Reisebericht: Rundreise Andalusien – der Zauber Spaniens

25.09. – 02.10.2022, 8 Tage Rundreise mit Sevilla – Cordoba – Ronda – Granada mit Alhambra – Malaga – Costa del Sol


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Eine Reise durch die Geschichte Andalusiens verbunden mit der Vielfalt der Kulturen & Kulinarischen Höhepunkten – Wo Spanien am Schönsten ist!
Ein Reisebericht von
Sabine C. Seifert
Sabine C. Seifert

25.09.2022 „Wir reisen nicht nur an andere Orte, sondern vor allem reisen wir in andere Verfassungen der eigenen Seele“ (W. Bergengrün)

Nach einem problemlosen Flug aus verschiedenen Teilen Deutschlands traf sich unsere Eberhardt-Reisegruppe am Nachmittag in der Lobby des modernen Hotels Sevilla Macia Kubb für ein erstes Kennenlernen und die notwendigen organisatorischen Absprachen für den Abend sowie den folgenden Tag.

Das Hotel Macia Kubb liegt in der Nähe des jüdischen Viertels Santa Cruz, also fast mitten im Zentrum Sevillas und wartete sogar mit einem Swimmingpool auf der Dachterrasse mit sehr erfrischendem Wasser auf. Doch bevor wir uns dort mit einem Cocktail gemütlich niederließen, wollte ein Teil der Gruppe einem kleinen Spaziergang zum Plaza de España – dem Spanischen Platz unternehmen.
An einem Sonntag wie diesem, nicht zu heiß, lud die Stadt noch mehr zu einem Bummel ein als sonst. Vorbeischlendernd an der Brücke von San Bernardo sahen wir dieses Symbol des Viertels San Bernardo, welches einer der historischen Vororte von Sevilla war. Nach einem Entwurf des regionalistischen Architekten Juan Talavera y Heredia 1924 erbaut, sollte sie die Altstadt mit den damaligen Vororten verbinden, welche durch die Bahnlinie mit dem benachbarten Bahnhof nach Cádiz abgeschnitten worden waren.
Weiter gelangten wir zum Paseo Catalina de Ribera und die gleichnamige Parkanlage, die nach einer der berühmtesten Sevillanerinnen benannt wurde, aber im Volksmund immer noch als Jardines de Murillo bekannt sind. Nur die durch Blumen und Büsche versteckte Mauer trennte uns und den Paseo de Catalina de Ribera von den Gärten des Real Alcázar, die wir am nächsten Tag erkunden wollten.
Auf der Mittelachse trafen wir auf einen kreisförmigen Brunnen, auf dem über einem Sockel die Büsten von Kolumbus und den Katholischen Königen an zwei Säulen zu sehen sind, die ein Gebälk tragen, das von der Figur eines Löwen und in der Mitte des Schafts von den Bögen der Karavellen gekrönt wird. Das von dem Bildhauer Lorenzo Coullaut-Varela unentgeltlich ausgeführte Denkmal ist Christoph Kolumbus gewidmet und erinnert an die Iberoamerikanische Ausstellung von 1929, für die es errichtet wurde.

Vor der alten Tabakfabrik – der heutigen Universität Sevillas – stehen wie immer die Souvenirverkäufer, doch wir sind ganz auf die Überquerung der Straße konzentriert, denn hier sind vor allem die Fahrrad- und Rollerfahrer eine rasant heranrollende Gefahr. Dahinter bestaunten wir dann in aller Ruhe die ehemalige im barock-neoklassizistischen Stil errichtete Königliche Zigarettenfabrik (Real Fábrica de Tabacos de Sevilla). Dieser größte erhaltene Gebäudekomplex der historischen Industriearchitektur ganz Europas wurde in mehreren Bauabschnitten zwischen 1728 und 1770 erbaut. Seit 1959 residieren in diesem repräsentativen Gebäude jedoch die Fakultäten für Jura, Philosophie und Literaturwissenschaft. Uns schien dies, eine anregende Atmosphäre für die Studenten zu sein.

Nur ein paar Schritte sind es von hier zum Plaza España. Groß, beeindruckend und weit sollte die halbrund angelegte Säulenhalle vor uns liegen. Oft wird der Spanische Platz mit einer riesigen Umarmung beschrieben, die ganz Spanien umfasst und sich zum Fluss Guadalquivir hin öffnet – offen in Richtung Amerika. Diese grandiose Idee stammte von dem Architekten Aníbal Gonzalez, der ganz Sevilla mit seinem regionalistischen Stil prägen sollte. Doch plötzlich stehen wir vor verschlossenen Gittern. Der Platz ist den ganzen September Kulisse für Konzerte und Kulturveranstaltungen. Wundervoll, nur wir kamen nun nicht in den Genuss, zum halbkreisförmigen Kanal zu schlendern oder uns auf eine der Bänke, auf denen die 48 spanischen Provinzen in Kacheln abgebildet sind, zu setzen. Auf die Zwillingstürme (Puerta de Aragón und Puerta de Navarra) schauten wir nur von weitem und auch die Bronzestatue des herausragenden Architekten Aníbal Gonzalez erblickten wir nur kurz. Wir nutzten den Schatten der Bäume, flanierten noch ein wenig durch den Parque de Maria Luisa und bestaunten die riesigen Ficusbäume (mit dem bezeichnenden deutschen Namen „Würgefeige“).

Die Nächte sind lang ins Sevilla, das Abendessen dementsprechend spät. Am Abend bekamen wir bei unserem Spaziergang durch das Barrio de Doña Elvira, benannt nach der Tochter des Kanzlers López de Ayala und Ehefrau von Alvar Pérez de Guzmán zum Restaurant „Casa Romana“ einen Vorgeschmack auf die kleinen, engen Gassen, die so typisch in Andalusien sind. Im rustikalen Ambiente mit mehreren Iberischen Schinken an der Decke hängend, ließen wir uns die vielen Tapas-Gänge munden. Mit großer Neugierde probierten Alle auch das ein oder andere unbekannte Gericht.

26.09.2022 „Wer Sevilla nicht gesehen hat, hat noch kein Wunder gesehen!“

…, das sagt zumindest ein sevillanisches Sprichwort.
Nach dem Frühstück testeten wir noch unsere Audiogeräte, mit denen wir unseren Fremdenführer auch auf weitere Entfernung hören können. Mit und bei unserem Reiseführer Wolfgang, der schon vor Jahrzehnten, Sevilla zu seiner neuen Heimatstadt erkoren hatte, kamen sie sogleich zum Einsatz.
Wolfgang lief plaudernd vom Alcazar Real bis zur Kathedrale durch die Gassen, über kleine Plätze und uns blieb Zeit, alle wunderbaren Details auch mit der Kamera festzuhalten.
Der Alcazar Real, der aus dem Mittelalter stammende Königspalast ist unser erster Höhepunkt des Tages, und wir lernen ein wenig seiner sehr abwechslungsreichen Geschichte kennen. Der “Reales Alcázares de Sevilla” wurde für König Peter I., auch der Grausame genannt, auf den Ruinen eines maurischen Forts gebaut und ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Kombination christlicher Bauweise mit maurischen Elementen und diente den Herrschern der Mohaden, einem Berber-Volk, als Wohnsitz. Der spanische König und seine Familie halten sich heutzutage ebenfalls bei Reisen nach Andalusien im Königspalast in Sevilla auf.
Wolfgang begleitet den Rundgang durch dieses lebendige Zeugnis der Mudejar-Architektur mit seinen kleinen verwinkelten Ecken und Gärten mit interessanten Daten zur Historie, Architektur sowie anderweitig Wissenswertem.
Und plötzlich stehen wir wieder auf dem freien Platz und schauen hinauf zur imposanten Kathedrale Sevillas, der letzten gotischen Kathedrale Spaniens Überwältigend ist schon der Anblick von außen. Älter als das von 1402 bis 1517 erbaute Gotteshaus ist der Glockenturm, das ehemalige Minarett aus dem 12. Jahrhundert. Ein neuer Aufbau kam im 16. Jahrhundert dazu und die darauf stehende kleine Skulptur La Giralda (girar = drehen) gibt dem Wahrzeichen der Stadt, den einige von uns mutig über seine 35 Rampen erstiegen, seinen heutigen Namen. Auch der Hof der Waschungen und das heutige Tor Puerta del Perdón erinnern noch an die frühere Nutzung als Moschee. In einer kleinen Nische zeigte uns Wolfgang noch ein Krokodil. Ja, oben hing an der Decke neben einem Elefantenstoßzahn wirklich ein Krokodil. Wolfgang erzählte schmunzelnd, dass es sich um Geschenke des Sultans von Ägypten gehandelt habe, mit denen er um die Hand der Tochter von König Alfons X. anhielt. Das Angebot lehnte der König zwar ab, behielt jedoch die Geschenke, darunter ein lebendes Krokodil, einen Elefantenstoßzahn und eine zahme Giraffe.
Vor dem Hauptaltar fanden wir einen Moment der Ruhe, aber auch zum Staunen und Durchatmen bevor wir auch bei Kolumbus' Grab noch kurz Wolfgangs Ausführungen über das Gotteshaus lauschten, dass nach der Eroberung der Stadt durch Ferdinand III. von Kastilien bereits 1248 wieder christlich wurde. Wolfgang kannte jede kleine Ecke der Kathedrale und hätte uns sicher noch den ganzen Nachmittag weitere Anekdoten berichten können.

Der Nachmittag stand zur freien Verfügung, zum eigenen Erkunden oder kulinarischem Verweilen im Eiscafé oder einer der vielen Tapasbars. Viele von uns begeisterten sich mittlerweile für die kleinen Häppchen, die eine ganze Mahlzeit problemlos ersetzen können. Und ebenfalls für den Sommerwein, den Tinto de Verano.

Am frühen Abend trafen wir uns zum Abendessen, bevor ein Teil der Gruppe zum Flamencoabend aufbrach. Begeistert vom Temperament und Leidenschaft der Tänzer/innen ging es beschwingt ins Hotel zurück.

27.09.2022 Córdoba – “Tausend und eine Schönheit”.

Wir verließen die Kapitale Sevilla für einen Tag, um auf den Spuren der Kalifen zu wandeln. Vorbei an den aus römischer Zeit stammenden Siedlungen Carmora und Écija, entlang eines endlos wirkenden Olivenmeeres führte uns die Schnellstraße Richtung Córdoba. Wir nutzten die Zeit, um ein wenig in die Geschichte VOR den Römern und Mauren einzutauchen. So überwältigend ist das architektonische und kulturelle Erbe der anderen beiden Kulturen, dass oft vergessen wird, dass die tartessische Kultur ebenso prägend für die iberische Halbinsel war. Eine besondere Rolle spielen dabei vor allem die als Seefahrer und Händler bekannten Phönizier zu Beginn des ersten Jahrtausends v. C. Sie gründeten erste Siedlungen in den Küstengebieten Andalusiens und dies führte zwangsläufig zu einem regen Austausch mit den indigenen Gesellschaften der späten Bronzezeit Südspaniens nicht nur von Technologien oder Produkten, sondern auch in der Sprache oder besonderen Ritualen.

Über das „Büßertor“ La Puerta del Perdón, betraten wir das 23.000 m² große Areal der Mezquita-Catedral de Córdoba – Europas älteste Moschee und standen erst einmal mitten im Patio de Naranjos – dem Orangenhof und nicht mitten in einem Wald aus Säulen. Doch dann sahen wir endlich das Meisterwerk islamischer Baukunst mit seinen 856 Säulen aus Jaspis, Onyx und Marmor. Es zog uns genauso wie auch schon Karl V. im 16. Jahrhundert in seinen Bann. Nicht nur wir waren beeindruckt von dem islamischen Bauwerk, sondern glücklicherweise ging es den christlichen Eroberern 1236 genauso. Mit der Reconquista, (der Zurückeroberung durch die Christen) wurde die Moschee von heut auf Morgen eine Kathedrale. Da sie jedoch eine Mischung aus Moschee und Kathedrale blieb, wurde sie 1984 zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt. Mit unserer lokalen Reiseleiterin Africa begaben wir uns nun auf die Entdeckungsreise zum Mihrab, der islamischen Gebetsnische, die den Gläubigen eigentlich die Gebetsrichtung nach Mekka anzeigt, was aber hier aus Nostalgiegründen des ersten Erbauers, des Omaijadenfürstes Abd ar-Rahman, nicht ganz der Fall ist. Weiter im Zentrum zwängt sich der gotische-Renaissance Hauptaltar, mitten hinein zwischen die rot-weißen Hufeisenbögen.
Auch Karl V. konnte nicht umhin, dies einzugestehen: »Ich wusste nicht, um was es sich hier handelte. Denn wenn ich es gewusst hätte, hätte ich nicht erlaubt, dass man Hand an das alte Gebäude legt. Ihó habt getan, was möglich war, etwas erbaut, was es andernorts schon gibt, und dafür habt ihr etwas zerstört, was einmalig in der Welt war.«
Nach so viel Historie tauchten wir etwas tiefer ins Gassengewirr der Judería, dem jüdischen Viertel ein. Mit ein wenig Fantasie konnte man sich die mittelalterliche Metropole vorstellen, die Silberschmiede hämmern oder den Muezzin zum Gebet rufen hören. Damals schon war es in Córdoba möglich, sich an den Augen operieren zu lassen oder mit Philosophen wie Averroes und Moses Maimonides an der hiesigen Universität zu debattieren. Aber das in dieser Stadt zu damaliger Zeit über eine Million Menschen lebten, Handel trieben und ihrem Handwerk nachgingen, ist schon schwerer vorstellbar.
Zum Mittag gingen wir nochmals ganz typisch Tapas essen, ein Happen hier, ein Happen dort. Ein paar Oliven, ein Stück spanische Tortilla, etwas Bacalao oder Käse – Kleinigkeiten, die wohlmeinende Wirt früher ihren Gästen auf ein Tellerchen legten, mit dem sie ihr Getränk vor Fliegen schützten, für uns köstliche Kleinigkeiten, die vollkommen ausreichend waren bei der Septemberhitze.
Am Nachmittag blieb wieder Zeit, um noch ein wenig selbst durch die kleinen Gässchen zu bummeln oder dem Treiben der Stadt von einem schattigen Plätzchen aus zuzusehen. Der Großteil entschied sich zu einem Spaziergang über die römische Brücke mit wundervollem Ausblick auf die Altstadt.

28.09.2022 Rilkes “Spanischste Ortschaft, phantastisch & überaus großartig” – Ronda

Nach einem ausgiebigen Frühstück verließen wir mit einem weinenden Auge die lebendige Hauptstadt Andalusiens.
Es ging landeinwärts über Berge der Sierra Grazalema mit ihren rustikalen Bergnestern nach Ronda, dem wohl bekanntesten Ort auf der Ruta de los Pueblos blancos – Der Route der weißen Dörfer, die alle mit einem blendend weißen Kalkanstrich versehen sind, welcher nicht nur der Ästhetik dient, sondern auch Sonnenstrahlen reflektiert und dadurch die Häuser innen kühl hält. Der Kalkverputz hatte früher jedoch auch noch weitere Vorteile: die der Desinfektion, um Epidemien in den dicht bebauten maurischen Siedlungen zu verhindern.
So viele weiße Dörfer gäbe es zu sehen: Zahara, Antequera, Mijas, Frigiliana, aber Ronda toppt einfach alles. Schon Rilke und Hemingway waren hingerissen von der dramatischen Lage an einer fast 100 Meter tief abfallenden Schlucht, welche die Stadt in zwei Teile spaltet. El Tajo und eine darüber gespannte, gigantische Brücke, welche die Altstadt mit der Neustadt verbindet und Häusern, die direkt an der Klippe stehen. Ein wenig Mythos kam noch dazu als unser ambitionierter Stadtführer Daniel uns von den Bandoleros des 18. bis 20. Jhd. erzählte und Ronda in den Stand einer Räuberhochburg erhob. Später bekannt durch den Stierkampf, die erste Hofreitschule und gefeiert von Dichtern und Künstlern – eine Menge Gründe, um auf unserem Weg an die Costa del Sol in Ronda einen Stopp einzulegen.
Diesen bildschönen Ort erkundeten wir mit Daniel, der mit profundem Wissen ausgestattet, eine Verbindung all der oben genannten Bereiche schaffte.
In der Stierkampfarena legten wir wie immer eine Verschnaufpause ein. Wir schauten auf den Platz mit dem leuchtend gelben Sand, wo vor ein paar Tagen noch ein Goyesca-Stierkampf stattfand, den 1954 die Familie Ordóñez anlässlich des zweiten Jahrestages der Geburt von Pedro Romero einführte. Dieser Stierkampf wird mit der Dekoration, den Kostümen und den Geräten aus der Zeit von Francisco de Goya vorgeführt. Wir saßen auf den schattigen Rängen und lauschten den Worten Daniels, der uns den Ablauf des Stierkampfes erläutert, und uns teilhaben ließ an den Überlegungen, welche für aber natürlich auch gegen den Stierkampf sprechen.

Hingerissen liefen wir vorbei am Parador de Ronda, dem historischen Alten Rathaus, welches heutzutage ein stilvolles Hotel beherbergt, direkt über die 1793 fertiggestellte Puente Nuevo hinein in die Altstadt bis zur Kathedrale. Am Schluss landeten wir zufrieden, aber doch etwas müde in einem der vielen Restaurants der Kleinstadt. Dem Gesehenen nachsinnend, erreichten wir die Costa del Sol und unser Strandhotel in Torremolinos.

29.09.2022 Die Alhambra – Träume aus Sand und Stein – „… nichts im Leben ist schlimmer, als blind zu sein in Granada“ (F.A. de Icaza)

Nach einem zeitigen Frühstück starteten wir ziemlich zeitig, denn Verspätungen beim Besuch der letzten Bastion der jahrhundertelangen Maurenherrschaft in Andalusien sind fatal, ist die Alhambra doch die zweitberühmteste Sehenswürdigkeit in Spanien und auf 8000 Besucher pro Tag begrenzt.

Am Eingang der „Roten Burg“ – der Kala al hambra auf dem Sabikah-Hügel gelegen, erwartete uns unser charmanter Guide Pedro. Wer konnte, zog noch schnell seine Jacke über, es war in den Bergen doch kühler als wir vermutet hatten. Dann folgten wir Pedro durch das Gedränge, vorbei an wartenden Menschen, die hofften, noch eine der begehrten Eintrittskarten zu ergattern. Wie durch ein Wunder standen wir schließlich an einem ruhigen Ort, schauten auf die märchenhafte Palastburg und erfreuten uns zugleich am ersten Granatapfelbaum mit seinen übergroßen Früchten, denen einer der vielen Legenden zufolge, die Stadt vielleicht auch ihren Namen Granada verdankt.
Mit Pedro schlenderten wir außerhalb der Festungsmauern als erstes zu den Gärten des Generalife, lächelten über seine amüsanten Anmerkungen und staunten über seinen enormen geschichtlichen Wissensschatz. Von den vielen Aussichtspunkten hier, erkannten wir den dreifachen Charakter die Alhambra, denn ursprünglich für militärische Zwecke errichtet, war sie gleichzeitig eine Festung, ein Palast als auch eine kleine Stadt.

In den Gartenanlagen bestaunten wir die Wasserspiele und schauten zu den Hügeln des Albaicín, wo die ersten Könige von Granada, die Ziriten, ihre Burgen und Paläste hatten, von denen heute nichts mehr übrig ist. Erwähnt wird die Alhambra als Residenz der Könige erst im 13. Jahrhundert, obwohl die Festung schon seit dem 9. Jahrhundert besteht. Wahrscheinlich waren es diese ziritischen Könige, die die Alhambra bauten. Auf einen der Türme der Festung stiegen wir nun hinauf und genossen einen tollen Ausblick auf ganz Granada.

Wir warfen einen kurzen Blick in den Palast von Karl V., den ersten großen Königspalast der spanischen Monarchen und eines der schönsten Werke der Renaissance außerhalb Italiens. Nur den Sommer 1526 verbrachte Kaiser Karl V. in der Alhambra und verlegte seinen Hof in die königlichen Paläste, wo dann, der uns nur zu verständliche Wunsch des Kaisers entstand, Granada zu einem seiner Wohnsitze zu machen, was jedoch nie passierte. Der Plan des neuen Palastes sah größeren Komfort und mehr Platz als der maurische vor, war aber mit diesem verbunden, denn so konnte er ihn weiterhin genießen. Auch wir erfreuten uns an all den kleinen und großen Details, an der Anlage, in der sich eigentlich noch mehr Paläste verbergen: z.B. El Mexuar, der Palast von Comares oder von Yusuf I. und den Palast der Löwen oder von Mohammed V. Verbunden sind die einzelnen Trakte durch den Myrten- und Löwenhof mit schlanken Säulen und mit einem Brunnen in seiner Mitte, welcher immerwährendes Fotomotiv ist. Stalaktitenkuppeln, hauchfeine Ornamente und Deckenfresken zeigten uns die Raffinesse der islamischen Baukunst. Wie viele Arbeiter arbeiteten wohl an diesem grandiosen Bauwerk?

Wie gern wären wir noch den ganzen Tag durch die verschlungenen Wege der Alhambra spaziert, vor allem da sich nun endlich die Sonne blicken lies und unsere kalten Glieder ein wenig wärmte.
Doch wir verabschiedeten uns von Pedro und gingen zu Fuß an den Mauern der Alhambra entlang Richtung Altstadt. Auf der Bib-Rambla fanden wir gemeinsam im Restaurant „Los Manueles“ Platz und probierten die Köstlichkeiten Granadas. Ein kurzer Blick noch auf die barocke Hauptfassade der Catedral Santa Maria de la Encarnacion. Anderswo wäre diese Renaissance-Kathedrale (erbaut von Diego de Siloé) allein schon eine Hauptsehenswürdigkeit, doch hier konkurriert sie mit all den geschichtsträchtigen Bauten, der maurischen Pracht und dem lebendigen Flair einer Universitätsstadt.

Mit einer Menge Erinnerungen, vielen Fotos, gefülltem Bauch fuhren wir zurück ins Hotel, wieder vorbei am Rio Frio, wo man Störe für Kaviar züchtet und konnten am Strand die letzten Sonnenstrahlen erhaschen. Beim Abendessen waren wir uns einig: „Quien no ha visto Granada, no ha visto nada“ – Wer Granada nicht gesehen hat, hat gar nichts gesehen.

30.09.2022 Málaga „..göttliches Licht und das Klima ist eines der Besten…“

schwärmte schon Hemingway von Málaga.
Nach kurzer Fahrt erreichten wir bei strahlendem Sonnenschein die pulsierende Stadt am Meer – Málaga. Die sechstgrößte Stadt Spaniens punktet aber nicht nur mit beneidenswertem Klima, sondern hat sich von der Verteilstation für die Badeorte der Costa del Sol mit Kultur, Traditionen, und seiner Gastfreundschaft zu einer hippen, modernen Küstenstadt entwickelt, auf deren Erkundung wir uns heute freuten.

Am Rathaus nahmen wir unsere heutige Stadtführerin Cristina auf, die uns als erstes zum Mirador des 130 m hohen Monte Gibralfaro mitnahm. Dort sollen Chamäleons leben, doch wir entdeckten leider keine, dafür hatten wir einen herrlichen Blick auf die Stadt und die Küste, auf die Plaza de Toros de la Malagueta und den maurischen Palast, den Alcazaba. Der Berg Gibralfaro, der uns diese gigantische Aussicht bescherte, galt im 13. Jahrhundert als Schwachpunkt der fast uneinnehmbaren Stadt. Die Muslime wussten, dass die Stadt innerhalb weniger Tage von den Christen erobert worden wäre, wenn die Christen ihre Kanonen auf dem Berg aufgestellt hätten. Somit befahl Yusuf I., eine "coracha" zu bauen, einen ummauerten Korridor, der die Alcazaba mit dem Gibralfaro verband und es den Soldaten ermöglichte, sich sicher von einem Ort zum anderen zu bewegen. Von der Festungaus konnten sie dann die Stadt und den Hafen erreichen.

Danach starteten wir per pedes unseren Rundgang am Mercado Central de Atarazanas mit einem Erlebnis für alle Sinne: Sardinen, Käse, Oliven zum Probieren an jeder Ecke, Rosinen von der diesjährigen Ernte und ein Herz Malagas aus Feigen und gesalzenen Mandeln. Über die elegante Fußgängerzone Marques de Larios gelangten wir zur "La Manquita", der Kathedrale von Málaga, die im Volksmund unter dem Namen „die kleine Dame“ bekannt ist. Diesen Namen erhielt sie wegen des zweiten Kirchturms, der nur zur Hälfte fertiggestellt wurde. Nach einem kurzen Halt am römischen Amphitheater aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus, schauten wir noch zu Antonio Banderas´ Restaurant „El Pimpki“, doch leider konnten wir ihn nirgends entdecken. So widmeten wir unser Augenmerk lieber dem größten Sohn Málagas: Pablo Picasso. Vor seinem Geburtshaus, der Casa Natal de Picasso steht eine Bank mit einer Statue des berühmten Malers und wir können nicht umhin, uns für eine Weile oder auch nur für ein Foto danebenzusetzen. Und hier trafen wir auch für einen Moment Daniel, unseren Guide aus Ronda wieder, der mit einem lauten „Holaaaaa“ begrüßt wurde.

Nach so viel Kultur machte sich der Hunger bei allen bemerkbar und gemeinsam suchten wir uns ein typisches Restaurant, um die kulinarischen Köstlichkeiten Málagas zu entdecken. Einige wollten endlich einmal Paella essen, andere freuten sich auf einen frischen Salat mit Ziegenkäse.

Scherzend und gut gelaunt erwartete uns am Nachmittag Juanito Orange, der eigentlich Juan Moreno Navarro heißt und einige Jahre in Deutschland gelebt hat. Mit viel Humor lernten wir die Vielfalt der Zitrusfrüchte kennen. - Nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch mit Verkostungen von Kumquat bis Kaviarlimette, von Mandarine bis hin zu den unterschiedlichsten Orangen war alles dabei. „Follow me“ war immer wieder von ihm zu hören und das die alten Früchte für die englische Gruppe aufgehoben werden müssten. Der erste entstandene Sonnenbrand wurde mit frischer Aloe Vera „behandelt“ und zwischendurch zeigte er uns das Nest einer Gottesanbeterin, die als natürliche Plagenkontrolle, als biologische Schädlingsbekämpfer eingesetzt wird. Über Vitamin C – Mangel konnte sich unser Körper an diesem Tag bestimmt nicht beklagen. Auf der Terrasse endete die Tour mit einem Glas frischgepressten Orangensaftes und viele Gäste kauften im Hofladen Fruchtaufstriche, Honig oder Aloe Vera aus eigener Herstellung. Auf Verjüngung durch die Produkte hoffend, stiegen wir lachend in den Bus, der uns sicher zum Hotel brachte, wo der Abend gemütlich ausklang.

.10. 2022 Fish & Chips statt Tapas – Gibraltar

Im Morgengrauen standen wir wartend vor dem Hotel, um mit weiteren Tagesausflüglern nach England zu fahren. Vom größten Urlaubsort Torremolinos ging es immer an der Costa del Sol – der Sonnenküste – entlang Richtung Gibraltar. Überall stiegen Touristen zu, so auch im einstmals mondänen Ferienort Marbella. Von dem romantischen Ortskern erblickten wir leider nichts, da auch Marbella von Hotelburgen in Strandnähe nicht verschont blieb. Unsere Reiseleiterin Annabella erzählte ein wenig vom Jetset, von beliebten 5-Sterne Hotels, aber auch von gutem Wein. Nach dem Einbruch des Weinanbaus durch die Reblaus, verwandelte sich Andalusien zur nunmehr zweitgrößten Weinregion Spaniens, nur sind die Flächen klein und vereinzelt. Die sonnenverwöhnten Weinberge werden häufig von vielen kleinen Bodegas betrieben – Ausnahme ist die Region um Jerez de la Frontera, in der die Palomino-Traube in großem Stil für die Sherryproduktion angebaut wird, und nicht zu vergessen der berühmte süße Malagawein.
Dann tauchte schon Estepona auf und an unserer Seite immer wieder das Meer, dem wir bis zum Britischen Überseegebiet Gibraltar folgen. Im Hintergrund war bereits „The Rock“ mit einer britischen Wolke zu sehen. Die Einheimischen sagen, dass der Felsen von Gibraltar fast ständig unter einer Wolke von der Sonne abgeschirmt wird, einer britischen Wolke eben. So vermisst man vielleicht weniger das englische Wetter.

Die Grenze überquerten wir zu Fuß, aber leider gab es keinen Stempel in den Pass, was einige von uns gehofft hatten. Auf der anderen Seite stiegen wir wieder in unseren Bus, der uns zum Parkplatz des Tourunternehmens Calypso bringt. Hier wartete ein Kleinbus auf uns, in welchem uns vom Band ein Schotte mit englischem Humor Gibraltar, seine Sehenswürdigkeiten und Kuriositäten näherbrachte. Am Europapoint mit dem rot- weißem Leuchtturm und der Ibrahim al Ibrahim Moschee gab es einen Fotostopp mit Blick auf die nur 14 km breite Straße von Gibraltar.
Auf kleinen engen Straßen ging es in zügigem Tempo hinauf zur St. Michaels Cave. Die ersten Berberaffen warteten schon darauf als Fotomodell für die Touristen zu posieren. Doch die Höhle des Heiligen Michael wartete… Fundstelle von Schädeln älter als der des Neandertalers, Picknickplatz im 19. Jhd., Lazarett während der Kriege und lange Zeit glaubte man zudem, sie sei bodenlos. Deshalb entstand wahrscheinlich die Geschichte, dass der Felsen von Gibraltar durch einen unterirdischen Gang mit Afrika verbunden war und so auch die berühmten Makaken nach Gibraltar gekommen sein sollten.

Auf den oberen Plätzen des großen Auditoriums nahmen wir Platz, um der grandiosen Licht- und Klangshow, bei der Licht, Farben- und Wasserspiele mit dem Felsen verschmelzen, zuzuschauen. Vor dem Ausgang saßen als skurriles Fotomotiv wieder die Berberaffen vor dem Souvenirgeschäft. Nach einigen kurzen Stopps an kleinen Aussichtspunkten, verließen wir vor dem Rathausplatz unseren Bus und schlenderten durch die Einkaufsstraße zu Fuß weiter.
Im Restaurant Roy´s Place servierte man uns typisch englische Fish & Chips bevor jeder einzeln noch ein wenig englisches Flair in sich aufnahm. Vor dem Rathausplatz versüßten wir uns den Nachmittag mit kleinen Cupcakes als Überraschung von Eberhardt Travel. Ein köstlicher Genuss zum Abschluss des Tages.

Am Abend trafen wir uns alle in der Lobby des Hotels, stießen mit einem Cocktail auf die gelungene Reise an und begannen schon neue Reisepläne zu schmieden …

02.10.2022 Adios Andalucía – Auf Wiedersehen, Andalusien!

Heute konnten wir wirklich einmal entspannt frühstücken. Danach verbrachten wir den Vormittag am Strand oder im Hotel, denn unser Flugzeug startete erst am Nachmittag.

Und die Flugerfahrungen endeten so wie sie begonnen hatten. Alle Gäste landeten gesund und wohlbehalten in ihrer Heimat, nur einige Koffer blieben länger auf Reisen.

Bleiben Sie gesund und reiselustig! Ich freu mich darauf, mit Ihnen Spanien zu entdecken.

Schlusswort

Der Mensch bereist die Welt auf der Suche nach dem, was ihm fehlt. Und er kehrt nach Hause zurück, um es zu finden. – George Moore

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