Studienreise Russland: Transsib von Moskau an den Baikalsee

Ihre Ganztags-Zugfahrt beginnt früh am Morgen. Auf traditioneller Strecke, der Transsibirischen Eisenbahn, reisen Sie durch die westsibirische Ebene. Die flache Landschaft ist geprägt von Nadelholzwäldern und Sümpfen. Immer wieder lichtet sich der Wald, Birkenwäldchen und sumpfige Wiesen begleiten Sie während der Bahnfahrt. Sie durchqueren mit dem Zug das Zentrum der westsibirischen Erdöl- und Gasförderung, die Stadt Tjumen. Mit etwas Glück können Sie bei den Halten auf den Stationen unterwegs noch die traditionelle Versorgung der Bahnreisenden erleben. Mit geschäftigem Treiben werden von fliegenden Händlern auf den Bahnsteigen allerlei regionale Produkte wie Räucherfisch, Piroggen und Obst angeboten. Auch Sie verpflegen sich heute russisch-traditionell mit dem von Ihnen bereits am Vortag erworbenen Reiseproviant. Nach Mitternacht erreichen Sie Omsk, die zweitgrößte Stadt Sibiriens. Auf Ihrer kurzen nächtlichen Fahrt zum Hotel erhalten Sie einen ersten Eindruck von der Millionenstadt am Irtysch.

Am Vormittag unternehmen Sie einen Stadtspaziergang durch die wohl am zentralsten gelegene Metropole Russlands. Am Mittag besteigen Sie erneut einen Zug und durchqueren nun mit 1.087 Kilometern ein weiteres Stück Sibirien entlang der Transsibirischen Eisenbahn. Die Fahrt geht durch anmutige teils gebirgige Landschaften der sibirischen Taiga: Endlose Wälder wechseln sich ab mit kleinen Weilern an den Hügeln des Mittelgebirges. Der Zug durchfährt kleine und mittelgroße Siedlungen, Orte, die die historische Erschließung Sibiriens dokumentieren. Der Abbau von Bodenschätzen und der Holzeinschlag bestimmten über Jahrhunderte die Entwicklung dieser Siedlungen. Auch am heutigen Tag verpflegen Sie sich russisch-traditionell. Den Reiseproviant dafür haben Sie bereits am Vormittag gemeinsam mit Ihrem Reiseleiter eingekauft. In Ihrem Vier-Bett-Schlafwagen-Abteil können Sie die Unendlichkeit Sibiriens entspannt genießen. Ganz anders als dies Anton Tschechow noch vor dem Bau der Transsibirischen Eisenbahn einst möglich war. Er schrieb dazu: "Die sibirische Poststraße ist die längste und, mir scheint, auch die hässlichste Straße auf der ganzen Welt." Am Abend fahren Sie durch Taischet, den westlichen Ausgangspunkt der Baikal-Amur-Magistrale (BAM).

Entspannt wachen Sie am Morgen auf und erreichen am frühen Vormittag die Stadt Irkutsk an der Angara. Mit dem Bus sind Sie in wenigen Minuten am Hotel, wo Sie frühstücken. Anschließend unternehmen Sie eine Stadtrundfahrt im "Paris Sibiriens", dessen intellektuelles Leben in der Mitte des 19. Jahrhunderts wesentlich von den Dekabristen geprägt wurde. Auf der Fahrt sehen Sie rekonstruierte Kirchen, Klöster und groártige Beispiele russischer städtischer Holzhäuser mit reichlich geschnitzten Verziehrungen. Sie besichtigen das ehemalige Wohnhaushaus einer adeligen Dekabristenfamilie. Am Abend haben Sie Zeit für einen individuellen Bummel.

Bei einer Stadtrundfahrt lernen Sie die russische Hauptstadt kennen: Breite Prospekte verbinden neue Stadtteile mit Gebieten im Baustil des Stalin-Neoklassizismus und den historischen Gebäuden der Innenstadt. Von den Sperlingsbergen, auf denen das Hauptgebäude der Lomonossow-Universität dominiert, genießen Sie einen Blick auf die Millionenstadt. Sie besichtigen den Moskauer Kreml und bummeln zum legendären Roten Platz mit der Basilius-Kathedrale und dem Kaufhaus GUM. Am späten Nachmittag treffen Sie zu Ihrem Abendessen in einem Moskauer Restaurant ein. Danach bringt Sie der Bus zum Kasaner Bahnhof, wo Sie einen ersten Eindruck vom quirligen russischen Bahnreise-Geschehen erhalten. Sie beginnen Ihre Nachtfahrt nach Kasan und übernachten in einem Vierer-Abteil.

Am Morgen treffen Sie in Kasan, der Hauptstadt der Republik Tatarstan ein. Sie beziehen Ihr Zimmer im Hotel und frühstücken. Kasan ist das Zentrum der muslimischen Tataren Russlands. Markant erhebt sich die weiße, viertürmige Moschee inmitten des Kasaner Kremls. Bei einem Rundgang lernen Sie das beeindruckende Ensemble des Kreml, in seiner Einheit von orthodoxen Bauten und der muslimischen Moschee, kennen. Von der Höhe der Festungsanlagen haben Sie einen Ausblick auf die neuen Stadtteile am Kasanka-Fluss. Bei einer Stadtrundfahrt besuchen Sie das traditionelle tatarische Viertel am Ufer des Kaban- (Wildschwein) Sees und unternehmen einen Ausflug zu Mütterchen Wolga, dem längsten europäischen Fluss. Ein Abendessen mit tatarischer Küche schließt diesen Tag in Tatarstan ab.

Sehr früh am Morgen besteigen Sie Ihren Schlafwagen-Zug, die Transsibirische Eisenbahn, der Sie über ca. 900 Kilometer nach Jekaterinburg im Ural bringt. Zunächst durchqueren Sie die teils industriell geprägten Weiten im europäischen Teil Russlands zwischen Wolga und Ural. Sie speisen im Bordrestaurant des Zuges.
Am Nachmittag erreichen Sie Krasnoufimsk. Hier beginnt der Anstieg der Eisenbahntrasse. Beim Blick aus dem Abteilfenster erahnen Sie in den kurvigen Abschnitten der Trasse die Länge Ihres fast fünfhundert Meter langen Zuges.
Am späten Abend erreichen Sie Jekaterinburg und fahren zum Hotel Park Inn, wo Sie zu Abend essen.

Jekaterinburg bildet die Schnittstelle zwischen Europa und Asien. Der Ort entstand 1721, als unter Zar Peter I. die Erschließung der Naturreichtümer des Urals forciert wurde. Der Name des Ortes geht auf Zarin Jekaterina I. zurück.
Zwischen 1924 und 1991 trug die Stadt den Namen des Bolschewiken Swerdlow. Die Erschließung und Verarbeitung der Naturreichtümer sowie die politischen Auseinandersetzungen des 20. Jahrhunderts prägten die Entwicklung der Stadt.
Während der Stadtrundfahrt besuchen Sie auch die Kirche auf dem Blut, errichtet an jener Stelle, wo die Zarenfamilie 1918 ermordet und das Kloster Ganina Jama, an welcher sie anschliessend verscharrt wurde.  Am Nachmittag können Sie ein Erinnerungsfoto am Monument, welches der Grenze zwischen Europa und Asien markiert, machen und einen Blick auf den Woltschichinskoe Stausee im Uralgebirge werfen. Ihr Abendessen erwartet Sie heute im Hotel in Jekaterinburg.

Heute unternehmen Sie einen Ausflug in das Uralgebirge. Am späten Vormittag treffen Sie in Newjansk ein, wo vor 300 Jahren die russische Metallurgie ihren rasanten Aufstieg begann. Vom Glockenturm haben Sie gute Sicht auf die seenreiche Umgebung und die einstigen Werkanlagen. Nach dem Mittagessen besichtigen Sie Byngi, ein Dorf der orthodoxen Altgläubigen, und eine Töpferei. Ihre Busfahrt führt durch die Wiesen- und Waldlandschaft des Urals. Am späten Nachmittag kehren Sie nach Jekaterinburg zurück, wo Sie in einem Restaurant speisen und erneut im Hotel übernachten.

Nach dem Frühstück unternehmen Sie einen kleinen Rundgang durch die heimliche Hauptstadt Sibiriens zur Mündung des Om in den Irtysch sowie zu den Resten der ehemaligen Festungsanlage. Während des Bürgerkrieges war Omsk Sitz der bürgerlichen Provisorischen Regierung unter Admiral Koltschak. Am Mittag bringt Sie der Bus zum Bahnhof und Sie starten mit der Transsibirischen Eisenbahn zu Ihrer 625 Kilometer langen Fahrt vom Irtysch an die Ob. Zahlreiche Siedlungen und Befestigungen an den sibirischen Flüssen dieses Gebietes gehen auf die große russische Kolonisierungsphase im 17. und 18. Jahrhundert zurück. Dazwischen sehen Sie die endlosen, flachen Weiten Westsibiriens. Am Abend treffen Sie in der größten sibirischen Stadt, Nowosibirsk, ein, wo Sie im Hotel übernachten.

Nowosibirsk ist die jüngste der sibirischen Metropolen. Ihre architektonische Prägung erfolgte zu Sowjetzeiten, insbesondere in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Nach dem Frühstück statten Sie dem sogenannten Akademiestädtchen, Akademgorodok, einem der bedeutendsten Wissenschaftsstandorte Russlands, einen Besuch ab.
Im Eisenbahnmuseum können Sie die russisch-sowjetische Eisenbahngeschichte bei der Besichtigung des Lokomotiven- und Waggonparks nachvollziehen. Am zeitigen Nachmittag fahren Sie zum Nowosibirsker Zentralmarkt, dem größten Markt Sibiriens, dessen Angebot stark von Anbietern aus Mittelasien geprägt ist. Erleben Sie sibirisches Marktgeschehen und probieren Sie das frische Obst oder frisch eingelegte Gurken oder Kapusta (Sauerkraut). Auf Ihrer weiteren Fahrt durch die Ob-Metropole besuchen anschliessend Sie das Birkenrinde-Museum mit wundervoller sibirischer Schnitzkunst. Am Abend verwöhnen wir Sie bei einem rustikalen Abend mit typisch sibirischen Spezialitäten. "Na pasaschok" heißt der letzte Schluck, mit dem Sie das Essen verlassen und in den Nachtzug steigen.

Ihr Traum vom Baikalsee wird heute wahr! Sie starten mit dem Zug in Irkutsk zur Krugobaikalskaja-Strecke, um den Baikalsee zu besuchen. Der Zug ist ein regionaler Ausflugszug (Exkursionnaja Elektritschka), den auch die Irkutsker gern nutzen, um an ihr Meer zu gelangen. Nach reichlich zwei Stunden Fahrt haben Sie den Baikalsee am Südufer in Sljudjanka erreicht. Anschliessend führt nun die Fahrt entlang der alten Baikal (Krugobaikalskaja) Bahnstrecke die beste Aussichten auf den See bietet. Auf der 80 Kilometer langen Strecke hält der Zug mehrfach für längere Zeit, so dass Sie genügend Zeit für Fotos, ein Picknick und vielleicht gar ein Bad im Baikalsee haben. Genießen Sie diesen Tag bei einer einzigartigen Fahrt zwischen See und Gebirge auf dieser über einhundertjährigen Bahnstrecke voller ingenieurtechnischer Meisterwerke vergangener Zeiten mit u.a. 39 Tunneln und zahlreichen Viadukten. Am Abend erreichen Sie Port Baikal. Mit einer Fähre gelangen Sie über die Angara nach Listwjanka, wo Sie direkt am Baikalsee für drei Nächte Ihr Hotel beziehen.

Die Perle Sibiriens, wie der Baikalsee auch genannt wird, ist ein unvergleichliches Stück Natur. Er ist mit 1.637 Metern der tiefste Binnensee der Welt und beherbergt 20 Prozent aller Süßwasservorräte der Erde. Das Wasser ist klar und besitzt Trinkwasserqualität. Bummeln Sie an diesem Tag durch Listwjanka, dem so genannten Tor zum Baikalsee. Genießen Sie bei einem Spaziergang zum Tscherskij-Felsen den Blick auf Baikalsee und die Mündung der Angara! Entspannen Sie sich am See und probieren Sie köstlichen geräucherten Fisch vom Baikal. Nach langer Reise ist dieser Tag ein Tag "zum Ankommen und Genießen"!

Am Vormittag fahren Sie mit einem Motorschiff zur Siedlung Bolschije Koty einige Kilometer nördlich von Listwjanka. In der Bucht haben Sie Zeit zum Verweilen, zu einem kleinen Spaziergang oder zum Baden. In einer typischen Datscha bewirtet Sie die Gastgeberin mit sibirischen Speisen. Am Nachmittag treffen Sie wieder in Listwjanka ein. Genießen Sie erneut die Stimmung der hereinbrechenden Nacht am Baikalsee!