Reisebericht: Italien – Rundreise Sizilien mit mehr Bewegung

12.04. – 21.04.2024, 10 Tage Rundreise mit Wanderungen auf Sizilien mit Giardini Naxos – Taormina – Ätna – Pantalica – Syrakus – Enna – Cefalù – Naturreservat Zingaro – Segesta (31 Wanderkilometer)


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Ein Sprichwort sagt: "Nur, wo man zu Fuß hingeht, da ist man wirklich gewesen". Getreu diesen Mottos machen wir uns im schönsten Frühling auf nach Sizilien. Zwischen Orient und Okzident gelegen, war Sizilien einst ein Schmelztigel der Kulturen, die Normannen hinterließen eine reiche Architektur und der berühmteste deutsche Kaiser des Mittelalters - Friedrich der Stauffer - wuchs in Palermo auf. Mit dem Ätna gibt es einen noch aktiven Vulkan auf der Insel und all die schöne Natur und reiche Geschichte wollen wir bei Wanderungen erkunden. Wir sind gespannt ...
Ein Reisebericht von
Simone Willner
Simone Willner

Anreise nach Catania

Am frühen Morgen trifft sich Simone, die Reisebegleiterin, mit sieben Gästen und fliegt von Leipzig nach Frankfurt. Etwa zur gleichen Zeit treffen dort die Gäste ein, die von Berlin und Dresden geflogen sind und am Lufthansaschalter treffen wir uns, um gemeinsam nach Sizilien zu fliegen. Dort warten schon unsere zwei Schweizer auf uns und ein Gast kommt sogar extra aus Kanada geflogen, um mit uns diese Wanderreise zu unternehmen.

Am Nachmittag erreichen wir die Sonneninsel, Camillo, unser Wanderreiseleiter, empfängt uns am Flughafen, wir fahren ins Hotel und beim Abendessen lernen wir uns ein wenig kennen.

Morgen sind wir gespannt, was diese Insel zu bieten hat ...

Buchempfehlungen: Gebrauchsanweisung für Italien von Henning Klüver und Gebrauchsanweisung für Sizilien von Constanze Neumann

Erkundungen rund um Taormina

Während des Frühstücks genießen wir den bezaubernden Ausblick auf die Küstenlinie und den Strand von Letojanni, bevor wir zu unserer ersten Wanderung rund um Castelmola aufbrechen. Wir befinden uns in lichter Höhe, umgeben von Oliven- und Feigenbäumen, Ringelblumen, wildem Fenchel, duftendem Bergthymian und Lorbeerbäumen. Auf unserem steilen Weg zum Gipfel erhaschen wir immer wieder traumhafte Aussichten auf den alles überragenden Ätna, der sich heute konturenreich vom azurblauen Himmel abhebt. Die letzten 800 Meter unserer anspruchsvollen Wanderung laufen nur noch die ganz mutigen Gäste und genießen von oben nochmals den Panoramablick auf die Umgebung und danach steigen wir gemeinsam wieder hinunter. In Castelmola genehmigen wir uns erstmal einen einheimischen Süßwein, ein kühles Bier oder leckeren Cappuccino, bevor wir nach Taormina fahren. Das haben wir uns redlich verdient.

Diese wunderschöne, malerisch auf einem Hügel gelegene Stadt bietet historische Bauwerke und einen bezauberndenAusblick auf das Ionische Meer, den Ätna und die kalabrische Küstenlinie des italienischen Festlandes. Durch die Porta di Messina betreten wir die Stadt und verweilen kurz am Palazzo Corvaja, einer mittelalterlichen Festung, in der sich heute ein Museum und eine Kunstgalerie befinden. In unserer Freizeit spazieren wir durch den sehr gepflegten öffentlichen Garten, suchen uns ein lauschiges Plätzchen in einem der unzähligen Straßenrestaurants oder setzen uns einfach auf eine der Stufen und betrachten das pralle süditalienische Leben. Vor dem Palazzo findet heute eine Frühlingszeremonie statt, alle sind bunt gekleidet, Pferde sind üppig geschmückt. Es wird getanzt und viele Erinnerungsfotos entstehen.

Am Nachmittag treffen wir uns wieder und schauen uns gemeinsam das antike Teatro Greco an, dessen spektakuläre Aussicht zum Ionischen Meer und zum Ätna uns begeistern. Das gut erhaltene Amphitheater mit Terrassen und intakten Steinwänden sowie die großen Säulen der Bühne sind sehr eindrucksvoll und wir können uns sehr gut vorstellen, wie es sein muß, heutzutage hier an einem lauen Sommerabend einer Opernaufführung oder einem Konzert beizuwohnen. Viele Einheimische kommen gern hierher, um die zahlreichen vulkanischen Aktivitäten des Ätna zu beobachten, der Blick ist einfach spektakulär.

Nun laufen wir über die von unzähligen kleinen Geschäften gesäumte Corso Umberto und verweilen kurz auf der Piazza IX Aprile, wo durch den Frühlingsumzug sehr viel los ist und wir aufpassen müssen, daß wir keinen Gast verlieren. Leider ist es spät geworden und wir müssen zum Hotel zurückfahren. Einige Gäste hätten trotz der anstrengenden Wanderung sicher gern noch ein paar Stunden das Spektakel der kostümierten Frühlingsfeiernden genossen.

Morgen wollen wir den Hüter von Sizilien, den Ätna, näher kennenlernen ...

Filmempfehlung für heute: Maria, ihm schmeckts nicht von Neele Vollmar

Ätnabesteigung – Weinverkostung – Alcantara Schlucht

Heute ist es endlich soweit, wir werden den Wächter Siziliens aus nächster Nähe erleben. Das Wetter könnte nicht besser sein, kein Wölkchen ist am Himmel zu sehen und wir sind alle wild entschlossen, so weit wie möglich nach oben zu kommen. Schon bei der Hinfahrt können wir die sehr spezielle Vegetation sehen, die nur hier um die Gipfel des Ätna herum wächst. Endemische Kiefern, sogar Buchen, baumhoher Ginster und natürlich Wein, Apfel- und Nußbäume gedeihen auf der Lavaerde prächtig. Von der Südwestseite aus erheben wir uns in luftige Höhen mit der Seilbahn und danach geht es mit riesigen Jeeps weiter, die auf dem pulverisierten Lavastaub fahren können. Unterhalb der vier Hauptkrater verlassen wir das Mobil und bewegen uns in einer Höhe um die 3.000 Meter nun zu Fuß über die Lavafelder weiter. Übrigens ist es im Italienischen nicht DER Ätna, sondern DIE. Sogar die Höhe des Vulkans variiert, je nachdem, wann der letzte Ausbruch war und wieviel Lava ausgetreten ist. 2022 war die höchste Erhebung 3.357 Meter hoch. Europas größter tätiger Vulkan hat eine unglaubliche Fläche von 1.170 Quadratkilometern eingenommen und mittlerweile gibt es vier Gipfelkrater: den Hauptkrater, den direkt daneben liegenden Bocca Nuova, der 1968 entstand, den Nordostkrater von 1911 und den Südostkrater von 1979. In jüngster Vergangenheit brach die Lava allerdings nicht aus diesen Gipfelkratern heraus, sondern an den Flanken des Bergkegels und so entstanden etwa 400 Nebenkrater.

Wir marschieren in einer Reihe über die staubige dunkle Asche und sehen unzählige Kraterränder, Geröll und man kann die verschiedenen Farben der unterschiedlich alten Lavaschichten deutlich erkennen. Die Oberfläche ist porös, darunter befindet sich fester grauer Basalt, den man hier in Sizilien für den Hausbau und die Dekoration von Fassaden und Mauern verwendet. Leider sind die aufregenden Wolkenkringel, die der Ätna Anfang April diesen Jahres ausstieß, nicht mehr zu sehen. Trotzdem fasziniert diese Landschaft mit ihrer Einmaligkeit und die Blicke ins Tal und zur Küste sind spektakulär.

Nachdem wir uns unten auf der Plattform alle wieder zusammengefunden haben, fahren wir in das kleine Weingut La Sciarelle in Viagrande, wo wir die edlen Tropfen, die auf der Lavaerde prächtig gedeihen, verkosten dürfen. Dazu reicht man uns Pizzahäppchen, Avocadocreme, frisches Bauernbrot, Oliven und aromatische getrocknete Tomaten. Das lassen wir uns gefallen und genießen zum wiederholten Male den tollen Ausblick vom Weingut auf die umliegenden Weinstöcke, die reich behangenen Clementinenbäume und den dahinter am Horizont aufragenden Ätna.

Nun wird es still im Bus und erst als wir die Alcantara-Schlucht erreichen, erwachen wir wieder. Diese spektakuläre Schlucht entstand, indem sich der gleichnamige Fluß durch Lavagestein des Ätna gefressen und interessante Srukturen hinterlassen hat. Die Besonderheit dieser Schlucht besteht darin, daß die Lava sich langsam abgekühlt hat und dadurch sehr hohe Felswände mit prismaartigen, fünfeckigen und sechseckigen Formen gebildet hat. Im Laufe der Jahrhunderte hat der Alcantara-Fluß mit seinem eiskalten klaren Wasser die Flußwände langsam erodiert und eine canyonähnliche Landschaft geschaffen. Im Nu haben wir die Schuhe ausgezogen und waten beherzt im kalten Wasser herum, um eine gute Position für ein tolles Foto zu finden und fühlen uns danach wie nach einer Kneippkur.

Am Abend genießen wir das letzte Mahl in dem so malerisch an der Küste gelegenen Hotelrestaurant, bevor wir morgen zur Hochebene von Pantalica aufbrechen werden und Syrakus einen Besuch abstatten ...

Filmempfehlung für heute: Il Rocconto dei Racconti, Das Märchen der Märchen von Matteo Garrone (gedreht in der Alcantara Schlucht)

Die Hochebene von Pantalica und Syrakus

Am heutigen Morgen müssen wir Abschied von der Ätnaregion nehmen und stellen fest, daß wir in den letzten zwei Tagen Glück mit dem Wetter hatten. Der Ätna ist heute von Wolken verhangen, die Silhouette ist kaum auszumachen.

Nach etwa zwei Fahrstunden gen Südspitze der Insel erreichen wir das über 5.000 Hektar große Naturreservat Pantalica, eine Hochebene, welche seit 2005 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. In der ersten Hälfte des 13. vorchristlichen Jahrhunderts verschwanden mit der Ankunft der Sikuler und anderer italischer Volksstämme auf Sizilien alle bis dahin existierenden Küstensiedlungen. Die eingeborene Bevölkerung verließ das Meeresufer und suchte in den unwegsamen Berggegenden Zuflucht, wo sie sich besser verteidigen konnte und wo sie sich in großen Gruppen zusammenschloß. In dieser Zeit entstanden über 5.000 Höhlengräber, die in den Fels gehauen wurden. Das Gebiet um die Nekropole war in griechischer Zeit nie ganz bewohnt, erst in den ersten Jahrhunderten des Mittelalters fand die von den Invasionen durch die Berber, die Piraten und Araber geplagte Bevölkerung in der Nekropole einen sicheren Zufluchtsort, der nahezu uneinnehmbar war. In der späteren byzantinischen Zeit waren die Höhlen noch bewohnt. Wir schauen uns in der spektakulären Anapo-Schlucht die Überreste dieser Felswohnungen und Gräber an.

Wir laufen über Kalksteinfelsen, sehen Johannisbrotbäume, bunt blühende Wildblumen, die Eidechsen huschen vor uns eilig davon und es duftet nach Zitrusfrüchten.

Nach dieser kurzen aber eindrucksvollen Wanderung fahren wir nach Syrakus mit seiner vorgelagerten Insel Ortygia. Am Tempel von Apollo, der im Jahre 570 vor Christus erbaut wurde, verweilen wir kurz, bevor wir uns in alle Richtungen der Altstadt verstreuen. Einige Gäste haben Hunger, andere Durst und einige auch Schaulust und Wissensdurst. Nach einer Stunde finden sich elf Gäste wieder zusammen, um eine Bootsfahrt an der Küste um die Stadt herum zu unternehmen. Obwohl die Sonne heute nicht scheint und das Licht trüb ist, genießen wir die Ausfahrt an den verschiedenen Grotten und Felsformationen entlang.

An der Statue des berühmtesten Sohnes dieser faszinierenden Stadt - Archimedes von Syrakus - verweilen wir etwas, er galt als einer der bedeutendsten Mathematiker der Antike und wurde von römischen Soldaten hier ermordet.

Am Nachmittag erkunden wir den archäologischen Park Neapolis, zu ihm gehören das griechische Theater, das Heiligtum des Apollon Temenites, das römische Amphitheater, der Altar Hierons II. und eine Grotte mit dem exotischen Namen Ohr des Dionysios. Der Park ermöglicht es uns, die bedeutendsten Monumente aus der griechischen und römischen Epoche zu bewundern, der riesige antike Steinbruch lieferte über zwei Jahrhunderte überhaupt erst die Steine, um die Stadt Syrakus zu errichten. Hier war aber nicht nur ein Ort harter Arbeit, sondern die Gefängnisse befanden sich ebenfalls im Park. Am legendären Ohr des Dionysios stehen wir an einer imposanten Grotte die der Legende nach vom Tyrannen Dionysios als Gefängnis verwendet wurde. Ihre besondere Form und außerordentlich gute Akustik erinnern tatsächlich an eine Ohrmuschel.

Vom griechischen Theater hat man einen hervorragenden Blick bis zum Meer und gerade, als wir die Anlage verlassen wollen, kommen uns Schauspieler in Kostümen entgegen, die heute eine Generalprobe veranstalten.

Wir sind nach so viel Kunst, Kultur und Architektur müde und fahren in die Nähe der kleinen Stadt Noto, wo wir in einem romantischen Weingut übernachten, welches eine hervorragende Filmkulisse für einen süditalienischen Film abgeben würde.

Morgen sind wir gespannt, mehr von der Region Noto kennenzulernen ...

Filmempfehlung für heute: Bienvenuti al sur, Willkommen im Süden von Luca Miniero

Noto und das Naturschutzgebiet Vendicari

Wir haben im Hotel Villa Giulia in den bequemen Boxspringbetten hervorragend geschlafen und genießen das exzellente Frühstück mit den hausgemachten Marmeladen, Kuchen und dem Bioobst in vollen Zügen.

Das Wetter ist leider nicht auf unserer Seite heute und so beschließen wir kurzerhand, am Vormittag nach Noto zu fahren, da wir dort mehr Möglichkeiten haben, uns bei stärkerem Regen in ein Café oder in eine Kirche zu flüchten.

Noto ist noch ein echter Insidertip, eine ruhige, idyllische Kleinstadt mit vielen sehenswerten Gebäuden im Stil des Barock. Bevor die Stadt zum Weltkulturerbe avancierte, war sie weitestgehend unbekannt. Nachdem ein Erdbeben 1693 den Ort vollständig zerstört hatte, baute man die Stadt im wunderschönen sizilianischen Barockstil wieder auf. Durch das königliche Stadttor Porta Reale treten wir ein und besichtigen zuerst die Chiesa di San Francesco d´ Assisi all´ Immacolata. Innen ist diese Kirche recht schlicht für italienische Verhältnisse. Weiter laufen wir zur Kathedrale San Nicolo, dem zentralen Dom der Stadt. Zusammen mit dem gegenüber liegenden Palazoo Ducezio und den seitlichen hufeisenförmigen Baumdächern ergibt sich eine majestätische Harmonie. Nun biegen wir in die Hauptstraße, den Corso Vittorio Emanuele ab und bewundern die vielen barocken Details an Gebäuden und Balkonen.

In unserer Freizeit probieren einige Gäste typische sizilianische Cannoli und Cassatine, zwei Süßigkeiten, die aus den Mandeln der Umgebung hergestellt werden.

Mittags hat es aufgehört zu regnen und wir brechen zum Naturschutzgebiet Vendicari auf. Dieser Küstenstreifen ist ein wahres Paradies für Naturliebhaber und besonders Vogelliebhaber kommen voll auf ihre Kosten. Vorbei an Clementinen-, Zitronen- und Olivenbäumen laufen wir zum Parkeingang und sehen sogleich die Tonnara di Vendicari oder auch Bajuto die einstige Thunfischfabrik, wo man diese riesigen Fische fing und gleich verarbeitete. Die Fische, die nahe genug ans Ufer kamen, wurden mit Hilfe von Netzen so geleitet, daß sie praktisch bis in das Todesbecken hineingeleitet wurden. Der Thunfischfang hat in dieser Region eine lange vorchristliche Tradition, bereits die Phönizier wußten das delikate Filet zu schätzen und die Araber vervollkommneten die Fangmethode. Die Kulisse dieser Fabrikruine ist so einzigartig, daß wir uns entschließen, hier zu picknicken.

Nach der Stärkung erkunden wir den Küstenweg des insgesamt 1.500 Hektar großen Naturreservats. Die Vegetation rechts und links wird von Wacholder, wildem Thymian und Fenchel dominiert und die Bienen umschwirren die großen gelben Fenchelblüten. In den ausgedehnten Sumpfgebieten des Parks sehen wir Flamingos stehen. Etliche Zugvögel machen hier Zwischenstation auf ihren Wanderungen nach Afrika. Das Reservat ist einzigartig, da es biologisch unterschiedliche Biotope umfaßt: Fels- und Sandküste, Mittelmeer-Macchia, Moorgebiete, Salinen, Heidelandschaften und bebaute Felder. Da es heute weder auf noch ab geht, müssen wir nicht auf den Weg achten und können uns ganz der Umgebung, den Düften der Kräuter und den Tierbeobachtungen widmen.

Als wir einen Strand erreichen, trauen sich sogar zwei Gäste in die noch kalten Fluten, die anderen strecken sich oder halten die Füße ins Wasser, bevor wir wieder zurück zum Ausgang laufen.

Am späten Nachmittag kommt die Sonne wieder zum Vorschein und der hoteleigene Pool mit dazugehöriger Bar wird regelrecht von uns okkupiert, bevor wir im alten Weinkeller des wildromantischen Hotels erneut ein exzellentes Abendessen genießen.

Morgen machen wir eine Wanderpause und werden uns Enna und Agrigent anschauen ...

Filmempfehlung für heute: Der Zauber von Malena von Giuseppe Tornatore (gedreht in Syrakus und Nota)

Enna, der Nabel Siziliens und Agrigent, das "Tal der Tempel"

Die Sonne strahlt am Morgen vom azurblauen Himmel und das Frühstück ist fantastisch. Es fällt uns wirklich schwer, dieses traumhafte alte Weingut bei Noto zu verlassen.

Wir bewegen uns heute das erste Mal auf unserer Reise ins Landesinnere nach Enna. Durch eine Umleitung müssen wir auf der Landstraße bleiben, was den Vorteil hat, daß wir die schöne Landschaft mit ihren grünen Hügeln ausgiebig beobachten können und sogar einen Blick auf den Ätna erhaschen. Da es in den letzten Tagen mehrfach Niederschläge gegeben hat, ist seine Spitze nun weiß vom Schnee, was besonders hübsch anzusehen ist.

Zur Mittagszeit erreichen wir Enna, wo wir zuerst den sagenhaften Rundblick genießen, sind wir doch hier auf dem Dach Siziliens, der höchstgelegenen Stadt der Insel. In luftiger Höhe von 931 Metern auf dem Monte Giuliano siedelten bereits in prähistorischer Zeit die Sikaner und Sikeler. Die Griechen, die Sizilien seit dem 7. Jahrhundert vor Christus entdeckt hatten, fanden die strategische Berglage und den fruchtbaren Boden äußerst attraktiv. Aber auch für die folgenden Stämme der Karthager und anschließend die Römer war Enna begehrenswert. Die Römer gingen als Sieger aus den Punischen Kriegen hervor und versklavten die dort lebenden griechischen Bauern. Die Unterdrückung dieser Sklaven war so groß, daß sich diese im Jahr 139 vor Christus wehrten und den ersten Sklavenaufstand unter Eumus organisierten. Nach dem Zerfall des römischen Reiches übernahmen die Byzantiner und danach die Araber 859 die Macht über Enna und brachten neue Pflanzen mit: Orangen-, Zitronen- und Mandarinenbäume, Melonen, Zuckerrohr und Reis. Ihre Einflüsse auf die Baukultur sind heute noch im Stadtbild präsent. Unter der normannischen Herrschaft ab 1088 erlebt ganz Sizilien und insbesondere Enna eine Zeit der wirtschaftlichen Blüte. Das Geheimnis bestand im friedlichen Zusammenleben der Kulturen, die sich in ihrer Vielfalt und ihrem Wissen gegenseitig bereicherten. 1202 wurde der berühmte Mittelalterkaiser Friedrich der II., Enkel Barbarossas, König von Sizilien. Er hinterließ den Torre Federico II und das Castello di Lombardia, welches hoch oben auf dem Felsen thront. Leider ist es, als wir ankommen, von Bauzäunen umringt, es wird gerade ein neuer Parkplatz errichtet und wir können nur ein paar Blicke durch den Bauzaun werfen.

In der Oberstadt besuchen wir die imposante Kathedrale Maria Santissima della Visitazione. Die drei innen liegenden Schiffe werden vor allem durch die Holzkassettendecke geprägt und durch dicke Säulen aus schwarzem Basalt getrennt.

Vor der Kirche gibt es ein kleines Café, in dem wir heute unsere Mittagspause einlegen und danach spazieren wir in die Enna bassa, die sogenannte Unterstadt, wo unser Bus uns abholt.

Am Nachmittag erreichen wir die archäologische Stätte von Agrigent oder griechisch Akragas, die zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Zwischen dem 8. und dem 5. Jahrhundert vor Christus wurden an den Küsten Süditaliens von griechischen Siedlern zahlreiche Kolonien gegründet, die schnell zu Macht und Einfluß gelangten, bis sie im 3. Jahrhundert vor Christus von den Römern erobert wurden und an Macht und Reichtum verloren. Im Gegensatz zu anderen griechischen Kolonien wurde Agrigent erst spät, nämlich im Jahre 581 vor Christus von Siedlern aus Kreta und Rhodos gegründet. Durch seine strategisch gute Lage, die den Handel mit dem reichen Karthago begünstigte und durch seine ausgedehnte landwirtschaftliche Nutzfläche im Hinterland brachte es das griechische Akragas schnell zu Reichtum und war nach Syrakus für einige Jahrhunderte die zweitgrößte Stadt Siziliens. Im Jahre 210 vor Christus wurde Akragas von den Römern erobert, die es fortan Agrigentum nannten. Als 829 nach Christus die Araber nach Agrigentum kamen, war von der reichen antiken Stadt nur noch ein unbedeutendes Dorf geblieben. Heute können wir nur erahnen, wie mächtig und eindrucksvoll die Tempel in der Antike gewirkt haben müssen. Die gesamte Anlage besteht aus einer Reihe von dorischen Tempeln, die im 5. Jahrhundert vor Christus errichtet wurden und die Macht und den Reichtum der damaligen griechischen Kolonie widerspiegelten. Der wichtigste von ihnen ist der Concordiatempel. Im antiken Garten von Bonamorone flanieren wir zwischen Rosmarin- und Lavendelhecken entlang und sehen zum ersten Mal in Sizilien Granatapfelbäume.

Spät ist es geworden, allerdings haben wir es heute nicht weit zum Hotel, welches am Stadtrand von Agrigent liegt. Nach einer kleinen Erholungspause treffen wir uns zum Abendessen wieder und fallen danach müde in unsere Betten.

Morgen wollen wir die schöne Stadt Cefalu kennenlernen ...

Filmempfehlung für heute: Bei Youtube Die Deutschen, Friedrich II und der Kreuzzug
https://youtu.be/wLiOpNWpZ6w?si=NoaR0Q1sQNi0Dqsa

Cefalu und Fahrt nach Marsala bei Trapani

Beim heutigen Frühstück, als es wieder dünnen Automatenkaffee und gängige Hotelkost gibt, erinnern wir uns mit großer Sehnsucht an das wundervolle Weingut bei Noto und das exzellente Bioessen.

Wir verlassen Agrigent und durchqueren die Insel von Süd nach Nord. Am Vormittag erreichen wir Cefalu und sind schon ganz berauscht von den Ausblicken während der Anfahrt aufs azurblaue Wasser und das am Fels klebende Städtchen mit den weißen Sandstränden. Wie so viele Städte und Dörfer auf Sizilien hat auch diese Stadt griechische Wurzeln. Die antiken Eroberer gaben der Siedlung den Namen Kephaloidion, von dem sich der heutige Name Cefalu ableitet. Nach den Griechen kamen die Römer, danach die Araber.

Ihr heutiges Erscheinungsbild hingegen verdankt die Stadt den Normannen. Unter König Roger II von Sizilien erlebte Cefalu im 12. Jahrhundert eine glanzvolle Epoche, von der heute noch viele bedeutende Bauwerke wie die Kathedrale und das Osterio Magno zeugen.

Durch enge Gassen in denen, ganz wie es das Klischee will, die Wäsche zum Trocknen draußen weht, zwängen wir uns zu einer mittelalterlichen Waschstelle hindurch. Hier traf man sich, plauderte und nebenher wusch man seine Kleidung. Noch heute sprudelt aus kleinen Löwenköpfen das Wasser und im Hochsommer ist dieses schattige Plätzchen bei den Einheimischen begehrt.

An der Kathedrale Santissiomo Salvatore di Cefalu bleiben wir andächtig stehen und staunen. Sie ist eine der zahlreichen Hinterlassenschaften aus der normannischen Zeit und liegt an der Piazzo Duomo. Man begann bereits 1131 mit dem Bau. Roger II soll die Kathedrale in Auftrag gegeben haben, nachdem er einen Sturm auf hoher See überlebt und bei Cefalu an Land gespült wurde. Aufgrund mehrerer Bauunterbrechungen wurde der imposante Bau mit den Zwillingstürmen allerdings erst 1240 fertig gestellt. Das Innere der Kathedrale ist in drei Schiffe unterteilt. Ursprünglich war in der Apsis ein großes Rosettenfenster vorhanden, welches im Jahr 1142 zugemauert wurde, um mehr Fläche für Mosaike zur Verfügung zu haben. Um diese Mosaike anzubringen, wurden extra aus dem weit entfernten Konstantinopel Künstler geholt. Besonders hervorzuheben ist der Christus Pantokrator in der Apsis, der gerade restauriert wurde und nun wieder in einstigem Glanz erstrahlt. Neben weiteren Mosaiken im byzantinischen Stil befinden sich mehrere Grabmäler und Skulpturen in der Katrhedrale. Eine dieser Skulpturen wurde 1533 von Antonello Gagini erschaffen und zeigt die Gottesmutter mit dem Kind. Die Holzdecke im Mittelschiff ist ein Beispiel für die islamische Kunst.

Auf dem Platz vor der Kathedrale herrscht immer reges Treiben auf den Treppen oder in den zahlreichen Cafés und Bars. Wir beschließen jedoch, noch nicht zu pausieren, sondern hoch auf den Rocca di Cefalu zu steigen, um die Sicht von oben zu genießen. Bevor wir allerdings in den Genuß kommen, heißt es eine Stunde steil nach oben kraxeln und so mancher Gast braucht ein Motivationsbierchen, um ganz oben anzukommen.

Obwohl der Hausberg von Cefalu nur 268 Meter über dem Meer herausragt, kommen wir ganz schön ins Schwitzen. Ein Teil des Felsens ist durch zinnenbewehrte Mauern aus dem Mittelalter überbaut worden, die im 15. Jahrhundert fertig gestellt wurden. Auf dem Gipfel sehen wir die Reste einer mittelalterlichen Burg aus dem 12. bis 14. Jahrhundert und der Blick zwischen den Burgzinnen hindurch ist atemberaubend. Wir pausieren und genießen.

Für unseren Abstieg wählen wir einen anderen Weg, der uns an den Ruinen des Tempels von Diana entlang führt, einem megalithischen Denkmal, welches wahrscheinlich für die Anbetung heidnischer Gottheiten genutzt wurde. Der ganze Felsen ist verbunden mit dem Mythos von Daphnis. Nachdem er einer Nymphe die Treue geschworen hatte, wurde er in betrunkenem Zustand verführt und deshalb erblindete er. Daphnis beschloß, sich umzubringen, indem er sich vom Felsen von Cefalu stürzte. Wir können das gar nicht nachvollziehen, denn der Blick, der sich von der unteren Terrasse auf die Altstadt bietet, ist einmalig schön. Die ganze Küstenlinie ist zu sehen, auf den sanften Wellen bilden sich weiße Schaumkronen. Über unseren Köpfen kreisen die Möwen und zu unseren Füßen liegt majestätisch die Kathedrale mitten in den verwinkelten Gassen der pittoresken Altstadt. Diesen Anblick haben wir uns schwer erarbeitet, werden ihn aber ganz sicher nie vergessen.

Als wir wieder die Piazza Duomo erreichen, ist es schon früher Nachmittag und ganz schnell verschwinden alle in einem der zahlreichen Restaurants mit den verlockenden Düften und einige der Damen sind ganz hingerissen von den kleinen schicken Lädchen mit der bunten Keramik und den Spezialitäten aus Sizilien.

Nun ist es Zeit, und wir machen uns auf den Weg vorbei an der Hauptstadt Palermo zu dem ganz im Westen der Insel liegenden Marsala. Berühmt ist dieses Städtchen für den gleichnamigen süßen Wein. Unser Hotel liegt nicht weit vom Strand und sieht von vorn aus wie eine herrschaftliche Villa. Hier werden wir die letzten drei Nächte unseres Aufenthaltes auf der Zitroneninsel verbringen. Aber nun ist es Zeit für unser Abendessen.

Morgen wollen wir das Naturreservat Zingaro erkunden und sind gespannt ...

Filmempfehlung für heute: Männer al dente von Ferzan Özpetek

Naturreservat Zingaro

Ganz im Nordwesten von Sizilien liegt unser heutiges Ziel, das Naturreservat Orientata dello Zingaro in der Provinz Trapani. Nach über zwei Stunden Fahrt auf engen Straßen und Serpentinen stehen wir am Eingang des 1981 gegründeten Naturschutzgebietes.

In den vergangenen Jahrhunderten lebten hier sowohl Bauern als auch Schmuggler in kleinen Dörfern, die die vielen Höhlen zur Lagerung ihrer Waren nutzten. Als Ende der 1970er Jahre der Bau einer Autostraße entlang einer der landschaftlich schönsten Küstenstrecken von Castellammare del Golfo bis San Vito lo Capo geplant wurde, gab es erhebliche Bürgerproteste. Daraufhin lenkte tatsächlich die Regierung ein und errichtete am 6. Mai 1981 das erste Naturreservat der Insel. Insgesamt umfaßt das Gebiet 1.600 Hektar und einen sieben Kilometer langen Küstenstreifen mit kleinen sandigen Buchten und rauen Kalkfelsen. Dadurch avancierte das Reservat zu einem der beliebtesten Orte der ganzen Insel, um herrliche Panoramablicke auf das Meer zu genießen, zu wandern oder zu baden. Da es heute recht kühl ist, ab und an sogar regnet und die dichten Wolken teilweise die Sonne verdecken, verzichten wir auf den Badespaß und widmen uns ganz der wilden Natur und den Ausblicken.

Nachdem wir den Eintritt gezahlt haben, kraxeln wir an der Küste entlang, der Weg ist steinig, aber spektakulär. Wir laufen auf und ab, bis wir die Uzzo-Grotte erreichen, die etwa 20 Meter hoch ist und früher als Unterschlupf oder Stallung der Ziegenhirten genutzt wurde. Weiter entlang schlängelt sich der Weg an schroffen Kalkfelsen und über vom Wasser ausgewaschen Rinnen. Die mediterrane Flora wird von Oliven- und Johannesbrotbäumen, endemischen Zwergpalmen (Chamaerops humilis) und Mannabäumen geprägt, aus denen ein Süßstoff hergestellt wird. Dazwischen blühen Mohnblumen, Disteln, wilde Kamille und nach den Regenschauern kommen überall Schnecken hervor. Im Reservat finden Falken, Geier und Adler ideale Lebensbedingung, leider läßt sich keiner dieser schönen Vögel am Himmel blicken.

2012 vernichtete ein riesiger Flächenbrand fast 80 Prozent der Vegetation und die Gegend glich danach jahrelang einer Mondlandschaft. Immer noch zu sehen, sind die verkohlten Baumstämme, aus denen mittlerweile aber neues Leben sprießt.

Etwa nach der Hälfte unserer sieben Kilometer langen Wanderung erreichen wir eine kleine malerische Bucht mit türkisblauem Wasser. Hier beschließen wir, eine Picknickpause einzulegen. Simone hat an den einheimischen Marsala-Süßwein gedacht und in Cefalu am Vortag traditionelle kleine Mandelsüßigkeiten erstanden. Beides mundet uns vorzüglich und für einige Gäste ist diese Pause an dem wildromantischen Strand das Highlight der gesamten Reise.

Nachdem wir auch den zweiten Teil der Wanderung bis zum Ausgang in vollen Zügen genossen haben, halten wir für ein Foto oberhalb von Castellammare del Golfo und trinken etwas weiter noch einen leckeren Kaffee und probieren die einheimischen Mandelplätzchen. Ein wundervoller Tag geht zu Ende und wir freuen uns auf unsere morgige letzte Wanderung ...

Filmempfehlung für heute: Der Leopard von Luchino Visconti

Segesta und Erice

Wir können es gar nicht fassen, daß unser letzter Tag in Sizilien bereits gekommen ist. Bei bestem Wetter fahren wir nach Segesta und sind schon kurz nach dem Aussteigen aus dem Bus überwältigt. Auch die besten Fotos dieser Welt können nicht annähernd den atemberaubenden Eindruck wiedergeben, den dieser Tempel und die Landschaft um ihn herum auf uns haben.

Der griechische Historiker Thukydides berichtet, daß trojanische Flüchtlinge das Mittelmeer überquerten und bis nach Sizilien gelangten, wo sie Segesta und Erice gründeten und fortan unter dem Namen Elymer bekannt waren.

Auf einer Grundfläche von 21 x 61 Metern erheben sich heute noch 36 mächtige dorische Säulen und die geometrische Präzision ist bewundernswert. Seit der Erbauung des griechischen Tempels um 430 vor Christus wurde er nie zerstört, obwohl die Stadt Segesta in zahlreiche Kriege verwickelt war und auch gelegentlich von den jeweiligen Eroberern dem Erdboden gleich gemacht wurde. Man nutze ihn auch nicht, wie sonst üblich im Mittelalter, als Steinbruch für den Bau von Häusern und Kirchen. So steht dieses Monument heute noch in einer unbeschreiblich schönen Hügellandschaft.

Wir steigen den Hügel weiter hinauf, um das Theater zu besuchen. Es wurde etwa in der Mitte des 3. Jahrhunderts vor Christus errichtet und befindet sich auf dem Kamm des dem Tempel gegenüber liegenden etwa 440 Meter hohen Hügels. Sieben keilförmige, mit Travertin gepflasterte Treppenaufgänge unterteilen die Sitzreihen in Blöcke, die horizontale Unterteilung hingegen erlaubte es den Zuschauern, von einem Block zum anderen zu wandern. Das Theater bot einst 3.000 Personen Platz. Heutzutage findet hier jedes Jahr im Sommer das Dionisiache-Festival statt. Ein Gast und unser Camillo führen uns die grandiose Akustik mit einem Live-Ständchen von "Bella Ciao" vor und wir widmen uns den letzten Resten des gestrigen Marsala und blicken in die postkartengleiche Umgebung.

Am Ende unseres Besuches entstehen noch wunderschöne Gruppenfotos, damit wir uns in kalten Wintertagen gern an unsere schöne Sizilienreise zurück erinnern können.

Nun brechen wir auf nach Erice. Diese kleine mittelalterlich wirkende Stadt thront hoch oben auf dem gleichnamigen etwa 750 Meter hohen Berg Monte Erice und als wir aussteigen, frösteln wir bei gerade noch 13 Grad. Das ist schon mal eine gute Einstimmung auf Temperaturen, die uns in Deutschland erwarten. Brrrrrrrrrr.!

Von hier oben haben wir wiederum eine fantastische Sicht auf das Landesinnere und das Mittelmeer bis hin zu den Ägaden, der im Westen Siziliens vorgelagerten Inselgruppe, sowie auf San Vito Lo Capa, einen der schönsten Strände Siziliens. Wir beschließen, zuerst eine Mittagspause zu machen und verkosten danach typische sizilianische Süßigkeiten, die etwas an türkischen Honig erinnern.

Nun laufen wir durch die urig, verwinkelten Gassen, die recht steil nach oben führen und von der Stadtmauer umgeben sind. Ganz oben ragt das Castello di Venere heraus, welches im 12. und 13. Jahrhundert erbaut wurde. Einst befand sich an diesem Ort ein Venustempel, die Karthager weihten ihn der Astarte, die Phönizier der Gottheit Toruc, für die Griechen war es die Aphrodite und für die Römer die Venus, auf italienisch Venere. Daher stammt auch der heutige Name: Castello Venere. Durch die Eroberung der Normannen um 1076 wurde dieser Venustempel zu einem Schloß umfunktioniert und sieht mit seinen eckigen Zinnen trutzig und uneinnehmbar aus.

Nun ist es bereits Nachmittag geworden und uns dürstet es nach einem Bummel in den Lädchen des Ortes. So manches Souvenir für die Daheimgebliebenen oder lokale Spezialitäten wollen wir noch erwerben und strömen auseinander. Am Stadttor finden wir uns nach erfolgreichem Shopping wieder zusammen und fahren zurück.

Mario, unser charmanter Busfahrer, hat noch eine Überraschung für uns. Er fährt extra einen kleinen Umweg direkt an der Küstenstraße von Marsala entlang, die Sonne steht tief, die Windmühlen in den Salinen erstrahlen rosa, die in den Wasserbecken stehenden Flamingos ebenfalls. Die Kitesurfer nutzen den starken Wind in der Bucht und gleiten über das Wasser. Alles in allem ein Anblick, der uns den Abschied noch schwerer macht. Wehmütig verabschieden wir uns von Mario und genießen danach im Hotel unser letztes Abendessen gemeinsam.

Morgen haben wir mit etwas Glück, viel Verhandlungsgeschick und natürlich einer kleinen Finanzspritze für den Transferfahrer noch einen Stadtrundgang in der Hauptstadt Palermo ausgehandelt und sind nun sehr gespannt, was uns erwarten wird ...

Filmempfehlung für heute: Pane e tulipani, Brot und Tulpen von Silvio Soldini, spielt zwar in Venedig, ist aber so herrlich italienisch

Rückflug von Palermo

Da unser Flug nach Frankfurt erst am Abend geht, haben wir gemeinsam beschlossen, uns noch ein wenig in der Hauptstadt Palermo umzusehen. Als wir am Vormittag ankommen, sind wir überrascht, wie viele Menschen sich hier tummeln. Mein Schiff liegt im Hafen und es herrscht in den Gassen reges Treiben. Durch die imposante Porta Nuova betreten wir die Altstadt. Dieses Tor steht seit 1583 anstelle eines vorher bereits vorhandenen Tores hier, um an den Sieg Karls V 1535 in Tunesien zu erinnern. Dieser Sieg ist am Tor bildlich verewigt durch vier Mauren, die als Pfeiler in die Fassade eingearbeitet sind. Am Palazzo Reale, dem Normannenpalast, steht eine riesige Schlange von Menschen. Wir können nur die im Laufe der Jahrhunderte durch die verschiedenen Herrscher geprägte Mischung unterschiedlicher Baustile der Außenfassaden bewundern.

Genauso exotisch wirkt die Kathedrale Maria Santissima Assunta der Hauptstadt, die von byzantinisch-arabisch-normannischen Einflüssen geprägt wurde. Sie steht auf dem Corso Vittorio Emanuele. Dieser unglaublich beeindruckende Bau wurde im Jahre 831 während der Eroberung Palermos durch die Sarazenen in eine Moschee umgewandelt. Um 1072 weihten die Normannen das Gebäude wieder als christliche Kirche und erhoben Palermo zum Erzbistum. In ihr befinden sich die Gräber der Staufferkaiser Heinrich VI. und seines berühmten Sohnes Friedrich des II. Nebendran steht der Porphyrsarg der Mutter Friedrichs II. Königin Konstanze von Sizilien und dahinter der von Normannenkönig Roger II.

Nun laufen wir durch die Altstadt und passieren die Quattro Canti. Von dieser Kreuzung gehen vier schnurgerade Straßen ab und in der Mitte sehen wir an jeder Ecke gleiche Häuser, heute spielt ein Straßenmusikant und wir müssen sehr viel Geschick aufbringen, um Camillo vorn nicht zu verlieren und noch ein gutes Foto ohne fremde Köpfe im Bild zu schießen, so voll ist es hier. Daher biegen wir ab und erreichen die Piazza Pretoria mit dem gleichnamigen Brunnen. Vizekönig Don Pedro Alvarez de Toledo war es, der den Brunnen im 16. Jahrhundert in Auftrag gab. Er sollte eigentlich das Anwesen des Vizekönigs verschönern. Später wurde er umgesetzt, man planierte dafür extra eine Fläche hier in der Altstadt an der Via Maqueda und platzierte ihn genau vor der Kirche. Die nackten Wassergötter und Nymphen brachten dem Bauwerk so nah am Gotteshaus den Beinamen "Brunnen der Schande" ein.

Nun biegt Camillo in einen unscheinbaren Hauseingang, wir laufen hinterher durch einen Gang an dessen Ende sich ein wunderschöner Innenhof mit Bananenstauden, Brunnen und Café befindet. Hier in der Kirche und dem gleichnamigen Kloster Santa Caterina d´ Alessandria, welches von 1566 bis 1596 errichtet wurde, hat man heutzutage die alte Klosterbäckerei zu einem Treffpunkt mit Café umfunktioniert und die Einheimischen treffen sich im einstigen Klostergarten gern zum Sonntagsfrühstück.

Unseren kleinen aber feinen Stadtspaziergang, den wir nur unternehmen konnten, weil unser Flug erst am Abend geht und der Busfahrer sich darauf einließ, viel früher als geplant loszufahren, beenden wir am Teatro Massimo. Dieses größte italienische Opernhaus wurde 1875 im Stile des Historismus erbaut. Wir müssen uns hier von Camillo, unserem Reiseleiter, unseren zwei Schweizern, die mit dem Zug nach Hause fahren und dem kanadischen Gast, der noch ein paar Tage bleiben möchte, verabschieden.

Danach suchen wir uns alle noch ein lauschiges Plätzchen, um ein letztes Mal die italienische Küche zu probieren und fahren am Nachmittag gemeinsam zum nahe gelegenen Flughafen. In Frankfurt trennen sich unsere Wege, einige fahren von hier aus nach Hause, andere fliegen nach Berlin, Leipzig oder Dresden weiter.

Wie werden wir die Sonne und la dolce vita morgen sehr vermissen und unsere Schrittzähler werden traurig vermelden: Schritteziel heute nicht erreicht :-)) ...

Filmempfehlung für heute: vielleicht einer der schönsten Filme, die das italienische Kino zu bieten hat und gleichzeitig eine Hommage an das Kino an sich Cinema Paradiso von Giuseppe Tornatore

Schlusswort

Steile Berge sind wir auf und ab gekraxelt, haben traumhafte Landschaften, bezaubernde Strände und üppige Natur bestaunt. Kulinarisch hat es uns auf dieser Reise an nichts gefehlt und das Wetter war uns meistens hold. Die reiche Baukultur von der griechischen Antike über byzantinisch-normannische Kirchenbauten kam ebenfalls nicht zu kurz. Jede Stadt hatte ihren eigenen Charme und war den Besuch mehr als wert. Ich danke Euch für die wunderschönen Frühlingstage, die wir mit unserem Camillo gemeinsam auf der Sonneninsel Sizilien erleben durften. Ich wünsche Euch eine gute Heimreise, hoffe auf ein baldiges Wiedersehen auf einer anderen Wanderreise und bleibt gesund, munter und reisefreudig.

Eure Reisebegleiterin Simone

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