Mit dem Flieger nach Neapel

Zugegeben, wenn der Wecker, wie zum Beispiel bei mir, um dreiviertel 3 (2.45 Uhr) morgens sagt, die Träume sind vorbei, dann ist meist noch kein Lächeln zu erkennen. Jedoch kam es schnell zurück, als der Nachtportier des Hotels mir einen Kaffee anbot, bevor mich das Taxi zum Flughafen abholte.
Ob es wohl meinen mitreisenden Wanderfreunde ähnlich erging wie mir?
Eine kleine Rundreise führte zunächst hinaus nach Bannewitz zur Abholung zweier Mitreisenden, bevor unser Taxifahrer eine kleine Stadtfahrt durch das noch nächtliche Dresden hinaus zum Flughafen machte.
Nach 18 Monaten Coronamaßnahmen ein mittlerweile ungewohntes Bild geworden, wenn um 4 Uhr morgens Menschentrauben, die voller Urlaubssehnsucht waren, vor den Schaltern des „Check In“ in Zweierreihen standen und geduldig auf deren Eröffnung warteten.
Die Abfertigung, die Kontrollen, alles ging recht zügig und reibungslos und der vollbesetze Flieger hob planmäßig Richtung Frankfurt ab, sodass wir, als wir die Wolkendecke durchquert hatten, einen herrlichen Sonnenaufgang erleben konnten. Schüttelfrei und mit präziser Landung setzte der Kapitän den Vogel auf der Landebahn auf.
Nun wollte es der Zufall, dass wir durch den kompletten Flughafen gehen mussten um zum Gate 36 zum Weiterflug nach Neapel zu kommen. Ganz nebenbei hörten wir eine Lautsprecherdurchsage dass sich das Abflugsgate für einen uns nicht betreffenden Flug geändert hat und die Passagiere aufgefordert wurden zum neuen Gate zu gehen. Wir erlaubten uns daraufhin im Spass zu sagen, „Stellen wir uns mal vor, wir müssten den ganzen Weg wieder zurück laufen.“
„Laufen“? fragte einer in unsere Gruppe. „Wir laufen nicht, wir nehmen einen von den Elektroautos die da rumfahren, das geht schneller“ war die resultierende Antwort.
So warteten wir ganz entspannt am Gate 36 auf unseren Abflug nach Neapel. Kaffee hielt uns wach genauso wie interessante Gespräche.
Der Platz füllte sich, auch einige Menschen mit Rucksäcken waren darunter. Ohh super, dachten wir, vielleicht einige aus der Gruppe.
Der „Check In“ begann planmäßig um 9.20 Uhr wie auf unseren Tickets angegeben. Die Gruppen wurden nacheinander aufgerufen, nur was komisch war, der Flug ging nach Barcelona und nicht nach Neapel.
Sollten wir vielleicht mal die netten Damen am Schalter fragen ob hier nicht der Flieger nach Neapel stehen sollte?
Freundlich die Antwort: „Ohh, tut uns leid, ihr müsst zu Gate 52 gehen. Das hat sich geändert und sie finden das Gate auf der anderen Seite, uns gegenüber.“
Aus dem anfänglichen Spaß wurde irgendwie Ernst.
Schnelleren Schrittes, als den des relaxten Urlaubganges, begannen wir nun das Gate 52 aufzusuchen. Und die zuvor noch erwähnten Elektroautos zum schnelleren Transport standen nebeneinander abgesperrt in der Parkbucht. Unseren Humor haben wir dennoch nicht verloren und wir sagten uns ,"Dann nehmen wir diesen Gang als Training für die bevorstehende Wanderwoche."
„Außerdem sind, bis wir am Gate ankommen, alle Passagiere bereits an Bord und wir brauchen nicht einmal mehr anstehen, denn die Befüllung des Flugzeuges hatte ja schon begonnen. Und unsere Plätze waren ja eh reserviert".
Und eines muss man auch wissen wenn man fliegt; egal wie das Wetter unten ist, über den Wolken ist immer heiter Sonnenschein.

Da gibt es einen Spruch, der Verfasser ist mir leider unbekannt, der besagt,
„Die Kunst im Leben besteht darin, im Regen zu tanzen, anstatt auf die Sonne zu warten“. Diese Weisheit sollte sich in Neapel bewahrheiten.
Nach einem angenehmen 2 stündigen Flug mit herrlichem Blick auf die Alpen erreichten wir Neapel um die Mittagszeit, allerdings blieben 2 Koffer im Irgendwo.
Das Problem, im Koffer befand sich die komplette Wanderausrüstung der Teilnehmer. Vielleicht ist denen das Lächeln an diesem Tag schon zum Zweiten mal vergangen. 1 Stunde dauerte es bis die Kofferbesitzer über Lost and Find herausgefunden hatten, dass sich ihre Koffer noch in Frankfurt befanden und angeblich mit dem Nachmittagsflieger nach Neapel nachgeschickt werden.
Daraufhin folgten Gespräche mit der Flughafenpolizei, da die rechtmäßigen Besitzer ja den offiziellen Ausgang als Eingang benutzen mussten um wieder an die Gepäckausgabe zu kommen.
Ferner musste ein neuer Transfer vom Flughafen zum Hotel organisiert werden.
An dieser Stelle ein großes Lob an Patrick, der dies in Minutenschnelle erledigte.
Blieb nur zu hoffen, dass die Koffer auch wirklich den Weg nach Neapel finden.
Für die anderen Gäste, die in dieser Zeit in der warmen neapolitanischen Sonne geduldig ausharren mussten kam dazu, dass der Busfahrer, der den Transfer zum Hotel machen sollte, irgendwie nicht auffindbar war. Er stand nicht, wie viele Andere, am Ausgang des Flughafengebäudes und hielt sein Schild in die Höhe. Und Neapel ist groß um ihn zu suchen!
Auch dieses Problem wurde gelöst und so konnte man am Schluss sagen „Ente Gut, Alles Gut“.
Pünktlich zum Abendessen kamen die beiden Teilnehmer frohgelaunt mit ihren Koffern im Hotel an. Und ein Lächeln der Erleichterung in den Gesichtern aller Mitreisenden war deutlich zu erkennen.
„Das kleine Abenteuer in Neapel“, wie dieser Umstand von den Betroffenen bezeichnet wurde, wird vermutlich nicht mehr vergessen werden.

Und wie die Weisheit sagte, auf den Regentanz folgte die Sonne in Form von einem Gaumenschmaus zum Abendessen, dass die Gemüter noch fröhlicher stimmte als sie eh schon waren und mit einem traditionellen Glas Limoncello im Nachgang, selbstverständlich aus heimischer Produktion , konnte man schon erahnen, was das Lächeln der Amalfitana bedeuten könnte.

Normalerweise sind Vorstellungsrunden eher zurückhaltend. Meist nur mit Namen und Herkunft versehen, wenig Privates, aber in dem kleinen Raum neben der Lobby entstanden rege Gespräche mit viel Lachen und man spürte dabei deutlich, dass sich die Gruppe gesucht und gefunden hatte.
Ein Genuss und auch ein Glücksfall für jeden Reiseleiter, so eine Gruppe, die aus allen Himmelsrichtungen angereist war, begleiten zu dürfen. Genauso wie Berliner und die Hesse kamen, mischten sich rheinische Jecken, Sachsen, Bayern und als Krönung gmiatliche Wiener mit dem berühmten Schmäh unter die Gruppe und machten sie zu einem Haufen fröhlicher Wanderer, bei denen der Spass und die Freude an der Sache das Wichtigste war.
Da einige Reisende zum Erstenmal mit Eberhardt fuhren, wie zum Beispiel die Wiener und die Hessen, lag natürlich die Frage nahe, wie kam man auf Eberhardt?
Die Antwort war einstimmig:
Übers Internet. Klar strukturierte und übersichtliche Seite, bestes Angebot und beste Beschreibung der Reise.
An dieser Stelle ein großes Lob an das gesamte Team von Eberhardt, das ständig bemüht ist, den Service für die Kunden noch besser zu machen.
Der Tag neigte sich dem Ende, ebenso der Limoncello, der die Einstimmung auf die kommenden Tage übernommen hatte.
Nun fieberte man voller Erwartung den eigentlichen Beginn der Wanderreise entgegen.

Die ersten Schritte

Ein Hahn krähte auf einem Hügel irgendwo in der Nähe und eröffnete den Tag. Wenn man schon am Meer ist, dann sollte man den Tag auch mit einer Erfrischung im noch angenehm warmen Wasser beginnen und die Mineralien des Meerwassers in sich aufnehmen. Dies dachten sich einige Wanderer aus der Gruppe und so wurde aus dem Gedanken, ein Ritual für jeden Morgen geboren.
Unvergesslich blieben die Eindrücke, die Strassen noch leer und über der Stadt lag eine selige Ruhe. Auf dem Rücken liegend, schwebend im Wasser sich von den Wellen treiben lassen und dabei das pastellfarbene Licht der bald aufgehenden Sonne genießen, bevor man sich an den reich gedeckten Tisch des Frühstücksbuffet setzte.
Wer gerne Süßes mochte, der fühlte sich hier im Paradies. Aber auch für Herzhaftes wurde gesorgt. Salami, luftgetrocknetes Pancetta, wer mochte, konnte es mit Melonen essen, warme Speisen, Salate, Obst, Marmeladen, Honig und die beliebten Müslis. Für jeden gab es das Richtige und so konnten wir gestärkt in den Tag hinein gehen.

Eine Stimme erhob sich und klang an unser Ohr. Die wohl süßeste Stimme Italiens. Mitten in der Gruppe erschien sie, Veronika Verde, unsere Wanderführerin für die ganze Woche. Ein großes Glück, sie in unserer Mitte zu haben, was bedeutet, sie in unserer Gemeinschaft zu haben.
Wenn Sie zu erzählen begann, war ihre Sprache Musik in unseren Ohren. Ihre frische Stimme und ihre Melodie verzauberte jeden und den Charme den sie dabei versprühte, mit ihrer Mischung aus Deutsch mit italienischen Akzent, kann man nicht beschreiben, man muss ihn erleben. Ihre Begeisterung und ihr Herzblut bei der Sache zog die ganze Gruppe in ihren Bann.
Wie es den anderen erging weiß ich nicht, aber als ich ihre Melodien in ihren Sätzen hörte, fielen mir sofort die Sirenen ein, die mit ihrer Stimme die Seeleute verzauberten. Die griechische Mythologie um Odysseus war wohl die bekannteste Vertretung hierfür.

Wo fangen Higlights an, wo hören sie auf? Die Amalfiküste zu beschreiben ist eigentlich unmöglich. Natürlich kann man die Sehenswürdigkeiten beschreiben, die Postkartenmotive entlang der Küste, die Serpentinmenstrasse hinauf nach Ravello, das Wetter, die tollen Ausblicke, … und und und.
Aber wenn man ganz ehrlich ist, und das hat wohl jeder aus der Gruppe gespürt, dass man die Amalfitana nicht beschreiben kann. Spätestens dann, als wir alle gemeinsam im Garten der Villa Cimbrone in Ravello ganz vorne am Abgrund standen und uns die Küste zu Füßen lag. Hunderte von Fotos wurden gemacht, aber wohl Keines konnte den Zauber und die Wirklichkeit so festhalten, wir jeder Einzelne von uns dies in jener Minute erlebt hatte.
Keines der Fotos wird je das Staunen das man im Herzen fühlte festhalten können.
Wie musste sich wohl Romy Schneider im 2ten Teil von Sissi gefühlt haben, als sie hier in dem Garten oberhalb von Minori ihre Szenen als kranke Kaiserin Elisabeth spielen musste?
Ravello hat im Namen seinen Ursprung von Rebellion. Reiche Küstenbewohner flohen vor den ständigen Bedrohungen durch Sarazenen und Normannen im Mittelalter in die Berge und gründeten Ravello. Sie galten damals als Rebellen.

Der Herbst an der Amalfiküste hat seine Besonderheiten. Feigen und Johannisbrot waren reif geworden und wir konnten uns während der Wanderung an den Früchten erlaben. An den Hängen standen zahlreiche Zitronenhaine, abgedeckt unter schwarzen Netzen um die köstlichen Früchte vor Hagel zu schützen. Der Weg führte über unzählige Stufen steil hinunter nach Pontone und wieder hinauf zum Piazza de S. Giovanni. Dort fanden wir uns in der lokalen Attraktion Blu Bar wieder. Ein nettes, typisches italienisches Restaurant bekannt für vorzügliche Speisen und freundlichem Service.
Der junge Koch, der wahrscheinlich auch der Besitzer des Ristorante war, verwöhnte unsere hungrigen Gaumen mit köstlichen Speisen aus der lokalen Küche.
Neben Salami, Pancetta, Käse, Bohnen mit Speck und Salat war das absolute Highlight, das bei allen Gästen ein Staunen ins Gesicht zauberte, die panierten, mit Mozzarella gefüllte Zuchiniblätter. Ein unbeschreiblicher Genuss, den man nur erschmecken kann. Mit der Gabel ein Stück in den Mund, mit der Zunge zerkleinern und den Geschmack über den Gaumen zergehen lassen. Ich bin kein Vegetarier oder Veganer, werde es auch nicht werden, aber bei diesem Gericht habe ich jeglichens Fleisch vergessen.
Diese panierten Zuchiniblätter wurden einstimmig von der gesamten Gruppe als bestes Essen aus dem Menü empfunden.

Frisch gestärkt, die Wasserflaschen gefüllt, so marschierten wir frohen Herzens weiter auf den alten Eselswegen und Mulipfaden durch das Valle dei Mulini. Dem Mühlental, einem Tal zwischen den „Milchbergen“, den Monte Lattari, hinunter nach Amalfi.
Dunkle Wälder, die uns an die Urzeit erinnerten, vorbei an zahlreiche Ruinen der ehemaligen Papierfabriken, untermalt mit der Musik vom ewigen Rauschen des Flußes. Wenn man genau hinhörte, konnte man noch die Hämmer hören, deren Schläge jahrhundertelang durch das Tal drangen.
Bis zu 70 Mühlen arbeiteten einst entlang des Flußes Canneto, dem wir heute rechtsseitig folgten. Die letzte Mühle ging 1954 außer Betrieb.

Im Papiermuseum erklärte man uns den Unterschied zwischen Amalfipapier und Büttenpapier ganz anschaulich und praktisch an den alten Maschinen.
Amalfipapier wurde aus alter Baumwolle und Lumpen hergestellt, die tagelang in der Hammermühle zerkleinert wurden und weit über 1000 Jahre haltbar sind.
Im Gegensatz das Papier aus Zellulose das 7- bis 800 Jahre haltbar ist.
Natürlich durfte sich einer aus der Gruppe als Papiermacher beweisen. Er machte seine Sache sehr gut und hält nun sein eigenes Stück Amalfipapier in Ehren.
Dieses Tal birgt aber noch ein Geheimnis. Hier sollte in jener Zeit die berühmte Pasta erfunden worden sein, bevor sie ihren Siegeszug um die ganze Welt antrat. Und die erste Sorte Pasta die es gab, war Fusili. Damals von Frauen handgerollt und im Aussehen wie ein zusammengelegter Regenschirm.

Ein Linienschiff schaukelte uns sachte über die Wellen des thyrrenischen Meeres von Amalfi zurück nach Minori. So konnten unsere verschwitzten Körper abkühlen und die schmerzenden Knien sich vom ungezählten Treppen abwärtsgehen erholen, während stolz die Kulisse der Amalfiküste an unseren Augen vorbeizog.

Im Tal der Zitronen

Kennst du das Land wo die Zitronen blühen…..? Wir sollten es heute erforschen. Diese anspruchsvolle Wandertour ist neu im Angebot von Eberhardt.
Direkt von Minori aus führte uns der Weg dem Flusslauf des Sambuco folgend steil bergan. Sambuco heißt übersetzt Hollunder.
Anfänglich begleiteten uns zahllose Zitronenplantagen, abgedeckt mit einem Meer aus schwarzen Netzen, sodass man die Früchte darunter nur erahnen konnte. Ab und zu tat sich ein Loch auf, wo man sie teilweise sehen konnte. Meist noch grün und man musste genau hinschauen um sie zu entdecken. Manchmal hatte man Glück und es leuchteten dazwischen vereinzelt schöne reife Früchte in goldener Farbe. Die Zitronenernte ist hauptsächlich im Juli-August und dann wieder im Spätherbst.Der Duft von rotem Basilikum und wildem Fenchel begleitete uns hinauf zum Sella die Mandrino, einem Gipfel der Monte Lattari bis hinüber ins Tal von Tramonti.
Der Naturpfad, der dem italienischen Historiker und Politiker Giustino Fortunato gewidmet ist, verlangt vom Wanderer absolute Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und sehr gute körperliche Verfassung.
Ein wirklich abenteuerlicher und deshalb ein sehr interessanter Weg, der durch scheinbar unberührte Landschaften mit hohen Farnen und Urwäldern führte. Man konnte nur erahnen wie beschwerlich in jener Zeit das Leben gewesen sein musste, als man diese Wege mit Lastentiere und schlechter Ausrüstung in der sommerlichen Hitze bewältigen musste.
Man begegnet heutzutage kaum Menschen auf diesem Weg, aber wenn schon, dann war es immer ein freudiges Aufeinandertreffen zweier oder mehrerer Menschen und man nahm sich Zeit für ein kleines Gespräch. Auch wenn man die Sprache nicht verstand was der Gegenüber sagte, aber wenn man wollte, mit dem Herzen konnte man sich immer verstehen.
Da war mitten im Wald der Ziegenhirte, den man durch die sonnengebräunte Hautfarbe kaum von den Bäumen unterscheiden konnte. Plötzlich stand er am Wegesrand und pfiff seine Melodie, lächelte uns zu und erzählte, dass er mit seinen Hunden und dem Maultier geduldig auf seine Ziegen wartet. In der Ferne konnte man schon die Glocken seiner Herde hören. Der Herr kennt seine Ziegen und die Ziegen ihren Herrn. Unweit des Hirten sah man wie die Herde dem Hirten bereits entgegen lief, unter den achtsamen Augen des Ziegenbockes, der auch schon mal energisch etwaige Langweiler antreiben musste.
Oder der alte Mann, der seit 6 Uhr morgens die Berge mit seiner Sichel durchstreifte um nach Pilzen zu suchen, die seine Familie für heute ernähren sollen. Bis 13 Uhr will er unterwegs sein, dann möchte er nach Hause und die Frau will dann die Pilze zubereiten. Stolz und mit einem Lächeln zeigte er uns seinen größten Pilz, ein Steinpilz. Ansonsten war seine Ausbeute eher mager, sollte sie doch für eine Familie reichen. Wir hofften, dass sie satt werden.
Wir wurden es auf jedenfall in der Casa Vacanze in Tramonti.
Die ganze Familie war eingespannt uns zu versorgen. Vom jüngsten Sohn mit etwa 5, 6 Jahren, der immer dem Papa helfen wollte und das Öl auf die Pizza zu schütten, der Patrone, der verschiedene Pizzen im Holzofen zubereitete, der ältere Sohn der ein Meister in der Herstellung des originalen Granita ist. Granita, ein Erfrischungsgetränk aus purem Zitronensaft und Zucker, gerührt im hölzernen Trog der mit Eiswürfeln gefüllt war. Natürlich kamen die Zitronen aus eigenem Anbau, genauso wie der typische Rotwein von Tramonti, genannt Tintare.
Zur Pizza wurde der berühmte Caponatasalat kredenzt, hergestellt aus getrocknetem Weißbrot das in Wasser aufgeweicht wird, und mit den Pomodori del piennolo, den Piennolotomaten und Olivenöl serviert wird.
Als Hauptspeise hausgemachte Salami mit verschiedenen Käsesorten, unter anderem ein geräucherter Kuhkäse. Dazu der Tintare und man konnte die Zeit vergessen. Man konnte auch vergessen, dass man eigentlich zum Wandern unterwegs ist.
Die Luft, die Atmosphäre, der leichte Wind, die Gespräche, die Familie die bereitwillig alle Fragen mit einer Herzlichkeit beantwortete. All dies, verbunden in einer Einheit, stimmte die Gemüter froh und glücklich. Da war der kleine Junge, der einer unserer weiblichen Wanderin mit Freude die Weinberge erklärte und kurz darauf sich mit dem Bruder stritt, weil dieser ihm nicht erlaubte bei der Herstellung von Granita mithelfen und er daraufhin weinend zur Mutter lief.
Der Wunsch, der uns allen von der Mutter des Hauses erfüllt wurde, einmal eine richtige Zitrone aus dem heimischen Garten zu probieren gab dem Tag die Krönung.
All diese kleinen menschlichen Vorkommnisse, eingebunden in der herrlichen Landschaft des amalfitanischen Hinterlandes, machten diese Reise zu einem ganz besonderen Erlebnis.
Innerlich lächelte unser Herz vor Freude und Glück, umso schwerer fiel es uns Abschied von dieser Familie zu nehmen. Aber wie so oft im Leben muss man es tun um Neues zu erfahren, bzw Neuem zu begegnen.

Von Tramonti aus führte uns der Weg über den Sentiero de Formicelle hinüber nach Minori. Formicelle bedeutet Ameisen und Ameisen sind fleißige Tierchen. Und wer ist fleißig?.... natürlich die Frauen. Deshalb heißt der Weg auch nicht Ameisenweg, denn dort gab es keine, sondern „Weg der fleißigen Frauen“. Sie waren es, die tagtäglich mit ihren Kraxen auf den Schultern, schwer beladen mit Zitronen oder Holz, stundenlang den beschwerlichen Weg hinunter nach Minori oder Majori gehen mussten um dort ihre Waren zu verkaufen damit die Familien ernährt werden konnten. Wir folgten ihren Spuren, die sie über Jahrhunderte gehen mussten und konnten nur im Ansatz ahnen, was diese Frauen einst geleistet hatten.
Sind doch die Orte an der Amalfiküste erst seit 1850 mit der berühmten 50km langen Küstenstrasse von Sorrento bis Salerno verbunden worden. Vor dieser Zeit waren nur die Esel- und Mulipfade die einzige Verbindung in die Dörfer entlang der Küste.
Diesen spannenden und anspruchsvollen Wanderweg über die Milchberge erlebte auch unsere Truppe auf eindrucksvolle Weise. Durch Wälder, über ausgewaschene wilde Wege und Fels führte uns der Weg unserem Ziel Minori immer näher.
Unterwegs stieg uns der Duft einer frisch gekochten Steinpilzsuppe in die Nase. Ob diese Suppe wohl zur Familie des Mannes gehörte, den wir am Gipfel getroffen hatten?
Veronika führte uns auf ein Plateau mit einer atemberaubenden Aussicht hinunter nach Majori und hinaus aufs Meer. Das Staunen in der Gruppe war nicht zu überhören. Auch hier konnte kein Foto der Welt dieses Empfinden widerspiegeln, dass man in dem Augenblick tief in der Seele spürte.

Ein letzter Schluck aus der Wasserflasche, noch ein paar Schritte und dann……gefühlte tausend Stufen abwärts hinunter nach Minori. Noch einmal die Aufforderung an die Knie durchzuhalten.
Wir standen am Scheitelpunkt des eigentlichen Sentiero dei Limoni, des Zitronenweges, der die beiden Städte Majori und Minori verbindet. Enge Gässchen, steile Treppen, unter Lauben wandelnd, die bewachsen waren mit dunklen Weintrauben, Kräuterduft entlang des Weges, der uns in die Nase stieg, Zitronengärten links und rechts des Weges und immer der Blick aufs Meer und den Himmel und dabei die Sonne atmend.
Am Ende unseres Weges konnten wir verstehen warum eigentlich nur hier der Limoncello erfunden werden konnte.

Wohltuend für Körper und Geist war das anschließende kühlende Bad im Meer in Minori, welches einige aus der Gruppe wahrnahmen. Es war so wohltuend, dass 3 Personen spontan beschlossen, dies jeden Tag zu tun und es gründete sich das berühmte Aperol-Spritz Trio. Das überaus süffige und erfrischende Getränk bewirkte eine gewisse Motivation für den nächsten Tag, wirkte aber auch als Dankeschön für die erbrachte Leistung des vergangenen Tages.
Ein lustiges Ereignis erwartete uns beim Abendessen im Hotel, als die Nachspeise Mousse au chocolat in Gläsern serviert wurde.
War es ein versteckter Hinweis auf die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, oder nur Zufall, aber hier bekamen die Männer das größere Glas. Nach guter alter Sitt, oder neudeutsch nach „Gentlemans like“, tauschte so mancher Mann dennoch gerne sein Glas mit seiner Liebsten. Nichts desto trotz, alle waren so begeistert, dass die Gruppe den Wunsch an unseren Restaurantleiter äußerte, ob er diese Nachspeise am letzten Abend noch einmal für die Gruppe machen möchte, was letztendlich auch erfüllt wurde, allerdings am vorletzten Tag. Denn am letzten Abend hatte Signor Giovanni eine andere Überraschung für uns vorbereitet.

Auf den Spuren der Götter

„Atme tief durch, bevor du den Weg der Götter betrittst, den schwebenden Weg über den magischen Golf der Sirenen.“
Von den Göttern von heute verlassen, um ein verlorenes Wenn wieder zu finden, ein früheres Mittelmeer.
Die Zeilen der beiden Dichter Italia Calvalino und D.H. Lawrence ermahnten uns zu Beginn des Weges in Bomerano: Wer diesen Weg beschreitet, begibt sich auf die Suche nach der Erinnerung und dem Mythos der Vergangenheit.
Der Legende nach wandelten hier einst die Götter um die Sirenen zu besuchen. Odysseus fuhr in jener Zeit an der Küste entlang um den Gesang der Sirenen zu lauschen. Fest am Mast gebunden, damit er den Gesängen und Versuchungen nicht erlag, gewann er den Kampf gegen die Verführung. Die Sirenen aber, die laut der Sage, nach einer Niederlage Selbstmord verüben mussten, stürzten sich daraufhin ins Meer oder wurden zu Felsen und Klippen verwandelt. Eine der Sirenen, Parthenope (die Mädchenstimme) stürzte sich ins Meer und wurde tot an den Strand von Neapel gespült. Noch heute nennt man deshalb die Neapolitaner auch Parthenopaner.

Sorrento, die Heimat von Veronika, liegt im Golf von Neapel und wenn man jetzt Dichtung und Wahrheit verbindet, kann man auch verstehen, wieso ihre Stimme so musikalisch und melodisch klang, dass sie manchmal verführerisch war.

Sirenen, die zu Felsen und Klippen verwandelt wurden kann man noch heute vom Götterweg aus draußen im Meer erkennen. Schaut euch mal die beiden Fotos der Sireneninsel ganz genau und lange an. Man kann die Insel als Gestalt erkennen.
Eine liegende Gestalt im Meer, heraus ragen der Kopf, die Schulter und die Hüfte, so als ob sie wie einst die Seefahrer verführen möchte. Erkennt ihr Sie?
Heute heißt die Sireneninsel vor der Küste La Galli, übersetzt, “Die Hähne“. Über die Namensgebung könnte man philosophieren, denn Sirenen verführten mit Gesang, aber Hähne krächzen mehr und verführen mehr mit der äußeren Erscheinung als mit ihrer Stimme.

Noch immer wandeln wir auf den Spuren der Götter. Den Blick gerichtet nach Westen in Richtung Capri mit grandioser Aussicht, hinter uns die kristallinen Berge der Fosa, vor uns die steile Küste der Amalfi mit ihren von der Sonne beschienenen Häuser, die senkrecht an den Felsen hängen. Unter uns das tiefblaue Meer mit den verborgenen Schätzen der Antike und über uns hielt Gott seine schützende Hand.
Oft führte der mittelschwere Wanderweg entlang zerklüfteter Kalkfelsen mit riesigen Stalagtiten, die den Eindruck erweckten als schreiteten wir durch die Überreste von riesigen Behausungen die einst den Göttern der Mythologie als Wohnung dienten.

Man mag sich fragen, wie sich die Geschichten um die Sirenen und Odysseus hier in Italien abspielte, gehört es doch zur griechischen Mythologie. Nun, dazu muss man wissen, daß lange vor Christi Geburt die Inseln, wie La Galli und auch Capri noch mit dem italienischen Festland verbunden waren und dort überwiegend Römer und Griechen lebten.

Wir erreichten Nocello, die Neue Zelle. Ein Ort, gegründet von Einheimischen, die auf der Flucht vor den plündernden Sarazenen und den Normannen waren. Am kleinen Dorfplatz, im Schatten einer Eiche, gab es die für Wanderer typische Brotzeit. Panini mit Parmaschinken, Tomaten und Mozzarella. Nach der atemberaubenden Fußmarsch eine willkommene Delikatesse. Das dachten sich wohl auch die Katzen aus der Umgebung, die bettelnd mit großen Augen und mit guter Hoffnung vor uns saßen und darauf hofften einen Bissen abzubekommen.

Treppen, Treppen und wieder Treppen, hinauf und hinab. Das ist typisch für die Amalfiküste, jeden Tag Treppen. Heute waren es 1200 Stufen hinunter ins von Touristen bevölkerte Positano. Der Ort wurde auf Grund eines Wunders gegründet.
Einst erbeuteten Sarazenen ein Bild der schwarzen Madonna in Pompeij. Bei Sturm vor der Amalfiküste fiel das Bild über Bord und wurde an dem Ort wo sich heute Positano befindet, an den Strand gespült. Einheimische hörten den Ruf der Madonna „Porta Porti“ und beschlossen hier einen Hafen zu bauen.
Heute ist Positano ein teurer touristischer Ort, der vor allem für hochwertige Leinenmode in der ganzen Welt bekannt geworden ist.
Bis uns das exclusiv von Eberhardt gecharterte Boot wieder heimwärts nach Minori brachte blieb noch genügend Zeit den Ort auf eigene Faust zu erkunden, einzukaufen, Kaffee zu trinken, oder wie einige von uns, sich ins kühle Nass des Meeres zu stürzen.

An dieser Stelle sei besonders erwähnenswert weil es garantiert unvergessen bleibt, die mobile Umkleidekabine am Strand, das so manches herzhafte Lachen auslöste.

Rauch am Vesuv

Wie kann der Tag schöner beginnen als am Morgen mit einem Bad im Meer noch vor dem Frühstück. Mittlerweile wurde es für einige zu einem Ritual. Man begegnete immer den gleichen Leuten. Der Mann, der barfuß den Strand entlang marschierte und irgendetwas im Sand suchte, die zwei alten Damen die Yoga am Strand machten, die Müllabfuhrleute und die Reinigungskräfte, die mit ihren Besen die Strassen fegten. Die ersten Geschäfte stellten ihre Ware vor die Türe. Man kannte sich mittlerweile und grüßte freundlich. Der Gruß wurde immer mit einem Lächeln erwidert. Manchmal versuchte man auch ein kleines Gespräch, das aber meist an der Sprachbarriere endete. Gefühlt war es egal, denn am Ende verstand man sich doch irgendwie und mit einem glücklicheren Gefühl ging, bzw. heute fuhr man, in den Tag.
Auf der berühmte SS 163, schlängelte sich unser Bus der Küstenstrasse entlang bis Vietri sul Mare. Hier auf die Autobahn nach Neapel und hinauf zum Nationalpark Vesuv.
Bisher nirgends, aber hier musste man den Greenpass, bzw das Covid 19 Zertifikat zusammen mit dem Perso vorzeigen, sonst war es unmöglich auf den Vesuv zu kommen. Und natürlich die Maske tragen. Diese verschwand aber gleich wieder, als man den Eingang passiert hatte, in der Hosentasche.
Beeindruckend und von überwältigender Schönheit, die Landschaft rund um den Vesuv. War dieser Berg doch einmal 3000m hoch mit einem Gipfel. Als er im Jahr 79 n. Chr. ausbrach, stürzte der Berg in sich zusammen, verstopfte den Krater und erhielt dadurch seine jetzige Form mit 2 Gipfeln. Teile des ursprünglichen Kraters sind heute noch zu sehen und haben einem Umfang von 11km.
Heute ist der Berg nur noch halb so groß, aber nicht minder gefährlich. 1944 brach er zum Letztenmal in größerem Umfang aus. In den letzten 500 Jahren gab es angeblich bis zu 16 kleinere Eruptionen. Sollte er wieder ausbrechen und würde der Druck im Erdinneren kompletten durch den heutigen Krater entweichen, würden Gesteinsmassen, die bis 10km in Tiefe reichen, in die Höhe geschleudert werden.
Der Vesuv ist heute bestens mit modernster Ausrüstung überwacht und vermessen. Davon konnten wir uns überzeugen, als wir den staubigen, von Touristen bevölkerten Wanderweg, hinauf zum Gipfel wanderten. Oben gab es eine kleine Führung mit einem Vulkanologen der uns die Geschichte des Vesuvs und die kommenden Ereignisse was passieren könnte, kurzweilig erklärte.
Wer genau hinsah, konnte am Krater weißen Rauch aufsteigen sehen. Wasserdampf aus dem Erdinneren, der uns daran erinnert, daß der Vulkan noch immer aktiv ist. Wir hatten heute extrem heißes Wetter mit nahezu 30 Grad Celsius. Wenn die Temperaturen jedoch niedrig sind, sieht man rings um den Krater Wasserdampf aufsteigen die den Berg in eine Nebelwand einhüllen.
Er zeigte uns die Evakuierungslinie rund um den Vesuv, die anfing am Hafen von Neapel, wo wir ein großen Kreuzfahrtschiff von MSC erkennen konnten.
Am Fuße des Berges konnten wir die beiden verschüttenten Städte Ercolano und Pompeji erkennen, wobei Ercolano zwar besser erhalten ist, weil es damals unter einer 25m hohen Schlammschicht begraben wurde, Pompeji aber berühmter ist.

Im Großen Tal rund um den Vesuv versteckte sich einst Spartacus und plante von dort aus den berühmten 3.ten Sklavenkrieg gegen Rom. Die bekannteste und für Rom gefährlichste Schlacht ging unter dem Namen „Spartacusschlacht“ in die Geschichte ein.
Das Gebiet rund um den Vesuv ist äußerst fruchtbar durch den Lavaboden. Vom Kraterrand aus ging der Blick weit ins Land hinein und man erkannte ein Meer aus Glasdächer in denen sich die Sonne spiegelte. Darunter Unmengen von Blumen, Pflanzen, jede Menge Tomaten und eine Vielzahl von Früchten für den eigenen Markt und für den Export.
Nach soviel Wissenschaft am Berg brauchte es eine Stärkung. Und wo könnte sie besser sein als in der Cantina Casa Setaro bei Massimo Setaro. Der noch relativ junge Betrieb entwickelte sich in den letzten paar Jahren immer mehr zu einer exclusiven und für hochwertige Weine und Olivenöl bekannte Institition.
Die Tochter des Hauses führte uns durch die Räume der Weinherstellung und zu den Lagerräumen in denen die guten Weine in Inoxfässer und die Edlen im Barriquefässer reifen dürfen. Im alten gemauerten Keller fand man die irdenen Amphoren der früheren Jahrhunderte, wo in der Antike der Wein gelagert wurde.
Näturlich darf das Kulinarische in Italien nicht zu kurz kommen. Zur ausgewählten Weinverkostung, mit Weiß- Rose- und Rotwein mit den klingenden Namen wie Lacryma Christi (Tränen Christi) oder Rosato, gesellten sich Pasta mit Pienollotomaten, selbstgebackenes Brot und Olivenöl.
Wohl gestärkt und sehr zufrieden erreichten wir Pompeji. Veronika hat uns jetzt verlassen und fuhr heim zur Familie nach Sorrent und Florian übernahm die Führung durch die 2/3 ausgegrabene Stadt. Auch hier erneut Maske, Covid Pass und Perso, was aber Schwachsinn war, denn gleich nach dem Eingang nahmen wir die Masken wieder ab und keiner fragte mehr danach.
Florian führte uns mit unheimlich viel Wissen durch die Gassen von Pompeji. Gleich neben dem Eingang gut erhaltene Abdrücke von Toten aus der Zeit als sich der Ascheregen über der Stadt ergoß. Das Besondere daran, man konnte sehen, in welcher Position die Leute damals gestorben sind. Einige hielten schützend die Hände über sich, eine Frau warf sich auf ihr Kind um es zu schützen, aber der bis zu 800 Grad heiße Ascheregen aus Basalt und Bims vernichtete in Sekundenschnelle das Leben in den Strassen und verbrannte die Dächer der Häuser.
Unser Weg durch die Stadt führte uns angefangen am Amphitheater, im äußersten Westen, vorbei am exclusiven kleinen Weingarten Foro Boario im Norden, zum Haus des Meander, hinauf ins Thermopolium, wo es Toiletten gab und man eine herrliche Aussicht über Pompeji hat. Über den ausgegrabenen Teil und dem Teil, an dem noch gearbeitet wird. Unser Weg führte weiter Richtung Osten über das Forum, dem eigentlichen Hauptplatz des antiken Pompejis zum Ausgang bei Porta Marina.
Während der Wanderung durch die Stadt erfuhren wir dass Pompeji einst durch 4 Bürgermeister regiert wurde, zwei für interene und zwei für externe Angelegenheiten. Wie die Geschäfte aufgebaut waren, wie viel ein durchschnittlicher Geschäftsmann am Tag mit der Ausgabe von Speisen verdienen konnte, umgerechnet heute ca. 1000€. Dass Kaiser Tiberius hier die Urinsteuer einführte und das daraufhin hier auch der Spruch entstand „Geld stinkt nicht“. Dass hier Personen untergebracht waren, die an der Ermordung Cäsars beteiligt waren und als Dankeschön ein schönes Haus erhielten.
Im größten Haus, dem Haus des Menander mit 2000qm Grundfläche erfuhr man die Bedeutung der Worte Ozium und Neozim. Ozium, soviel wie das Leben genießen, Neozium, soviel wie das Leben nicht genießen.
Der Geschäftsmann Menander erkannte die Bedeutung und formulierte daraus die philosophische Weisheit, „Man muss Geschäfte machen um das Leben genießen zu können.
Straßennamen gab es keine in Pompeji, dafür aber Zeichen und Ornamente an den Häuserecken. Auch Freudenhäuser erkannte man an Phallussymbolen auf den Gehwegen. Man muss sich vorstellen, Pompeji war reich und gut besucht von Händlern aus der ganzen Welt und nicht jeder war der Landessprache mächtig. Aber Zeichen konnte jeder verstehen.

Etwas müde von den Eindrücken des Tages brachte uns unser Fuscobus wieder zurück nach Minori. Da morgen Capri auf dem Programm stand und unsere Gruppe eine lustiger Trupp war, der nie um Einfälle verlegen war, kam man auf die Idee gleich einmal das Lied der Caprifischer einzusingen. Problem waren nur die Melodie- und die Textsicherheit. Abhilfe schaffte natürlich Google. Über den Bordlautsprecher wurde das Originallied aus 1943 von Rudi Schurike eingeübt. Natürlich durfte auch das Lied von Cornelia Froboess von den 2 kleinen Italienern nicht fehlen, die Sehnsucht nach Neapel hatten. Hier war man etwas textsicherer und der ganze Bus sang mit, was richtig Spass und Freude machte.
Hinter seiner Maske konnte man ein Lächeln des Busfahrers erkennen.

Auf der Insel der Fischer

Geschichte, Natur und Kultur, alles vereint auf dieser kleinen Insel aus Kalkgestein.
Capri, die Insel der Höhlen, in der Antike die Insel der Herrscher, im Mittelalter die Insel der Fischer und heute die Insel der Reichen und Schönen, der Stars und Sternchen. Sehen und Gesehen werden, so erwartete uns das moderne Capri heute. Geschäftig, modisch extravagant, etwas chaotisch und dennoch mit einer gewissen Harmonie.
Für die Herkunft des Namens Capri gibt es zwei Möglichkeiten. Capri, kommt von dem Wort Caprese, was übersetzt Ziege bedeutet, aber im griechischen Wildschwein. Und wie wir bereits erfahren haben, wurde die Küstengegend hier in grauer Vorzeit von Römern und Griechen besiedelt. Vielleicht war Capri damals ein Weideort für Ziegen in dem es auch Wildschweine gab. Zur Erinnerung, vielleicht ist es einigen von euch aufgefallen, in den vergangenen Tagen hatten wir auf unseren Wanderungen des öfteren aufgewühltes Gelände gesehen. Diese Spuren stammten von Wildschweinen.
Kaiser Augustus war der Erste, der hier eine Villa erbauen ließ und sein Reich von Capri aus regierte. Ihm folgten viele Herrscher bis hinein ins frühe Mittelalter. Mit dem Untergang des römischen Reiches verarmte die Insel und die Einwohner ernährten sich hauptsächlich vom Fischfang, bis 1826 zwei deutsche Touristen der Insel zum heutigen Ruhm verhalfen.
65 Höhlen und Grotten sollen sich rund um die Insel befinden. Kein Wunder, dass sich über diese dunklen Orte so manche ungeheuerliche Geschichten erzählen ließen und sich weiter verbreiteten. Hatten die Fischer zur damaligen Zeit bei ihren nächtlichen Ausfahrten doch genügend Zeit ihrer Fantasie über dämonische Wesen und Ungeheuer freien Lauf zu lassen. Das wohl berühmteste Phänomen ist das blaue Licht in der Grotta Azzuro. Aus Angst vor dem Unheimlichen mieden die Einheimischen lange Zeit diese Grotte und sie geriet in Vergessenheit. Man verstand damals vielleicht noch nicht die physikalischen Zusammenhänge für dieses blaue Licht.
Der deutsche Schriftsteller August Kopisch und sein Freund, der Maler Ernst Fries, hörten 1826 bei einem Aufenthalt auf Capri von der sagenumwobenen Grotte des Blauen Lichts und beschlossen diese wieder zu suchen und zu erkunden. Der Rest ist Geschichte. Die Bilder der Blauen Grotte gingen um die Welt, Capri wurde weltberühmt und angezogen von der Faszination und Schönheit der Insel entdeckten immer mehr Reiche, Schöne, Adelige und Industrielle die Insel im Mittelmeer.

Auch wir gehörten heute zu den Auserwählten. In gut eineinhalb Stunden brachte uns das Boot von Minori hinüber zur Insel. Da kein Gesang zu vernehmen war, mussten wir nicht irgendwo im Boot festgebunden werden, als wir die Sirenenfelsen passierten. Unser Kapitän steuerte sein Schiff direkt auf die kegel- und nadelförmige Felsenformation der Faraglioni zu. Faraglione stammt vom griech. Wort Pharos ab, was Leuchtfeuer bedeutet. Früher befanden sich auf den Felsen Leuchtfeuer zur Orientierung der Schiffe.
Ein wunderbares Erlebnis einmal die Insel mit dem Schiff zu umrunden und den Blick vom Meer aus zu genießen. Die Fahrt durch den von Erosion entstandenen Bogen in einem der Felsen verheißt für Verliebte, die sich in der Mitte küssen, ewige Liebe. Vorbei am gewaltigen Felsbogen am Pizzo Lungo hinüber zur Korallen- und zur weißen Grotte. Unser Kapitän steuerte sein Schiff so weit wie möglich in die Grotten hinein. Die Korallengrotte verzauberte uns durch seine rote Farbe im inneren und die weiße Grotte mit einem Stalagmit der aussah wie eine weiße Madonna.
Zahlreiche millionenteure Luxusjachten, die vor der Insel ankerten, säumten unsere Fahrt entlang der Insel hinüber nach Marina Grande, wo uns der Bus nach Anacapri erwartete.
Ein Phänomen in Süditalien. Verkehrsregeln scheint es hier nicht zu geben, jeder fährt wie er gerade denkt und am besten vorankommt. Es macht Freude zuzusehen, wie gekonnt die Chaffeure der einzelnen Vehikeln, ob Auto, Bus, Moped oder Fahrrad einander auf den engen Strasse ausweichen.
Von Anacapri aus, der Stadt oberhalb von Capri mit etwa 7000 Einwohnern, da wo das Leben noch bescheidener und ruhiger ist, führte uns Veronika heute auf dem schönsten Panoramaweg der Insel hinauf zum Monte Solare, dem Sonnenberg. Zuerst durch dem Ort hinüber zur Westküste mit gewaltigem Ausblick aufs Meer und Leuchtturm. 300 Meter unter uns zogen unzählige Boote weiße Fäden durch das tiefblaue Meer. Und dann im steilen Anstieg auf wilden Wegen hinauf auf den 600m hohen Gipfel. Immer wieder diese imposanten Ausblicke auf das türkis- und smaragdfarbene Meer, die Kalkfelsen entlang der Küste, die Fraglionifelsen und auf der anderen Seite die Blicke über die ganze Insel und Anacapri. Die Weichheit der Farben und das malerische Licht ließen unsere Herzen höher schlagen, besonders das der Fotografen, und machten den Ausflug zu einem Highlight der Reise.
Oben am Gipfel, Bergsteigerbrotzeit, wieder nicht mit Weißwürste und Brezen, dafür mit italienischem Panini. Mittlerweile hat sich auch der Bayer an diese hervorragende mediterrane Spezialität gewöhnt und möchte sie nicht mehr missen.

Capri mit dem Schiff umrundet.
Capri zu Fuß erwandert.
Gab es noch eine Steigerung?
Natürlich! - Capri von der Luft aus!!!!
Durch den langsamen Aufstieg zum Gipfel, zum Einen weil dieser Weg mit so vielen spektakulären Aussichten gespickt war, wo man einfach verweilen und genießen musste, und zum Anderen, weil man durch den steilen Anstieg mehr Verschnaufpausen benötigte, verging die Zeit zu schnell. Man wollte doch noch den Ort Capri erkunden, die Reichen und Schönen sehen, den Kaffee oder das Bier an der Plazza trinken und einfach dem Treiben zusehen.
Da wir eine eingeschworene Gemeinschaft waren und jeder jeden half, wurde das Problem ganz schnell gelöst. Kurzerhand beschloss man einstimmig den Sesselift nach unten zu nehmen. "Genug gewandert wurde zur Devise, wir fliegen hinunter und genießen die herrlichen Blicke über die Insel". Gemütlich und ruhig schwebten wir über die Dächer und Gärten hinunter nach Anacapri, die uns Einblicke in den Privatbereich der Insulaner gaben.
Unten angekommen lag man sich in den Armen, beglückwünschte die Personen die etwas Angst vor der Liftfahrt hatten und zollte ihnen einen riesigen Respekt. Mit einem Lachen im Gesicht und frohen Gemütes über diese drei tollen Erlebnisse, Schiff, Wandern und Lift, genoß jeder noch für sich seine freie Zeit in Capri.
Ein Ort, der normalerweise etwa 5000 Einwohner zählt, wird in den Saisonmonaten von ca 40.000 Menschen bevölkert.
Am berühmten Plazza Umberto, dem Hauptplatz von Capri, konnte man ganz bequem die Reichen und Schönen in ihrer Welt beobachten. Zugegeben, der Geldbeutel sollte schon gefüllt sein, denn ein Halbe Bier kosten hier durchaus mal 10€ und der Kaffee 5€. Aber dafür ist man auf Capri, inmitten der Noblesse.

Einmal endet auch der schönste Tag mit den meisten Erlebnissen und es hieß Abschied nehmen. Capri, c´ est fini.
Ob heute noch die Fischer, wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt, mit ihren Booten aufs Meer hinaus ziehen und im weiten Bogen die Netze auslegen, bleibt ein Geheimnis. Nur die Sterne sie leuchten uns noch heute und die bleiche Sichel des Mondes blinzelte uns zu.

Durch das Tal der Eisenhütten

Das letzte Bad im Meer, zum letztenmal in dieser Woche die Wanderschuhe geschnürt, die Wasserflaschen gefüllt und den Rucksack gepackt. Diesmal im Rucksack vorsichtshalber Regenkleidung, denn die Wetterapp sagte Regen voraus.
Unser letzter Weg führte uns hinein ins Tal der Eisenhütten.
Eisenhütten waren zur Zeit der Papierherstellung sehr wichtig, brauchte man doch immer wieder neue Maschinen und Ersatzteile.
Der Bus brachte uns hinauf nach Scala bevor wir den schmalen Pfaden folgend hinein ins Valle delle Ferriere gelangten. Ein wunderbarer Wanderweg mit viel Schatten und wilder Natur. Der Geruch von Kräutern begleitete uns entlang des Weges, vorbei an bizarren Felswänden an den Ziegen unmögliche Kletterkünste vollbrachten um an die karge Nahrung zu kommen. Der Hirtenhund beobachtete uns argwöhnisch und erklärte uns mit seinem Blick, wir sollten seine Ziegen in Ruhe lassen. Unweit des Hundes rastete der Hirte an einer Felswand.
Man fühlte sich wie auf einer Expedition. Zielsicher geführt von Veronika, durch einen Wald, der uns an Urwald und Dschungel erinnerte. Eine wirklich atemberaubende Landschaft. Ein Rastplatz mitten im Wald, gelegen am Fluss Canneto, lud zu einer Pause ein bei der auch die Wasserflaschen wieder gefüllt werden konnten.

Da wir uns einen Tag vor der Abreise befanden, wurden wir alle von Patrick, im fernen Dresden sitzend, schon am Flughafen eingecheckt. Soeben erhielt uns seine Nachricht darüber eben gerade an diesem Rastplatz am Wasser. Die Freude darüber war bei allen Teilnehmern übergroß, sodass man spontan beschloß, Patrick ein Dankeschön zu sagen. Ein Druck auf das Mikrofon am Handy und der Chor der Eberhardt-Wandervögel wurde aufgenommen, der sich lautstark bedankte und im Anschluss gleich das Lied der Caprifischer anstimmte. Via Whatsapp wurde ihm unser Dankeschön in die Heimat übermittelt und ich denke, er bekam ein Lächeln auf seine Lippen, als er unseren Gesang hörte.
Und wir Künstler hofften, dass nach dieser gesanglichen Eignungsprüfung unser rheinischer Theaterregisseur den gesamten Chor in sein nächstes Theaterstück aufnimmt.

Diesmal folgten wir linksseitig den Fluss weiter, vorbei an Wasserfällen und Gumpen, die zum Baden einluden, vorbei an den Ruinen der Eisenhütten, die wie verborgene Schlösser durch das Grün der Bäume und Sträucher schimmerten.
Ein Erdrutsch in den vergangenen Tagen machte unseren ursprünglichen Weg zu gefährlich und Veronika entschied sich, aus Sicherheitsgründen einen kleinen Umweg zu machen. Der Vorteil dabei war, wir brauchten nicht mehr soweit hochklettern um unsere Einkehrstation in Pogerola zu erreichen.

Was unsere Reisegruppe nicht wusste, aber ich jetzt verraten kann, wir waren die erste Reisegruppe die die jungen Besitzer der Hostaria Acquolina bewirten durfte. Das Engagement der beiden war perfekt, ebenso die Speisen die uns vorgesetzt wurden. Teils selbstgemacht, wie zum Beispiel der Käse und Fleisch wurde von lokalen kleinen Metzgern geliefert. Man konnte sich von der Wertigkeit und der Qualität der Fleischwaren überzeugen, indem man einen Blick auf dessen Lagerung in speziellen Kühlschränken warf.
Auch ungeübte Gaumen erkannten sofort den Unterschied zur italienischen Supermarktware die man unter anderen hier in Deutschland kaufen kann, oder teilweise auch serviert bekommt und den Speisen dort vor Ort. Die Salamis und das Pancetta, einfach ein Traum. Wie der Geschmack die Zunge streichelte und der Mozzarella dem Gaumen umschmeichelte. Ein Genuss, die Kompositionen versüßt mit einem Hauch Honig. Dazu passend, natürlich ein Rotwein aus der Region.
Als krönender Abschluss, nach dem Espresso, das Nationalgetränk das an der Amalfiküste erfunden wurde. Der Limoncello, natürlich hausgemacht. Und diesmal einer der nicht süß war, der eher in Richtung Schnaps ging, aber von ungeheurem Aroma erfüllt war. Übrigens, richtiger Limoncello sollte nicht weniger als 32% haben.
Das Leben kann so schön sein und das Dolce far niente gewinnt mehr und mehr an Bedeutung.

Von diesem Haus aus wanderten ganz legal, durch die Hände der Besitzer, einige Zitronen in die Rucksäcke der Wanderer, bevor man die letzten Stufen nach Amalfi hinabstieg. 2 Leute aus der Gruppe entscheiden sich jedoch lieber den Bus zu nehmen, als die Knie weiterhin überzustrapazieren.
In Amalfi hatte man jetzt Zeit die Stadt näher zu erkunden. Ein Besuch im mittelalterlichen Dom zu Amalfi lohnt sich auf jedenfall. Oder in einem Kaffee das geschäftige Treiben der Touristen zuzusehen. Ich selbst traf mich mit Frau Marrone, die unsere Wanderreise in Amalfi in Zusammenarbeit mit Eberhardt erstellte. Da sie eine andere Reisegruppe leiten musste, erkundigte sie sich nach dem Wohlbefinden und der Zufriedenheit der Wandergäste.
Ein letztesmal streifte unser Blick vom Boot aus die Küste entlang und weckte die Erinnerung an die vergangenen Tage. Vorbei an den Wehrtürmen der Sarazen und der Normannen, das Mühlental mit dem Papiermuseum, die Ruinen der Papierfabriken und Eisenhütten, die Kirche von Artani, die Villa Cimbrone mit dem herrlichen Ausblick über das thyrrenische Meer, der Zitronenweg hinüber nach Majori und die Silhouette von Minori, unserer liebgewonnen Heimat in dieser Woche.

Zum Abschied, uns als Dankeschön, zauberte Guiseppe mit seinem Team nach dem Abendessen eine Art „Traumschiffstimmung“. Die Lichter im Restaurant gingen aus, der Chef de Restaurant betrat das Dunkel des Raumes mit einer Delizie al Limone. Die Form an den Vesuv erinnernd und vom symbolischen Krater ausgehend, speite ein Feuerwerksvulkan glühenden Funkenregen hoch in die Luft und erhellte den Raum.
Sein Team begann in der Zwischenzeit mit dem Einschenken eines edlen Sektes.
Typischer geht’s nimmer. Der Geschmack dieses kleinen Törtchens, bestehend aus einer Biskuitkugel, gefüllt mit Zitronenpudding, umhüllt mit einer delikaten echten Zitronencreme und verfeinert mit Limoncello wird uns wohl ein Leben unvergesslich bleiben. Egal wo auf der Welt wir irgendwas zitroniges essen werden, wird uns dieser Geschmack der Amalfizitronen immer begleiten und uns diese Reise in Erinnerung rufen.
Abschiede fallen immer schwer und so beschloss man gemeinsam noch in der Confiserie und im Restaurant Sal de Riso, unten an der Promenade, die warme Spätsommernacht zu genießen und auf einen letzten gemeinsamen Abend anzustoßen.
Die zunehmende Sichel des Mondes spiegelte sich in der klaren Nacht im weiten Meer, die am Strand sich brechenden Wellen untermalten die Szenerie mit einer leisen Musik der Sehnsucht.

Abschied vom Meer

Abschied vom Meer, von Inseln, von Dörfern, von Bergen und vom Wind,
Abschied von Nächten und Kameraden, die unvergessen sind.

Ein letztemal fuhren wir die Amalfitana Richtung Salerno entlang. Vorbei an den zahlreichen Wehrtürmen aus der Antike, in runder oder eckiger Form. Die Runden wurden damals erbaut von den Sarzenen, die Eckigen von den Normannen. Viele der Türme sind heute noble Restaurants oder exklusive Hotels. Es wird sicher ein unvergessliches Erlebnis sein, in so einem Gemäuer, das unzählige Geschichten und Erlebnisse erzählen könnte, eine gewisse Zeit zu verbringen.
Die Fahrt ging weiter durch den Ort Cetara, der Weltberühmtheit erlangte durch die Herstellung seiner Sardellen, die ausschließlich im Golf von Salerno gefangen werden. Weltberühmt wurde ihr Geschmack durch die Neugier, vielleicht war es auch Zufall, eines Mönches aus dem Kloster San Pietro in der Nähe von Amalfi. Er nahm die Fische aus, legte sie schichtweise, bedeckt mit grobem Salz in einen hölzernen Trog und beschwerte den Deckel mit einem Stein. Man versuchte so den Fisch haltbar zu machen. So reifte der Fisch zunächst unbemerkt im Holzfass 4 bis 6 Monate dahin. Der wie eine Presse wirkende Deckel jedoch drückte die Flüssigkeit aus den Fischen heraus.
Beim Öffnen des Fasses roch die Flüssigkeit, die sich am Fassboden gesammelt hatte so verführerisch, dass die Mönche sie zur weiteren Verwendung in ihrer mediterranen Küche für die Verfeinerung ihrer Speisen benutzen.
Heute nennt man die Flüssigkeit, die als spezielle Würzsoße der Cetarasardellen verwendet wird, Colatura di Alici.
Übrigens zum Vergleich, wer schon mal in Holland war und richtige Matjes vom Fischer gegessen hat, wird eine Ähnlichkeit entdecken. Die frischen Heringe, die im Herbst und Winter gefangen werden, reifen ebenfalls über Monate im eigenen Saft. Der Geschmack ist mit denen, die wir hier kaufen können, nicht zu vergleichen.

In Vietro sul Mare, der Stadt der berühmten Amalfikeramik, kamen wir auf die Autobahn die uns wieder zum Flughafen führte. Mit jedem Meter rückt der Abschied näher und mit jedem Meter werden die Erinnerungen mehr.
Nochmals vorbei an den Monte Lattari, den Milchbergen zur linken Seite, mit den markanten drei Gipfeln die an Schneide- Eck- und Backenzahn erinnern. Hinter den Bergen liegen, vielleicht ein Tagesmarsch entfernt, die Täler der Eisenhütten und der Mühlen und damit auch unser Ort Minori. Auf der rechten Seite grüßte uns der Vesuv ein letztesmal, als wollte er uns sagen, kommt bald wieder.

Schlusswort

Die Offenbarung des Lächelns der Amalfitana
Gemeinsam haben wir viel erlebt, gesehen und auch durchgestanden.
Im Schweiße unseres Angesichtes sahen wir eine überwältigende Natur und verharrten manchmal in Starre vor Staunen.
Wir tauchten ein in die Mytholgie der Antike und in die Vergangenheit des frühen Mittelmeeres.
Wir erlebten Luxus, buntes Treiben in den Städten, geregeltes Chaos im Straßenverkehr und eine ausgezeichnete mediterrane Küche.
Solche Erlebnisse erleben jedoch andere Touristen auch.

Die wirklich einschneidenden Erlebnisse, die uns dieser Tage ergriffen haben, vielleicht auch ein bisschen unser Leben verändert haben und die das Lächeln der Amalfitana offenbaren sollten, waren das nicht die menschlichen Begegnungen und Erfahrungen während der Reise?

Erinnern wir uns zurück und gehen in unser eigenes Memorial. Wieviel Lächeln bekamen wir von Menschen geschenkt und wieviel Lächeln gaben wir den uns fremden Menschen zurück?
Das Lächeln aus dem Herzen, wenn jemand in der Gruppe Schwierigkeiten hatte und am Ende doch alles geschafft und gemeistert hat.
Das Lächeln und die Freundlichkeit der Menschen die uns auf unseren Wegen begegnet sind.
Das Lächeln des Busfahrers während unserer Gesangseinlage.
Das Lächeln von Guiseppe über unser offizielles Lob für sein gesamtes Team.
Das Lachen bei den gemeinsamen Abenden im Hotel oder am Strand.
Das Lächeln des Einzelnen, wenn man allein im Meer sich von den Wellen treiebn ließ.
Das Lächeln über Grenzen hinweg, wo Patrick unser Lied der Caprifischer über Whatsapp zugeschickt bekam.
Kameradschaft und Zusammenhalt zeichnete diese Gruppe aus. Man konnte sich auf jeden verlassen.
Erst durch das Miteinander konnte sich das Lächeln der Amalfitana jedem Einzelnen von uns auf seine ganz individuelle Art offenbaren.

Und vielleicht, wenn ihr in einigen Jahren euch zurück erinnert und diese Zeilen wieder lesen werdet, vielleicht zaubert die Amalfitana euch erneut ein Lächeln in euer Gesicht.

Ein großes Lob und Dankeschön an diese Gruppe. Schön dass ihr dabei wart und ihr auch mir diese Reise zu einem unvergesslich schönen Erlebnis gemacht habt.

Gracie mille
Michael

Und ganz zum Schluss bringt der Dichter Matteo Camera (1807-1891) es auf den Punkt.
„Dieses Paradies an der Küste
genießt eine kühle und luftige Atmosphäre,
die die Hitze der feindlichen Jahreszeit nicht mildert.
Die Luft, die im Frühling von Myriaden, von Aranablumen und von Zitronen parfümiert wird,
weckt den Geist und weckt ein unaussprechliches Verlangen in ihrer Seele“.

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht