Reisebericht: Rundreise quer durch Kanada – Ost und West

16.07. – 30.07.2022, 15 Tage Rundreise von Ost nach West: Montreal – Quebec – Ottawa – Toronto – Niagara–Fälle – Calgary – Banff – Rocky Mountains – Jasper – Vancouver


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Kanada ruft uns mit seiner Weite, seiner üppigen Natur, den vielen Seen, Gletschern und den Metropolen wie Montreal und Vancouver. Wir wollen sowohl den französischsprachigen Osten als auch den englischsprachigen Westen erkunden und freuen uns darauf, viel von diesem riesigen Land zu sehen. Ganz besonders sind wir natürlich alle auf die berühmten Niagara Fälle gespannt ...
Ein Reisebericht von
Simone Willner
Simone Willner

Anreise

Zur Mittagszeit trifft sich Reisebegleiterin Simone mit 14 Gästen auf dem Frankfurter Flughafen. Ein langer Flug steht uns bevor und eine Zeitverschiebung von vorerst sechs Stunden zu Deutschland läßt den Tag lang werden. Wir verbringen im Flugzeug allerdings eine gemütliche Zeit, da das Entertainmentangebot für jeden etwas bereit hält, so kommt man endlich zu einem langen Fernsehabend.

Am späten Nachmittag erreichen wir Montreal und haben die Paßkontrolle im Nu erledigt. Die Koffer sind schnell da und in einer halbstündigen Fahrt erreichen wir unser Hayatt Hotel mitten im Zentrum von Montreal.

Nach kurzem Erfrischen gibt es bereits Abendessen. Nudeln oder Cheese Burger stehen zur Auswahl und die Gäste probieren sich durch die kanadische Wein- und Bierauswahl. Überraschenderweise spricht der Kellner deutsch, so haben wir gar keine Verständigungsschwierigkeiten.

Nach dem Essen könnten wir uns ins Nachtleben stürzen, es ist schließlich Samstag Abend und recht belebt auf der Fußgängerzone. Aber die meisten von uns sind früh aufgestanden und müssen ein wenig Schlaf nachholen.

Morgen werden wir die große Metropole erholt genießen und dann weiter nach Quebec fahren ...

Stadtrundfahrt in Montreal, Weiterreise nach Quebec City

Mit dem Ausblick auf einen herrlichen Sonnenaufgang über der Pont Jacques Cartier-Brücke werden wir am frühen Morgen begrüßt und nach dem Frühstück starten wir erfrischt und voller Entdeckerlust in die quirlige Metropole des französischsprachigen Teils von Kanada.

Mechthild ist unsere heutige Stadtführerin. Mit ihr fahren wir durch die Straßen Montreals, wo wild gemischt alle möglichen Baustile durcheinander stehen, mal ein kleines altes Fachwerkhaus, daneben ein Wolkenkratzer, kleine Reihenhäuser, die an England erinnern, daneben ein gläserner Neubau. Das ergibt eine sehr eigenwillige aber interessante Mischung.

Montreal ist mit seinen etwa 1,7 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Kanadas und die größte Stadt des französischsprachigen Teils. Sie liegt auf der Ile de Montreal und wird vom Sankt-Lorenz-Strom und den Mündungsarmen des Ottawa Rivers umschlossen.

Über viele Jahre war diese Stadt wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des jungen Kanada, verlor diese Stellung jedoch an Toronto. Die Aufmerksamkeit der Welt richtete sich erst wieder durch die Expo 67 und die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele im Jahre 1976 auf Montreal.

Wir erklimmen mit unserem renovierten Schulbus den Hausberg der Stadt, den sogenannten Mont Royal. Er thront ganze 233 Meter über der Stadt und aus seinem Namen leitet sich Montreal ab. Oben angekommen genießen wir zuerst den Panoramablick von der Aussichtsterrasse, erspähen das Antlitz von Leonhard Cohen, der hier geboren wurde, sehen den Sankt-Lorenz-Strom und die Pont Jaques Cartier Brücke. Danach laufen wir durch das auf dem Hügel gelegene Chalet du Mont Royale, welches 1922 eingeweiht wurde. Es hat eine große Halle, in der mindestens 500 Leute Platz finden. Die Decke erinnert an einen Schiffsrumpf und ist mit geschnitzten Eichhörnchen verziert.

Nun fahren wir wieder hinab und wollen der Untergrundstadt einen kurzen Besuch abstatten. Das sogenannte Souterrain wird auch Réso genannt und ist ein weit verzweigtes Netzwerk von Fußgängertunneln und unterirdischen Ladenpassagen, die es den Bewohnern ermöglichen, an kalten Wintertagen von ihren Wohnungen unterirdisch zur Arbeit zu kommen, ohne durch tiefen Schnee stapfen oder frieren zu müssen. Die Tunnel und Passagen sind beheizt und sogar die Metro fährt durch sie hindurch. Eine unterirdische Parallelwelt sozusagen.

Am Ende unseres Spazierganges statten wir der Altstadt einen Besuch ab. Mitte des 20. Jahrhunderts war dieser Teil der Stadt verwahrlost, viele alte Speicher standen leer, Wohnhäuser gab es hier kaum noch. Man beschloß, mit viel Liebe und Geld zu sanieren und baute noch vorhandene Lagerhäuser zu modernen Apartments aus, erneuerte die wenigen verbliebenen Wohnhäuser und schuf eine Flaniermeile entlang des Sankt Lorenz Stromes, wo sich heute etliche Restaurants und Geschäfte angesiedelt haben.

Nach einer Mittagspause treffen wir uns an der Basilika Notre Dame wieder. Diese Kirche entstand in den Jahren 1824 bis 1829 im neogotischen Stil und ist sehr beeindruckend. Sogar Hochzeiten sind hier möglich, wie wir von Mechthild erfahren, allerdings nur, wenn man Celine Dion heißt.

Anschließend machen wir uns auf den Weg nach Quebec. Auf der etwa dreistündigen Fahrt erzählt uns Marina, die Reiseleiterin, etwas über die heute meist in Reservaten wohnenden indigenen Ureinwohner Kanadas und erklärt uns die unterschiedlichen Provinzen des riesigen Landes dessen Fläche etwa 28 Mal größer als die deutsche ist.

Die Landschaft, die an uns vorbeizieht, ist flach wie in den Niederlanden und wir sehen endlose Maisfelder, die nur ab und an durch eine am Rande liegende Farm unterbrochen werden. Nach einer kurzen Erfrischungspause im Hotel fahren wir gemeinsam in die Altstadt Quebecs und stärken uns dort erstmal in einem zünftigen Steakhaus.

Danach bummeln wir durch die Gassen dieser sehr europäisch anmutenden Stadt mit ihren Stadtmauern, deren vier Eingangstore sehr an Carcassonne in Südfrankreich erinnern. In der sogenannten Haute-Ville (der Oberstadt) herrscht reges Treiben, Straßenmusiker singen Lieder von Edith Piaf und wir sind ganz verliebt in die Promenade am Sankt Lorenz Strom und vor allem in den Anblick des dort befindlichen Luxushotels Chateau Frontenac. Es sieht aus, wie eine südfranzösische Burganlage und wurde für die kanadische Eisenbahngesellschaft erbaut. Innen spürt man ein wenig Eisenbahnromantik a la Orient Express.

Seit 1985 zählt Vieux Quebec zum UNESCO Weltkulturerbe. Das Fort und die militärischen Befestigungsanlagen der Oberstadt prägen das Bild des alten Stadtkerns noch heute. Einst befand sich hier eine Ansiedlung von französischen Seefahrern, heute findet man viele Gebäude im Kolonialstil, die vorrangig aus dem 19. Jahrhundert stammen.

Es ist spät geworden und so ganz sind wir immer noch nicht in der kanadischen Zeit angekommen, also machen wir uns auf den Rückweg und wollen erstmal ausruhen, bevor wir morgen weitere Eindrücke von Quebec und seiner Umgebung sammeln werden ...

Stadtrundfahrt in Quebec, Montmorency Wasserfälle, Sugar Shack Abendessen

Am heutigen Morgen brechen wir nochmals zur Altstadt Quebecs auf, wir beginnen unseren Spaziergang in Basse Ville, der so genannten Unterstadt. Dieser Teil der Altstadt ist einige Jahre älter als die 90 Meter höher gelegene Haute Ville, die Oberstadt. Am heutigen Place Royale entstand unter der Leitung von Samuel de Champlain die erste kleine Ansiedlung von Häusern direkt am Sankt Lorenz Strom. Bei einem Stadtbrand 1682 wurde alles zerstört. Danach errichtete man 1688 die Notre Dame de Victoires Kirche als erstes Gebäude auf dem Platz. Sie war damals die einzige ganz aus Stein bestehende Kirche Nordamerikas und um sie herum entstanden nach und nach Wohnhäuser ebenfalls aus Stein, die man in den 1970er Jahren liebevoll sanierte. Dieser Platz ist wunderhübsch anzusehen und üppig bepflanzt mit wunderschönen Blumenarrangements.

Wir spazieren weiter durch Petit Champlain, wo wir Wohn- und Geschäftshäuser aus dem späten 17. Jahrhundert sehen und laufen im Anschluß daran in die Oberstadt, wo wir an der Hafenpromenade entlang flanieren.

Am Parlament von Quebec legen wir einen Fotostop ein. Dieses imposante Gebäude wurde nach den Plänen von Eugene-Etienne Taché errichtet und vereint sowohl französische als auch englische Architekturstile. Vor der Eingangstür steht eine große Skulptur einer Indianerfamilie, die daran erinnern soll, daß die Ureinwohner Kanadas die ersten Siedler waren und nicht etwa Franzosen oder Engländer. Gleich neben dem Gebäude liegt ein kleiner Gemüsegarten, der das im Parlament befindliche Restaurant mit frischem Salat und verschiedenen Gemüse versorgt.

Zur Mittagszeit genießen wir ein wenig Freizeit, um durch die wunderschöne Altstadt der Stadt zu bummeln und das ein oder andere Lädchen zu besuchen. Wir treffen uns alle am Fluß wieder und machen uns auf den Weg zum etwa 40 Kilometer von Quebec entfernten Canyon Sainte-Anne.

Hier kommen die Naturliebhaber endlich auf ihre Kosten. Nach zwei Tagen, die wir ausschließlich in Städten verbracht haben, kann man im Wald durch den Canyon spazieren und den spektakulären Wasserfall aus verschiedenen Perspektiven sehen. Dafür muß man auf unterschiedlichen Hängebrücken über die tiefe Schlucht balancieren und einige Treppen erklimmen. Wir genießen die üppig grüne Natur, sehen die Pfifferlinge am Weg wachsen und treffen uns nach gelungenen Fotos am Ausgang des Parks wieder.

Auf unserem Weg zum Montmorency Fall halten wir noch an der Kirche Saint Anne und besichtigen dieses monumentale Bauwerk aus den 1970er Jahren.

Am Nachmittag erreichen wir den Stausee und den Montmorency Wasserfall. Er bildet die Mündung des Flusses Montmorency und stürzt über eine Felswand 83 Meter in die Tiefen des Sankt Lorenz Stromes. Damit ist er der höchste Wasserfall der Provinz Quebec und sogar 30 Meter höher als die berühmten Niagara Fälle.

Wir genießen den Ausblick von der Brücke, die direkt über dem Wasserfall ist und naschen einige Himbeeren, die am Waldrand wachsen. Inzwischen ist es Nachmittag geworden und wir fahren zurück ins Hotel.

Wenig später erwartet uns unser Sugar Shack Abendessen. Dieses traditionell indianische Essen haben die Kanadier übernommen und zelebrieren es vor allem im Frühjahr, wenn der Ahornsirup frisch geerntet wird. Dazu bohrt man ein Loch in die Bäume und zapft den wertvollen Sirup ab, dieser wird erhitzt und zu einer leckeren Vitamin-C-haltigen klebrigen Soße eingekocht. Wir schütten diese leicht goldbraune Soße über Schinken, Kartoffeln, Bohnen und Ei ganz wie die Einheimischen und stellen fest, daß es hervorragend schmeckt. Zum Dessert passt er auch zu Eierkuchen und sättigt ungemein.

Nach dem Essen sind wir sehr müde, da es ein langer Tag voller schöner Eindrücke war und nach der Rückkehr ziehen sich alle Gäste schnell auf ihre Zimmer zurück.

Morgen werden wir die Hauptstadt Kanadas kennenlernen ...

Kanadische Tierwelt im Omega Wildpark und Hauptstadt Ottawa

Am Morgen verlassen wir das schöne Quebec und begeben uns auf die Autobahn in Richtung Ottawa. Auf der etwa viertstündigen Fahrt erzählt uns Marina einiges über das kanadische Schulsystem, das Alltagsleben der Frankokanadier und etwas über den gesellschaftlichen Wandel, der seit den 1950er Jahren stattgefunden hat . Die Landschaft, die an uns vorbeizieht ist wieder flach und die Autobahn gesäumt von endlosen Maisfeldern. Allerdings ist heute der Highway für einen kurzen Abschnitt gesperrt und so müssen wir auf eine Landstraße abbiegen. Dadurch haben wir die Möglichkeit, zu sehen, wie die Kanadier leben. Wir erblicken viele einzeln stehende Holzhäuser mit sehr hübschen Vorgärtchen im Stile amerikanischer Villen, daneben meist ein dicker Pickup, oft sogar noch ein Wohnmobil. Man macht gern Camping oder fährt mit dem Wohnwagen in einen der nahe gelegenen Nationalparks im Urlaub.

Zur Mittagszeit kommen wir am Chateau Montebello an. Es gehört, wie schon Chateau Frontenac, welches uns ins Quebec so verzaubert hatte, zur Fairmont Hotelgruppe. Dieses Hotel liegt am Nordufer des Ottawa River auf halber Strecke zwischen Montreal und Ottawa. Errichtet aus 10.000 Zedernstämmen, sieht es skandinavisch aus, ist im Gegensatz zu den norwegischen roten Holzbauten allerdings tiefschwarz und wirkt im sommerlichen Kanada ein wenig wie aus einer anderen Welt. Innen ist es sehr dunkel, kühl und riesig, der Kamin im Foyer reicht bis zur Decke und die Einrichtung erinnert an englische Herrenhäuser. Wir genießen unser Mittagessen im Restaurant und lassen uns leckeren Kabeljau mit schwarzen Oliven und Cremetorte mit Kokossauce schmecken.

So gestärkt sind wir bereit für unsere kanadische Safari im Omega Park ganz in der Nähe der Hauptstadt. Dieser Park wurde 1985 gegründet. Man wollte es einem breiten Publikum ermöglichen, die nordamerikanische Tierwelt auf dem 2.200 Hektar großen Gelände in der natürlichen Landschaft zu präsentieren. Wir steigen in einen mintgrünen Schulbus um, der seitlich offen ist und bekommen 3 Packungen knackige Möhrchen in die Hände.

Es dauert nicht lang, da stehen die ersten Rothirsche und Rehe vor dem Bus und wollen diese Leckereien natürlich nicht verpassen. Die Wildschweine betteln von unten und ihre kleinen gestreiften Frischlinge verstecken sich hinter den Farnen und beobachten von dort das Geschehen. Etwas weiter sitzen auf einer Holzplattform die schwarzen kanadischen Eichhörnchen und ein Murmeltier labt sich darunter an einem dicken Stück Möhre. Unser Busfahrer kennt den Park und seine Tiere gut und er lockt für uns sogar die Karibus, Füchse und Wölfe aus den Verstecken hervor. Die Braun- und Schwarzbären kommen ebenfalls sehr nah, da sie glauben, es gäbe leckere Würstchen. Es ist ein wunderbares Spektakel für uns, die Tiere so nah erleben zu dürfen und wir hätten gern eine zweite Runde im Park gedreht.

Nach einer weiteren Fahrstunde erreichen wir die Hauptstadt Kanadas: Ottawa. Sie liegt im südöstlichen Teil der Provinz Ontario nahe Montreal und gar nicht mehr weit von der Grenze zu den USA. Im Stadtzentrum am Ottawa River befinden sich die Parlamentsgebäude am Parliament Hill und weitere Gebäude im viktorianischen Stil, die National Gallery of Canada und zahlreiche Museen. Leider ist es schon wieder Abend geworden und unsere Erkundungstour müssen wir auf morgen früh verschieben ...

Stadtrundfahrt in Ottawa, Fahrt nach Kingston, Bootsfahrt an den 1000 Inseln, Toronto

Unseren morgendlichen Spaziergang in Ottawa beginnen wir auf dem Parliament Hill am Südufer des Ottawa Flusses.

Nachdem Königin Victoria Ottawa zur Hauptstadt Kanadas bestimmt hatte, begann man dieses Viertel zum Regierungsviertel umzubauen. Das neogotische Parlament bildet den Mittelpunkt der Gebäudekomplexe und der 92 Meter hohe Peace Tower erinnert sehr an den Elisabethenturm in London, den die meisten wahrscheinlich nur unter dem Namen Big Ben kennen. Vor dem Parlament brennt ein ewiges Feuer an einem Brunnen, auf dem die Wappen aller Regionen Kanadas abgebildet sind.

Wir spazieren weiter entlang an Skulpturen und der Post und erreichen den Canal Rideau. Er verbindet die Hauptstadt mit der Stadt Kingston am Ontariosee. Als wir oben stehen, können wir beobachten, wie ein Boot von ganz unten über die einzelnen Schleusen nach oben geholt wird - mit der Hand! Dieser Kanal ist 202 km lang und wurde bereits 1832 eröffnet. Seit 2007 zählt er zum UNESCO Weltkulturerbe und wir bestaunen die Technik mit den Ketten und Holzbalken, mit deren Hilfe die einzelnen Schleusentore geöffnet und geschlossen werden. Ursprünglich baute man diesen Kanal aus militärischen Gründen. Er sollte die Versorgung und die Kommunikation zwischen Montreal und Kingston ermöglichen. Mehr und mehr nutzte man ihn aber für die Binnenschifffahrt, um den Sankt Lorenz Strom zu umgehen, wo britische Versorgungsschiffe mit Angriffen oder Blockaden rechnen mußten. Heutzutage kann man sogar Rundfahrten auf dem Kanal unternehmen, muß aber dafür viel Zeit mitbringen.

Wir fahren weiter, da wir noch Toronto erreichen wollen. Zur Mittagszeit kommen wir in das Gebiet der 1.000 Inseln. Sie liegen am Abfluß des Ontariosees in den Sankt Lorenz Strom genau, auf der Grenze zwischen den USA und Kanada. Unser Ausflugsboot nimmt uns mit in eine faszinierende Inselwelt, die aus insgesamt 1.864 Inseln besteht, manche dieser Minieilande haben nur Nummern, Wolfe Island ist die größte von ihnen. So schippern wir munter zwischen den USA und Kanada hin und her, sehen den Yachthafen des Boldt Castle, das Castle selbst auf einer anderen Insel, worin sich heute ein Hotel befindet. Zwischen zwei Eilanden gibt es eine kleine weiße Holzbrücke. Tatsächlich ist sie die kleinste Brücke der Welt zwischen zwei Staaten! Eine der Inseln gehört zu Kanada, die andere zu den USA.

Auf unserem Boot läßt es sich herrlich entspannen, manche der Inselchen beherbergen gerade ein Häuschen darauf und viele Kanadier und Amerikaner verbringen gern ihre Wochenenden oder die Ferien hier, da sich der See auch zum Baden eignet.

Nach dieser herrlichen Fahrt essen wir direkt am Wasser ein Zanderfilet und fahren weiter in Richtung Toronto, der dynamischen Hauptstadt der Provinz Ontario. Mit ihren 6,5 Millionen Einwohnern und der Wolkenkratzerkulisse fühlt sich der ein oder andere Gast hier wie in einer der US-amerikanischen Großstädte. Zum ersten Mal auf unserer Reise sehen wir zähflüssigen Verkehr über 6 Spuren auf jeder Seite der Autobahn und erst am Abend haben wir unser Hotel erreicht. Da es mitten im Zentrum liegt, können alle heute nach eigenem Gusto entscheiden, wo sie zu Abend essen wollen und wir werden uns erst morgen zur Stadtbesichtigung wieder sehen ...

Stadtrundfahrt in Toronto, Reise zu den Niagara Fällen

An diesem Morgen erkunden wir das riesige Toronto. Den CN Tower können wir schon bei Sonnenaufgang von der Dachterrasse unseres Hotels aus sehen. Der Name dieser Stadt leitet sich aus dem indianischen Wort tkaronto ab, was soviel bedeutet wie: Ort, an dem Bäume am Wasser stehen und später Ort der Zusammenkünfte. Die weißen Einwanderer nannten die Stadt vorerst York, zur besseren Unterscheidung von New York wurde sie dann 1834 in Toronto umbenannt.

Wir fahren durch das Universitäten- und Bankenviertel, sehen unendlich viele Hochhäuser, die mit ihren gläsernen Fassaden alles spiegeln. Danach biegen wir nach Chinatown ab, hier kann man tatsächlich als Chinese leben, ohne ein Wort Englisch zu können, die Beschilderung ist ausschließlich in Mandarin und die Läden sind auf die chinesischen Bedürfnisse abgestimmt.

Im Distillery District machen wir eine kleine Pause, es gibt eine Fußgängerzone mit malerischen Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert und man könnte meinen, man sei in Belfast gelandet. Einst befand sich hier einen große Whiskybrennerei, heute kann man den edlen Tropfen zumindest noch verkosten und rundherum haben sich kleine Kneipen und Cafés angesiedelt. Kunstliebhaber kommen gern hierher wegen der Galerien und Skulpturen, Tanz- und Musikveranstaltungen finden in den Sommermonaten fast täglich statt und die verschiedenen Theater bieten unzählige Vorstellungen an. Im Dezember kann man im Viertel sogar über einen Weihnachtsmarkt schlendern.

Danach haben sich Marina und Simone für die Gäste eine kleine Überraschung ausgedacht, eigentlich würden wir direkt zu den Niagarafällen fahren, da sich das Mittagslicht aber nicht fürs Fotografieren eignet, legen wir eine Pause im malerischen Niagara-on-the-Lake ein. Dieses kanadische Kleinstädtchen liegt an der Mündung des Niagara Flusses. Hier befinden sich einige der besten Weingüter Kanadas und man kann an herrlich bepflanzten Flaniermeilen entlang spazieren und die wunderschönen Holzvillen mit ihren gepflegten Vorgärten bewundern. Nach den ganzen Großstädten, die wir in den letzten Tagen gesehen haben, ist es eine regelrechte Erholung, mal durch so eine pittoreske Kleinstadt zu laufen und wir genießen das sehr.

Nun brechen wir zu den spektakulären Niagarafällen auf, die genau an der Grenze zwischen dem US-amerikanischen Bundesstaat New York und der kanadischen Provinz Ontario liegen. Hier, wo die Fälle den Eriesee mit dem Ontariosee verbinden, stürzt das Wasser 57 Meter in die Tiefe.

Wir haben heute großes Glück, das Wetter ist herrlich, der Himmel strahlend blau und es herrscht ungewöhnlich hoher Wasserstand, so daß das Wasser am Fall mit viel Getöse und Schaum hinunterstürzt. Ein atemberaubender Anblick, den man kaum beschreiben kann! Nach dem Spaziergang auf der Panoramastraße gehen wir aufs Boot, um direkt unter die Fälle zu fahren, das ist einfach nur majestätisch anzusehen und genau über uns stürzen die Wassermassen nach unten, natürlich werden wir ausgiebig naß gespritzt und das ganze ist ein Gaudi, gleichzeitig aber auch ein unvergeßliches Erlebnis.

Im Anschluß an dieses spektakuläre Erlebnis fahren wir ins Hotel, legen uns sozusagen trocken und brechen zum letzten gemeinsamen Abendessen mit Marina auf.

Sobald es dunkel wird, werden die Fälle in verschiedenem Farben angestrahlt und dieses Spektakel können wir uns nicht entgehen lassen. Manche Gäste halten sogar bis zum Feuerwerk um 22 Uhr durch. So geben die Fälle nochmal einen atemberaubenden Anblick ab. Tolle Fotos entstehen wieder und ein unvergeßlicher Tag findet einen krönenden Abschluß.

Morgen müssen wir sehr früh aufstehen, um nach Calgary in den Westen Kanadas zu fliegen ...

Flug von Toronto nach Calgary, Banff Nationalpark in den Rocky Mountains

Die Zeit ist viel zu schnell vergangen und wir müssen heute schon den Osten Kanadas verlassen. Wir stehen sehr früh auf, um rechtzeitig den Flughafen zu erreichen. Als kleinen Trost können wir nochmals einen morgendlichen Blick auf die Niagarafälle erhaschen.

Am Flughafen von Toronto geht alles sehr fix, wir checken an Automaten ein und schieben unsere Koffer durch Scanboxen und schon sind wir durch die Sicherheitskontrolle und am Gate. Eine große Maschine wird uns in knappen vier Stunden nach Calgary in den Westen bringen. Vormittag kommen wir sehr pünktlich an und treffen unsere Reiseführerin Gudrun gleich bei den Kofferbändern.

Sie fährt mit uns nach Calgary ins Stadtzentrum und wir laufen geneinsam ein wenig durch die Innenstadt dieser 1,4 Millionen Einwohner zählenden Metropole in der Provinz Alberta. Sie liegt an der Mündung des Elbow Flusses in den Bow Fluß. 1988 veranstaltete man hier die olympischen Winterspiele, und damit war Calgary der erste Austragungsort der Olympiade überhaupt in Kanada.

Bevor die ersten Europäer die Gegend besiedelten, lebten hier die Blackfoot Indianer. Erst in den 1860er Jahren ließen sich die ersten weißen Siedler nieder, die vor allem vom Pelztierhandel lebten. 1876 gründete man Fort Calgary und wenig später errichtete die kanadische Eisenbahngesellschaft die Verbindung zu dieser Siedlung, um schnell von der Ostküste mit dem Zug hierher gelangen zu können. Danach stieg die Bevölkerungszahl rasch an, viele kamen, um neues Weideland für ihre Rinder zu erhalten und so mauserte sich Calgary langsam zum Zentrum der Rinderzucht und der Cowboys.

Die Fußgängerzone, durch die wir streifen, ist autofrei, von Restaurants und Cafés gesäumt und sehr modern. Die meisten Bewohner haben gerade Mittagspause und die Freisitze sind gut gefüllt, auch wir machen eine Mittagspause und treffen uns danach wieder, um zum Fort Calgary zu fahren. Dort steht heute noch ein altes Holzhaus, welches an die erste Siedlung erinnert. Obendrein ist man hier auf der anderen Seite des Bow River und hat einen bezaubernden Blick auf die Skyline der Stadt.

Am Nachmittag schauen wir uns an, was aus den einstigen Olympia Austragungsorten geworden ist. Die ehemaligen Schanzen und Bobbahnen werden heute fürs Sommerrodeln genutzt und auf den Hängen fahren die Kinder und Jugendlichen Downhill mit Mountainbikes. Die in der Stadt liegenden Bereiche nutzt man für Rodeos oder Musikfestivals.

Nach der Stippvisite fahren wir nach Canmore weiter, einem kleinen Ort, der mitten in den Ausläufern der Rocky Mountains liegt. Unterwegs durchqueren wir riesige waldreiche Indianerreservate und bekommen einen Eindruck davon, wie die Ureinwohner Kanadas leben. Canmore selbst liegt sehr nah am Banff National Park im Bow Valley an den Ausläufern der Front Range Rocky Mountains. Früher gab es in diesem Ort ein großes Kohlebergwerk und die Kohleförderung war bis 1979 ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region. Heutzutage hat der Tourismus diese Position eingenommen. Besonders für den Wintersport kommen viele Kanadier und auch Amerikaner hierher.

Wir genießen an diesem Abend ein wenig Freizeit, bummeln durch die Kleinstadt und kehren früh zum Hotel zurück, um uns auszuruhen, bevor wir morgen die Natur des kanadischen Westens erkunden werden ...

Erkundungen im Banff Nationalpark, Lake Louise

Heute genießen wir ein vorzügliches Frühstück in einem Bistro neben unserem Hotel in Canmore. Der Chef des Hauses ist Österreicher und wir bekommen warme Brötchen, leckeren Käse und dunkles Brot. Während dieser lang vermissten Genüsse blicken wir auf die Bergkette der Rocky-Mountain-Ausläufer und der Wettergott hat für uns den Himmel azurblau gefärbt. Es sind also die allerbesten Voraussetzungen für einen Bilderbuch-Urlaubstag.

Nach einer kurzen Fahrt erreichen wir den Eingang zum Banff Nationalpark. Mit seinen 6.641 km² ist er zwar nicht der größte Kanadas, aber der mit Abstand beliebteste, sowohl bei den Einheimischen, als auch bei ausländischen Gästen. Im Winter kommen hier vor allem die Skifahrer her und im Sommer laden Wasserfälle und Seen zum Wandern ein. Dieser wundervolle Park ist der älteste Kanadas und der einzige, in dem eine Stadt wie Banff liegt.

Unseren ersten Fotostop legen wir am Two Jack Lake ein. In diesem See spiegelt sich der Mount Rundle und schon dieser erste See bezaubert uns im Morgenlicht. Nach sieben Tagen in großen Städten, können wir uns gar nicht sattsehen an dieser atemberaubenden Naturkulisse. Der nächste See, an dem wir halten ist der Lake Minnewanka, ein Gletschersee, der 21 km lang und 142 Meter tief ist. Er ist der zweitlängste See in den kanadischen Rocky Mountains.

Nun wollen wir zu Fuß in der Natur unterwegs sein und begeben uns dazu zum Johnston Canyon. Man kann einen Pfad entlang der Felsen zum Wasserfall laufen und die klare Waldluft genießen.

Am liebsten würden wir an jeder Kurve einen Fotostop einlegen, aber zur Mittagszeit sollen wir den berühmten Lake Louise erreichen. Hier steht wieder eines der wundervollen Fairmount Hotels: das Chateau Lake Louise und die prächtigen Leuchter im Foyer verzaubern uns. Vor dem Hotel liegt der türkisblaue See, der nach Prinzessin Louise Caroline Alberta, einer Tochter von Königin Victoria, benannt ist. Hinter dem See erheben sich der Mount Temple (3.543 Meter), Mount Whyte (2.983 Meter) und Mount Niblock (2.976 m). Oberhalb des Sees kann man im Winter auf dem Mount Whitehorn Ski fahren. Der Anblick dieses Sees mit den majestätisch dahinter gelegenen Bergen und dem Gletscher in der Mitte ist so hinreißend, daß wir gar nicht mehr zum Bus zurück wollen und auch die vielen Besucher stören uns da wenig. Obendrein treffen wir am See den ersten Indianer auf unserer Reise und als wir höflich fragen, sagt er uns sogar ein paar Worte in seiner Sprache, die ein wenig klingt, wie die Sprache der Aborigines.

Als wir uns endlich von dem Anblick des türkisfarbenen Wassers lösen können, machen wir uns auf den Weg nach Banff. Hier steht erneut eines der Fairmount Hotels, wiederum in atemberaubender Lage mitten im Wald, unzählige Souvenirläden und Restaurants säumen die Fußgängerzone.

Wir besuchen das Museum für indianische Kultur und kaufen kleine Andenken, die alle von Indianern hergestellt wurden.

Das Licht ist jetzt am Nachmittag wieder besonders gut und eigentlich könnten wir noch Tage bleiben, aber das Abendessen ruft und wir begeben uns auf den Rückweg nach Canmore, wo wir im Sage Bistro zu Abend essen. Dieser Tag mit seinen postkartengleichen Ausblicken wird uns ewig in Erinnerung bleiben und wir sind gespannt auf morgen, wo uns ein Gletscherbesuch erwartet ...

Jasper Nationalpark und Fahrt auf der Panoramastraße Icefields Parkway

Erneut dürfen wir im Sage Bistro frühstücken und der Himmel ist azurblau wie gestern Morgen. So sind wir voller Erwartung auf den Gletscher. Unseren ersten Halt machen wir am Morraine Lake, wir steigen Stufen den Berg hinauf und was uns oben erwartet, ist atemberaubend. Mitten in der Bergkulisse liegt ein tief türkisfarbener See, dahinter die riesigen Berge mit etwas Schnee oben drauf, im Wasser spiegelt sich alles nochmals und der Himmel ist azurblau. Wir sind verzaubert und wollen alle ein Porträt vor dieser Kulisse haben.

Die nächsten Seen, die wir besuchen, sind der Bow Lake und der Peyto Lake, wiederum sehen wir türkisfarbenes Wasser und majestätische Berge im Hintergrund. Wir können uns gar nicht satt sehen und hätten gern eine Woche zum Wandern Zeit. Als wir wieder in den Bus steigen, ertönt der Ruf: Ein Bär, ein Bär! Und tatsächlich, oben am Hang schaut ein Schwarzbär auf uns herab, findet unser Motorengeräusch nicht schön und verschwindet ganz schnell wieder zwischen den Bäumen.

Um eine Mittagspause einzulegen, halten wir bei der großen Saskatchawan Lodge. Auch hier blickt man wieder auf die Bergriesen und bei solchen Ausblicken schmeckt das Essen gleich nochmal so gut.

Beim Columbia Ice Field, unserem nächsten Ziel, stehen wir zuerst fasziniert auf der Aussichtsterrasse und blicken auf den Gletscher, der die größte Ansammlung von Eis südlich des Polarkreises ist. Das Eis dehnt sich über eine Fläche von 325 km² aus, ist zwischen 100 bis 365 Metern dick und jährlich fallen hier bis zu sieben Metern Schnee. Aus diesem Eisfeld sind acht große Gletscher entstanden, von denen wir vor allem den Athabasca- und den Columbiagletscher sehen. In dieser Umgebung stehen auch die höchsten Berge der kanadischen Rocky Mountains. Aus diesem Eisfeld entstehen mehrere Flüsse wie der Athabasca und der North Saskatchewan River.

Um dem Ganzen etwas näher zu kommen, steigen wir in ein Schneemobil, das die unglaublichen Steigungen von 23 Prozent problemlos meistert und fahren direkt auf den Fuß des Gletschers drauf. Wohl dem, der sich hier warm eingepackt hat. Es ist kalt wie im Winter und windig. Wir stapfen über das dicke Eis, können die kleinen türkisblauen Gletscherbäche sehen und an der kanadischen Fahne, die man aufgestellt hat, lassen wir uns alle fotografieren. Nachdem wir uns im Bus wieder erwärmt haben, fahren wir weiter, halten nochmals an zwei Wasserfällen im Jasper Nationalpark und erreichen am Abend die nahe der Kleinstadt Jasper gelegenen Becker Chalets. Diese einzeln stehenden Holzhütten befinden sich mitten im Wald am Athabasca River und uns wundert es nicht, während des Abendessens einen Schwarzbären am Waldrand zu erspähen, der dort gemütlich auf Futtersuche entlang streift.

Morgen erwartet uns nochmals ein Tag in der Natur ...

Ausflug im Jasper Nationalpark mit Maligne Lake und Maligne Canyon

Am heutigen Morgen hängt der Himmel voller Wolken und wir sind gespannt, was uns erwarten wird. Wir ahnen noch nicht, daß heute einer der schönsten Tage unserer Reise sein wird.

Auf dem Weg zum Pyramide Lake sehen wir Autos vor uns am Straßenrand stehen, was ein Zeichen dafür ist, daß wilde Tiere zu beobachten sind. Und tatsächlich, wir trauen unseren Augen kaum, ein großer Grizzly trottet gemütlich direkt neben dem Bus her und gräbt nach Futter. Er fühlt sich durch die Zuschauer überhaupt nicht gestört, wir sind begeistert und die Kameras klicken wie wild.

Noch nicht richtig am See angekommen läuft auf der anderen Straßenseite ein Schwarzbär neben uns her, auch er ist mit seiner Lieblingsbeschäftigung abgelenkt: dem Fressen. Wir denken an keinen See und keine Ausflüge mehr und beobachten die Bären, als ob wir auf Safari wären.

Nach etwa einer halben Stunde können wir uns endlich loslösen und erreichen den Pyramide Lake. Er liegt auf einer Höhe von 1..180 Metern und der See ist 1,2 km² groß. Nach einem kurzen Spaziergang entlang des Ufers fahren wir weiter zum Maligne Canyon. Unterwegs treffen wir allerdings auf weitere Bären und können gar nicht aufhören, sie so frei in der Natur zu beobachten.

Wenig später stehen wieder Autos vor uns, wir schmunzeln. Sie beobachten ein Murmeltier und das Murmeltier starrt wie zur Salzsäule erstarrt, die es umringenden Menschen an. Ein herrlicher Anblick. Viel weiter kommen wir nicht, an der nächsten Biegung stehen rechts vom Bus zwei riesige Wapiti Hirsche im Gras. Sie ziehen majestätisch an uns vorbei und ihre Geweihe sind unglaublich. Wie sie mit diesem riesigen Kopfschmuck im Wald nicht hängen bleiben, ist uns ein Rätsel.

Mit etlicher Verspätung erreichen wir den Maligne Canyon, der sich mit einem Karstsystem verbindet. Er zählt zum UNESCO Weltkulturerbe und der wasserreiche Strom der durch die Schlucht fließt reißt etliche Baumstämme mit sich. Gleich neben dem Waldweg hüpfen munter die Eichhörnchen und fressen genüßlich Zapfen, so daß wir sie hervorragend beobachten können.

Am Medicine Lake beobachten wir einen Weißkopfadler, der majestätisch über unseren Köpfen kreist und dessen Junges gerade Flugübungen im Nest veranstaltet. Dieser See liegt auf einer Höhe von 1.436 Metern. Er ist ein Teil des Maligne River und fließt unterirdisch ab. Da der See hauptsächlich von Gletschern gespeist wird, ist die Wassertemperatur selten höher als sechs Grad.

Vor lauter Tierbeobachtungen hängen wir dem Zeitplan mächtig hinterher und unsere Mittagspause ist eher eine Nachmittagspause. Wir verbringen sie am Maligne Lake. Er liegt auf 1.670 Metern Höhe und hat eine Oberfläche von 20 km². Er wird ebenfalls mit Gletscherwasser gespeist und seine Temperatur steigt nie über vier Grad. Die Entdeckung dieses Sees wird Mary Schäffer im Jahre 1908 zugeschrieben. Sie war eigentlich auf der Suche nach einem See am Oberlauf des Athabasca, den sie von Indianern beschrieben bekommen hatte. Die Skizze, die sie erhalten hatte, war allerdings nicht sehr gut und so entdeckte sie den Maligne Lake. Wir laufen zu dem Aussichtspunkt, der ihren Namen trägt und genießen die am Wegesrand bunt blühende Blumenpracht.

In Jasper machen wir unseren letzten Halt und schauen uns den Totempfahl der zwei Brüder an. Und natürlich kommen wir auf dem Weg zurück zu unseren Chalets wieder nicht voran, da nochmals zwei Bären am Waldrand zu beobachten sind, der eine ist ein Braunbär, der keine 200 Meter entfernt von unseren Hütten vorbeizieht. Selbst unser Busfahrer und Gudrun, die Reiseleiterin, erzählen uns, daß sie noch nie so viele exzellente Tierbeobachtungen an einem Tag erlebt haben. Wir sind ganz benommen von unserem Glück und am Abend werden unzählige Fotos zu den zu Hause verbliebenen Familienmitgliedern und Freunden gesendet.

Unser Abendessen genießen wir wieder gemeinsam im Restaurant des Becker Chalets und was erblicken wir wieder? Richtig: einen Bären. Diesmal ist es ein Grizzly, der am Hang vor dem Restaurant entlang zieht.

In dieser Nacht werden wir sicher von Bären träumen, bevor wir morgen den Nationalpark verlassen ...

Weiterreise vorbei am Mount Robson nach Kamloops

Die Beckers Chalets gefallen uns ausnehmend gut, die Landschaft des Jasper Nationalparks ebenfalls und wir wollen noch gar nicht Abschied nehmen. Uns erwarten eine 450 km lange Fahrt gen Westen nach Kamloops und eine erneute Zeitverschiebung von einer Stunde. Schweren Herzens geben wir die Schlüssel ab.

Während der Fahrt haben wir einen atemberaubenden Blick auf die schneebedeckten Berge der Rocky Mountains. Mehr und mehr ändert sich die Landschaft, die Täler werden weiter, die Flüsse breiter, die Berge sind weniger hoch, bis zur Spitze bewachsen und nicht so schroff wie im Nationalpark.

Unseren ersten Fotostop legen wir am Yellow Head Pass an einem kleinen See ein. Die lila Blumenpracht bildet einen tollen Kontrast zum strahlenden Blau des Himmels und des Sees.

Als wir wenig später auf den Parkplatz des etwas weiter gelegenen Mount Robson abbiegen, erblicken wir den 3.954 Meter hohen Berg in voller Schönheit. Er ist der höchste Berg in den kanadischen Rocky Mountains. Wir haben großes Glück heute, kein Wölkchen ist am Himmel zu sehen und die Konturen des schneebedeckten Gipfels zeichnen sich klar vor dem azurblauen Himmel ab.

Jetzt beschließen wir, von der geplanten Route etwas abzuweichen und einen Umweg zum Helmcken Wasserfall zu machen. Kurz bevor der Murtle River in den Clearwater River mündet, fällt er vom Plateau 141 Meter in die Tiefe. Obwohl wir schon einige Wasserfälle auf unserer Reise gesehen haben, ist dieser hier wieder ganz besonders. Er fällt gerade und tosend in eine Schlucht hinab und ist nach dem deutschstämmigen Arzt Johann Sebastian Helmcken benannt, der das Land im Auftrag der Hudsons Bay Company erschließen sollte.

Wir können uns trotz Gudruns Erklärungen überhaupt nicht vorstellen, was Europäer im 19. Jahrhundert veranlaßt hat, hier in dieser Wildnis ohne Anschluß an Zivilisation, medizinische Hilfe und helfende Nachbarn zu siedeln. Sie mußten damals ohne breite komfortable Straße mit Flößen über den Fluß fahren, die teilweise von Rindern gezogen werden mußten. Jegliches Baumaterial wurde mühevoll auf Pferden in die Abgeschiedenheit gebracht. Noch heute ist dieser Teil Kanadas wenig besiedelt, es gibt außer der Hauptstraße keine weiteren Abzweigungen, kaum Ortschaften, weit und breit keine Einkaufsmöglichkeiten und nur wenige Wanderwege. Wer hierherkommt, der möchte Einsamkeit und Ruhe genießen.

Nach diesem Naturerlebnis halten wir noch am unweit gelegenen Dawson Fall. Dieser wurde 1913 von Landvermesser Robert Henry Lee nach George Herbert Dawson, dem Generalvermesser für British Columbia benannt. Er ist nicht so hoch und wasserreich, wie der Helmcken Fall, trotz allem lohnt der Halt, zumal man beim Anblick leckere Blaubeeren, die im Wald wild wachsen, genießen kann. Als wir wieder die Hauptstraße nach Kamloops erreichen, essen wir noch ein Eis am Informationszentrum. Der Temperaturunterschied zu den viel höher gelegenen Rocky Mountains beträgt nämlich fast 20 Grad. Heute Morgen fuhren wir bei 16 Grad los, jetzt sind es 36.

Am Abend erreichen wir Kamloops, einen 1812 gegründeten Handelsposten der Hudsons Bay Company. Hier fließen der North Thompson River und der Thompson River zusammen und münden in den Kamloops See. Seit über 2.000 Jahren sind in diesem Gebiet die Secwepeme-Indianer ansässig, heute leben sie vor allem in Reservaten etwas außerhalb der Stadt.

Wir essen in einer urigen Kneipe und fahren danach weiter zu unserer South Thompson Ranch und staunen nicht schlecht, als plötzlich Alpakas auf der Wiese vor dem Anwesen stehen. Wir hätten eher Pferde oder Rinder erwartet. Diese Ranch hat Südstaatenflair, die weiße Holzveranda bietet einen Ausblick in die trockene offene Landschaft British Columbias und erinnert sehr an us-amerikanische Cowboyfilme.

So lassen wir den Abend zünftig bei einem Lagerfeuer ausklingen und sind gespannt, was uns morgen in Vancouver erwartet ...

Fahrt von Kamloops nach Vancouver an der Pazifikküste

Unser Morgen am Thompson River in unserer Ranch beginnt mit dem Gezwitscher der Vögel und wir sehen die Pferde auf der Weide grasen. Leider sind die Alpakas von gestern nirgends zu sehen.

Nach dem Frühstück reisen wir weiter in Richtung Vancouver und nehmen den Coquihalla Highway. Der eigentlich schönere Weg führt am Fraser Fluß entlang, kostet durch die zahlreichen Kurven und die schlechte Straße aber viel zu viel Zeit.

In Merrit machen wir eine Kaffeepause und in Hope genießen wir den kleinen Park und picknicken dort. Diese 6.000 Einwohner zählende Kleinstadt liegt am Zusammenfluß des Fraser und des Coquihalla Flusses in den Cascade Mountains. Gegründet wurde Hope von der Hudson´s Bay Company im Jahre 1885, bekannt wurde es allerdings erst, als es von zahlreichen Goldsuchern heimgesucht wurde, die hofften, hier ein Vermögen im Sandbett des Frasers zu finden.

Nach der Stärkung fahren wir weiter und passieren am frühen Nachmittag die imposante Golden Ears Brücke nach Vancouver. Diese Metropole erstreckt sich in unvergleichlicher Lage zwischen den zerklüfteten Bergen der Coast Mountains und dem Pazifik. In die USA sind es nur wenige Kilometer zu fahren. 2,4 Millionen Einwohner leben mittlerweile in und um die Stadt, das sind rund die Hälfte der Einwohner von ganz British Columbia. Wolkenkratzer, weitläufige Parks mit uralten riesigen Zedernbäumen und Hafenanlagen wechseln sich ab.

Wir schauen uns zuerst die berühmte Steam Clock an, eine mit Dampfkraft betriebene Uhr mitten im historischen Zentrum. Jede Viertelstunde gibt sie Geräusche von sich, die an eine Eisenbahn erinnern und zwischendurch dampft sie munter vor sich hin.

Danach laufen wir durch das Viertel am Hafen, schauen uns den ehemaligen Bahnhof an, der heute eine Metrostation beherbergt. Danach fahren wir in den riesigen Stanley Park, der eine Ausdehnung von über 400 Hektar hat. In diesem Park mit seinem beeindruckenden Wald ziehen sich 200 km lange Spazier- und Wanderwege und er hat einen unglaublichen Baumbestand von einer halben Million unterschiedlicher Bäume. Vom Park aus kann man wunderschöne Ausblicke auf die Skyline von Vancouver genießen.

An einem Besucherzentrum stehen mehrere verschiedene Totempfähle. Diese monumentalen Skulpturen wurden von Indianern aus einem Baumstamm geschnitzt und anschließend bemalt. Sie haben keine religiöse Bedeutung und wurden immer im Zusammenhang mit einem Potlatch (Fest) verbunden, bei dem die Stellung der Familie in der sozialen Hierarchie des jeweiligen Stammes bestätigt wurde. Beim Verlassen des Parkes fahren wir an Zedern vorbei, die Stammdurchmesser von mehreren Metern haben und teilweise bis zu 1.000 Jahre alt sind.

Unser Hotel in Vancouver liegt mitten im Stadtzentrum auf der belebten Robson Street, umgeben von unzähligen Restaurants und Geschäften. Am Abend wird das berühmte Feuerwerk stattfinden, welches eine Woche in jedem Sommer veranstaltet wird und unzählige Besucher und Einheimische anzieht. Davor wollen wir aber noch gemeinsam zu Abend essen, um dann für dieses Spektakel gerüstet zu sein.

Morgen erwartet uns Vancouver Island, aber zuerst stürzen wir uns ins Getümmel der riesigen Stadt ...

Freizeit in Vancouver oder fakultativer Ausflug nach Vancouver Islands

Die meisten Gäste haben beschlossen, den Ausflug nach Vancouver Island mitzumachen. Am Morgen holt uns ein Bus am Hotel ab und bringt uns zum Hafen der großen Fähren, die ständig zwischen Festland und Nanaimo auf Vancouver Island verkehren.

Die Überfahrt ist sehr entspannend. Wir können auf dem Außendeck die Sonne genießen und etliche kleine vorgelagerte Inseln ziehen an uns vorbei. Vancouver Island ist mit seinen 450 Kilometern Länge die größte Insel der amerikanischen Westküste und eines der wichtigsten Reiseziele ganz Kanadas. Im Inselinneren türmen sich schneebedeckte Gebirge auf, an deren Hängen Regenwälder wachsen. An der Küste wechseln sich Steilklippen und Sandstrände ab. 400 Vogelarten leben hier, Orkas sieht man häufig und Grauwale schwimmen von März bis Mai im pazifischen Ozean entlang.

Wir besuchen zuerst den Butcharts Garden, einen 22 Hektar großen üppig mit Blumen bepflanzten Park im Süden des Eilandes. Er wurde bereits 1904 von Jennie Butchart angelegt, die damals den offen gelassenen Steinbruch verschönern wollte, den ihr Ehemann Robert betrieb. Er baute Kalkstein ab. Von 1907 bis 1912 unterstützte Jennie der japanische Landschaftsgestalter Isaburo Kishida und legte einen typisch japanischen Teil des Gartens an. Der Enkelsohn von Jennie Butchart übernahm 1939 die Verantwortung für die Anlage und deren Ausbau. Bis heute ist der Garten im Familienbesitz und wird von der Familie verwaltet.

Wir beginnen im Rosengarten und selten haben wir so viele verschiedene Arten auf so kleinem Raum gesehen, man kann sogar durch mit rankenden Rosen bepflanzte Durchgänge laufen und es duftet verführerisch.

Der nächste Teil ist üppig mit allen möglichen Blumen bepflanzt, die wir auch von deutschen Balkonbepflanzungen kennen. Die gesamte Anlage ist sehr gepflegt, die verblühten Blumen werden abgeschnitten, etwa 70 Gärtner braucht es im Sommer, um diesen Garten zu pflegen.

Etwas weiter hinten liegt der japanische Garten, der sehr schön schattig angelegt ist und in dem weniger blüht. Hier dominieren Bäume, Sträucher und japanische Holztore. Bei einem Springbrunnen kann man vom Plateau aus die verschiedenen Fontänen bewundern und die Seerosen im Teich schaukeln durch die kleinen Wellen leicht vor sich hin. Im mediterranen und italienischen Teil erkennen wir vieles wieder, was in Europa wild wächst und nach einer Stunde haben wir unzählige Blumenfotos gemacht und sind ganz berauscht von der Farben- und Blütenpracht.

Nach diesem tollen Erlebnis fahren wir weiter in die Hauptstadt von Vancouver Island, die an der Küste von British Columbia liegt. Am südlichen Ende gelegen, beherbergt Victoria unzählige Parkanlagen. Um die Stadt herum liegen traumhafte Strände und viele Wassersportmöglichkeiten bieten sich. Das Klima ist mild, die Sommer sind heiß im Winter fallen die Temperaturen sehr selten unter null Grad und wenn wir mehr Zeit gehabt hätten, wären wir sicher einmal in die Fluten des Pazifik gestiegen.

Nach unserer Ankunft fahren wir mit dem Bus eine kleine Runde durch die Innenstadt, sehen das chinesische Viertel und die Marina. Erneut befindet sich mitten im Zentrum von Victoria ein schönes Hotel der ehemaligen Eisenbahngesellschaft Kanadas. Wir halten in der Nähe des neobarocken Parlamentsgebäudes und haben ein wenig Freizeit für eigene Erkundungen. Manche Gäste wollen etwas essen und die wundervolle Kulisse genießen, anderen schwebt ein Einkaufsbummel vor. Leider haben wir nicht mehrere Tage für Erkundungen Zeit und am frühen Nachmittag müssen wir zum Hafen zurück, um unsere Fähre zum Festland zu bekommen. Die Rückfahrt ist noch schöner als die Hinfahrt, der Pazifik strahlt blau, die Inseln ziehen langsam an uns vorbei und das Nachmittagslicht färbt alles fotogen. So genießen wir unsere letzten gemeinsamen Stunden in diesem wunderschönen und riesengroßen Land. Erst spät am Abend kehren wir ins Hotel zurück, manche Gäste wollen noch einen Spaziergang in Vancouver unternehmen, die meisten sind müde und verschwinden schnell auf ihren Zimmern.

Morgen müssen wir leider zum Flughafen, auch wenn wir gern noch länger bleiben würden ...

Rückflug von Vancouver

Beim heutigen Frühstück verabschieden wir die zwei in der Schweiz lebenden Gäste, sie bleiben noch eine Woche in Whistler und wollen dort Mountainbike fahren. Wir sind ein wenig neidisch.

Den Vormittag haben wir zu unserer freien Verfügung, können also nochmals die Stadt erkunden, da unser Hotel mitten im Zentrum liegt.

Unser Flug startet erst am frühen Abend. Mittags kommt uns der Flughafentransfer abholen, eingecheckt sind wir bereits und so geht alles am Flughafen recht zügig, die Koffer sind schnell abgegeben. Leider hat die Lufthansa eine Verspätung angekündigt, aber so schlimm finden wir das gar nicht, da haben wir mehr Zeit für die Cafés und Läden am Flughafen.

Wir werden noch lange die wunderschönen Eindrücke dieses Landes in Erinnerung behalten ...

Ankunft in Deutschland und Heimreise

Nach einem zehnstündigen Flug erreichen wir Frankfurt am frühen Nachmittag. Hier trennen sich unsere Wege, einige haben ihr Auto hier stehen, andere fahren mit dem Zug weiter und drei Gäste haben einen Anschlußflug nach Leipzig. Am Abend kommen alle wieder zu Hause an und ich hoffe, daß viele schöne Fotos entstanden sind und ein tolles Land mit wundervoller Natur Land in Erinnerung bleibt.

Schlusswort

Was hatten wir doch auf dieser Reise von Anfang an für ein Glück! Mit nur 14 Gästen war es eine fantastische Zeit, das Wetter hat sich fast jeden Tag von seiner allerbesten Seite gezeigt, wolkenverhangen war es gerade einen Tag, an dem wir so mit Tierbeobachtungen beschäftigt waren, daß wir es gar nicht gemerkt haben. Unsere Reiseführer und Busfahrer waren fantastisch und wir haben so viel gesehen, daß wir sicher erstmal zu Hause sortieren müssen, was wir alles in diesen 15 Tagen erlebt haben. Ich bedanke mich bei allen Gästen für ihre Pünktlichkeit, allzeit gute Laune und hoffe, daß alle diese Zeit genossen haben. An manch tristem Novembertag, werden wir sicher die schönen Bilder rausholen und in Erinnerungen schwelgen.

Ich wünsche allen alles Gute, Gesundheit und weiterhin viel Reiselust.


Reisebegleiterin Simone

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Die Reise war gut durch organisiert. Die beiden örtlichen Reiseleiterinnen waren super und haben uns mit vielen interessanten Informationen versorgt.

Unsere Reiseleiterin Simone war immer da, wenn es erforderlich war.

Iris & Frank Macheleid

Iris & Frank Macheleid
24.08.2022