Reisebericht: Rundreise Marokko und Andalusien – Auf den Spuren der Mauren

01.03. – 12.03.2024, 12 Tage Rundreise Marrakesch – Atlasgebirge – Casablanca – Rabat – Meknes – Fes – Ronda – Sevilla – Cordoba – Granada – Malaga


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Von Marrakesh arbeiten wir uns durch die vier marokkanischen Königsstädte Marrakesh, Rabat, Meknes und Fes zur Straße von Gibraltar vor (nebenbei besuchen wir das Ourika-Tal, Casablanca, Chefchouen und ein wenig auch Tanger), überqueren diese und folgen den Spuren der Mauren nach Spanien - dem historischen al-Andalus. Am Ende dürfen einige den Aufenthalt in Spanien um eine Nacht verlängern.
Ein Reisebericht von
Andreas Böcker
Andreas Böcker

Freitag, 1. März 2024 – Ahlan wa Sahlan fi Marrakesh

Es ist der erste März des Jahres 2024, als einige sich in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett quälen (oder gar nicht erst ins selbige gegangen sind), um sich entweder per Transfer oder privat zum Flughafen zu begeben (andere fahren auch selbst oder übernachten im Hotel). Viele starten schon ab Leipzig, aber in Frankfurt trifft die ganze Gruppe zusammen. Jetzt geht es gemeinsam nach Marrakesh.

In Marrakesh am Flughafen wollen wir uns an der Gepäckausgabe treffen, aber vor dieser ist der Zoll: Hier wird es spannend für den Reiseleiter, weil wir ja kein Rückflugticket haben. Und tatsächlich lassen sich die Zollbeamten das Flugticket geben und fragen nach dem ersten Hotel, aber niemand wird nach dem Rückflugticket gefragt, es gibt keine Diskussionen, es muss nicht langwierig belegt werden, dass wir Marokko mit dem Boot verlassen, wir werden durchgewunken.

Muhammad, unser hiesiger Reiseleiter, wartet schon auf uns. Bald lernen wir auch Idris (marokkanisch Driss) und Hamid kennen, unseren Busfahrer und seinen Praktikanten, der sich um die Sauberkeit des Busses und unser Gepäck kümmert. Muhammad stürzt und soll wohl fast mit dem Kopf auf eine Betonkante geprallt sein, aber er kann sich aufstützen und trägt bloß eine Schürfwunde an der Hand davon. Die lässt sich der Berber aber nicht anmerken.

Wir fahren ins Hotel und laden unser Gepäck ab, dann gibt es gleich einen kurzen Orientierungsgang auf dem Gauklerplatz (Djema'a el-Fna‘), wo wir mit dem Bus hingefahren werden, dabei ist es gar nicht weit. Einige von uns trinken ihren ersten 'whisky marrocaine', wie man hier das Gebräu aus schwarzem Tee und viel marokkanischer Minze (Na’na‘) und Zucker nennt. Naja, mittlerweile wird man ja gefragt, ob man Zucker möchte, das kenne ich von früher anders, da war der Zucker bereits im Tee (und ich habe das subjektive Gefühl, dass der Zucker die ätherischen Öle der Minze besser löst).

Im Hotel speisen wir zu Abend und lernen uns etwas besser kennen.


Samstag, 2. März 2024 – Stadtbesichtigung von Marrakesh

Am Morgen fahren Driss und Hamid uns zum Bab Agnaw. Durch dieses betreten wir die Altstadt von Marrakesh und laufen zu den Saadier-Gräbern.
Die Saadier waren eine Dynastie, welche Marrakesh (erneut) zur Hauptstadt machte.
Eine feindliche Dynastie, die wohl sonst gerne gewollt hätte, konnte ihre Gräber nicht zerstören, aber sie konnte den Zugang zwischen Moschee und Grablegen schließen und somit ein wenig die Erinnerung an die Saadier stören. Später schufen die Franzosen, die das Gesetz erlassen hatten, dass kein Nichtmuslim eine Moschee betreten dürfe, ein Gesetz welches die Marokkaner bei ihrer Unabhängigkeit 1956 mit zwei Ausnahmen beibehielten, obwohl der Zweck des Gesetzes mit der Uanbhängigkeit obsolet geworden war, einen alternativen Zugang zu dem Garten, um die Saadier-Gräber besuchen zu können. Seitdem sind die jahrhundertlang verschlossenen Gräber wieder einer Öffentlichkeit zugänglich und heute eine Sehenswürdigkeit in Marrakesh.
Ahmad Ibn Saad hatte hier, im Garten der Moschee zunächst ein Mausoleum für seine hochverehrte Mutter erbauen lassen, spätere kamen weitere Familienangehörige und natürlich er selbst hinzu.

Nach dem Mausoleumsbesuch umrunden wir die Moschee und laufen durch die Mellah (das Salz- oder Judenviertel) in Richtung des Bahiyya-Palastes. Der Bahiyya-Palast ist ein Palast eines Ministers aus dem 19. Jhdt., er ist einer der wenigen Paläste, die musealisiert sind. Weil sein Erbauer ein Hüftproblem hatte, ist er weitgehend ebenerdig angelegt, obwohl das im 19. Jhdt. nicht mehr der architektonischen Mode entsprach. Sein Hüftproblem hinderte den Hausherren allerdings nicht, einen Harim mit vier Ehefrauen und einer Reihe an Konkubinen zu unterhalten. Der weißgefließte Boden des Harim blendete uns. Er erzählt uns nichts vom Leben der Damen im goldenen Käfig. Welche Konkubine das Lager mit dem Herrn Minister teilen sollte, bestimmte eine altgediente Hausdame.

Durch die Suqs von Marrekesh führt Muhammad uns nun zu einer Apotheke. Einer Berber- oder Naturapotheke. Nisrine und ihr Bruder übernehmen. Nasrine spricht sehr gut Deutsch, ihr Bruder zumindest so viel, wie er braucht, vielleicht auch mehr. Nisrine präsentiert uns Arganöl, als Kosemtikprodukt für Haut und Haare und als Verfeinerung für Speisen. Und so gibt es hier neben Hautpflegeprodukten, Medikamenten gegen Erklältungen oder Despressionen und Potenzmitteln ("da können die Damen der betroffenen Männer ja gleich mal ganz diskret nach fragen", zwinkert Nisrine der Gruppe zu) folgerichtig auch Gewürze: Curry (anders gemischt als Garam Masala) und natürlich die typisch magribinschen Gewürze Ras el-Hanut und Harißa (meist Harissa geshrieben, aber das -i- ist lang). Nach der Vorführung der Medikamente und Gewürze geht es an den Verkauf. Und Nisrine weiß zu verkaufen. Ab so und so viel Flaschen gibt es eine gratis. Ich bin dann aber doch über den Absatz, den sie mit uns macht, erstaunt.

Nach so viel Verkauf geht es erst einmal ans Mittagessen. Nisrine hatte uns von Tandjin Marrakesh erzählt (Tandjin, ein Fleischgericht nicht zu verwechseln mit Tadjine, das nach dem Tontopf mit dem kegelförmigen Deckel benannt ist und vegetarisch oder mit Fleisch sein kann), im Restaurant gibt es Tandjin (und Tadjine natürlich auch) und viele von uns bestellen das auch.

Anschließend geht es wieder durch den Suq. Diesmal aber nicht mehr als Weg zum Ziel, sondern mit etwas mehr Zeit, diesmal ist der Suq selbst unser Ziel. Irgendwann will die Gruppe dann nach Hause und wir werden mit dem Bus ins Hotel gebracht. Ich nehme mir für den Nachmittag die hada'iq al-Menara, die Menara-Gärten vor. Dies sind außerhalb der Stadt um ein Wasserbecken mit einer Kubba (ein würfelförmiges Gebäude, das sowohl ein Grabmahl, aber auch einen Pavillon, hier natürlich letzteres, darstellen kann) Olivenplantagen, die ab und an von einer Palme durchbrochen werden.

Dort ist es erstaunlich voll, aber naja, es ist Samstag Nachmittag und die Kolonialzeit hat bzgl. Wochenendregelungen ihre Spuren hinterlassen. Unter jedem dritten Baum spielen Kinder, lagert eine Familie oder streunt ein Hund.

Abends fahren wir wieder in Richtung des Djema'a al-Fnaa, um von dort zum qasr al-hamra'a zu laufen, einem marrokanischen Restaurant. Hier bekommen wir nach einem Vorspeisenreigen eine mit Pulled Chicken gefüllte Blätterteigtarte, die von oben reichlich mit Puderzucker und einer Spur Zimt bestäubt ist. Eigentlich ganz lecker, aber nachkochen würde ich es nicht. Der Geschmack von herzhaftem Hühnchenfleich mit dem süßen Zucker-Zimt-Gemisch ist im besten Sinne interessant, als Häppchen gerne wieder, aber als Hauptmahlzeit dann doch sehr mächtig und zuckerlastig. Zum Nachtisch gibt es Bauchtanz, wobei die Tänzerinnen versuchen, insbesondere die Herren zum Mitmachen zu animieren, bei den Damen aber insgesamt leichteres Spiel haben.


Sonntag, 3. März 2024 – Ourika–Tal/Marrakesh

Nur ca. 45 Minuten Fahrt ist der Atlas von Marrakesh entfernt, auch wenn wir ihn in den Tagen zuvor im Dunst mehr ahnen als sehen konnten. Auf dem Weg dorthin fahren wir an Aghmat vorbei. In Aghmat ist al-Mu'tamid al-Abbad bestattet, der Dichterkönig von Sevilla, der seinem besorgten Sohn über die Gefahr der Almoraviden sagte, er wolle lieber Kamele hüten im Magrib, als Schweine in Kastilien. Auch der König von Granada, Abdallah ibn Buluggin war von den Almoraviden nach Aghmat gebracht worden, wo er eine Rechtfertigung seiner Herrschaft und der seiner Familie verfasste. Wir fahren aber an Aghmat vorbei, das Grab von al-Mu'tamid besuchen wir nicht. Am Beginn des Ourika-Tals halten wir und bekommen schon die ersten gefälschten Drusen angeboten. Wir ignorieren die Händler und begeben uns zum Haus einer Familie, wo wir die Teezeremonie erleben. Dazu gibt es frisch gebackene Teigfladen und wahlweise Olivenöl, Butter (selbstgemacht) oder Kiefernhonig. Anschließend dürfen wir fast das ganze Haus durchstreunen.

Wir fahren weiter, flussaufwärts, mal hundert Meter oberhalb des Flusses, mal fast auf seiner Höhe. In einem Restaurant essen wir auf der Sonnenterasse zu Mittag und, einerseits wärmt die Sonne, andererseits kühlt der Wind, bei einigen bleiben die Jacken an, bei anderen wird auf Sommerbekleidung umgeschaltet.

Nach dem Mittagessen geht es bereits wieder - mit einem Fotostopp an einem Aussichtspunkt - zurück nach Marrakesh. Wir umrunden einmal die Altstadt und Muhammad erzählt uns von den verschiedenen Toren und Märkten rund um die Stadt.


Montag, 4. März – Abschied von Marrakesh: Auf nach Norden, Casablanca

Wir verließen Marrakesh in Richtung Norden und überqueren den Tensift, in den westlich Wad Ghighaya mündet. Im Osten von Marrakesch fließt der Wad Issyl, der ebenfalls ein Nebenfluss des Tensift ist. Nach der Palmenoase am Ufer des Flusses geht es in eine Art Steinwüste. Die Felsen verlieren schnell ihre rötlichen Töne und gehen ins Schwarze über. Als die Landschaft wieder lieblicher wird kommen wir sogar an Baumschulen und Plantagen mitten in der Steppe vorbei. Aber auch Kaktusanpflanzungen (der neueste Schrei und noch teurer als Arganöl: Kaktuskernöl), sehen einige Schafsherden oder einen Eselskarren, der sich mitten durch die Steppe bewegt, während wir auf der Autobahn an all dem vorbei rauschen. Je näher wir der Küste und Casablanca kommen, desto grüner wird es, fahren an Feldern, Weiden und Kiefernwäldern vorbei. Aber es ist eben März, nicht Oktober.

Ursprünglich hieß Casablanca Anfa. Die Portugiesen landeten in Anfa und benannten es nach einem wohl auffälligen Gebäude Casa branca, 'weißes Haus'. Als später die Spanier kamen, übersetzten sie das portugiesische Casa branca ins gleichbedeutende Casa blanca. Im Arabischen heißt der Ort offiziell auch ad-Dar al-bayda', was eine Lehnübersetzung des romanischen Namens ist: 'weißes Haus'. Dass es einen offiziellen arabischen Namen gibt, hindert die Einwohner Marokkos allerdings nicht, die Stadt einfach "Kaza" zu nennen.

Wir fahren zunächst nach Anfa, also dem ursprünglichen Casablanca, das es allerdings nicht mehr gibt. Aber hier gibt es Strand (wenn man denn zu ihm herunterfindet) und verschiedene Bars und Restaurants. Weil die meisten wohl eine Toilette nötig haben und die Hemmschwelle beim Gasthof zur goldenen Möwe geringer ist, als bei anderen, findet sich ein Großteil der Gruppe bald dort wieder.

Nach der Mittagspause geht es zu Casablancas ganzem Stolz, der Moschee Hassans II. Diese ist die zweitgrößte Moschee Afrikas und die 14.-größte Moschee insgesamt. Die Moschee ist teilweise über den Rand der Klippe, auf der sie steht, hinausgebaut, weil es in einigen Hadithen (außer-koranische Quellen zu Werken und Worten Muhammads und seiner Begleiter, die für den sunnitischen Islam ergänzende Glaubensquellen sind, je nach ihrer Einstufung (unglaubwürdig bis glaubwürdig)) die Nachricht gibt, dass laut dem Propheten Muhammad der Thron Gottes (zu Beginn der Schöpfung) über dem Wasser geschwebt habe. Nicht weniger wollte König Hassan II.: Dass seine Moschee an den über dem Wasser schwebenden Thron Gottes erinnere.

Für die Moschee Hassans II. gilt ein Gesetz, das man in Marokko sonst beachten sollte, nicht. Hier dürfen auch Nichtmuslime hinein. Diese Ausnahme gilt nur für die Hassan II.-Moschee und die Moschee in Meknes. Das Gesetz war von den Franzosen eingeführt worden, weil marokkanische Aufständische oft Moscheen als Rückzugsraum nutzten, wenn sie von den Behörden verfolgt wurden. Holten die Kolonialbehörden die Aufständischen aus den Moscheen, führte das fast unweigerlich zu Empörung einer einer Ausweitung der Aufstände (obwohl eine Moschee im muslimischen Glauben, anders als eine Kirche im christlichen Glauben, kein geweihter Ort ist, sondern hauptsächlich funktionalen Bestrebungen dient). Also wurde von den Franzosen das Gesetz erlassen, dass Nichtmuslime Moscheen nicht betreten dürften; der marokkanische Staat behielt dieses Gesetzt nach der Unabhängigkeit bei, obwohl es mittlerweile obsolet, weil ja nicht theologisch begründet, war.

Die Moschee selbst ist großzügig und aus teuren Materialien errichtet, wirkt aber - auf den Verfasser dieser Zeilen zumindest - oft kalt. Ich hatte Assoziationen von einem luxuriös gestaltetem Flughafen und als wir in den Keller zu den Waschräumen für die Gläubigen gingen, fühlte ich mich an die Union Station in New York erinnert - die ja ihrerseits durchaus einen Besuch wert ist, auch wenn man sie nicht zu ihrem eigentlichen Zweck aufsucht. Gleichzeitig beeindruckt die Moschee aber durch ihre Größe und ihre historistischen Anleihen, obwohl sie dann und wann trotz aller arabesken und maurischen Elemente architektonisch fast mehr an eine christliche Kathedrale, denn an eine Moschee erinnert. Außen wird dieser EIndruck durch den apsidenartigen Anbau an ihrer Ostfassade noch verstärkt.

Natürlich verfügt die Moschee auch über ein Minarett - wie fast jede ordentliche Moschee über ein Minarett verfügt. Nur wozu benötigt eine moderen Moschee noch über ein Minarett, steigt doch kein Muezzin mehr hinauf? Kleiner Einschub: Im Gegensatz zur Levante, wo der Muezzin vom Tonband kommt, ist es in Marokko auch heute noch üblich, dass der Muezzin (ein Amt, das meist nebenberuflich betrieben wird) tatsächlich 'live' zum Gebet ruft. Zum einen sind oben im Minarett natürlich die Lautsprecher installiert, zum anderen ist das Minarett der Hassan II-Moschee auch der Ort, wo die ganze Technik installiert ist, schließlich hat die Hassan II.-Moschee ein riesiges Schiebedach (welches wir allerdings geschlossen erleben).

Später fahren wir in Richtung Marokkos heutiger Hauptstadt Rabat, die wir gegen Abend erreichen.


Dienstag, 5. März – Rabat, al–Awdaya (Oudaia[s]), Meknes

Zunächst schauen wir uns den Königspalast in Marokkos Hauptstadt Rabat an. Dabei lebt der König gar nicht hier, der lebt in einer Villa in Salé, ein paar Kilometer entfernt. Salé ist die Stadt auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses, mittlerweile haben beide Städte, Rabat und Salé eine gemeinsame Bürgermeisterin. Der Vater des Königs hatte hier in Rabat im Palast gelebt und seine seine Geschwister wohnen auch noch hier. Der König kommt hier zu offiziellen Anlässen hin, als begeisterter Autofahrer lässt er sich auch ungern fahren und fährt lieber selbst.

Der Palastbereich an sich ist wie ein eigenes Stadtviertel, mit einer eigenen Ummauerung viele Park sind hier. Dies ist der tagsüber öffentlich zugängliche Bereich. Die eigentlichen Paläste sehen wir natürlich nur von außen. Anschließend verlassen wir Rabat und fahren an Chellah vorbei. Chella (Schel-lah) liegt direkt außerhalb der Stadtmauer von Rabat, aber tatsächlich nur einen Steinwurf entfernt. Es geht auf ein römisches Legionslager zurück, heute ist Chellah ein Freilichtmuseum, das eine römisch-maurische Umwehrung hat und im Innern einige Ruinen. Allerdings wid es seit Jahren restauriert und ist derzeit deswegen nicht öffentlich zugänglich, wir fahren also nur vorbei.

Auf der nördlichen Seite des (A)Bou Regreg liegt Salé. Salé [sale:/sala:] und Chella [she:l-lah] , das gemeinsam mit Rabat und Kasbah Oudaias auf der Südseite des Bou Regreg liegt, haben beide ihren Namen von der römischen Sala Colonia. Diese soll ihren Namen vom römischen Wort für Salz (sal, salis) oder vom punischen Wort für Fels (s-l-') haben.

An der Hassan-Moschee steigen wir aus. Die Hassan-Moschee ist nicht zu verwechseln mit der Hassan II.-Moschee in "Kaza" (Casablanca). Aber wie ihre moderne Namensvetterin war auch diese Moschee als gigantomanisches Projekt geplant worden. Allerdings gut 700 Jahre früher. Und sie wurde nie fertiggestellt, die Hassan-Moschee ist eine Bauruine geblieben, mit dem Stumpf des als höchstem Minarett geplanten Minaretts der damaligen islamischen Welt. und, anders als in magribinischen Moscheen üblich, stand dieses Minarett auf einer Achse mit dem Mihrab, der Gebetsnische in der Qiblawand. Normalerweise befinden sich Minarette bei magribinischen Moscheen an einer Gebäudeecke, hier ist das nicht der Fall.
Jenseits der geplanten Qiblawand befindet sich das von einem vietnamnesischen Architekten (Cong Vo Toan) errichtete Mausoleum für Mohammes V. in dem auch Hassan II. und dessen Bruder Prinz Abdallah bestatte sind, also Großvater, Vater und Onkel des derzeitigen Königs. Und so ein bisschen erinnert das Gebäude auch - wenn man weiß, wer der Architekt ist - an eine buddhistische Pagode, obwohl doch alles im Einklang mit der andalusisch-magribinischen Architektur steht. Im Innern sollte ein Mann den Koran lesen, aber als wir da sind, streicht gerade jemand eine Tür, dann müssen wir aber unseren Besuch des Mausoleums abbrechen, da eine omanische Delegation zu Besuch kommt. Aber ich glaube, wir haben genug gesehen.

Neben dem Mausoleum, an dessen Südseite, liegt eine Moschee. Die einzige Moschee Marokkos ohne Minarett, wie Mohammad erklärt.Warum? Weil sie das nie fertiggestellte und dennoch imposante Minarett der Hassan-Moschee als das ihrige verwendet.

Nachdem wir unseren Besuch hier beendet haben, begeben wir uns in eine Filmkulisse. Wir stehen in Kasba Oudaias am Fuß der Treppe, die Tom Cruise mit mehreren BMW (davon einer im BMW-Museum in Dtld.) heruntergecruist ist, wenn man mir das Denglische verzeihen mag. (Mission: Impossible – Rogue Nation (englisch für Schurkenstaat)). In einem Café der Kasbah Oudaia trinken wir Kaffee oder Tee und genießen Gebäck, anschließen begeben wir uns auf einen Spaziergang durch die Kasbah, schauen rüber nach Salé und beenden unseren Rundgang an einem islamischen Friedhof. Mohammad erzählt uns etwas über die geplante Marina am (A)Bou Regreg, und die Vertreibung der hiesigen Fischer. Stadtentwicklung auf marokkanisch. Aber solange die Marina nicht gebaut ist, dürfen die Fischer bleiben.

Anschließend fahren wir an Salé (und den weitläufigen Parks um die Villa des Königs) vorbei durch Stein- und Korkeichenwälder, in denen Schaf- und Ziegenherden weiden, in Richtung Meknes.

In Meknes halten wir zunächst am Donnerstagstor (Bab al-Khamis), nutzen einen kurzen Halt hier für einen Fotostopp. Dann steigt ein Kollege Mohammads hinzu, ein örtlicher Reiseleiter, der zwar nichts macht, aber eben dabei sein muss. Wir fahren nun an dem Wasserbecken der von Moulay Ismail gegründeten Palaststadt vorbei und den riesigen Getreidelagern und Stallungen (Heri es-Swani). Wegen Renovierungsarbeiten ist aber das Wasserbecken leer und wir fahren auch nur an den Getreidelagern und Stallungen vorbei, nehmen also nicht wirklich Notiz von ihrer beeindruckenden Größe, welche Mohammad uns verbal zu verklickern sucht.

Aber beim Mausoleum des Moulay Ismail steigen wir aus. Es ist die zweite Moschee in Marokko, die auch für Nichtmuslime legal zugänglich ist. Mich erinnert das Mausoleum von der Raumaufteilung her sehr an die Alhambra in Granada. Nach dem Besuch des Alawidenmausoleums begeben wir uns in Richtung des Suq von Meknes. Zunächst machen wir aber halt an einer Stelle, wo Brot in Stück gerissen und auf dem Boden verteilt wird. Wir stehen buchstäblich vor einem Rätsel.

Einige Meter weiter werden Lumpen abgeladen. Muhammad erklärt uns, dass dies eine der noch wenigen funktionierenden Polstereien in Meknes sei. "Die Jugend will das nicht mehr, die wollen alle nur noch schnelles Geld verdienen." Muhammad erklärt uns, dass, je nachdem welche Qualität an Polsterung man bezahlen kann (und will) man eben eine höherwertige oder niedrigerwertige Polsterung bekommt. Die Bauern die aus dem Umland von Meknes Rohstoff für die Möbelpolsterung herbringen, kommen oft mit dem Eselskarren. Die Polstereibesitzer wollen den einzelnen Bauern die Entscheidung, in welche Polsterei sie ihre Ware bringen abnehmen und übertragen sie dem Esel... deswegen liegt hier das Brot auf der Straße: Die Esel sollen gelockt werden.

Wir gehen weiter durch den Suq an einigen Süßwarenläden vorbei und beenden unsere Tour am leider nach wie vor eingerüsteten größten Stadttor Afrikas, dem Bab Mansour, dem Tor des Siegers. Anhand der vor das gerüst gespannten Plane kann am erahnen, wie das Tor aussähe, sähe man es.
Bei den Süßwarenständen wundern wir uns ein wenig über die Bienen, aber Muhammad klärt uns auf, dass die Bienen ein Qualitätsmerkmal seien, da sie vor allem auf den Honig gehen würden, nicht so sehr auf billige Zucker. Wo also Bienen seien, da sei die Qualität der Süßwaren besser.

Am Abend erreichen wir unser Hotel in Fes, wo außer uns auch eine pakistanische Pilgergruppe logiert, denn das Grab von Moulay Idris II. (Zawiya von Moulay Idris II.) ist auch Zielpunkt von Pilgerreisen, besonders von Sufis.


Mittwoch, 6. März 2024 – Fes, Schefschauen

Am Morgen fahren wir zunächst zum Burdj Djanub, zum Südturm, einer neuzeitlichen Wehranlage, die über der Altstadt von Fes liegt, wobei Fes zwei (oder sogar drei) Altstädte hat, die „Altstadt“ aus dem 9. Jhdt. sowie die „Neustadt“ aus dem 13. Jhdt. Im 9. Jhdt. galten die beiden Altstadthälften noch als getrennte Siedlungen, die erst im 11. Jhdt. zu einer Stadt zusammengefasst wurden. Von hier oben zeigt Muhammad uns verschiedene Bauwerke, die wir wenigstens zum Teil später, bei unserem Rundgang durch die Altstadt auch von nahem sehen werden.

Dann fahren wir zum Königspalast von Fes. Dieser hatte bis in die 1960er Jahre nur ein relativ unscheinbares Eingangstor. Im neuen Eingangstor vereinigen sich arabische, berberische und andalusische Elemente mit den lokalen Handwerkstraditionen von Fes.

Durch das Bab Boujeloud (hocharabisch Bab Abou 'l-Djanoud) betreten wir Fes al-Bali (die „Altstadt“). Obwohl das BAB Boujeloud noch recht jung ist und vermutlich von einem frz. Architekten gebaut wurde, ist es nicht nur Wahrzeichen von Fes, sondern auch von Marokko, trotzdem das Bab Mansour in Meknes noch viel größer und prächtiger ist.

Einmal links, einmal rechts und schon sind wir an der Madrasa Atterine. Trotz der filigranen Stuckarbeiten ist der heimliche Star hier eine weiße Katze, die sich die Pfoten hängen lassend auf einer Maschrabiyya-Brüstung balancierend ausruht. Maschrabiyya? Maschrabiyya sind Gitterwerke, welche es ermöglichen, dass man in die eine Richtung schauen kann, ohne umgekehrt gesehen zu werden. Besonders gern verwendet, damit Haremsdamen aus ihren Galerien die Besucher des Hausherren sehen konnte, ohne selber gesehen zu werden. Hier in der Koranschule sollen sie als Gabe von syrisch-jordanischen Studierenden gewesen sein. Die Koranschule war Ausbildungsstätte, Moschee und Studentenwohnheim in einem, dabei teilten sich immer zwei Studierende ein Gemach, angeblich immer zwei mit unterschiedlicher ethnischer oder geographischer Herkunft.

Wir gehen weiter, zurück zur Hauptgasse des Suq, es geht geradeaus und immer bergab. Dann plötzlich rechts herum durch einen Torbogen und wir stehen vor der Qairawain-Universität, die von einer Händlerstochter aus Qairouan (Tunesien) gestiftet wurde. Wir gegen auch durch einen Textilsuq, den der König (der Vorvorgänger und Großvater des jetzigen Königs) stiftete, als er erfuhr, dass die Franzosen ihn zerstört hatten, nachdem diese erfahren hatten, dass die Textilhändler die Widerstandsbewegung unterstützt hatten.

Unser nächstes Ziel kündigt sich schon, bevor wir es sehen können, über die Nasen an: die Ledergerbereien von Fes. Mohammad kündigt uns an, dass wir gleich Gasmasken erhalten sollen: Pfefferminzsträuße werden an uns verteilt, damit wir von einer Terrasse aus auf die Gerbereien und die bedauernswerten Arbeiter dort blicken können. Hier wird mit Taubenkot gearbeitet. Entsprechend riecht es hier. Wir laufen drei oder vier Etagen eine Treppe hoch, oben eine Dachterasse mit Galerie, vor uns breiten sich die Wasserbecken der Gerberei aus, auf den Dächern schaben Arbeiter Fell von Schafs- und Kuhfellen, in den Bottichen stehen Arbeiter und wenden Fälle. Wir halten uns derweil die Minze vor die Nase oder stecken und Kügelchen aus Minzblättern in dieselbe. Die ersten von uns kapitulieren schon. Aber dieses Handwerk, dass von den Arbeitern viel fordert und sicher alles andere als gesundheitsfördernd ist, wird es sicher in wenigen Jahren nicht mehr in dieser traditionellen Form geben.
Zurück zur Straße werden wir auf einem anderen Weg geleitet, wir sollen uns die Lederwaren ansehen: Kissen, Jacken, Taschen.

Wir kehren einen Teil des Weges, den wir hergekommen sind zurück, gehen dann aber weiter abwärts und treffen bald darauf wieder Driss und Hamid, die uns schon mit ihrem Bus erwarten. Vorbei an den Stadtmauern von Fes verlassen wir die Königsstadt und nehmen Kurs auf Schefschauen (gewöhnlich frz. transkribiert Chefchouen).

Nach etwa vier Stunden Fahrt durch eine teils wüstenhafte, vorwiegend aber grüne, landwirtschaftlich genutzte wüstenhafte Landschaft erreichen wir das schlumpfblaue Schefschauen. Wir erlauben uns ein paar Taxis (ein Taxi für je drei Personen) und fahren bis in die Altstadt. An einem zentralen Punkt verabreden wir uns, um von dort, nach individueller Besichtigung, bergabwärts zum zentralen Platz zu laufen, wo wir wieder auf den Bus treffen.

Tanger erreichen wir nach Sonnenuntergang, aber einige Leute gehen noch zu individuellen Spaziergängen nach draußen.


Donnerstag, 7. März 2024 – Abschied von Marokko und Ankunft in Andalusien/Gibraltar bei Regen

Am Morgen nach dem Frühstück fahren wir zum Hafen und verabschieden uns von Driss und Hamid, Muhammad begleitet uns noch bis zum Hafengebäude, dort darf er dann nicht mehr weiter. Doch - que malheur! - ein Rucksack fehlt! Darin sind Medikamente und Reisedokumente
Hamid springt in ein Taxi und fährt zurück zum Hotel, Muhammad geht mit der Gruppe schon mal vor zum Hafengebäude, zu dritt warten wir auf Hamid, der nach ca. zehn Minuten wieder da ist, mit dem Rucksack in der Hand steigt er aus dem Taxi, Erleichterung. Wir folgen den anderen zum Hafengebäude, wechseln noch ein paar Worte mit Muhammad und lassen die Grenzformalitäten über uns ergehen. Bald sind wir auf dem Katamaran, der uns nach Tarifa trägt.

Auf dem Meer bekomme ich einen Anruf. Unser spanischer Busfahrer Manolo steckt im Stau: Bauern haben Barrikaden auf der Autobahn errichtet. Nach den spanischen Grenzformalitäten müssen wir noch etwa zwanzig Minuten auf ihn warten, danach geht es sofort nach Gibraltar, wo wir Spanien schon wieder verlassen!

Als wir Gibraltar erreichen, regnet es. Mal mehr, mal weniger. Und der Busfahrer der Rocktour lässt auf sich warten. Es waren die Leute von der Rocktour, welche aus Zeitgründen auf die Uhrzeit bestanden hatten und nun müssen wir warten... Notdürftig stellen wir uns unter Ficus(?)-Bäumen unter, während wir auf den örtlichen Busfahrer warten, um die Rocktour durchzuführen.

Zuächst einmal werde ich überrascht, anstatt nach Süden fährt der Fahrer nach Osten. Auch der alte Schotte, der auf dem alten Tonband erzählte, wird nicht mehr abgespielt. Neue Route, neues Band, wenn auch inhaltlich fast mit dem alten identisch. Nur eben, dass die KI-Stimme natürlich nicht glaubhaft Schottlandwitze erzählen kann ("wenn ich mich unter der andalusischen Sonne nach Hause sehne, stelle ich mich mit einem Glas Whisky unter die Dusche"), die daher rausgenommen sind. Dafür verursacht die KI durch Übersetzungsfehler ungewollte Komik.

Der Grund für die neue Route: Es sollen nicht mehr so viele Fahrzeuge quer über die Landebahn des Flughafens fahren (Fußgänger und Rad- bzw. E-Scooter-Fahrer sind weiterhin erlaubt) und man hat den Tunnel eröffnet, der unter dem Ostende der Start- und Landebahn durchführt.

Wir fahren an verschiedenen Bauwerken der Briten vorbei, die sie seit 1704 errichtet haben auf dem Berg des Tariq (Djebel Tarik > Gibraltar(iq)). Mittlerweile ist die militärische Bautätigkeit die über zweieinhalb Jahrhunderte dominant war, weitgehend eingestellt, heute wird vor allem zivil gebaut. Wir fahren an dem Wasserfall vorbei, der aus einer Entsalzungsanlage ins Meer fließt und erreichen schließlich Europapoint, etwa 25 km von Marokko entfernt (in Tarifa sind es bloßt 13 bis 14 km). Aber jetzt kann man vor lauter Regen kaum den Leuchtturm sehen oder das Denkmal für den polnischen Exilpräsidenten Sikorski, der in Gibraltar bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam (manche meinen, Nazi-Spione hätten das Flugzeug manipuliert, andere, von Stalin geschickte sowjetische Spione seien es gewesen und wieder andere sagen, es sei ein Geschenk von Churchill an Stalin gewesen, je nachdem, welche Verschwörungserzählung gerade am besten ins Kalkül passt) und entsprechend des Regens steigen wir hier auch nicht aus.

Jetzt geht es steil bergan, bis wir St. Michael's Cave erreichen - la Cueva de San Miguel. Die Höhle heißt so, weil eine Stalaktitenformation tatsächlich so aussieht, wie ein Engel, der als der Erzengel Michael identifiziert wird. Vielleicht hatten auch schon die antiken Seefahrer diese Figur in den Stalaktiten gesehen, denn hier in Calpe, wie Gibraltar vor 711 hieß, opferten die antiken Seefahrer.

Hier an der St. Michael's Cave lebt auch eine der drei Affengruppen, die in Gibraltar angesiedelt sind. Die Legende will, dass es sich um die Nachkommen entflohener Haustiere von Berbern handele, die hier mit Tariq ibn Ziyad 711 hergekommen seien. De facto handelt es sich um die einzige Kolonie wildlebender Affen in Europa, die aber vom britischen Militär gepflegt wird und hin und wieder durch Importe aus dem Atlas einen genetische Auffrischung erhält, immer getreu der Legende, dass, solange die Affen auf Gibraltar verblieben, dies auch eine britische Kronkolonie bliebe.

Nach dem Besuch der Höhle und dem Erstkontakt mit einigen der Berbermakaken, fahren wir weiter, halten bei Ape's Den noch einmal, auch dort begegnen wir wieder Affen.

Die Frage "should I stay or should I go?" wird angesichts weiterer heranziehender Regenwolken mit "go" beantwortet. Niemand will bei dem Wetter in Gibraltar bleiben, wir freuen uns auf das Hotel und so kehren wir nach Spanien zurück um uns in Richtung San Pedro zu begeben.


Freitag, 8. März 2024 – Eine Runde durch Ronda und ab nach Sevilla

Über die kurvenreiche und landschaftlich besonders schöne A-397 geht es durch den Nationalpark Sierra de las Nieves (Gebirge des Schnees, wobei im Spanischen der Plural verwendet wird) und die landschaftlich reizvolle Serranía de Ronda nach Ronda. Dort treffen wir den in Andalusien geborenen Spross einer australischen Mutter und eines deutschen Vaters, Daniel, mit dem Eberhardt Travel regelmäßig zusammenarbeitet. Daniel und ich kennen uns bereits seit zehn Jahren. Er führt uns durch den Park ("Alameda del Tajo") zu den ersten Aussichtspunkten, dann gehen wir weiter nach Süden, zur Stierkampfarena, die wir besichtigen. Im Mittelalter und der Frühen Neuzeit wurden die Stierkämpfe auf den Hauptplätzen der Städte veranstaltet, damals waren sie noch ein Privileg des Adels und wurden zu Pferd ausgeführt. Doch immer mehr gewannen die Mozos, deren Aufgabe es war, den Stier vom vom Pferd gestürzten adeligen Stierkämpfer abzulenken, an Bedeutung und so nimmt es nicht Wunder, dass mit dem Aufstieg des Bürgertums in der frühen Neuzeit die Corrida de Toros ein neues Regularium erhielt, und man heute nur noch selten Stierkampf zu Pferde (Corrida de Rejones) zu sehen bekommt und der Matador zu Fuß kämpft. Nichtsdestotrotz spielen bis heute auch dick gepanzerte Pferde mit Lanzenreitern eine Rolle. Aber diese bewegen sich nicht, sondern warten auf den Angriff des Stiers, ganz anders, als die beweglichen Pferde bei der Corrida de Rejones. Die Stierkampfarena in Ronda ist die älteste Stierkampfarena - gleichwohl Daniel dem widerspricht. Nicht so sehr mit Verweis auf die Stierkämpfe auf den Plaza Mayores in der Frühen Neuzeit, als viel mehr auf die Tierhatzen in den Amphitheatern der Römerzeit.

Durch die Jardines de Cuenca gehen wir nun am Rande der Schlucht (Tajo, von lat. taliare (span. tajar), 'schneiden' > 'Einschnitt', hat nichts mit dem Fluss Tajo/Têjo), latein. Tagus zu tun) bergabwärts, um die arabischen Bäder von Ronda zu besuchen. Diese liegen am Eingang der Schlucht, welche der Guadalevín (Wadi 'l-laban, 'Milchfluss') in den alluvialen Felsen geschnitten hat.

Auf der anderen Seite der Schlucht steigen wir wieder bergan, halten am Palast des Marquis (Marquéz) de Salvatierra, mit den vier nackten Figuren, die angeblich von der Inka-Kunst inspiriert sein sollen. Etwas weiter sehen ein kleines Minarett, welches als Kirchturm der Kirche des Heiligen Sebastian überlebt hat. Heute ist weder von der Moschee noch von der Kirche mehr etwas zu sehen, außer diesem Türmchen und schließlich erreichen wir Santa María la Mayor und das Rathaus von Ronda. Von hier aus begeben wir uns, an der Kirche Unserer Herrin des Friedens (Nuestra Señora de la Paz) vorbei zurück zur großen Brücke von Ronda, El Puente Nuevo. Daniel verabschiedet sich von uns und wir haben zunächst noch etwas Freizeit in Ronda, welche dem Vernehmen nach ausgiebig bei den Hermanos Macías verbracht wurde, einem urig andalusischen Restaurant, welches Daniel empfohlen hatte.

Nachmittags treffen wir uns an der Plaza de Toros wieder und laufen gemeinsam zurück zum Bus, um nach Sevilla zu fahren. Dort laufen einige mit mir vor dem Abendessen noch zur Plaza de España, einem der Wahrzeichen Sevillas, errichtet im Neo-Mudejar- und Neo-Renaissance-Stil für die Iberoamerika-Ausstellung 1929. Vor einigen Jahren wurde der Platz umfassend restauriert und ist wieder schön.


Samstag, 9. März 2024 – Quien no ha visto Sevilla, no ha visto maravilla

Quien no ha visto Sevilla, no ha visto maravilla -
- wer Sevilla nicht kennt, kennt das Wunderbare nicht.
Y quien no ha visto Graná, no ha visto ná -
- und wer Granada nicht kennt, kennt nix! "Nada" oder auf andalusisch "ná". Aber Halt(!), bevor wir nach Granada kommen, übernachten wir noch einmal in Sevilla und besichtigen Carmona und Córdoba.

Am Morgen holt uns Wolfgang ab und eilt mit uns in Richtung der Jardines de Murillo. An der Plaza de Refinadores biegen wir in die ehemalige Judería von Sevilla ein, nicht ohne am Denkmal von Don Juan, dem ollen Schwerenöter Halt zu machen. Der ist zwar nur fiktional, aber durch diverse Theaterstücke und Verfilmungen eine der bekanntesten Persönlichkeiten Sevillas und sprichwörtlich.

Bald erreichen wir, durch die Gasse des Todes, die angeblich so hieß (das muss man sagen, denn mittlerweile heißt sie offiziell Calle Susona) weil Susona ihre Familie aus verschmähter Liebe zu einem christlichen Ritter an die Inquisition verriet, und weitere Sträßchen und Gässchen den Eingang zu den Reales Alcázares. Diese wurden im 14. Jhdt. auf den Vorgängern im Mudejar-Stil errichtet. Die Mudejares waren die Muslime, die vor Abschluss der Reconquista 1492 im christlich beherrschten Teil der ibrischen Halbinsel lebte, nach 1492, bis zur Vertreibung der Muslime 1608/09 spricht man von Morisken.

Die Paläste wurden für Peter den Grausamen/Gerechten (die Geschichtsschreibung wird meist durch die Sieger vorgenommen und so prädominiert der Beiname "der Grausame", Peter wurde von seinem Bruder Heinrich von Trastámara erdolcht, nachdem er in einer Schlacht in Gefangenschaft geraten war) errichtet, und Mohammed V. von Granada schickte seine Handwerker, man sagt, dass die von Mohammeds Handwerkern errichteten Teile des Alcázars älter sind, als die Paläste in der Alhambra, die Mohammed erst anschließend bauen ließ.

Zunächst aber betreten wir ein Nebengebäude aus der Renaissance dort sehen wir Porträts einiger Bourbonen, etwa Ferdinands VII. oder ein Bild von der Eröffnung der Iberoamerikaausstellung 1929, auf dem auch neben der Königsfamilie im Stil der 1920er in Uniform Primo de Rivera, der Diktator zu sehen ist, der noch in demselben Jahr zurücktreten musste. Wolfgang meint, dass Alfonso Gross den Diktator zwei Stufen unter die Königsfamilie gestellt habe, sei ein Hinweis auf dessen bevorstehenden Rücktritt. Im nächsten Raum, dem Admiralsraum (Cuarto del Almirante), sehen wir die Wappen an der Wand, darunter das der Familie Kolumbus und die Jungfrau der Seefahrer (Virgen de los Navegantes) von Alejo Fernández, darauf zu sehen auch Kolumbus und Amerigo Vespucci. Die Datierung ist umstritten, einige meinen es sei 1510 entstanden, also nur wenige Jahre nach Kolumbus' Tod (1506), andere, es sei erst in den 1530ern entstanden.

Anschließend besichtigen wir die eigentlichen Paläste der Reales Alcázares, bevor es zur Kathedrale von Sevilla geht, dem größten Kirchbau aus der Gotik, heute die drittgrößte Kirche der Welt. Der Kirchturm der Kathedrale von Sevilla, nach seiner Wetterfahne "La Giralda" genannt, ist ursprünglich als Minarett errichtet worden von demselben Architekten, der auch das unvollendete Minarett der König Hassan-Moschee in Rabat und das Minarett der Kutubiyya in Marrakesh errichtete. Die Giralda und das Minarett der Kutubiyya gelten als Zwillinge, lediglich, dass der nördlichere Zwilling einen barocken Helm trägt. Nach dem Besuch der Kathedrale gehen einige aus der Gruppe die Rampen hoch, um einen Blick von oben auf die Stadt zu werfen. Aber es ist heute wetterbedingt ungemütlich dort.

In der Kathedrale sehen wir den Katafalk von Kolumbus, dessen Leichnam eine Weltreise durchgemacht hat. Kolumbus war in Valladolid (Nordspanien) verstorben und zunächst in Sevilla bestattet worden. 1542 aber brachte sein Enkel die Gebeine nach Santo Domingo, dem Ort, den Kolumbus als erstes in der Neuen Welt betreten hatte. Als die Franzosen 1795 Santo Domingo besetzten, brachten die Spanier die Überreste von Kolumbus (oder einen Teil davon) nach Kuba. Als Kuba als letzte amerikanische Kolonie 1898 für Spanien verloren ging, wurden die Überreste von Kolumbus (oder, wie Wolfgang meinte, ein paar Mörtelreste) nach Sevilla verbracht.

Der Katafalk besteht aus Allegorien für spanische Königreiche. Kastilien (Burg, Untergewand Kronen) und León (Löwe, Untergewand Jakobsmuscheln für Galicien und Granatäpfel für Granada), Navarra (Ketten, Ober- und Untergewand) und Katalonien/Aragón (Obergewand Wappen von Aragón/Katalonien, Untergwand Fledermäuse für Valencia). León spießt mit einer Lanze einen Granatapfel auf.

Nach Besichtigung von Alcázares und Kathedrale ist erst einmal Mittagspause angesagt, danach treffen wir uns wieder. Einige wollen zur Plaza de España, andere zu den Setas. Ich erkläre den Weg zur Plaza de España, der einfacher ist, und begleite die anderen zu den Setas. Dort werde ich entlassen und laufe zusammen mit S. zum Archäologischen Museum von Sevilla. Das hat - wegen Renovierungsarbeiten - geschlossen. Auf dem Rückweg zum Hotel treffen wir noch einige aus der Gruppe bei der Plaza de España.


Sonntag, 10. März 2024 – Carmona und Córdoba

Weil Sonntag ist, verschiebt sich unser Tagesplan. Eigentlich hätten wir morgens die Kathedrale von Córdoba besichtigen wollen, aber wegen Messe verschiebt sich alles für nach dem Mittagessen. Das ermöglicht uns, etwas mehr ins Programm zu nehmen, z.B. die kalifale Palaststadt Medina Azahara (Madinat az-Zahra) oder die römische Nekropole von Carmona. Ich werde gefragt, was lohnenswerter ist, was ich nicht beantworten kann. Jeder der Orte ist auf seine Weise besonders und so hat die Gruppe die Qual der Wahl: Nekropole, Palaststadt oder doch einfach nach Córdoba. Die Wahl fällt am Ende auf die Nekropole. Hinterher höre ich aus der einen Ecke, die Nekropole habe sich gelohnt und sei sehr interessant gewesen und aus der anderen, dass man sich in der Rückschau doch eher für Córdoba entschieden hätte.

Wir fahren also nach Carmona, bzw. führen wir ja sowieso an Carmona vorbei und müssen halt nur eben von der Autobahn herunter. Im Museum sehen wir einen Film über die Entdeckungd er Nekropole, der etwas langatmiger ist, als ich ihn in Erinnerung hatte, aber hier werden eben auch Details zum römischen Bestattungswesen allgemein und zur hiesigen Nekrople im Besonderen erwähnt. Wir sehen das Elefantengrab, das nach einer kleinen Terrakotta-Statue seinen Namen hat. Die Grabvilla der Servilia ist derzeit, wohl aufgrund der straken Regenfälle der letzten Tage, nicht begehbar. Schade eigentlich. Aber in manche Gräber können wir hineinschauen. Wir machen noch einen Fotostopp am Alcázar de la Puerta de Sevilla (an der Befestigung des Tors nach Sevilla) und fahren dann weiter nach Córdoba. Gerne hätte ich noch ein wenig mehr von Carmona gezeigt, aber dafür reicht die Zeit dann doch nicht.

In Córdoba halten wir an der Südseite des Guadalquivir und überqueren die römische Brücke, vorbei an der Torre de la Calahorra (qala'at hurra) und den in den Fluss gebauten Mühlen. Ein großer Teil der Gruppe geht gemeinsam mit mir zur Blumengasse, dann treffen wir uns wieder, um gemeinsam Essen zu gehen. Wir haben reserviert.

Nach den Tapas gehen wir gemeinsam zum Treffpunkt mit Inés unserer Stadtführerin für Sevilla. Sie führt uns durch die Judería. Auch die alte Synagoge ist heute geöffnet und schließlich erreichen wir die Kathedrale von Córdoba, la Mezquita (< masdjid = Moschee). P. unterstreicht später, wie beeindruckend er das Bauwerk fand und dass das 1200jährige Bauwerk doch schon die König Hassan II.-Moschee in Casablanca in den Schatten stelle. Letztere sei zwar beeindruckend, aber bei weitem nicht so interessant wie der Wald aus ursprünglich 1200 Säulen, den wir in Córdoba sehen. Wobei man sagen muss, dass die Moschee zunächst elf Schiffe hatte, mit einem MIttelschiff, an dessen Ende der Mihrab (die Gebetsnsche) lag, und bei den ersten beiden Moscheevergrößerungen man zunächst in Richtung des Guadalquivir (al-Wadi al-kabir, 'der große Fluss') weiterbaute, bei der letzten, eher mangelhaften Erweiterung durch den Großwesir al-Mansur (Almanzor) erweitere man die Moschee hingegen um weitere Schiffe, so stand der Mihrab nun nicht mehr im Zentrum der Qibla (der Wand nach Mekka - wobei die Gebetsrichtung in mittelalterlichen andalusischen und marokkanischen Moscheen eigentlich nicht zur arabischen Halbinsel sondern eher in die Sahara zeigt ).

Mitten in die längst als Kathedrale genutzte Moschee (1236 war Córdoba durch Ferdinand III. erobert worden, seitdem wurde die Moschee als Kathedrale benutzt) baute das Cabildo dann seit dem 16. Jhdt. eine Kirche, für die eine ganze Reihe an Säulen abgerissen wurden und welche die Wirkung des Gesamtraumes leider störte: Lichteinfälle wurden im Säulenwald minimiert (die Kathedralkapelle selbst ist durch großzügige Fenster und hellen Stein sehr gut durchleuchtet) und man konnte jetzt nicht mehr diagonal durch den gesmten Raum sehen.

In der Kathedrale/Moschee beenden wir die Führung, so hat jeder och mal die Gelegenheit, individuell durch die Kathedrale zu gehen, bevor wir uns wieder treffen. Für andere bleibt noch Zeit für einen Kaffee, dann fahren wir in Richtung Granada.

Als wir uns Granada nähern ist die Sierra Nevada nicht zu sehen. Es regnet. Schade. Auch morgen wird es wohl regnen, denke ich.

Manolo hat für den Rest des Abends frei, wir werden mit einem Minibus abgeholt, der uns zum Stadtviertel Sacromonte bringt. Der Sacromonte ist das Höhlenviertel von Granada, in dem traditionell die Gitanos ("Ägypter" < Egiptanos) lebten, die spanischen Roma. Heute sind die eisten Höhlen verfallen oder - teilweise illegal - von Hippies besiedelt.

Einige Höhlen werden aber noch als Kneipen oder Tablaos benutzt, so auch die Zambra María la Canastera, zu der wir gebracht werden. Hier sitzen wir an der Höhlenwand, im ehemaligen Wohnzimmer der Höhle und die Flamenco-Tänzerinnen bzw. der Tänzer sitzen einigen von uns fast auf dem Schoß.
Es sind zwei Tänzerinnen und ein Tänzer, sowie eine Sängerin und ein Sänger und der Gitarrist. Las Palmas klatschen alle und irgendwo singen auch alle mit, der Gitarrist spielt so beeindruckend gut, dass ich glaube, dass er bereits mit der Gitarre in der Hand geboren wurde.

Auf dem Rückweg, wir fahren gerade am Südhang der Alhambra hoch, sind kurz vor dem Luxushotel Alhambra Palace, gibt es plötzlich ein heftiges Geräusch und der Minibus fährt nicht mehr. vernünftig. Der Fahrer fährt uns noch bis zum Alhambra Palace, wo er stehen bleiben kann, ohne die Straße zu blockieren. Unter unserem Bus liegt die Kühlung des Busses, drinnen soll es hinten nach Benzin gerochen haben, die Radaufhängung scheint auch gebrochen zu sein... kurz gesagt: Totalschaden.

Wenige Minuten später kommt ein Taxifahrer vorbei und informiert uns, dass ein Gullideckel schief gestanden habe. Also anstatt horizontal zur Straße vertikal. Vermutlich haben wir ihn gelöst und er hat dann zu den Zerstörungen unter dem Bus geführt. Der Busfahrer holt sich Hilfe bei der Rezeption des Alhambra Palace, die Nachtportiers erzählen uns, dass der Gullideckel nicht das erste Mal Probleme mache, Stadtverwaltung und Polizei wüssten Bescheid, aber niemand kümmere sich.

Nach etwa 20 Minuten kommt eine Kollegin unseres Busfahrers, die uns die letzten Meter den Berg hochbringt, zum Hotel Alixares.


Montag, 11. März 2024 – ein sonniger Tag in Granada

Gestern war meine Befürchtung noch, dass der Besuch der Alhambra genauo verregnet sein würde, wie die letzten Tage in Andalusien. Nein, eigentlich ist das falsch: Wir hatten schon Glück. Regen hatten wir, außer in Gibraltar niemals so stark, dass er wirklich störte. Und nach zwei besonders trockenen Wintern und einem Pegelstand von 20 - 30 % in den Talsperren ist er auch wirklich nötig. Trotzdem Schade, dass wir bislang vorwiegend bewölkten Himmel hatten. Und gerade in Granada, mit der Sierra Nevada als natürlichem Panoramahintergrund besonders Schade. Aber alle meine Befürchtungen stellen sich als unbegründet heraus: Wir haben fast klaren Himmel und können die Sierra Nevada in voller Pracht sehen. Und dort oben ist der Regen natürlich als Schnee heruntergekommen und liegen geblieben. Die Sierra Nevada - das verschneite Gebirge - macht seinem Namen alle Ehre! Das perfekte Panorama.
Pedro, in Augsburg aufgewachsener Granadino, holt uns am Hotel ab und wir gehen gemeinsam zur Alhambra, der roten Stadt über der Stadt. Heute haben wir richtig viel Zeit für die Alhambra, wir müssen nicht zu den Palästen eilen (die Leitung der Alhambra steuert den Zugang zu den Palästen, auf dem Ticket ist ein dreißigminütiger Zeitraum, nur in diesem Zeitraum erhält man Zutritt zu den Palästen), sondern können zunächst ganz gemütlich erst die Gärten des Generalife (djannat al-'arif - 'Garten des Gelehrten'/'Garten des Architekten') und die Aussicht, die sie bieten, genießen. Ich persönlich finde, dass man bei einem Besuch der Alhambra mit dem Generalife beginnen sollte, weil der Sommerpalast des Generalife selbst schon ein beeindruckendes Stück andalusischer Architektur ist, aber in den Hauptpalästen steigert sich das noch. Besichtigt man den Generalife zuletzt, ist er nur ein weiterer Palast, umgekehrt ist er der beeindruckende Beginn sich stetig steigernden Serie von Palästen.

Nach dem Besuch des Generalife betreten wir die eigentliche Alhambra, vom "Heck des Schiffes" her, wie Pedro die Alhambra stets beschreibt. Wir gehen durch die ehemalige Medina - heute Gärten - und erreichen schließlich die Puerta del Vino und den kubischen Palast Karls V., der niemals fertig gestellt wurde. Ein mächtiger Renaissancebau, für sich trotzdem durchaus schön, aber in der Alhambra ein mächtiger Fremdkörper. Durchaus gewollt, wie Pedro überzeugend darlegen kann: Symbolisierte er doch den Sieg der Katholischen Könige - Isabell von Kastilien und Ferdinand von Aragón - über den Islam. Als deren Enkel mütterlicherseits war Karl Carlos I. von Spanien und Karl V. des Heiligen Römischen Reichs, ein Herrscher, in dessen Reich die Sonne nicht unterging - reichte es doch von Wien bis Kalifornien.

Nach Karls Abdankung übernahm sein Bruder Ferdinand die deutsche Königs- und Kaiserkrone (letzteres musste durch Wahl bestätigt werden), Karls Sohn Philipp die spanische Königskrone. Unter diesem wurden auch die Philippinen spanisch und dass er über ein Reich gebiete, in dem die Sonne nicht unterginge, stimmte umso mehr.

Nach dem Besuch der Alhambra geht ein großer Teil der Gruppe mit mir hinunter zu Plaza Nueva, ein kleinerer steigt mit mir zum Mirador San Nicolás hoch. Von hier aus hat man den besten Blick auf die Alhambra mit der Sierra Nevada im Hintergrund. Andere fahren mit dem Bus oder Taxi hier vorbei.

Nachmittags sind wir mit Manolo wieder oben an der Alhambra verabredet und wir fahren die etwas längere, aber schönere Strecke nach Málaga, nicht in Richtung Loja und Antequera, wo wir gestern schon vorbei gefahren sind, sondern in Richtung Motríl/Salobreña, zur Costa Tropical. Hier kommen wir an Almuñécar vorbei, dem Ort an dem 'Abr ar-Rahman I. adh-Dhakhil ('der Flüchtling') andalusischen Boden betrat, um wenigstens in al-Andalus die Herrschaft seiner Familie nach der Palastrevolution in Damaskus wieder herzustellen und somit Begründer der andalusischen Umayyaden.

Am frühen Abend erreichen wir Málaga und gehen gemeinsam zum Restaurant Mesón Lo Güeno. Hier bekommen wir verschiedene Varianten frittierten Fischs, unter andem auch Boquerones (und die Malagüeñ@s sind als Boquerones, 'Sardellen' bekannt).


Dienstag, 12. März 2024 – (kein) Abschied von Andalusien

Bevor wir uns am Morgen mit Cristina am Rathaus von Málaga treffen, fahren wir bereits zum Mercado de Ataranzas in Málaga. Dieser ist auf den Überresten der ehemaligen nasridischen Schiffswerft errichtet (Ataranza/Dársena < Dar as-Sina, 'Haus des Schiffes'), bis ins 19. Jhdt. lag das Gebäude nur wenige Meter vom Strand entfernt, seitdem sind es durch Aufschüttungen mehrere hundert Meter. Es ist aber eher Obst, Gemüse und Fleisch, vor allem aber der Fisch um derentwillen iberische und auch italienische Markthallen unbedingt sehenswert sind.

Anschließend laufen wir zum Treffpunkt mit Cristina.

Normalerweise ist es so, dass Málaga Start- und Endpunkt einer Andalusienreise ist, schon weil Málaga den größten Flughafen in der Region hat und selbst den Flughafen der andalusischen Hauptstadt Sevilla weit in den Schatten stellt. Über die Hälfte der Flugbewegungen von oder nach Andalusien gehen über Málaga (und das obwohl Andalusien noch fünf weitere Verkehrsflughäfen besitzt). Startet man eine Reise in Málaga, ist es sinnvoll, auch die Alcazaba (al-Kasbah) von Málaga zu besichtigen. Málaga ist ein Supereinstieg für eine Andalusienreise, weil dort der Hauptverkehrsflughafen ist und Málaga als Königliche (Malaka) von den Phöniziern gegründet noch einige Spuren des römischen Malaca zu bieten hat und eben auch das andalusische Malaqa noch sichtbar ist. Hinzu kommen Monumente der Industrialisierung und des Kampfes zwischen Liberalismus und Restauration. Cristina fragt mich also, weil wir vor dem Aufzug zur Alcazaba stehen, ob wir diese besichtigen wollten. Ich erkläre ihr, dass wir gerade am Ende unserer Tour durch Marokko und Andalusien sind und gerade gestern erst in der Alhambra waren. Die Alcazaba von Málaga ist schön, aber sie nach der Alhambra zu besuchen, ergibt keinen Sinn, da sind Cristina und ich uns einig. Und so führt sie uns am römischen Theater (1. Jhdt.) und an einer direkt daneben liegenden Garum-Fabrik (4. Jhdt.) vorbei durch die Stadt. Wir sehen Picassos Taufbecken (also nicht von ihm gestaltet, sondern in dem er getauft wurde) in der Jakobskirche und sein Geburtshaus. Wer ist dieser Glatzkopf, der da messingfarben auf einer Bank sitzt? Ah... Señor Pablo Ruíz... wir machen mit dem Herren ein Gruppenfoto. Anschließend führt uns Cristina noch durch die Bürgerstadt von Málaga, wir sehen Geäude aus dem 19. und 20. Jhdt.

Nach einer Mittagspause ist die gemeinsame Reise für einen Teil der Gruppe zu Ende. Während der größte Teil der Gruppe in Málaga bleiben darf - Streik des Bodenpersonals an einigen aber nicht allen deutschen Flughäfen - müssen die Berliner und ich nach Hause. Familie B. und Familie T. haben sowieso verlängert, für die ändert sich nichts. Die übrigen elf genießen einen weiteren Sonnentag in Málaga, einige haben sogar eine Bootstour gemacht, nur L. hat ein schlechtes Gewissen gegenüber ihren Kolleginnen und Kollegen, freut sich einerseits über den einen Tag "Zwangsurlaub", ist andererseits aber in Gedanken beim Dienstplan und wie sie ihren Ausfall vielleicht kompensieren kann.


Schlusswort

Die Berliner und ich, wir kommen jeweils gut an unseren Zielflughäfen an. Und auch beim Rest der Truppe läuft am nächsten Tag alles wieder wie geplant. Manolo, unseren Busfahrer, kennen sie ja schon.

Einige Tage nach der Reise freuen sich W. und L. über ein Paket: Ihre in Rabat vergessenen Regenjacken, die sie in Andalusien so gut hätten gebrauchen können, sind da. Mohammeds Leistungen enden als guter Reiseleiter eben nicht, wenn die Gruppe weg ist. Danke auch noch mal von mir dafür.

Es war eine schöne Tour durch Marokko und Andalusien und wie jede schöne Tour sind es nicht nur die Orte, die man besucht, welche die Tour ausmachen, oder das Wetter, sondern auch und vor allem die angenehme Gesellschaft, in der man reist. Danke.

Kommentare zum Reisebericht

Der Reisebericht ist so schön geschrieben und mit Bildern versehen, so dass ich beim Lesen alles nochmal gedanklich miterleben konnte. Zum Glück kann man diesen Bericht auch öfter lesen und sich besser an die Reise erinnern. Schlusswort: Jederzeit wieder....Land, Leute und Reiseleiter

Susann Bach
28.03.2024