Reisebericht: DIE besondere Andalusien–Reise

12.10. – 25.10.2021, 14 Tage Rundreise in kleiner Reisegruppe mit Malaga – Ronda – Granada – Jaen – Cordoba – Carmona – Sevilla – Cadiz – Donana – Jerez – Marbella


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Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben… Und wir haben einiges erlebt. Von der genommenen Vorfahrt, weil jemand ein so klitzekleines Gefährt wie einen ausgewachsenen Reisebus beim Linksabbiegen übersah, bis hin zu einem Platten.
Und natürlich haben wir auch das ein oder andere an Landschaft, Menschen und Bauwerken gesehen und beim Flamenco heimlich unterm Tisch mitgeschnippst.
Ein Reisebericht von
Andreas Böcker
Andreas Böcker

Dienstag, 12.10.2021 – Ankunft in Málaga

Gestartet haben wir unsere gemeinsame Reise in Málaga. Ein erstes Beschnuppern bei einem ersten Anstieg auf den Aussichtspunkt am Gibralfaro mit zwei Dritteln der Gruppe, etwas später als vom Reiseleiter veranschlagt. Hier haben wir erste botanische Entdeckungen gemacht, wie den Karobbaum, dessen Samen immer exakt gleich schwer sind (und daher die Grundlage für die Gewichtseinheit Karat bildeten) sowie den Granatapfelbaum und den Kolumbuspfeffer.

Abends trafen wir uns dann in Málagas berühmter Tapas-Bar El Pimpi. Hier genossen wir erst eine Ensaladilla Russa (stark mayonesehaltiger Kartoffelsalat mit Krabben), dann frittierte Boquerones und Tilapa. Zum Hauptgericht erhielten wir Fleisch. Als Nachspeise ein Küchlein.

Da die meisten von uns zur Hinreise mitten in der Nacht aufgestanden waren, wurden wir an diesem Abend nicht mehr älter und schlichen daher nach dem Essen zurück ins Hotel.


Mittwoch, 13.10.2021 – Málaga mit Ana, Weiterfahrt nach Ronda und Grillen in der Stierkampfarena

Der kommende Morgen begann mit einer Überraschung für einen Reiseleiter, der an dieser Stelle nicht namentlich genannt werden will. Hatte dieser doch am vorherigen Abend der Gruppe angesagt: „Um 9:00 holt uns Ana, die örtliche Fremdenführerin ab, ich schlage daher vor, dass ihr um 8:00 zum Frühstück geht.“
Aus gut informierten Quelle weiß ich, dass der Reiseleiter am Morgen aufwachte und zu seinem Handy griff. 8:53. „8:53!?!?!?!“ Ins Bad gerannt, Zähne geputzt, in frische Klamotten gesprungen, Voucher gegriffen, die Treppe runtergerannt. 9:05. Dreizehn Augenpaare – zwölf Mitreisende und eine örtliche Fremdenführerin – sehen den Reiseleiter erwartungsvoll an. Ana sagt mir, ich solle es ruhig angehen lassen, die Gruppe und sie würden sich auch ohne mich gut verstehen. Wir besprechen kurz ihren Rundgang, dann geht die Gruppe los und ich sprinte die Treppe wieder hinauf. Ca. 25 Minuten später treffe ich, geduscht und mit einem Kaffee in der Hand die Gruppe am römischen Theater wieder. Gemeinsam fahren wir mit dem Aufzug in die Alcazaba, dort erklärt uns Ana anhand eines Modells die Anlage, dann besichtigen wir die Paläste und schließlich erkunden wir, in die Stadt hinuntersteigend, die Befestigungen der mittelalterlichen Burg, Ana lernt dabei (wieder) die deutschen Wörter Söldner und Rammbock. Besonders der Rammbock tut es ihr an.

Anschließend geht Ana mit uns noch in die Kathedrale, wo gerade eine Ausstellung der Figuren der Bruderschaften stattfindet. Wohl auch, weil die Prozessionen der Semana Santa (Karwoche) dieses und das vergangene Jahr wegen Covid nicht stattfinden konnten. Als kleiner Ersatz gewissermaßen.

Im Anschluss an den Besuch der Kathedrale haben wir Freizeit, viele von uns gehen zum Ataranzas-Markt, um die Markthalle und insbesondere die Stände für Meeresfrüchte und Fische zu bewundern. Ich kaufe für die Gruppe Salzmandeln aus Málaga.

Dann geht es weiter zum Cortijo Salinas.

Auf dem Weg dorthin passiert es. Alfonso, unser Busfahrer folgt seinem Navi, das uns plötzlich nach Ronda hineinführt. Ich erkläre ihm, dass er falsch fährt. Er will an einem geeigneten Ort drehen. Plötzlich fährt mehrere Meter vor uns ein vor einem Stoppschild stehendes Fahrzeug los, nimmt uns die Vorfahrt Alfonso bremst, kann den Bus aber nicht mehr rechtzeitig stoppen. Rummms!!!

Glück im Unglück, niemandem ist etwas zugestoßen, in keinem der beiden Fahrzeuge. Alfonso war nur 40 km/h schnell und traf das Auto des anderen Verkehrsteilnehmers zum Glück etwa einen Dreiviertelmeter vor der Fahrerkabine. Der Fahrer des zweiten Wagens meint, er habe den Bus nicht gesehen., räumt aber seine Schuld relativ schnell ein. Man füllt eine "Declaración Amistosa" aus, eine freundschaftliche Erklärung über den Unfallhergang, wie es auf dem Vordruck der Versicherung blumig heißt. Bei uns ist der Schaden gering, es hat nur die Verkleidung getroffen. Der Wagen des Unfallverursachers aber war erst wenige Tage alt. Jetzt hat er eine dicke Beule im linken Kotflügel.

Aufgeregt kommen wir im Cortijo Salinas an. Juan Antonio, das Faktotum des Cortijo, begrüßt uns und weist darauf hin, dass wir heute in der hoteleigenen Stierkampfarena grillen. Okay. Die Gruppe sammelt sich zur Abendessenszeit und nähert sich vorsichtig der Stierkampfarena. Dort entdeckt Heiko die Montera (Mütze des Stierkämpfers) und probiert sie an. Juan Antonio hat sein Opfer gefunden.

Nach mehreren Gängen Salat, Brot und Grillfleisch verschiedener Art, wird Heiko wieder die Montera auf den Kopf gesetzt und der Capote in die Hand gedrückt. Jetzt harren wir der Dinge, die da kommen. Der Stier kommt aus der Tür geschossen, aber Heiko löst das Problem, den Capote schwingend mit Bravur.


Donnerstag, 14.10.2021 – Acinipo und Ronda mit Jesús; Ecken, um die ein Bus nicht fahren sollte

An unserem dritten Reisetag geht es Richtung Ronda. Aber zunächst schauen wir uns Alt-Ronda an, Ronda la Vieja, wie es hier in der Region genannt wird, was halb richtig ist und halb falsch. In der römischen Antike hieß Ronda schon Arunda und der Name entwickelte sich eben von Arunda nach Ronda. Ronda la Vieja hingegen hieß in der Antike Acinippo (Akinippo). Es war allerdings bis in die Spätantike die wichtigere der beiden Siedlungen. Dann wurde sie aufgelassen. Wie Ronda liegt Acinippo auf einem Felsplateau, erhalten ist aber nur noch das Theater und einige wenige Bereiche der alten Stadt – so eine Therme und ein Domus – sind ausgegraben.

Rondeño Jesús empfängt uns am Busbahnhof und startet mit uns gleich seine Stadtführung. Wir beginnen an der Plaza del Socorro, dann gehen wir entlang der Jardines de Cuenca, wo wir auch auf der gegenüberliegenden Seit der Schlucht die Mina del Rey Moro sehen, welche die Wasserversorgung der Stadt mindestens im Belagerungsfall gewährleisten sollte, runter zu den arabischen Bädern. Dort sehen wir die verschiedenen Räume und Installationen des Badehauses, von der Wasserzufuhr über das Schöpfsystem mit einer ES (...ES? "Eine Eselsstärke" natürlich) und das Aquädukt bis hin zu den drei Baderäumen und der Rezeption. In einem Film wird die Funktionsweise des Bades erklärt, wie die Luft erhitzt und in den Boden des Bades geleitet wird, so, dass ein heißer Bereich, ein weniger heißer Raum und ein kühler Raum ohne Hypocaustum verschiedene Stufen des Baderituals möglich machen.

Jetzt müssen wir wieder bergauf. Jesús zeigt uns die schönsten Postkartenblicke von Ronda, wir halten am Palast der Markgrafen von Salvatierra mit seinen Figuren von zum Christentum bekehrten und wilden Indianern (16. Jhdt. eben), dem Minarett der Sebastianskirche (das Minarett überlebte bis in die heutige Zeit als Glockenturm dieser mittlerweile auch nicht mehr existenten Kirche) und auf dem Rathausplatz mit seiner Kollegiatskirche. Wir besuchen den Palacio Mondragón mit dem archäologischen Museum Rondas, lernen den Pinsapo (Igeltanne) kennen und kehren schließlich über die gut 250 Jahre alte NEUE Brücke (Puente Nuevo) über den Tajo de Ronda zurück und erreichen die Stierkampfarena. Ab hier haben wir erst mal Freizeit - Jesús empfiehlt uns den Besuch des Cafés auf der Dachterasse des gegenüberliegenden Hotels -, bis wir uns nachmittags treffen, um zum Weingut von Joaquín Fernández zu fahren, wo uns dessen Sohn Moises zunächst eine Führung gibt und wir dann drei Weine probieren, einen Rosé und zwei Rote.

Anschließend müssen wir den Bus aus einer verfahrenen Situation herausdirigieren, die Gelegenheit lässt sich aber gut nutzen von einem Kaktus eine Cochinille zu entnehmen, um zu zeigen, woher das Rot aus dem Lippenstift kommt. Hier ist die Cochinille nur ein einfacher Parasit, anderswo werden die Kakteen angebaut, um die Cochinille zu verwerten.


Freitag, 15.10.2021 – El Torcal, Dolmen und La Cartuja de Granada

Geier kreisen über dem Torcal, als wir auf der bizarr geformten Hochebene ankommen. Ob sie uns als potentielle Opfer erspäht haben? Die Steinböcke jedenfalls lassen sich von den großen Vögeln und auch uns Zweibeinern - sie sind an uns gewohnt - nicht weiter stören. Ein Bock macht es sich ca. 20 Meter von uns auf einem Felsen gemütlich und legt sich zur Ruhe, er weiß, dass wir ihn nicht erreichen würden, und wenn es doch jemand versuchte - er wäre schneller. Und so gelingen uns ein paar schönne Fotos von ihm, leider gegen das Licht.

Wir laufen die grüne Route, nur Steffen bleibt zurück, setzt sich in die Sonne und erwartet unsere Rückehr. Als wir am Abzweig der gelben von der grünen Route ankommen, entscheiden sich Heiko und Thomas, die gelbe Route zu laufen. Wir anderen laufen die grüne Route weiter, dann besuchen einige von uns noch die Abdrücke von zwei Ammoniten, die auch ich das erste Mal sehe, obwohl ich schon ein paar Mal hier war. Heiko lobt später die gelbe Route als nicht wesentlich schwieriger als die grüne, lediglich ein wenig länger.

Anschließend fahren wir nach Antequera. Über der Stadt machen wir einen kurzen Fotostopp, wir sehen die Stadt mit ihrer Alcazaba, dem maurischen Stadttor, das als solches den Wandel der Zeiten überlebt hat, weil in seinem Inneren eine Kirche (Ermita) eingerichtet wurde und, im Hintergrund, den Peñón de los Amantes oder auch Indio de Antequera, diesen Berg der im Profil auch ohne viel Phantasie bemühen zu müssen so aussieht, wie der Kopf eines schlafenden Riesen.

Weiter geht es zu den Dolmen von Antequera. Das Filmchen, welches man sich hier bisher zur Einführung über den Bau der Dolmen, die Umwelt Antequeras im Neolithikum ansehen konnte, kann man sich jetzt auf sein Handy laden - vorausgesetzt man hat Internet. Auch der Weg zu den Dolmen ist neu gemacht und pandemiebedingt wird man einmal um die Dolmen herumgeführt, so dass Besuchergruppen möglichst wenig Gelegenheit haben sich zu begegnen.
Wir besuchen zuerst den Dolmen de la Menga, da hinter uns eine große Schülergruppe kommt und wir den wichtigeren der beiden Dolmen (älter, größer, mit der Besonderheit von "Säulen" im Innern und einem Brunnen (gefunden 2005), dessen Alter bisher ungeklärt ist) möglichst von diesen ungestört besichtigen wollen. Vor allem aber ist der Dolmen de la Menga, anders als der Dolmen de la Viera, mit der Öffnung auf den Peñón de los Amantes ausgerichtet, was wohl kein Zufall, sondern Absicht ist. Beide richten ihre Öffnungen aber in Richtung Osten auf, in Richtung des Sonnenaufgangs, was vielen Bestattungskulturen weltweit gemein ist und von den Archäologen gemeinhin als Hinweis auf einen Wiederauferstehungsglauben gewertet wird.
Der Dolmen de la Menga war im 18. Jhdt. von einer leprösen Frau (La Menga < mendiga) bewohnt, den Dolmen de la Viera haben die Viera-Brüder erst im 19. Jhdt. als solchen erkannt.

Wir fahren weiter in Richtung Granada (oder Graná, wie man auf Andalusisch sagt). Dort besuchen wir die immer noch stattlichen Reste des Karthäuseklosters. Mit der Desamortización de Mendizábal 1835 ff. wurden den Klöstern wegen unterstellter Unwirtschaftlichkeit ihre Güter entzogen und verkauft, auch mit dem Ziel, Landlosen Zugriff auf Land zu gewährleisten. Die tatsächlichen Profiteure waren aber meist die weltlichen Großgrundbesitzer. In der Folge lösten sich viele Klöster auf und in den Städten wurden ehemalige Klostergärten und Kreuzgänge abgetragen und zu den öffentlichen Plätzen umgewandelt, die wir heute als konstituierende Elemente der spanischen Städte wahrnehmen. Auch vorher schon, unter Joseph Bonaparte, Napoleons jüngerem Bruder, der von diesem als König Spaniens eingesetzt wurde, hatte es Enteignung von Kirchenbesitz gegeben, insbesondere in Madrid. Die Karthause von Granada verlor in diesem Zusammenhang ihren großen Kreuzgang um den herum die Häuser der Mönche angelegt waren. Karthausen unterscheiden sich von anderen Klöstern darin, dass die Mönche nicht in Zellen leben, sondern in eigenen Häusern, die aufgeteilt sind in einen Wohn- und Schlafbereich sowie eine Werkstatt und einen Gebetsraum: Die Karthäuser wollten das alte benediktinische Ideal von Ora et Labora wiederbeleben.
Im Refektorium der Karthause konnten wir Bilder aus der Ordensgeschichte, rund um den Gründer, den Heiligen Bruno bewundern sowie die Martyrien von Karthäusern (und Mönchen anderer Orden) im henricianischen England. Heinrich VIII., zunächst noch von Papst Leo X. 1521 mit dem Titel des Fidei Defensor (Verteidiger des Glaubens) versehen, weil er eine Schrift gegen Luther verfasst hatte, 1534 brach Heinrich mit der katholischen Kirche, die die Annullierung der Ehe mit Catalina/Katharina von Aragón und Ehe mit Anne Boleyn nicht anerkannte, Paul III. exkommuniziert den englischen König und entzog ihm den von seinem Vorgänger verliehenen Titel. In England setzte eine Katholikenverfolgung ein, die von einem Maler der spanischen Karthäuser hier bildlich in Szene gesetzt wurde.

Die Karthäuserkirche ist äußerst prächtig, vereinigt Elemente von Barock und Rokoko, Plateresco und Churriguerismus, am prächtigsten ausgestaltet ist aber der Raum, den der normale Kirchenbesucher normalerweise nicht zu sehen bekommt: Die Sakristei.

Nach dem Besuch im Kloster fuhren wir dann zum Mirador San Cristobal, bewunderten von dort das Ensemble aus Albaicín und Alhambra. Anschließend marschierten wir gemeinsam zur namensgebenden Kirche, wo auch ein alter Aljibe (Brunnen) liegt, der von einer unterirdischen Wasserleitung gespeist wird. Die Kirche wurde im 16. Jhdt. mit Grabsteinen vom muslimischen Friedhof errichtet, ein Bruch der Kapitulationsvereinbarungen von Granada.

Nach dem Abendessen gehe ich mit einigenn unentwegten noch hoch zum Mirador San Nicolás, wir nehmen dabei ein wenig von unserem morgendlichen Besuch des Albaicín vorweg.


Samstag, 16.10.2021 – Granada: Albaicín und Alhambra

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der Alhambra. Wir beginnen unseren Rundgang an der alten Karawanserei von Granada (Corral de Carbón), gehen weiter durch den restaurierten Seidenmarkt (span. Alcaicería < arab. al-Qaysariya < griech. Kaisar < lat. Caesar) zur Capilla Real, der königlichen Grablege, in der die Katholischen Könige Isabel und Ferdinand, sowie ihre Tochter Johanna die Wahnsinnige sowie deren Mann Philipp der Schöne von Habsburg bestattet sind. Über die Plaza Nueva gehen wir den Darro entlang, der ungesehen an unserem Hotel vorbeifließt, weil er 1888 mit Straßen und Plätzen überbaut wurde. Bis in die 1950er Jahre versuchte man hier mit Goldwäsche Geld zu verdienen (wahrscheinlich kommt der Name des Darro von "da oro" < "dat aurum": "gibt Gold", erstmals ist der Name allerdings in arabischen Quellen belegt).

Wir folgen dem Paseo de los Tristes (inoffizieller Name der Carrera del Darro) bis zum Oboenhaus, wo im 18. Jhdt. eine Musikkapelle spielte, hier biegen wir dann links ab und steigen nun durch die schmalen und steilen Gassen des Albaicín in Richtung des Mirador San Nicolás auf. Ganz gemächlich machen wir das, halten hier oder dort an einem Aussichtspunkt. Bevor wir den Mirador erreichen, machen wir aber noch einen kleinen Schlenker, müssen eine Treppe hoch. Dann stehen wir plötzlich an der 2003 fertiggestellten neuen Moschee von Granada. Vom Mirador aus, unserem eigentlichen Ziel, hat man den schönsten Blick auf die Alhambra, die wir in ganzer Länge bewundern können. Dummerweise liegt sie östlich von uns und die Sonne scheint uns in die Kameras. Man kann eben nicht alles haben.

Als sich alle vom Blick der Alhambra lösen können, gehen wir weiter. Wir besuchen das Kloster von Isabel la Real, das an den Palast der Mutter des letzten Sultans von Granada gebaut wurde (der Palast war den Klarissinen von den Katholischen Königen gegeben worden), hier kaufen wir durch eine Drehtür ohne Sichtkontakt Gebäck von den Nonnen.

Weiter geht es zur Plaza San Miguel Bajo, an der Unteren Michaelskirche (eine ober Michaelskirche (San Miguel Alto)) gibt es in einem alten Stadtmauertor im Sacromonte. Hier setzen wir uns in ein Café, Kraft tanken für den Abstieg.

Vorbei an der Josephskirche mit ihrem Minarett aus dem 11. Jhdt. kehren wir wieder zurück über die Plaza Nueva und streben unserem Hotel zu. Um 13:00 sind wir mit Alfonso verabredet, der uns zur Alhambra hochfahren soll.

Um 13:20 kommen wir dort oben an, Pedro erwartet uns schon. Pedro Calderón ist ein in Süddeutschland aufgewachsener Granaíno (Granadino), seines Zeichens Kunsthistoriker, der die Alhambra gerne als Schiff präsentiert, dass man von Heck nach Bug und von Bug nach Heck durchquert. Während wir "mit viel Liebe" andere Gruppen vor uns her scheuchen, um möglichst gute Bilder von den Verzierungen in den Palästen zu machen, malt er ein sozialhistorisches Panorama der Alhambra und ihrer Bewohner, der Sultane und Adeligen, der Palastbediensteten, der Sklaven und Handwerker, er erzählt uns von der Polychromie der sich heute in beige präsentierenden Stuckarbeiten.

Nachdem wir aus den Palästen heraus sind - für mich immer das Highlight der Alhambra - besuchen wir zunächst die Acazaba, dann nähern wir uns über die Gärten dem Generalife. Die haben vom Namen her nichts mit einem General zu tun, sondern darin steckt das arabische Djannat al-Arif ('Garten des Gelehrten' bzw. 'Garten des Architekten'). Von hier aus kann man über Alhambra und Stadt, inbesondere den Albaicín sehen.

Im Anschluss an die Führung durch die Palastanlage, deren Festung bereits aus dem 9. Jhdt. stammt (im 11. Jhdt. ausgebaut), deren Palastanlagen aber aus dem 13. - 15. Jahrhundert stammen, teil sich die Gruppe auf. Einige lassen sich mit dem Bus wieder zum Hotel bringen, andere laufen durch den Bosque de la Alhambra (den Wald der Alhambra, Granadas grüne Lunge, eingeklemmt zwischen der Alhambra und den Torres Bermejas) runter in die Stadt. Ich selbst steige den Sabika-Hügel, auf dessen Sporn die Alhambra liegt, bergan.

Abends treffen wir uns in der Hotellobby, um ins Arrayanes zu gehen, einem marokkanischen Restaurant, das nach dem Mytrenhof in der Alhambra (Patio de Arrayanes) benannt ist. Hier bekommen wir alkoholfreien "Mojito" kredenzt, essen Harira (ein nahrhafter marokkanischer Eintopf, der besonders im Ramadan zum Fastenbrechen gegessen wird - zum Glück haben Manfred und Marion einen marokkanischen Schwiegersohn und klären uns über die dazugereichten Zitronen auf bzw. machen vor, wie Harira gegessen wird) als Vorspeise und vegetarischen Couscous als Hauptgericht. Zum Nachtisch bekommen wir marokkanisches Gebäck mit Nüssen, Pistazien und viel Zucker.

Ich glaube, allen hat es geschmeckt, doch dem einen oder der anderen fehlte das Fleisch und so wird gemunkelt, dass noch diverse MIttags übrig gebliebene Bocadillo-Hälften mit Serrano-Schinken verdrückt wurden.


Sonntag, 17.10.2021 – Jaén, Kathedrale und Arabische Bäder; Kurzbesuch in der Palaststadt der Kalifen

Wir mussten Granada schon wieder verlassen, unsere Reise ging weiter. Unser erstes Ziel war Jaén, wo wir oberhalb der Kathedrale aus- und zunächst eine recht steile Straße herunterstiegen. Ein kurzer Blick auf die Messzeiten verriet uns, dass man die Kathedrale besichtigen konnte. Und so betraten wir die Bischofskirche und trafen uns nach einem Rundgang wieder draußen. im Anschluss liefen wir durch die Altstadt bis zum Palacio de Villardompardo, einem Palast, den ein ehemaliger Vizekönig von Lima sich im 16. Jhdt. nach seiner Rückkehr aus Perú hier hatte errichten lassen. Als Fundament dienten unter anderem die Arabischen Bäder der Stadt, die man einfach mit Schutt aufegfüllt hatte. Ein Glücksfall für die Archäologie und daher die besterhaltenen arabischen Bäder in Andalusien, mit Resten von mittelalterlichen Fresken.

Wir kamen auf unserem weiteren Weg durch die Stadt an dem Denkmal für die Riesenechse vorbei, welche laut Legende im Mittelalter die Magdalenenquelle bewacht haben soll und von den Bewohnern Jaén gefürchtet wurde. Wenige Meter weiter die Magdalenenquelle selbst, die aber nicht zugänglich ist. Dafür war - es war ja Sonntag - der Innenhof der Magdalenenkirche offen, ein Patio, der daran erinnerte, dass man es mit dem Gelände einer früheren Moschee zu tun hat. Darin aber auch Spuren der römischen Zeit in Jaén.

Von hier aus einige Meter die Stadtmauer entlang zum Theater der Infantin Leonor (der ersten in der Thronfolge), auf deren Busparkplatz wir auf Alfonso warten wollten. Aber der war - trotz ausdrücklichem Verbots! - zugeparkt. Alfonso hatte schon eine Runde gedreht und nahm uns jetzt auf recht abenteuerliche Weise mitten auf der Straße auf. Aber die Jienneses (kein Verschreiber, so nennen sich die Einwohner von Jaen tatsächlich) nahmen es gelassen. Jedenfalls die zwei, die von unserer Aktion betroffen waren.

Weiter ging es nach Madinat az-Zahra. Leider langte die Zeit hier nur für einen Kurzbesuch. Offiziell schließt die Anlage Sonntags um 15:00 (Montags ist sie ganz geschlossen), wir waren für 13:30 angemeldet und um 13:50 effektiv dort. Der Fahrer des dortigen Shuttels zur Ruinenanlage sagte mir, um 14:30 würde der letzte Bus herunterfahren. Eigentlich eine Unverschämtheit, wenn man bedenkt, dass offizielle Schließzeit 15:00 Uhr ist. Aber was soll man machen. Also hetzten wir durch die Anlage, konnten immerhin den Exerzierplatz der kalifalen Truppen, die Wasserleitung und einen Beamtenpalast bewundern. Der Bus musste aber auf uns warten. 14:45 fuhren wir herunter.

Nachmittags hatten wir Freizeit in Córdoba, die mit ersten Spaziergängen genutzt wurde. Da gerade die Innenhöfe geöffnet waren, die bei dem Festival der Innenhöfe - Festival de los Patios Cordobeses - diesen Mai die ersten Preise gemacht hatten, wird der ein oder die andere einen dieser Innenhöfe gesehen haben.

Nach dem Abendessen besuchten wir die Blumengasse, von deren Ende aus man einen schönen Blick auf den Turm der Kathedrale von Córdoba genießt.


Montag, 18.10.2021 – Córdoba

Heute Morgen waren wir mit Nuria verabredet, die uns zunächst durch die Judería von Córdoba führte, uns dort Maimonides vorstellte und dann mit uns an der philosophischen Fakultät vorbei in Richtung der Blumenstraße vorbeidefilierte. Anschließend näherten wir uns dem künstlichen Palmenhain, den die Araber zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert in Córdoba errichteten: der Moschee-Kathedrale/Mezquita-Catedral. Der Hauptmoschee der Hauptstadt des Emirats bzw. Kalifats von Córdoba, die im 13. Jhdt. zur katholischen Kathedrale umgewandelt wurde.

In der Kathedrale verabschiedeten wir uns von Nuria, und hatten ein wenig Freizeit bis zum Mittagessen, welches wir in den Bodegas Campos einnahmen. Zuvor hatten einige schon Innenhöfe besichtigt,, die auufgrund des Flora Festivals geöffnet waren.

Nach dem Mittagessen hatten wir wieder Freizeit, die mit weiteren Spaziergängen oder auch einer Kutschspazierfahrt durch die Stadt gefüllt wurde. Abends gab es von der römischen Brücke aus einen wunderschönen Sonnenuntergang zu bewundern, während Fledermäuse über dem Guadalquivir, dem al-Wadi al-kabir, dem großen Fluss auf Insektenfang gingen.


Dienstag, 19.10.2021 – Ölivenöl, Carmona und Sevilla

Unser erstes Ziel heute waren die Olivenplanzungen von Basilippo, wo auch eine eigen Ölmühle steht. Seit etwa hundert Jahren ist der Betrieb in Familienbesitz, der Urgroßvater des Schwiegervaters von Martín, der uns über die Plantage und durch die Mühle führte, legte den Grundstein des Unternehmens, welches heute auf ökologische Landwirtschaft umgestellt hat.

Zunächst führte uns Martín auf eine der drei Plantagen. Der Betrieb besitzt drei Pflanzungen, von denen zwei 6.000 Bäume stark sind, eine über 1.000 Bäume verfügt. Auf jeder der drei Plantagen wird eine andere Olivensorte angepflanzt, wobei die Olivenbauern keine Tafeloliven produzieren, sondern lediglich Öl herstellen. Basilippo baut Oliven der Sorten Picual, Arbequina und Manzanilla an. Picual ist eine schärfere Variante ('picar' "es pikst", ist der übliche Begriff für Schärfeempfinden). Die Arbequina würde sich auch gar nicht als Tafelolive eignen, da sie doch sehr klein ist und fast nur aus Kern besteht, aber auch der ist für die Ölproduktion wichtig.

Martín erklärte uns, um ein hochwertiges Öl zu erhalten, müsse man früh ernten. Dagegen würden man quantitativ mehr herausbekommen, wenn man spät ernte. Aber ihr Betrieb wolle vor allem ein qualitatives Öl. Außerdem sei es eine wichtige Frage, wie und wann man ernte. Oliven würden schnell fermentieren, weswegen es wichtig sei, dass die einzelne Olive unverletzt vom Baum komme, bei möglichst kühlen Temperaturen (weswegen am besten morgens vor Sonnenaufgang geerntet wird) und noch an demselben Morgen der Verarbeitung zugeführt wird.

Als wir von der Plantage mit den Arbequina-Oliven, die rund um das Wohnhaus und die Mühle liegt, in Richtung der Ölmühle gehen, frage ich, ob es sich bei einem Baum mit sehr kleinen Früchten um den Acebuche handele. "Ja", bestätigte Martín und erklärte, dass aus jedem Olivenkern, den man in die Erde pflanze, eben nicht die Olive wachse, sondern die Wildform, der Acebuche. Bei unseren Landwirten löste das kein Erstaunen aus, bei mir schon. Martín erklärte mir, dass man Oliven durch Stecklinge erhalte und unsere beiden Landwirte bestätigten, dass das kein Alleinstellunsgmerkmal von Olive und Acebuche ist.

In der Ölmühle sahen wir ein Gerät zum Trennen der Oliven, zwei Zentrifugen, eine horizontale, in der die Oliven zermanscht werden und eine vertikale in der sich Öl und Wasser voneinander trennen sollte. Damit es nicht zu Oxidation des Öl käme, wurde Stickstoff hinzugefügt, um Kontakt zwischen Öl und Sauerstoff zu verhindern.

Jetzt ging es endlich an die Olivenölprobe. Wir bekamen ein Picual-Öl zur Probe an dem wir schnuppern und von dem wir auch nippen sollten, zum Vergleich bekamen wir ein billiges Olivenöl, an dem wir aber nur schnuppern sollten. Das Picual sollten wir ganz bewusst an verschiedenen Stellen unseres Mundes schmecken: Zungenspitze, Backen und im Abgang. Gutes Olivenöl ist im Abgang immer scharf und Picual ist - wie bereits erwähnt - eine besonders scharfe Variante des Olivenöls.

Ein drittes Gefäß was auf unserem Platzdeckchen steht ist kein Olivenöl, wie Martín betont. Denn Olivenöl darf sich nur nicht weiterverarbeitetes Öl nennen. Hier ist dem Olivenöl aber ein Zusatzgeschmack hinzugefügt aus der Orangenschale. Martín kredenzte uns nun Schokoladeneis und forderte uns auf, das Olivenöl - Verzeihung, es ist ja keines mehr - das Olivenölprodukt mit Orangenschalenessenz - über das Schokoladeneis zu verteilen. Wir kennen ähnliches schon vom gestrigen Mittag, da hatten wir zum Nachtisch Orangensorbet mit geliertem Pedro Ximénez und Olivenöl.

Martín empfiehlt uns, beim Kauf von Olivenöl fortan darauf zu achten, wann es abgefüllt wurde und dass möglichst weniger als ein Jahr seit seiner Abfüllung vergangen sei bzw. dass es noch länger als ein Jahr haltbar sei, da Olivenöl als Produkt doch relativ empfindlich sei und daher schnell ranzig würde.

Wir fahren jetzt weiter nach Carmona, bzw. eigentlich sind wir an der Stadt schon vorbeigefahren, wir fahren also ein paar Kilometer wieder zurück. Zunächst besuchen wir die römische Nekropole. Der übliche Film dort läuft mal wieder nicht. Wir gehen direkt durch das Gelände, ich weise darauf hin, dass es im Museum ein paar Urnen und Grabbeigaben zu sehen gibt, da das aber sehr klein ist, sollen nicht alle gleichzeitig hinein. Während wir paar- und grüppchenweise oder auch einzeln im Gelände unterwegs sind, läuft eine der Mitarbeiterinnen hinter uns her und weist darauf hin, dass wir Maske tragen müssten. Im Gelände? Ja, im gesamten Gelände. Es ist zwar Oktober, aber die Region zwischen Sevilla und Córdoba ist die heißteste Spaniens mit Écija, der Bratpfanne Andalusiens nur wenige Kilometer entfernt. Aber gut, wir ziehen die Masken auf, auch wenn der Nutzen im Gebäude unstrittig, im Gelände aber fraglich ist.

Nach unserem Friedhofsbesuch beginnen wir mit der Besichtigung der Stadt, die wir durch den Alcázar de la Puerta de Sevilla betreten. Zunächst aber ist Mittagszeit und wir haben Hunger. Das Schokoladeneis war nicht so groß, dass man davon einen Tag bestreiten könne. Über den Mercado de Abastos, der im 19. Jhdt. den Platz eines aufgelassenen Klosters für sich in Beschlag nahm, nähern wir uns der Plaza de San Fernando. Bevor wir diesen erreichen, sitzen die ersten schon in einer Bar.

Wir verabreden eine Zeit zu der wir uns treffen wollen (die natürlich nicht alle einhalten können, unter diesen dummerweise auch der Reiseleiter), zu der wir den Stadtrundgang fortführen.

Unser erstes Ziel nach dem Mittagessen ist das römische Mosaik, das im Innenhof des Rathauses ausgestellt ist. Man hat es vor Jahrzehnten ungefähr einen halben Meter unterhalb einer Straße gefunden. Weiter geht es in Richtung des Alcázars Peters des Guten/Grausamen (je nachdem, welcher Geschichtsschreibung man folgt). Dieser, erst vor zwei Jahren der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht ist geschlossen. Siesta? Covid?

Wir gehen zur Puerta de Córdoba unter deren barocker Fassade sich noch die mittelalterlichen Strukturen verraten. Dann kehren wir zurück zur Plaza de San Fernando, vorbei am geschlossenen Klarissenkonvent und an der geschlossenen Hauptkirche von Carmona, in der man einen Moscheehof mit westgotischer Kalendersäule hätte bewundern können.

Wir besteigen aber die Türme des Alcázar de la Puerta de Sevilla, bevor wir die Altstadt wieder verlassen und Alfonso uns nach Sevilla verfrachtet.

Viele sind erschöpft, aber diejenigen, die noch können, _durchlaufen_ mit mir gemeinsam die Universität in Richtung der Plaza de España, die gewissermaßen den spanischen Pavillon bei der Iberoamerika-Ausstellung 1929 darstellte. Hier findet sich jede spanische Provinz einmal dargestellt. Mit Wappen, Karte und meist dem Bild eines historischen Ereignisses, meist aus den Zeiten der Reconquista (Ortega i Gasset: Wie kann sich etwas Reconquista bzw. Rückeroberung nennen, was 800 Jahre dauerte?) oder aus der Zeit des Unabhängigkeitskrieges (also gegen Napoleon). Vor einigen Jahren wurde die Plaza restauriert, was ihr gut getan hat. Durch den Parque de María Luisa kehren wir zurück in Richtung des Hotels.

Abends essen wir auf der Dachterrasse, mit Blick auf die Kathedrale von Sevilla.


Mittwoch, 20.10.2021 – Sevilla: Alcázar, Kathedrale und Flamenco

(María) Concepción oder Conchi (ja, der Name bedeutet letztlich Mariä Empfängnis') hieß unsere Stadtführerin für Sevilla. Mit ihr besuchten wir zunächst die Reales Alcázares, sahen Gebäudeteile aus der Ta'ifa-Zeit (11. Jhdt., nach dem Zerfall des Kalifats von Córdoba), dann den christlichen Alcázar im Mudejar-Stil (also unter christlicher Herrschaft von muslimischen Handwerkern errichtet), dann spazierten wird durch die Gärten des Alcázar. Bevor wir weiter zur Kathedrale gingen, machten wir zunächst eine Pause am Hospital de los Sacerdotes Venerables (am Hospital der ehrwürdigen Priester), das wir entlang der Stadtmauer durch die Calle Agua erreichten. Wir befanden uns hier in der ehemaligen Judería, nach der Vertreibung der Juden aus Spanien 1492 das Santa Cruz-Viertel.

Dann näherten wir uns der Kathedrale, vorbei an ihrem Turm, der Giralda (eigentlich ist die Giralda die Wetterfahne auf der Turmspitze), in deren Fundament um 1200 zwei römische Inschriftensteine verbaut wurden. Als die 1248 zur Kathedrale umgewidmete Moschee bei einem Erdbeben stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, blieben nur das alte Minarett und der Moscheehof erhalten, die baufällige und stark beschädigte Moschee wurde abgerissen und durch die größte Kirche des Mittelalters ersetzt, bis heute die größte gotische Kirche und das drittgrößte Kirchengebäude unseres Planeten. Dem Minarett wurde später ein barocker Glockenhelm übergestülpt und die namengebende Wetterfahne.

In der Kirche sahen wir den gotischen Retabel, das Grab des Kolumbus, symbolisch von den Allegorien der spanischen Königreiche getragen. Kolumbus wurde zunächst in Valladolid (nördliches Zentralspanien) bestattet, dann entsprechend seines letzten Willen nach Santo Domingo verschifft. Als die Spanier Santo Domingo verlassen mussten, nahmen sie die Gebeine von Kolumbus mit, um sie in Havanna zu bestatten (Kuba war die letzte spanische Kolonie, die erst 1898 im spanisch-amerikanischen Krieg verloren ging), und von dort schließlich nach Sevilla. 2003 untersuchte die Universität von Granada die DNA des vermeintlichen Kolumbus und verglich sie mit denen seines Sohnes Diego, der ebenfalls in Sevilla seine Grablege hat und was soll man sagen: Es handelt sich tatsächlich um die Gebeine von Vater und Sohn. Denn ganz sicher war das nie, dass die Spanier 1844 die richtigen Gebeine aus Hispaniola mitnahmen und tatsächlich liegen in Santo Domingo ebenfalls Gebeine, die als die von Kolumbus gehandelt werden.

Dann wollte Conchi uns eigentlich nur den Aufbau der Giralda erklären. In früheren Jahren war es so, dass man einfach von der Kathedrale die Giralda besteigen konnte. Jetzt - auch eine Corona-Änderung? - ist es aber so, dass man nur mit seinem Eintrittsticket - also in unserem Falle mit dem Gruppenticket - hoch darf. Und so erklommen wir erst eine Rampe, dann eine weitere, dann drängten von unten schon die nächsten nach und zunächst ließen wir die Leute vorbei, da wir ja JETZT noch gar nicht aufsteigen wollten. Aber irgendwie griff die Dynamik und Conchi packte die Lust und so stiegen wir gemächlich, Rampe für Rampe, das ehemalige Minarett hoch (leider wartet ganz oben noch eine kurze, aber steile Treppe) und oben erklärte Conchi uns, was wir in den unterschiedlichen Himmelsrichtungen sahen. Erst danach beendete sie ihre Reiseleitung. Sie hatte diese Zeit für uns, weil einfach zwei Dinge zusammen kamen: Auch wenn sich im Laufe des Sommers das Reisewesen wieder einigermaßen normalisiert hat, sind immer noch nicht so viele Gruppen wie früher hier und zum anderen ist die Reisesaison in Andalusien so gut wie am Ende, sie hatte also nach uns keine Gruppe und daher die Zeit für diesen gemeinsamen Aufstieg.

Den Rest des Tages hatten wir zunächst wieder frei, bevor es dann Abends zum Flamenco ging.

Hatten wir in früheren Jahren beim Flamenco immer unser Abendessen gereicht bekommen (die Vorstellung fing erst dann an, wenn der Nachtisch gereicht wurde), so ist dies wegen Covid derzeit nicht der Fall. Beim Flamenco selbst scheiden sich regelmäßig die Geister. Es gibt diejenigen, denen das volle Paket gefällt und diejenigen, die sich wünschten, dass Flamenco doch bitte nicht ganz so laut sei... Eigentlich weiß jeder die körperlichen Leistungen der Flamencotänzerinnen und des Tänzers zu würdigen, aber das laute Getrappel liegt nicht jedem. Mir gegenüber geäußert wurde: "Die Musik und der Tanz waren ja ganz schön. Aber musste denn das Wolfsgeheul ein?!" (Horst). Nun ja, wie der portugiesische Fado (< lat. fatum, 'Schicksal') ist Flamenco eine Musik voller Emotion und Schmerz. Es geht um Trauer, gelegentlich auch um Wut, hauptsäschlich um verschmähte Liebe, Verluste und Schicksalsschläge. Da muss das sein.

So, jetzt hatten wir aber Hunger. Unser erstes arabisches Bad hatten wir in Ronda gesehen, zwei weitere in der Alhambra eher gestreift, als gesehen und eines in Jaén besucht. Vielleicht hatte auch jemand das arabische Bad in Córdoba besichtigt (oder war zumindest daran vorbeigekommen), hier in Sevilla ist aber das Restaurant San Marcos in einem ehem. arabischen Bad untergebracht - ob das alle mitbekommen haben? - , hier genossen wir unser letztes Abendessen in Sevilla.


Donnerstag, 21.10.2021 – Reifen platt, nach Cadiz und Jerez

Heute hieß es früh aufstehen. Wir wollten schließlich von El Puerto de Santa María mit dem Katamaran nach Cádiz (oder "Cái" wie die Gaditanos sagen, Cádiz wurde als Gadir von den Phöniziern gegründet) übersetzen. Die meisten von uns saßen gemütlich beim Frühstück und ahnten nichts Böses, als ich, gerade mit dem Fuß in der Tür, einen Anruf von Alfonso, unserem Busfahrer, erhielt: Geplatzer Reifen. Er stand gerade vor der Werkstatt und wartete darauf, dass diese öffnete...
Also waren wir umsonst früh aufgestanden. Derweil musste ich Kontakt mit der örtlichen Fremdenführerin aus Cádiz aufnehmen, dass wir wohl später kämen. Irgendwann kam dann der erlösende Anruf von Alfonso, dass er einen neuen Reifen habe und wir konnten uns zum Treffpunkt begeben, wo wir bald in den Bus stiegen. Anstatt nach El Puerto zu fahren, fuhren wir direkt nach Cádiz. Und so kamen wir doch noch ziemlich pünktlich in Cádiz an, so, wie wir auch mit dem Katamaran in Cádiz angekommen wären. Zunächst machten wir mit Marianne eine kurze Erkundungsfahrt durch Cádiz, vorbei am Campo del Sur, der aussehen soll, wie der Malecón in Havanna, Kuba (stimmt nicht, aber das Gerücht hält sich in Cádiz hartnäckig) und sahen dann die Playa de la Caleta, eingerahmt von den zwei kleinen Festungen. Hier stieg Halle Berry 2002 mit einem Messer im Bikini wie Venus aus den Fluten vorgebend, dass das Havanna, Kuba sei.

Über den Rathausplatz (das Rathaus ist über einem mittelalterlichen Stadttor errichtet) betraten wir das mittelalterliche Cádiz, eine Stadt die nur 200 x 200 Meter maß. Ein Bruchteil dessen war das antike Cádiz, ein wichtige Metropole, gewesen war.

Wir besuchten die Neue Kathedrale (neben der alten gelegen) mit ihrer Krypta, die bei Flut unter dem Meeresspiegel liegt und den Markt von Cádiz, gingen die Calle Ancha (die Breite Straße) entlang, bis zur Plaza de San Antonio, dem Winter-Wohnzimmer der Gaditanos. Von dort aus schlenderten wir weiter zur Plaza de Mina, das Sommer-Wohnzimmer der Gaditanos. Der augenfälligste Unterschied zwischen beiden Plätzen ist der, dass die Plaza de Mina als ehemaliger Klostergarten ein begrünter Platz ist, auf dem schattenspendende Bäume stehen, hier befindet sich auch das archäologische Museum von Cádiz. Die Plaza de San Antonio dagegen ist groß und keine Bäume spenden hier Schatten. Nur eine Bougainvillea wächst aus der Fensterbank eines Hauses. (Nein, das stimmt nicht ganz, ein paar Bäume stehen hier schon, aber eben keine schattenspendenden Ficus Macrophylla.)

An der Plaza de Mina verabschiedeten wir uns von Marianne, einige strebten dem nächsten Restaurant zu, andere wollten noch mal zum Strand. Ich verschwand erst im Archäologischen Museum, dann kaufte ich unsere Tickets für den Katamaran. Wenn wir schon nicht mit dem Katamaran nach Cádiz gekommen waren, wollten wir wenigstens mit diesem zurück nach El Puerto fahren. Dort trafen wir dann auch Alfonos mit seinem Bus (und den neuen Reifen) wieder.

Nach Jerez, wo wir übernachten wollten, war es nicht mehr weit.


Freitag, 22.10.2021 – Coto de Doñana und Sherryprobe

Der Coto de Doñana ist ein großer Naturpark im Westen Andalusiens, kurz vor der Grenze zu Portugal. Ursprünglich das nach der Frau eines der Herzöge von Medina Sidonia - Doña Ana de Mendoza - benannte Jagdgebiet (Coto), heute ein Gebiet verschiedener Schutzzonen, dem allerdings durch illegale Brunnenbohrungen immer wieder Wasser entzogen wird.
Der 28 km lange Strand von Matalascañas liegt vor den Dünen des Coto de Doñana, der Strand selbst gehört nicht zum Nationalpark und ist öffentlich zugänglich, sobald man aber die Dünen betritt, befindet man sich im Park, hier darf man sich nur in Begleitung des Parkpersonals aufhalten. Hinter den Dünen liegen die Pinienwälder des Coto. Die Pinie wurde hier seit dem 16. Jhdt. angepflanzt, vor allem, um Holz für den Schiffsbau zu gewinnen. Sie ist hier nicht einheimisch und im Gegensatz zum endemischen Ginster nicht an die Wanderungen der Dünen angepasst. Während der Ginster immer auf den Dünen wächst, weil die Wurzeln sich nach der Menge des Sandes richten können, werden die Pinien von den Dünen überweht.
Der Guadalquivir begrenzt den Coto de Doñana im Osten. Er ist etwa dreißig Kilometer landeinwärts brackig. Im Norden des Coto de Doñana liegen die Feuchtgebiete, die heute aber nur noch in der feuchten Jahreshälfte unter Wasser stehen und ein wichtiges Gebiet für die Zugvögel darstellen.
Von Sanlúcar de Barrameda aus fuhren wir mit dem Boot den Guadalquivir hoch, bis wir zu einer alten Hüttensiedlung gelangten. Hier stiegen wir aus. Nach einem kurzen Besuch der Köhlersiedlung, die erst verlassen wurde, als der Coto zum Nationalpark wurde, bestiegen wir unseren Jeep bzw. - wie Heiko augenzwinkernd richtig stellte - unseren Unimog. Kaum waren wir losgefahren, sahen wir schon die erste Hirschkuh.

Wir fuhren vorbei an einem Palast, in dem auch schon Merkel und Sarkozy oder auch Helmut Kohl zu Gast gewesen waren, wo nämlich Spaniens Regierungschefs seit Felipe Gonzalez vergleichsweise ungestört Urlaub machen können, den Palacio de las Marismillas. Hier sahen wir wieder ein paar Hirsche. Dann fuhren wir in den ausgetrockneten See, der im Winter so viele Zugvögel anlockt. Hier hatten wir wenig Glück, ein paar Damhirsche (in Spanien eingeführt, damit auch die Frauen des Adels mal jagen könnten und zwei halbwilde Pferde sahen wir hier, sowie aus größerer Ferne bzw. dann zwischen Ginsterbüschen versteckt, zwei Hirschkühe mit ihren Kälbern.

Auf unser Rückfahrt durch den Pinienwald setzte unser Fahrer plötzlich zurück und fuhr eine kleine Düne hoch. Hier lag eine äsende Hirschkuh, die unser Fahrer mit ein wenig Gras(?) anlockte. Zumindest für die vorderen Reihen stellte sie sich fotogen hin.
Aber es musste weiter gehen. Wir fuhren über den Strand und dann irgendwann einen Weg in die Dünen, wo wir auf einer Düne halt machten und uns den Pinienwald unter unseren Füßen ansahen.

Dann ging es wieder zurück bis zu einer Stelle, wo eine Fähre auf uns wartete, um uns überzusetzen. In Sanlúcar machten wir dann erst einmal Mittagspause, bevor wir uns zurück nach Jerez begaben, um in den Bodegas Tradición uns mit der Sherrytradition vertraut zu machen.

Sabrina erzählte uns etwas zur Geschichte des Sherrys erzählte aber auch, dass vor kurzem die strenge Zuordnung des Begriffs Sherry auf Weine aus dem alten Sherry-Dreieck aufgehoben worden sei, der geographische Raum, aus dem Sherry kommen kann, ist nicht mehr so streng festgelegt.

Sie erklärte uns die Unterschiede von Fino, Oloroso, Cream etc. Sie erklärte uns, dass die Sherry-Winzer genau das wollen, was andere Winzer auf jeden Fall vermeiden: Oxidation! Daher werden Sherrys auch obertägig, in gut durchlüfteten Hallen ("Sherry-Kathedralen") gelagert. Nachdem wir so viel über Sherry gehört hatten, mussten wir natürlich auch probieren. Sabrina parkte uns in der hauseigenen Galerie zwischen, wo wir uns Bilder ansehen konnten, während sie den Tisch für uns bereitete. Dann durften wir probieren. Dazu gab es Häppchen: Käse, Schinken und Cracker. Ich hatte den Eindruck, dass es geschmeckt hat.

Nach der Rückkehr ins Hotel gingen wir in kleiner Gruppe bis zum Alcázar von Jerez, auch an der Kathedrale und am Rathaus kamen wir vorbei.


Samstag, 23.10.2021 – Yeguada de la Cartuja und Gibraltar

Auf dem Pogramm standen heute die Yeguada de la Cartuja und Gibraltar. Yeguada (von yegua, 'Stute') heißt schlicht Gestüt. Aber wenn wir schon die - heute im staatlichen Besitz befindliche - Yeguada Boca del Hierro ('Trense') de la Cartuja besuchen wollten, so sollten wir doch wenigstens einmal auch das Karthäuserkloster besucht haben. Und deshalb machten wir zunächst einen kleinen Schlenker an dem Kloster vorbei, in dem natürlich schon lange keine Karthäusermönche mehr leben. Die Karthäusermönche hatten im 15. Jhdt. die Zucht der Pferde (Andalusier oder caballo andaluz, PRE (pura raza española,) cartujanos/Karthäuser) begonnen, im 19. und 20. Jhdt. ging die Zucht in andere Hände über, bis sie schließlich vom Staat im Rahmen des immateriellen Kulturerbes übernommmen wurde.

Zunächst gingen wir bei den Hengsten vorbei, einer davon interessierte sich sehr für eine rossige Stute, wie er mit seinem Wiehern veriet, dann kamen wir zu den Stuten. Ein Kronenkranich hatte sich hierher verirrt, vermutlich aus dem Zoo von Jerez ausgebüchst. Der erregte aber nur bei einigen Besuchern Aufmerksamkeit, andere hatten nur Augen für die Protagonisten jedes Besuchs im Gestüt.

Schließlich kamen wir zum Höhepunkt des Besuchs im Gestüt, der Präsentation der Pferde. Präsentiert wurden uns vor allem Stuten, aber auch ein Hengst. Die Pferde wurden teils geritten, teils wurden sie uns vorgeführt, wie sie früher angebunden wurden, um Äcker zu planieren. Auch eine Dressurnummer sowie eine recht rasante Kutschfahrt (einschließlich Slalom) bekamen wir zu sehen. Für mich ist aber jedes Mal der Höhepunkt, wenn die Fohlen in die Halle getrieben werden und dann, wenige Minuten später die Mütter.

Dann ging es weiter nach Gibraltar, was wir am frühen Nachmittag erreichten.

Hier liefen wir über die Grenze. Da Gibraltar als Kronkolonie nicht unter dieselben Beschränkungen fällt wie Großbritannien, benötigten wir nur unseren Personalausweis für den Grenzübertritt, keinen Reisepass. So waren wir recht schnell auf der anderen Seite und mussten etwas auf unseren hiesigen Bus warten. Wir fuhren über gewonnenes Land, unterhalb der Festungsmauern, welche die alte Küstenlinie markiert zunächst zum Europa Point, Gibraltars Südspitzen (aber: Tarifa liegt südlicher und näher an Afrika). Afrika, hier etwa in 24 km Entfernung, war sichtbar.

Dann ging es hoch in Richtung St. Michaels Cave. Ende der Saison, aber wohl auch die Corona-Pandemie machten sich hier bemerkbar. Wir waren der einzige Bus hier - normalerweise stehen die Busse hier immer Schlange - und auch nur wenige Touristen waren da. Daher waren zunächst auch nur zwei Affen zu sehen. Also gingen wir zuerst in die Höhle. Vor zwei Jahren war der heutige Eingang noch der Ausgang und folgerichtig der Ausgang der Eingang. Auch die Lasershow in der Höhle hat sich verändert, ist oppulenter geworden. Kann man geteilter Meinung drüber sein.

Als wir aber raus kamen, waren ein paar mehr Affen zu sehen und gerade als wir fahren wollten, kam auch ein kleiner vorbeigeklettert, um wenigstens einem "Hello!" oder "¡Hola!" (Gibraltar ist bi- oder wenn man die Mischsprache Llanito hinzuzieht, sogar trilingual) gewunken zu haben.

Wir hielten noch mal an Apes Den, wo ein Affe auf unser Auto kletterte, um die Gummierung aufzufressen, ein zweiter gesellte sich bald dazu. Von hier aus hatten wir einen prächtigen Blick auf die Bucht von Algeciras.

Dann ging es recht zügig wieder in Richtung Grenze, wo Alfonso uns schon erwartete und wir fuhren zu unserem letzten Hotel nach Marbella, verabschiedeten Alfonso, der diese Nacht wieder zuhause, in den Armen seiner Liebsten verbrachte.


Sonntag, 24.10.2021 – ¡Que Mar bella!

Eine pseudoetymologische Legende erzählt, dass, als Isabell die Katholische bei der Eroberung Marbellas über die Berge kam, ausgerufen haben soll "¡Que Mar bella! - welch wunderschönes Meer!" Daher habe die Stadt ihren Namen erhalten. Tatsächlich stammt der Name wohl aus dem Arabischen, er ist bereits im 11. Jhdt. als 'mrblt' (mutmaßlich zu lesen als Marbilat) belegt.

Wir begannen unseren Spaziergang damit, dass wir unser Hotel zur Strandpromenade hin verließen und uns gen Westen wandten. Noch war wenig los auf der Straße. Nach wenigen Metern erreichten wir die Avenida del Mar, ganz im Gegensatz zu ihrem Namen, der eine breite von Autos befahrene Straße vermuten ließe eine Promenade, die vom Strand über den Parque de la Alameda in die Altstadt führt und mit Werken von Salvador Dalí versegen ist. Hier flanierten wir, nachdem wir einige Stufen zu überwinden hatten, hoch und besahen uns auch den Park mit seinen exotischen Pflanzen. Man kann ja über den ehemaligen Bürgermeister Gil und seine Kumpane sagen, was man will: Sie lockten den Jetset an und leiteten viel Geld in die eigenen Taschen (weshalb Gil auch ins Gefängnis musste): Aber sie waren trotz alledem auch sehr um Marbella bemüht. Den Jetset lockt man eben nur, wenn man dem Jetset auch etwas bietet. Und so fällt der Parque de la Alameda am Kopfende der Avenida del Mar eben durch seine Pflasterung und Bepflanzung auf. Jenseits der Hauptverkehrsstraße durch Marbella liegt dann auch schon die Altstadt, die wir ein stückweit durchliefen und ein wenig von ihrer mittelalterlichen Festung und der in der Festung verbauten römischen Spolien sahen. Wir beendeten nach einem Spaziergang durch die Gassen die Stadtführung am Orangenbaumplatz (Plaza de los Naranjos) wo auch das Rathaus Marbellas steht. Im Zentrum der Plaza eine Büste des ehemaligen Königs Juan Carlos I., der Franco beerbte, die Demokratie einführte und bei einem Putschversuch rettetet und dem man lange seine Eskapaden verzieh: Bis zur Finanzkrise. Während dieser überspannte er den Bogen. Daher musste er zu Gunsten seines Sohnes, des derzeitigen Königs Felipe (VI.) abdanken.

Die Gruppe zerstreute sich hier, einige wollten noch in der Altstadt bleiben, andere zog es mehr an die Starndpromenade. Der Verfasser dieser Zeilen schnappte sich ein Hotelfahrrad und fuhr einige Kilometer die Küste in beide Richtungen entlang, nach Westen hin erreichte er die - allerdings geschlossene - Villa Romana de Rio Verde, nach Osten hin einen alten Küstenschutzturm gegen Piratenüberfälle (Torre Real).

Ab Mittag waren einige Böllerschüsse zu hören und wir hatten bei unserem Stadtrundgang schon Betriebsamkeit an der Kapelle des Heiligen Kelches gesehen, wo durch die Bruderschaft "Unseres Vaters des Herrn Jesus" ein Jungfrauenthron für eine Prozession vorbereitet wurde. Diese Prozession fand am Nachmittag statt und wurde von eben diesen Böllerschüssen begleitet.


Montag, 25.10.2021 – Mijas und Abreise

Mijas existiert zwei Mal: Mijas Pueblo und Mijas Costa (Mijas Dorf und Mijas Küste). Mijas Costa ist eine Retortenstadt, welche dem Bedürfnis zahlungskräftiger Touristen nach Sonne, Strand und Mee(h)r Rechnung trägt. Mijas Pueblo trohnt einige Kilometer landeinwärts über der Küste. Es gehört zu den sogenannten Pueblos Blancos (weißen Dörfern), die man in Andalusiens Gebirgen noch dann und wann findet, mit mehr oder weniger authentisch andalusischem Flair. Wir hatten nun gut anderthalb Stunden Zeit, dieses Dorf zu besichtigen, aber anderthalb Stunden sind nicht sehr viel und so sahen wir nur einen kleinen Teil der Ortschaft. Wie mir Fran, ein ehemaliger Mitarbeiter von Eberhardt Travel (er arbeitet immer noch als Reiseleiter für Eberhardt Travel) erzählte, den ich zufälligerweise ein paar Stunden später am Flughafen traf, haben wir nur den touristischen, nicht aber den authentischen Teil von Mijas Pueblo gesehen. Mijas ist auch bekannt für seine Burro Taxis (Eseltaxis), von den Eseln bekamen wir auch jede Menge zu sehen, nicht nur die menschlichen.

Anschließend ging es zum Flughafen. Zunächst der Check-in für die Gruppe, bzw. eigentlich ging es nur um die Kofferabgabe, da die Gruppe schon von Dresden aus eingecheckt worden war. Wir verabschiedeten uns "bis gleich", weil ich mich sofort im Anschluss einchecken wollte und sicher war, dass ich die Gruppe noch in der Abflughalle sehen würde. Da mein Flieger aber erst gegen Abend ging, wurde ich am Schalter abgewiesen und aufgefordert, um 17:00 Uhr wiederzukommen. Und so traf ich eben, auf die Check-in-Erlaubnis wartend, auf Fran.


Schlusswort

Es war eine schöne Reise, mit einer gut harmonierenden kleinen Gruppe - eben petit - aus Eberhardt Travel-erfahrenden Reisenden und Eberhardt Travel-Neulingen, auf der auch ich als Reiseleiter, der ich bereits viele Male in Andalusien war und dort studiert habe, mit Euch noch wieder Neues kennenlernen durfte.

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