Berühmte Reisende

Isabelle Eberhardt – mit Liebe für Nordafrika

Von Dr. Michael Krause, 22.03.2023
Isabelle Eberhardt - berühmte Reisende – © Eberhardt TRAVEL
In unserer Rubrik "Berühmte Reisende" möchten wir euch die Schweizerisch-französische Wüstenreisende und Schriftstellerin Isabelle Eberhardt (1877 – 1904) vorstellen, die zufällig genauso heißt, wie unser Unternehmen, ein ganz besonderes Faible für die Länder Nordafrikas hegte und als erste Frau allein die Sahara bereiste ...

„Auf dem … prächtigen Boden Afrikas ist … die Schönheit des Landes einzigartig“ 
so schrieb Isabelle Eberhardt um 1900 über den Maghreb.

Gleich an den Anfang müssen wir die Aussage stellen, dass die Namensgleichheit zu unserem Firmennamen Eberhardt rein zufällig ist – was aber die berühmte Nordafrika-Reisende, die leider sehr jung starb und ihre durch Reisen und Neugier auf andere Länder und Völker geprägte Lebensgeschichte aber dennoch für uns als Reisemacher mit (fast) dem gleichen Namen äußerst interessant macht.

Dabei lässt sich fast hundertfünfzig Jahre nach ihrer Geburt gar nicht mehr genau feststellen, was die in Genf geborene Schweizerin, die erst kurz vor ihrem Unfalltod nach ihrer Heirat die französische Staatsbürgerschaft erhielt und die in Französisch ihre Tagebücher schrieb (in Deutsch unter dem Titel „Tagwerke“, später als gesammelte Werke „Sandmeere“ veröffentlicht.), besonders berühmt gemacht hat. Dass sie als Mann verkleidet Nordafrika bereiste und sogar als erster Europäer – da sie für einen Mann gehalten wurde – in die Muslimbruderschaft des auf einen persischen Mystiker zurückgehenden Sufi-Ordens Qādiriya aufgenommen wurde? Oder dass sie ein für damalige Verhältnisse völlig untypisches Abenteurerleben führte? Oder dass sie als erste Frau allein in der Sahara unterwegs war?

Sicherlich ist es von allem etwas, zumal über ihr Leben außerhalb der in ihren Tagebüchern geäußerten Gedanken nur wenig gesicherte Informationen vorliegen. Mütterlicherseits hatte die durch ihre schriftstellerische Tätigkeit zumindest in Frankreich und dessen einstigen nordafrikanischen Kolonien bekannt gewordene Reisende deutsche Wurzeln, was sich auch in ihrem Nachnamen, einst der Mädchenname ihrer Mutter, zeigt.
Sie wuchs auf im Haushalt eines Exilrussen, der nach Genf emigriert war und den anarchistischen politischen Ideen Bakunins und der Tolstojaner anhing. Im Geiste der letzteren, die Pazifismus und christlichen Anarchismus aus den Büchern des russischen Literaten Lew Tolstoi gewannen, wurde sie erzogen.
Obwohl sie nie eine öffentliche Schule besuchte, war sie sehr lernbegierig und soll schon als Halbwüchsige in Wort und Schrift mehrere Sprachen beherrscht haben. Während offenbar in ihrem Elternhaus vor allem Französisch, Russisch und auch Deutsch gesprochen wurde, las sie schon bald Bücher und religiöse Schriften auf Hebräisch, Arabisch und Altgriechisch.
Aus dieser Zeit stammt wohl ihre Faszination für den Islam und für die Regionen im damals zu Frankreich gehörenden Nordafrika. Zwanzigjährig nutzte sie die Gelegenheit, ihre Mutter zu einem Kuraufenthalt zu begleiten und gelangte so ins damals französische Algerien. Beide Frauen konvertierten dort zum Islam, doch unmittelbar darauf starb ihre kränkliche Mutter unerwartet.

Höhlendorf und Speicherburg in der Sahara - libysch-tunesische Wüste

Isabelle Eberhardt verkleidete sich als arabischer junger Mann und bereiste so fast ganz Nordafrika. Damals begann sie – wohl als Sicherung des Lebensunterhaltes – mit der Reise-Schriftstellerei. Ihre Liebe galt dem Maghreb, insbesondere Tunesien und Algerien und dem Nordteil der Sahara und ihren Völkern.

Als sie nach verschiedenen Abenteuern und einem missglückten Attentat auf sie aus Algerien ausgewiesen wurde, kehrte sie zunächst nach Europa zurück und heiratete dort 1901 einen Algerier – wodurch sie die französische Staatsbürgerschaft erlangte. So konnte sie im Jahr darauf in den Maghreb zurückkehren und arbeitete mit Erfolg als Journalistin, Schriftstellerin und Kriegsreporterin sowie auf Bitten des französischen Militärkommandanten auch als „Mittlerin zwischen den Welten“, um in den Kolonialkriegen zu schlichten.

Von Malaria und den Folgen ihrer Drogen- und Alkoholsucht geplagt und ihrer Sehnsucht, Neues kennenzulernen getrieben, fiel sie 1904 einem ungewöhnlichen Unfall zum Opfer: sie ertrank in ihrem in einem Wadi, einem Trockental, stehenden Haus, als dieses während eines heftigen Gewitters überschwemmt wurde.

Ihr geplanter, auf autobiographischen Zügen beruhender, Roman „Der Vagabund“ blieb unvollendet, ihre Tagebücher hingegen wurden mehrfach veröffentlicht und in verschiedene Sprachen übersetzt. In den 1970er Jahren wurde sie vor allem von der französischen Frauenbewegung – wohl wegen ihres Trotzes gegenüber der Gesellschaft, ihrem entgegen allen Widerständen vollzogenem Wechsel der Geschlechterrolle – als Vorkämpferin gefeiert.

Sie fand auch in die Kunstgeschichte Eingang, da 1981 in England über ihr Leben das als „klassisches feministisches Drama“ gefeierte Theaterstück „Anatomies“ der amerikanisch-britischen Dramatikerin Timberlake Wertenbanker inszeniert wurde und 2012 in New York die Oper „Song from the Uproar – the lives and deaths of Isabelle Eberhardt“ uraufgeführt wurde.

Infolge der in ihren Aufzeichnungen als besonderer Höhepunkt immer wieder zutage tretenden Reiselust galt sie anfangs nicht nur als Reiseschriftstellerin, sondern auch als – für eine Frau bis in die 90er Jahre des 20. Jh. eher ungewöhnlich – als Beförderin einer Kultur des Reisens im Sinne des Kennenlernens und Verstehens fremder Völker.

Heute ist sie, bis auf die oben angeführten Bühnenwerke, leider von den Historikern und Reise-Biographen fast vergessen – nur in ihrem Geburtsort Genf wurde eine Straße nach ihr benannt.

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